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Über den Autor

DR. LENELOTTE MÖLLER

studierte Geschichte, Latein und evangelische Theologie in Saarbrücken, Basel und Mainz; die Promotion in Geschichte folgte im Jahr 2000; sie ist Studiendirektorin am Gymnasium Schifferstadt im Rhein-Pfalz-Kreis.

Im marixverlag sind von ihr u.a. folgende Übersetzungen erschienen:
Die Enzyklopädie des Isidor von Sevilla, die Cicero-Briefe, Titus Livius’ Römische Geschichte, Senecas Vom glücklichen Leben, Plutarchs Von Liebe, Freundschaft und Feindschaft, Polybios’ Der Aufstieg Roms, Lukians Vom beinahe vollkommenen Menschen, Tacitus’ Agricola und Germania und Sallusts Römische Geschichte. Sie ist außerdem Mitherausgeberin der 2-bändigen Plinius-Ausgabe.

Zum Buch

Cassius Dio Cocceianus aus Nikaia in Bythinien (um 163 – nach 229 n. Chr.) war Sohn eines Senators und selbst römischer Konsul und Senator. Diese Ämter prägten sein Bewusstsein und seine Haltung als Politiker und Autor. Als Statthalter wirkte er in Afrika, Pannonien und Obergermanien unter den Kaisern Septimius Severus und Severus Alexander.

Seine eigene Zeitgeschichte beschreibt Dio als Insider mit genauer Kenntnis aller Hintergründe, aber auch bei der Darstellung früherer Abschnitte ist sein Zugang zu Quellen ersten Ranges der Grund für die hohe Bedeutung seines Geschichtswerkes. Dass er in seine Erzählung öfter auch Gerüchte und Klatschgeschichten aufnahm, macht zwar stets eine kritische Prüfung seiner Ausführungen nötig, wirkte sich jedoch auf den Unterhaltungswert der Werkes für Zeitgenossen wie für spätere Leser außerordentlich positiv aus.

Cassius Dio war griechischer Historiker, römischer Senator und Konsul: Sein Hauptwerk als Schriftsteller ist die Römische Geschichte, verfasst in griechischer Sprache und eingeteilt in 80 Bücher nach antiker Zählung. Das Werk reicht von der Gründung Roms bis in die Lebens- und Wirkungszeit des Autors selbst. Anfang und Ende sind nur in Fragmenten erhalten. Für einige Abschnitte der römischen Geschichte dazwischen stellt Cassius Dio allerdings die wichtigste, bisweilen sogar die einzige Quelle dar.

Cassius Dio

Römische Geschichte

Cassius Dio

Römische Geschichte

In der Übersetzung von
Leonhard Tafel

Bearbeitet von
Lenelotte Möller

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

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Alle Rechte vorbehalten

Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2012

ISBN: 978-3-8438-0303-8

www.marixverlag.de

INHALT

Aus der Einleitung von Leonhard Tafel

Cassius Dios Römische Geschichte

XXXV. Buch

XXXVI. Buch

XXXVII. Buch

XXXVIII. Buch

XXXIX. Buch

XL. Buch

XLI. Buch

XLII. Buch

XLIII. Buch

XLIV. Buch

XLV. Buch

XLVI. Buch

XLVII. Buch

XLVIII. Buch

IL. Buch

L. Buch

LI. Buch

LII. Buch

LIII. Buch

LIV. Buch

LV. Buch

LVI. Buch

LVII. Buch

LVIII. Buch

LIX. Buch

LX. Buch

LXI. Buch

LXII. Buch

LXIII. Buch

LXIV. Buch

LXV. Buch

LXVI. Buch

LXVII. Buch

LXVIII. Buch

LXIX. Buch

LXX. Buch

LXXI. Buch

LXXII. Buch

LXXIII. Buch

LXXIV. Buch

LXXV. Buch

LXXVI. Buch

LXXVII. Buch

LXXVIII. Buch

LXXIX. Buch

LXXX. Buch

Register

AUS DER EINLEITUNG VON
LEONHARD TAFEL

Cassius Dio Cocceianus wurde zu Nikaia in Bithynien in der Nähe des durch seine Fische berühmten Asklepischen Sees um das Jahr 908 seit der Gründung Roms, d.h. um 155 n.Chr. geboren. Den Beinamen Cassius scheint einer seiner Vorfahren von einem Cassius, der ihm das römische Bürgerrecht verschaffte, angenommen zu haben. Sein Vorname ist unbekannt. Dio Cocceianus hieß er nach seinem mütterlichen Großvater Dio Chrysostomus, welcher sich den Beinamen Cocceianus wahrscheinlich zu Ehren des Kaisers Cocceius Nerva beigelegt hatte. Sein Vater Cassius Apronianus, römischer Senator, wurde unter Mark Aurel, vermutlich um das Jahr 163, Statthalter in Kilikien, wohin ihn Dio begleitete, um sich unter ihm nach der Gewohnheit der jungen Römer praktisch auszubilden.

Nach Rom zurückgekehrt, wurde er unter Mark Aurel, oder gleich nach dessen Tod 180 n.Chr. noch vor der Ankunft des Commodus, in den Senat aufgenommen, aber unter Letzterem zu keinen Ehrenstellen befördert. Während der 13 Regierungsjahre desselben brachte er es kaum zur Quästur und zur Ädilität und blieb zu Rom, wo er seinen Freunden in ihren Rechtshändeln beistand und sich wissenschaftlichen Arbeiten gewidmet zu haben scheint. Als aber Pertinax (geb. 192), der sein Freund war, auf den Thron gelangte, wurde er teils auf andere Weise ausgezeichnet, teils auch zum Prätor für das folgende Jahr designiert. Als nach dessen Ermordung durch die Soldaten Iulianus als Meistbietender den Thron erstanden hatte, hörte er in aller Devotion dessen Rede in der Curia, bestätigte ihn mit seinen Kollegen in der Kaiserwürde und machte ihm, der soeben noch die Leiche seines kaiserlichen Freundes und Gönners verhöhnt hatte, mit jenen seine Aufwartung im Palast, um ihm zur Thronbesteigung Glück zu wünschen. Bald darauf, als ein neuer Herr der Stadt sich nahte, erschien er gleich bereit im Senat und verurteilte den machtlosen Iulianus zum Tode, rief den Severus auf den Thron und beschloss für den ermordeten Pertinax die Verehrung als Held.

Ein neuer Glücksstern schien Dio unter Severus aufzugehen. Seine Schrift über die Träume und Wunderzeichen, welche diesem Hoffnung auf den Kaiserthron gemacht hatte, wurden von dem neuen Kaiser huldvoll aufgenommen, und Dio erhielt in der folgenden Nacht im Traum die göttliche Weisung, Geschichtsschreiber zu werden. Er schrieb die Regierungsgeschichte des Commodus, wozu er schon früher die Materialien gesammelt hatte, während er, selbst in Rom anwesend, Augenzeuge von dessen Untaten war. Er übersandte sie Severus, noch bevor derselbe wider den Gegenkaiser Niger zu Felde zog, und fand eine so günstige Aufnahme, dass er die ganze römische Geschichte zu schreiben beschloss. Als aber Severus nach Besiegung des Albinus den Senat, welchen er einer günstigen Gesinnung für diesen beargwöhnte, hart anging, den Commodus verehrte und seinen Bruder nannte, wurde Dios schriftstellerischer Eifer abgekühlt und musste von der Göttin im Traum durch Verheißung der Unsterblichkeit aufs Neue angefeuert werden. Jetzt sammelte er zehn Jahre lang die Materialien seiner Römergeschichte und verwendete zwölf weitere Jahre auf die Bearbeitung derselben, was nach Reimar so zu verstehen ist, dass sich Dio von 201 bis 211 die historischen Belege verschaffte, wozu er in Rom die beste Gelegenheit hatte, und nach dem Tod Severus’ mit der Bearbeitung des gesammelten Stoffs bis zum Jahr 222 n.Chr., da Alexander Severus zur Regierung gelangte, fortfuhr und im Sinne hatte, das Übrige bis zu seinem Tod nachzuliefern, davon aber, durch Letzteren zu wichtigen Staatsgeschäften und von einer Statthalterschaft in die andere gerufen, Abstand nahm und, zumal von Alter und Krankheit geschwächt, die Geschichte Alexanders und seiner Zeit nur noch oberflächlich berührte.

Was nun seine politische Laufbahn betrifft, so bekleidete er im Jahr der Stadt 947 (194 n.Chr.) unter Severus die Prätur, zu welcher er von Pertinax designiert worden war. Beim Ausbruch des Kriegs zwischen Severus und Albinus gehörte er zu denjenigen Senatoren, welche sich, mit kluger Vorsicht den Ausgang erwartend, öffentlich weder für den einen noch für den anderen entschieden. Dies und Severus’ Sinnesänderung über Commodus waren vielleicht hauptsächlich schuld, dass er von diesem zu keiner Ehrenstelle befördert noch außerhalb Roms verwendet wurde, sondern sich in Muße teils in Rom, teils in Capua seinen historischen Studien widmen konnte.

Nach der Ermordung seines Bruders Geta Alleinherrscher geworden, blieb der tyrannische Caracalla stets der Lehre seines Vaters Severus eingedenk: »Bereichert die Soldaten und verachtet die anderen!« Er schaffte durch jede Art von Bedrückung die zur Befriedigung seiner Soldaten erforderlichen Summen herbei und suchte das Vermögen der angesehenen Senatoren planmäßig zugrunde zu richten. Immer mussten ihn, wie Dio selbst erzählt, wenn er Rom verließ, Senatoren begleiten, und ihm, auf eigene Kosten mitten auf seinen Reisen Häuser, Quartiere und, wo er überwinterte, Amphitheater und Rennbahnen erbauen und Wild zur Jagd herbeitreiben lassen. So musste ihm denn auch Dio, welcher jetzt zum ersten Mal Italien verließ, nebst anderen auf seiner Reise in den Orient folgen, vorgeblich, weil sie dem Kaiser zu den Gerichtssitzungen und zur Beratung nötig wären, in Wirklichkeit aber, um seiner Willkür ihr Vermögen aufzuopfern und den Soldaten und Eunuchen zur Zielscheibe des Spotts zu dienen. In den Winterquartieren in Nikomedia wurden sie, nach Dios eigenem Geständnis, oft vor Tagesanbruch von dem Kaiser zur Gerichtssitzung oder zum Rat berufen und mussten bis Mittag, zuweilen sogar bis zum Abend vor der Tür warten, ohne eingelassen oder begrüßt zu werden, während er wilde Tiere erlegte, im Wagen fuhr, Fechterspiele trieb oder mit den Soldaten Trinkgelage hielt. Auf seinem Zug wider die Parther scheint ihn jedoch Dio nicht begleitet zu haben, sondern irgendwo in Vorderasien zurückgeblieben zu sein, wo ihn dann Macrinus, nach Caracallas Ermordung, zum Statthalter in die unruhigen Städte Smyrna und Pergamus berief. Hier blieb er, bis nach Elagabals Fall Alexander Severus auf den Thron gelangte.

Nach dieser Statthalterschaft begab er sich in seine Vaterstadt Nikaia und erkrankte daselbst. Während seines dortigen Aufenthalts scheint er, vielleicht zur Belohnung seiner Dienste in den beiden Städten, zum ersten Mal zum Konsul ernannt worden zu sein, sein Amt aber, der Krankheit wegen, nicht angetreten zu haben. Aus Asien ging er als Prokonsul nach Afrika und wurde, kaum von da zurückgekehrt, nach Dalmatien, wo auch sein Vater Statthalter gewesen war, abgeschickt und im folgenden Jahr mit der Verwaltung des oberen Pannonien beauftragt. Wegen der Strenge aber, womit er auf Disziplin hielt, missfiel er den Soldaten, sodass bei seiner Rückkehr nach Rom die zügellosen Prätorianer, die Mörder des Hauptmanns der Leibwache, Ulpianus, Gleiches auch von sich befürchtend, seinen Kopf verlangten. Der Kaiser aber nahm ihn in Schutz und ernannte ihn, außer anderen Auszeichnungen, für das nächste Jahr zu seinem Kollegen im Konsulat, indem er die damit verbundenen Kosten aus der eigenen Kasse bestritt. Um ihn der Wut der erbitterten Prätorianer zu entziehen, erlaubte er ihm, die Zeit seines Amtes außerhalb der Stadt in irgendeinem Teil Italiens zuzubringen. Nach Ablauf derselben erschien er wieder ungefährdet in Rom, erbat sich aber, nunmehr im Alter vorgerückt und überdies an einer Fußkrankheit leibend, vom Kaiser die Erlaubnis, sich von den öffentlichen Geschäften in seine Vaterstadt Nikaia zurückziehen zu dürfen, um dort den Rest seiner Tage in Ruhe zu verleben und die letzte Hand an sein Geschichtswerk zu legen, das er denn auch, auf Befehl seines Genius’ mit den homerischen Worten:

Hektor aber entrückt Zeus aus den Geschossen, aus dem Staube, weg aus dem tödlichen Kampf, aus Blut und Schlachtengetümmel!

beendigte.

So viel vom politischen Leben Dios. Dass unser römischer Senator zu lange nach dem letzten echten Römer gelebt hat, um noch einen Funken altrömischen Stolzes in sich zu fühlen, belegt er selbst überall mit bewundernswerter Naivität durch die sprechendsten Beweise; und doch gehörte er, was freilich nicht viel heißen will, noch zum besseren Teil seiner Mitbürger, und trat sogar hin und wieder, wo es ohne eigene Gefahr geschehen konnte, für das Bessere auf. Sobald es aber galt, der eigenen Sicherheit seine Ehre zum Opfer zu bringen, entblödete er sich nicht, sich gegen die verworfensten Ungeheuer zu kriechender Schmeichelei zu erniedrigen und sich unbedenklich zum Werkzeug ihrer Willkür herzugeben. […]

Die Schriften, als deren Verfasser er angeführt wird, sind folgende:

– Das Buch von den Träumen und Wunderzeichen (welche dem Severus Hoffnung auf den Kaiserthron machten)

– Die Geschichte des Commodus (wahrscheinlich später zum Bestandteil der Römischen Geschichte geworden)

Römische Geschichte (das vorliegende Werk)

– Die Geschichte des Kaisers Trajan (Dieses Werk schreibt ihm das byzantinische Lexikon Suida zu. Diese ließ sich aber eher von Dio Chrysostomus erwarten; doch konnte unser Dio von jenem überkommene Notizen benutzt und bearbeitet haben.)

– Die Lebensbeschreibung des Philosophen Arrian (ebenfalls laut Suida)

– Eine Persische Geschichte (Diese ist aber wahrscheinlich durch Verwechslung der Namen die des Dion, welcher von vielen Schriftstellern als Verfasser einer solchen zitiert wird.)

– Die Reisebeschreibung (als deren Verfasser Suida gleichfalls den Dio nennt, ist ebenfalls eher von Dion Chrysostomos, von dem man weiß, dass er viele Länder bereiste; doch konnte unser Dio die Materialien von seinem mütterlichen Großvater erhalten, vervollständigt und bearbeitet haben.)

– Endlich wird auch die Getische Geschichte (welche Suida, Jordanes und Freculphus dem Cassius Dio zuschreiben) mit größerer Wahrscheinlichkeit dem Prusäischen Dio zugewiesen.

Dio schrieb seine Römische Geschichte nach dem Zeugnis der Alten in 80 nach Dekaden eingeteilten Büchern und begann mit der Ankunft des Aeneas in Italien. Die ersten 45 Bücher sind nur noch in Bruchstücken erhalten. […]

Die Geschichte vor der Kaiserzeit schrieb Dio minder ausführlich, am ausführlichsten aber, wie er selbst berichtet, die Geschichte seiner Zeit. Die vollständige Geschichte Dios, namentlich der vorpompejische Teil, scheint gleich anfangs vernachlässigt worden und nur in wenigen Abschriften vorhanden gewesen zu sein. Selbst Xiphilin, welcher sie entweder in seinem Codex nicht vorfand oder des Auszugs nicht für würdig hielt, verspricht nichts als die Kaisergeschichte. Dass sie aber nach diesem noch vorhanden waren, geht daraus hervor, dass sie von vielen angeführt worden und in den Sammlungen des Constantinus Porphyrogenetos und bei Zonaras1 exzerpiert worden sind. […]

Bei der Übersetzung habe ich die Sturz’sche Ausgabe zugrunde gelegt. Dass ich die verdienstvolle Übersetzung von Lorenz, soweit sie erschienen ist, verglichen und berücksichtigt habe, wird mir in keinem Fall von Billigen zum Vorwurf gemacht werden.

Ulm, den 28. Januar 1831

D. Leonhard Tafel

1 Der byzantinische Kaiser Konstantinos VII. Porphyrogenetos (912–959) war selbst wissenschaftlicher Schriftsteller und förderte in besonderem Maße die Entstehung fremder Werke, darunter eine Exzerptsammlung antiker Werke, durch die auch viele Fragmente von Cassius Dio überliefert sind. Johannes Zonaras war ein hoher Hofbeamter in Byzanz im 11. Jh., der unter anderem eine Weltchronik von der Erschaffung der Welt bis 1118 n.Chr. verfasste. Er benutzte für die Römische Geschichte Cassius Dio als Vorlage, doch lagen auch ihm zum Teil nur Auszüge vor.

CASSIUS DIOS RÖMISCHE
GESCHICHTE

BRUCHSTÜCKE AUS DEN ERSTEN 34 BÜCHERN
NACH DER
ZEITFOLGE GEORDNET

1. Einleitung Dios in seine Geschichte

Ich werde bestrebt sein, die denkwürdigen Taten der Römer in Krieg und Frieden so zu beschreiben, dass weder einer von ihnen [den Römern], noch die anderen etwas Notwendiges vermissen sollen.

2. Ich las fast alles, was über sie [die Römer] geschrieben worden ist, nahm aber nicht alles auf, sondern nur, was ich ausgewählt habe. Dass ich mich aber eines, sofern die Gegenstände es erlaubten, gefälligen Vortrags befleißigte, darf keinen Verdacht gegen dessen Treue erregen, was anderen [Geschichtsschreibern] schon passiert ist; denn ich ließ mir beides möglichst angelegen sein. Ich beginne in der Zeit, da die Überlieferung von dem Land, das wir bewohnen, Licht gewinnt. Das Land, in welchem die Hauptstadt der Römer erbaut ist, …

3. Roms Ursprung.

Aeneas also kam aus Makedonien nach Italien, welches früher Argessa, dann Saturnia, von Kronos (denn der griechische Kronos heißt bei den Römern Saturnus), hierauf, nach einem gewissen Auson, Ausonia, später Tyrrhenia hieß. In der Folge wurde von einem Italus, oder von einem der von Hercules weggetriebenen Geryonischen Stiere, der von Rhegion nach Sizilien in das Flachland des Eryx, Königs der Elymer, eines Sohnes von Neptun, hinüberschwamm, das Land Italien genannt. Denn die Tyrrhener nennen den Stier Italus. So erhielt denn das Land den Namen Italien, über welches zuerst Picus, dann sein Sohn Faunus König war. Als Hercules mit den übrigen Stieren des Geryon dahin kam, zeugte er mit Faunus’ Gemahlin den Latinus, welcher über die dortigen Einwohner herrschte und ihnen allen den Namen Latiner gab.

55 Jahre nach Hercules kam der erwähnte Aeneas, nach der Eroberung Trojas, nach Italien und zu den Latinern; er legte bei Laurentium, das auch Troja heißt, nächst dem Flusse Numicius an, und mit ihm sein Sohn von Creusa, Ascanius bzw. Iulus [genannt]. Als hier seine Gefährten die mondförmige Unterlage ihrer Mahlzeit, aus Brotrinden bestehend (denn sie hatten keine Tische), verspeisten, und ein weißes Mutterschwein, aus seinem Schiffe auf den nach ihm benannten Albanerberg entsprungen, daselbst 30 Junge warf – zum Vorzeichen, dass seine Söhne in 30 Jahren im Besitz des Landes und der Gewalt sein würden – beschloss er, eingedenk eines Götterspruchs, seine Irrfahrt, opferte das Schwein und traf Anstalt, eine Stadt zu gründen.

Latinus wehrte es ihm zwar; aber im Krieg besiegt, gab er Aeneas seine Tochter Lavinia zur Gemahlin. Aeneas baute jetzt eine Stadt und nannte sie Lavinia. Als aber Latinus und der König der Rutuler, Turnus, im Krieg, einer jeweils durch den anderen, gefallen waren, wurde Aeneas König. Nachdem aber auch Aeneas zu Laurentium im Krieg gegen dieselben Rutuler und den Tyrrhenerkönig Mezentius geblieben war und seine Gemahlin Lavinia schwanger hinterlassen hatte, kam sein Sohn von Creusa, Ascanius, zur Herrschaft. Dieser überwand Mezentius, da er keine Friedensbotschaft annahm, sondern einen jährlichen Tribut aus ganz Latium verlangte, in einer entscheidenden Schlacht. Nach genau 30 Jahren ging das Vorzeichen des Mutterschweins in Erfüllung, und die Latiner begnügten sich, zu größerer Macht angewachsen, nicht mehr mit Lavinia, sondern bauten eine andere Stadt, Alba Longa, die sie nach dem Mutterschwein die Weiße und von ihrer Lage die Lange benannten; auch den Berg hießen sie den Albanischen; nur die von Troja mitgebrachten Bildsäulen der Götter wurden nach Lavinia geschafft. Nach des Ascanius Tod regierte nicht dessen Sohn Iulus, sondern des Aeneas Sohn von Lavinia, Silvius [nach anderen des Ascanius Sohn Silvius]; Silvius folgte ein zweiter Aeneas, diesem Latinus, dann Capys; Capys folgte sein Sohn Tiberinus; diesem Amulius und diesem wieder Aventinus.

So viel von Alba und den Albanern. Nun die Geschichte Roms. Aventinus zeugte Numitor und Amulius. Den König Numitor stieß Amulius vom Thron und tötete den Sohn Numitors Aegestes auf der Jagd. Des Aegestes Schwester aber, die Tochter des vorgenannten Numitor, Silvia oder Rhea Ilea, machte er zur Priesterin der Vesta, damit sie Jungfrau bliebe; denn er fürchtete sich vor einem Orakelspruch, nach welchem er durch Numitors Kinder umkommen sollte. Deswegen tötete er Aegestes, und sie machte er zu einer Priesterin der Vesta, damit sie Jungfrau und kinderlos bliebe. Als sie aber einmal in dem Marshain Wasser schöpfte, wurde sie schwanger und gebar Romulus und Romus.2 Auf die Fürsprache von des Amulius Tochter blieb sie am Leben; die Kinder aber wurden dem Hirten Faustulus, dessen Gattin Laurentia hieß, übergeben, um sie in den Tiber zu werfen. Seine Frau aber nahm sie zu sich und erzog sie; denn sie hatte gerade damals ein totes Kind geboren.

Als Romulus und Romus heranwuchsen, taten sie Hirtendienst auf den Gütern des Amulius. Weil sie aber einige Hirten ihres Großvaters Numitor erschlagen hatten, suchte man sie zu fangen. Romus wurde aufgegriffen, Romulus aber lief hin und meldete es dem Faustulus, dieser eilte, die Sache dem Numitor zu hinterbringen. Endlich erkannte sie Numitor als die Kinder seiner Tochter. Von vielen andern unterstützt brachten sie den Amulius um, übergaben dem Großvater Numitor die Herrschaft über Alba, sie selbst aber begannen die Gründung Roms im 18. Lebensjahr Romulus’. Vor diesem großen Rom, welches Romulus um das Haus des Faustulus auf dem Palatinischen Berg anlegte, war schon ein anderes in Gestalt eines Vierecks von einem älteren Romus oder Romes angelegt gewesen.

4. Frühere Benennung Italiens.

Unter Ausonien wird, wie Dio Cocceianus berichtet, eigentlich bloß das Land der Aurunker zwischen den Campanern und Volskern längs des Meeres hin verstanden. Viele aber sind der Meinung, Ausonien habe sich bis Latium hin erstreckt, sodass dann ganz Italien danach benannt worden sei.

5. Oenotrien.

Wo jetzt Rom steht, war vorher eine Gegend, Oenotria genannt, wo sich Philoktet nach der Zerstörung Iliums niederließ, wie Dionysius, Dio und alle römischen Geschichtsschreiber berichten.3

6. Ligurien.

Die Ligurer bewohnen das Küstenland von Tyrrhenien bis an die Alpen und Gallien, wie Dio berichtet.

7. Calabrien.

Die Iapygen und Apulier wohnen um den Ionischen Meerbusen. Das Volk der Apulier bestand nach Dio aus den Peucetiern, den Pediculern, den Dauniern, den Tarentinern und den Cannen. Das Feld des Diomedes liegt im Daunischen Apulien. Mesapygien und Iapygien wurden später Salentien, dann Calabrien genannt. Die Stadt Diomedes’ Argyrippa veränderte nachher ihren Namen in Apulisches Arpi.

8. Mesapygien und Iapygien wurden später Salentien, dann Calabrien genannt, wie der Historiker Dio berichtet, der eine Geschichte der Römer geschrieben hat. Calabrien liegt im Jonischen Meerbusen und am Adriatischen Meer.

9. Der Avernus.

Nach anderen, Sotion, Agathosthenes, Dio und den übrigen Geschichtsschreibern ist der Avernus kein See noch Fels, sondern eine Kluft bei Adiabene, über welche kein Vogel hinfliegen kann; die Ausdünstung aus ihr sei für sie und jede Tierart tödlich gewesen.

10. Dio sagt in Bezug auf die Tyrrhener: So viel musste ich hier über sie berühren. Auch sonst werde ich, wenn es der Gang und die Ordnung der Geschichtserzählung verlangen, das Gehörige zur Zeit einreihen; auch bei anderem werde ich mich auf das Nötige beschränken, die römische Geschichte möglichst vollständig geben, die der anderen Völker aber nur, soweit sie sich auf jene beziehen.

Denn der Mensch kann nicht alles voraussehen noch, was da notwendig über ihn kommen wird, von sich abwenden. […]4 seien Rächer des von ihm verübten Unrechts von jener Jungfrau geboren.

11. Erbauung Roms.

Dass Remus5 und Romulus unter sich in Zwist gerieten […] aus dem Land verbannten […] dass es Menschen gibt, welche sich in Gefahren sicherer als im Glück benehmen […] lernten es selbst und lehrten es die anderen. – Dass auch solche, die an anderen Rache nehmen, nicht immer für das vorher erlittene Unrecht Genugtuung erhalten; noch diejenigen, welche von Mächtigeren etwas zurückverlangen, es erhalten, sondern das Übrige oft noch dazu verlieren.

12. Als Romulus auf dem Palatium die Gestalt der künftigen Stadt Rom beschrieb, jochte er einen Stier mit einer jungen Kuh zusammen, sodass der Stier nach außen, gegen das Feld, die Kuh aber gegen die Stadt gekehrt war, indem er hierdurch sinnbildlich den Wunsch ausdrückte, dass die Männer den Fremden furchtbar, die Frauen aber fruchtbare und treue Hausmütter werden möchten; und er nahm eine Scholle und warf sie von außen in die Stadt, und bat die Götter, also von Fremdem ihren Besitz zu mehren.

13. Als in Rom das Fundament zu einem Tempel gegraben wurde, fand man den mit Mordblut bedeckten Kopf (lateinisch: caput, Genitiv: capitis) eines gerade erst getöteten Mannes, woraus ein etruskischer Wahrsager prophezeite, dass die Stadt das Haupt vieler Völker werden würde, jedoch nicht ohne Blut und Mord; daher wurde der Tarpeische Berg jetzt der Capitolinische genannt.

14. Milliarium heißt ein je nach tausend Schritten gesetzter Stein. Denn milia bedeutet das griechische χίλια.

15. Die Sabinerinnen. Im Jahr der Stadt 7 (744 v.Chr.).6

Hersilia und die anderen stammverwandten Frauen rannten, als sie dieselben im Kampf einander gegenüberstehen sahen, mit ihren Kindern (denn schon waren einige geboren) auf dem Arm, von dem Palatium herab, stürzten sich plötzlich mitten in die Schlachtgasse, indem sie bald gegen diese, bald gegen jene gewendet durch Worte und Gebärden ihr Mitleid zu erregen strebten: »Was wollt ihr, Väter? Was ihr, Männer? Wie lange wollt ihr kämpfen? Wie lange euch hassen? Versöhnt euch mit euren Schwiegersöhnen! Versöhnt euch mit euren Schwiegervätern! Schont, beim Pan, eure Kinder! Schont, beim Quirinus, eure Enkel! Erbarmt euch der Töchter, erbarmt euch der Frauen! Wollt ihr aber unversöhnlich sein, behext, und treibt euch ein böswilliger Gott: so tötet zuvor uns, um die ihr kämpft, erwürgt und schlachtet die Kinder hier, dass kein Name, kein Band der Verwandtschaft mehr zwischen euch bleibe und ihr das größte der Übel gewinnt, dass ihr die Großväter der Kinder, die Väter der Enkel gemordet habt!« Mit diesen Worten zerrissen sie ihre Kleider, entblößten ihre Brüste und Leiber, und warfen sich und ihre Kinder den rings um sie gezückten Schwertern entgegen, sodass jene über diesem Anblick in Tränen ausbrachen und vom Kampf abließen. Sie standen aber mitten auf dem Comitium, das von eben diesem Vorfall seinen Namen erhielt; denn bei den Römern heißt comire zusammenkommen. – Es ist nämlich ein großer Unterschied, ob etwas erst eingerichtet wird, oder vorher bestanden hat und nur eine besondere Benennung erhält.

16. Einteilung in Tribus und Curien.

Tribus, Drittel oder dritter Teil. Denn die dreitausend Bewaffneten des Romulus waren, wie Dio im ersten Buch seiner Geschichte sagt, in drei Teile, Tribus, d.h. Drittel, eingeteilt, was die Griechen [Phyle] nennen. Ein Tribus enthielt zehn Curien, oder Phrontisterien. Denn das lateinische cura (dt. Sorge) heißt bei den Griechen Phrontis. In jeder Curie besorgten die Mitglieder in Zusammenkünften die etwa vorfallenden Geschäfte. Bei den Griechen hießen die Curien Phratrien oder Phatrien, gleichsam Gesellschaften, Brüderschaften, Innungen, Zünfte; weil die Mitglieder dieser Phratrien ihre Ansichten ungescheut und furchtlos gegeneinander aussprechen (phrazein) oder ins Licht setzen (phainein) durften. (Als solche, welche zu einer Phratria gehören, werden auch Väter, Verwandte, Lehrer Phratores genannt.) Vielleicht hat man aber auch diesen Ausdruck aus dem lateinischen Frater, welcher Bruder bedeutet, herübergenommen.

17. Im Jahr der Stadt 27 (727 v.Chr.).

Die Römer, welche in ihren fortwährenden Unfällen eine göttliche Heimsuchung sahen, ließen, nach hergebrachter Sitte, als Verursacherin der göttlichen Strafe eine Vestalin, weil sie ihre Jungfräulichkeit hingegeben und durch widergesetzlichen fleischlichen Verkehr die heiligen Gebräuche geschändet hat, lebendig begraben.

18. Romulus herrscht nach Willkür. Im Jahr der Stadt 39 (715 v.Chr.).

Romulus war auf den Senat erbost und behandelte ihn etwas tyrannisch. So gab er für sich, ohne vorherige gemeinschaftliche Beratung, den Vejentern ihre Geisel zurück. Als dies sich öfter wiederholte, und jene sich darüber beschwerten, wurde er aufgebracht und sprach unter anderen die folgenden harten Worte: »Ich wählte euch nicht, ihr Väter, damit ihr über mich herrschet, sondern um euch meine Befehle zu erteilen.

19. Numa Pompilius. 39–82 (715–672 v.Chr.).

Numa wohnte als Sabiner auf dem Quirinalischen Hügel.7 Seine Königsburg aber hatte er in der Via Sacra, und er hielt sich gern in der Nähe des Vestatempels auf, zuweilen aber lebte er auch auf dem Lande.

Da er nun wusste, dass die Menschen das Nahe und Verwandte gering und für nichts Besseres als sich selbst erachten, das dem Anblick Entrückte und Fremdartige aber als etwas Höheres und Göttliches betrachten und verehren, weihte er einen bestimmten Ort den Musen.

20. Durch sich selbst fügten sich jetzt die Römer geselliger Ordnung, da sie Kunde vom Göttlichen bekamen, lebten seit der Zeit während Numas ganzer Regierung unter sich und mit den anderen Völkern in Frieden und hielten jenen gleich Romulus für ein besonderes Geschenk der Götter. Die gründlichsten Kenner der sabinischen Geschichte geben an, dass er am Tag der Gründung Roms geboren sei. So war denn die Stadt durch sie beide in Kurzem mächtig und geordnet, indem der eine, wie es bei der neugegründeten Stadt notwendig war, sie im Krieg übte, der andere sie die Künste des Friedens lehrte; sodass sie in beiden sich gleich sehr hervortat.

21. Ianus.

Der Römer Dion gibt an, dass ein alter Heros Ianus wegen der Bewirtung des Saturn mit der Kenntnis der Zukunft und der Vergangenheit begabt worden sei und deshalb von den Römern mit zwei Gesichtern vorgestellt werde. Nach ihm sei der Monat Januar (Ianuarius) benannt und mit diesem beginne das Jahr.

22. Tullus Hostilius. 82–114 (672–640 v.Chr.).

Tullus galt als der tapferste Held gegenüber dem Feind, Götterdienst aber missachtete und vernachlässigte er ganz, bis er, bei einer ansteckenden Seuche, auch davon befallen wurde. Jetzt verehrte er die anderen Götter aufs Gewissenhafteste und setzte noch die Collinischen Salier ein.

23. Weder Tullus noch Mettus wollte sich zu einer Veränderung seines Wohnsitzes verstehen. Jeder besorgte die Angelegenheiten seines Staates; Tullus hielt sich auf den durch Romulus erworbenen Ruhm und die Macht der Stadt, Fuffetius aber auf Albas Alter und darauf, dass es die Mutterstadt vieler anderer und selbst der Römer war, nicht wenig zugute. So gerieten sie in jenen Streit und kämpften um die Oberherrschaft. – Denn sie sahen, dass sie ohne Streit bei gleichen Rechten unangefochten nebeneinander leben konnten. – Das dem Menschen angeborene Wohlwollen gegen den Ebenbürtigen und die Sucht, über andere zu herrschen […] – Sie sprachen sich über diesen Gegenstand vielfach aus, wie der eine Teil sich mit dem anderen vertragen sollte, ohne die Sache zu einem Ende zu führen, und beschlossen daher, die Entscheidung dem Kampf zu überlassen.

24. Ancus Marcius. 115 (639 v.Chr.).

Marcius, der sich überzeugt hatte, dass, wer im Frieden leben wolle, sich nicht begnügen dürfe, anderen nichts zuleide zu tun, dass Ruhe ohne Kampf nicht heilsam sei, dass einer, je mehr er der Ersteren begehre, desto mehr Angriffen sich bloßstelle, änderte seinen Entschluss. Denn er sah ein, dass ohne kräftige Vorkehrung zum Krieg die Liebe zur Ruhe keinen wirksamen Schutz gewähre und die Reize der Muße denen, die sie unzeitig suchen, leicht verderblich würden; weshalb er, den Krieg für die rühmlichste und sicherste Schutzwehr des Friedens erachtend, den Latinern alles, was sie seinen gerechten Anforderungen versagten, mit bewaffneter Hand entriss.

25. Ancus Marcius und Tarquinius Priscus. 156 (598 v.Chr.).

Tarquinius wusste durch zeitigen Gebrauch seines Reichtums, durch Klugheit und Geschmeidigkeit den Marcius so für sich zu gewinnen, dass dieser ihn unter die Patrizier und in den Senat aufnahm, öfters an die Spitze des Heeres stellte und ihm die Vormundschaft über seine Kinder, ja selbst die Verwaltung der Regierung übertrug. Denn auch bei anderen wusste er sich ebenso beliebt zu machen, sodass man ihm gerne den Vorrang zugestand.

Bei allem Streben nach Macht nämlich wurde er niemals übermütig, sondern spielte selbst auf der höchsten Stufe von Einfluss den Anspruchslosen. Mühevolle Geschäfte übernahm er auch für andere und öffentlich, die angenehmen überließ er mit Vergnügen anderen, denn er selbst zog aus denselben keinen oder nur wenig Gewinn, und auch dies nur unter der Hand. Bei gelungenem Unternehmen schrieb er jedem anderen, lieber als sich selbst, das Verdienst zu und überließ den Preis solchen, die dessen bedürftig waren; was aber missglückte, legte er keinem auch nur ansatzweise zur Last.

Außerdem machte er sich am Hofe des Marcius alle und jeden durch Rat und Tat zu Freunden. Seine Schätze standen jedem zu Gebote, für jeden, der ihn anging, machte er seinen Einfluss geltend. Gegen niemanden sprach oder handelte er schlecht und wurde nie mit Absicht jemandes Feind. Dienste, die ihm einer erwies, würdigte er selbst über Gebühr; Beleidigungen aber beachtete er entweder gar nicht oder setzte sich über sie als unbedeutend hinweg und war so weit entfernt, sich dafür zu rächen, dass er ihm so lange Gutes erwies, bis er auch ihn für sich gewonnen hatte.

Durch dieses Benehmen gewann er Marcius und dessen ganzen Hof und erwarb sich den Ruhm der Weisheit; durch seine späteren Handlungen aber erregte er fast allgemein den Verdacht, dass er entweder von Natur tückisch sei oder nach Maßgabe seiner Macht und seines Glücks auch seine Gesinnung geändert habe.

26. Tarquinius Superbus. 220–245 (534–509 v.Chr.).

Als sich Tarquinius hinlänglich vorbereitet hatte, um auch wider den Willen [der Römer] zu herrschen, ließ er die Mächtigsten, zuerst von den Senatoren, dann auch andere, ergreifen und viele, auf die er einen glaubhaften Schein von Schuld bringen konnte, öffentlich, viele aber auch heimlich umbringen und verbannte andere. Nicht nur etwa solche, die es mehr mit Tullius als mit ihm gehalten hatten, nicht nur solche, die sich durch Adel, Reichtum, ehrenhafte Gesinnung, Mut oder auch Einsicht auszeichneten, ließ er, teils um sich zu rächen, teils um ihnen zuvorzukommen, teils aus Missgunst, Argwohn und Hass gegen andere Sinnesart hinrichten, sondern auch seine besten Freunde, mit deren Hilfe er zur Herrschaft gelangt war, schaffte er nicht weniger als die anderen beiseite, aus Furcht, sie möchten mit derselben Kühnheit und Neuerungssucht, womit sie ihm auf den Thron verhalfen, einen anderen an seine Stelle setzen.

So schaffte er den Kern des Senats und des Ritterstandes aus dem Wege, ohne die Stellen der Ermordeten mit anderen zu versehen. Denn vom ganzen Volk glaubte er sich gehasst, und er wollte jene Stände durch Verminderung ihrer Zahl so weit wie möglich schwächen. Den Senat wollte er völlig auflösen, da er jede Körperschaft für höchst gefährlich für einen Tyrannen hielt, zumal von auserwählten Männern, die das Ansehen einer Obrigkeit von alters her beanspruchten. Aus Furcht jedoch, das Volk oder selbst seine Leibwache, da sie gleichfalls aus Bürgern bestand, könnte sich, im Unwillen über die Veränderung der Staatsverfassung, gegen ihn empören, ging er nicht offen zu Werke, wusste aber seine Absichten auf eine andere zweckdienliche und arglistige Weise zu erreichen; er nahm nämlich keinen mehr in denselben auf und zog die noch Übrigen über nichts Wichtiges mehr zurate. Zwar rief er sie noch immer zusammen, aber nicht, um notwendige Angelegenheiten mit ihnen zu besprechen, sondern vielmehr, um ihnen ihre geringe Zahl und damit ihre Ohnmacht und Verächtlichkeit vor Augen zu stellen. Das meiste tat er selbst oder mit seinen Söhnen, teils damit kein anderer mächtig würde, teils auch, weil er seine Schandtaten nicht offensichtlich werden lassen wollte.

Es war schwer, Zutritt und Gehör bei ihm zu finden. Mit solchem Übermut und solcher Grausamkeit verfuhr er überall, dass man ihn den Übermütigen (Superbus) nannte. Unter anderen von ihm oder seinen Söhnen verübten Gräueltaten ließ er auch einmal auf offenem Markt und unter den Augen des Volkes einige Bürger nackt an Pfähle binden und mit Ruten zu Tode geißeln; eine Strafe, die, von ihm erfunden, später oft angewendet wurde.

27. Brutus. Ab 221 (ab 533 v.Chr.).

Lucius Iunius, Schwestersohn des Tarquinius, stellte sich, nachdem dieser seinen Vater getötet und sein Vermögen an sich gezogen hatte, dumm (brutus), um so sein Leben zu retten; weil er wohl wusste, dass jedes Anzeichen von Verstand, zumal mit hoher Geburt verbunden, den Machthabern verdächtig werde; und da er einmal diesen Plan gefasst hatte, wusste er seine Rolle aufs Genaueste durchzuführen und wurde deshalb auch Brutus genannt, denn so hießen bei den Latinern die Geistesschwachen. Dem Titus und Aruns wurde er auf ihrer Gesandtschaft nach Delphi als Possenreißer mitgegeben, und er sagte, er bringe dem Gott als Weihgeschenk einen Stock, der dem Anschein nach nichts von Bedeutung enthielt. Sie nun spotteten über des Brutus Geschenk, nämlich seinen Stab; und als der Gott den Abgesandten auf ihre Frage, wer von ihnen ihrem Vater auf dem Thron folgen würde, erwiderte, welcher zuerst seine Mutter küsse, der werde die Herrschaft über die Römer haben, fiel er [nach der Landung in Italien] wie von ungefähr zu Boden und küsste die Erde, weil er sie für die Mutter aller Sterblichen hielt.

28. Die Veranlassung der Vertreibung der Tarquinier durch Brutus war folgende. Als bei der Belagerung von Ardea die Söhne des Tarquinius mit Collatinus und Brutus, ihren Jugendgenossen und Vettern, zusammen speisten, kamen sie auf die Tugend ihrer Frauen zu sprechen, und gerieten in Streit, weil jeder der seinigen den Vorzug gab. Da keine derselben im Lager gegenwärtig war, beschlossen sie, sogleich in der Nacht sich aufs Pferd zu setzen, und ehe jene von ihrer Ankunft etwas erfahren konnten, alle der Reihe nach zu überraschen. Sie taten es und fanden die anderen in Unterhaltung, des Collatinus Gattin aber mit Wollarbeit beschäftigt.

Sie wurde überall dafür gerühmt, und den Sextus kam die Begierde an, sie um ihre Ehre zu bringen; vielleicht, dass er sie auch liebte, denn sie war äußerst schön; jedoch war es mehr seine Absicht, ihren Ruhm als ihre Keuschheit zu beflecken. Er ersah sich einmal die Zeit, da Collatinus im Land der Rutuler war und eilte nach Collatia. Wie er in der Nacht bei ihr als einer Verwandten ankam, erhielt er Tisch und Obdach.

Anfangs suchte er sie zur freiwilligen Erfüllung seiner Wünsche zu bereden, als er aber nichts ausrichtete, brauchte er Gewalt. Da es ihm aber auch so nicht glückte, erfand er eine neue Art, durch die er sie in sonderbarer Weise zwang, sich freiwillig der Entehrung hinzugeben. Dass er ihr drohte, sie niederzustoßen, beeindruckte sie nicht. Auch dass er einen Sklaven neben ihr töten wollte, stimmte sie nicht um. Als er aber drohte, den Leichnam des Sklaven neben sie zu legen und überall zu verbreiten, er habe sie beieinander schlafend gefunden und getötet, fand sie sich nicht mehr stark genug. Aus Furcht, er möchte Glauben finden, zog sie es vor, sich ihm hinzugeben und nach diesem Vorgang zu sterben, als durch augenblicklichen Tod Schande zu hinterlassen. Aus dieser Rücksicht ließ sie den Ehebrecher gewähren.

Sie schob sodann einen Dolch unter ihr Kopfkissen und ließ ihren Mann und ihren Vater holen. Sie erschienen in Eile, sie zerfloss in Tränen. Tief aufseufzend sprach sie: »Vater, – dir gestehe ich’s mit minderer Scham als dem Manne: Heute Nacht habe ich Schlimmes begangen. Aber Sextus zwang mich dazu, indem er drohte, einen Sklaven über meiner Leiche zu töten und vorzugeben, er habe mich im Beischlaf mit ihm überrascht. Diese Drohung zwang mich zur Sünde, damit ihr ihm nicht glaubtet, es sei dem wirklich so. Und ich als Frau tue jetzt, was einer Frau ziemt. Ihr aber, wenn ihr Männer seid und für eure Frauen und Kinder Sorge tragt, rächet mich! Befreiet euch und zeigt den Tyrannen, welche Frau welcher Männer sie schändeten! Mit diesen Worten zog sie, ohne Antwort zu erwarten, den Dolch, und stieß ihn sich in die Brust.

29. Das Volk beurteilt insgemein die Angelegenheiten nach den Lenkern derselben, und wie es diese findet, so erscheinen ihm auch jene. Immer zieht man das Unbekannteste der ungünstigen Erfahrung vor, indem man dem verhassten Gegenstand gegenüber große Hoffnung auf das Ungewisse setzt. Alle Veränderungen sind höchst gefährlich, vor allem aber die politischen. Denn sie schaden am häufigsten und meisten den Einzelnen wie den Staaten selbst; weshalb die Verständigen lieber in demselben Zustand bleiben, wenn er auch nicht der beste ist, als dass sie sich von einer Veränderung in die andere werfen lassen. Neigungen und Begierden wechseln mit den Glücksumständen; und je nach der Gegenwart bildet sich die Gesinnung. Das Regieren erfordert nicht nur Tugend, sondern auch Einsicht und vor allem Erfahrung; denn ohne sie weiß sich einer nicht zu mäßigen. Viele, auf eine unerwartete Höhe gehoben, ertrugen diese nicht, sondern stürzten schwindelnd herab und rissen ihre Untertanen mit sich ins Verderben.

Auf die Zukunft werdet ihr aus früheren Handlungen und nicht aus den Reden des Hilfeflehenden untrügliche Schlüsse ziehen, denn Frevel verübt jemand mit Vorbedacht; schöne Worte aber sind leicht gefunden, weshalb einer beurteilt wird nach dem, was er getan hat, nicht nach dem, was er gesprochen hat.

30. Valerius. 245 (509 v.Chr.).

Konsul Valerius, den Kollegen des Brutus, hätte das Volk, obgleich er jenem sehr zugetan war, beinahe in Stücke zerrissen. Es beargwöhnte ihn, als strebe er nach Alleinherrschaft, und hätte ihn umgebracht, wenn er nicht zeitig genug der Macht des Volkes geschmeichelt hätte. Er trat mit gesenkten fasces, die er bisher aufrecht tragen ließ, in die Versammlung und nahm die darin eingebundenen Beile ab. In diesem demutsvollen Aufzug stand er lange mit trauriger Miene und weinte. Als er aber zu reden begann, tat er es mit gedämpfter, bebender Stimme.

Dass man die Pläne geheim hält, zur rechten Zeit tatkräftig einschreitet, mit sich allein zurate geht, sich nicht auf fremde Hilfe verlässt und die Folgen des Verlaufs auf sich selbst nimmt, trägt sehr viel zu günstigen Resultaten bei.

31. Im Jahr der Stadt 245 (509 v.Chr.).

Dass in Rom zwei Konsuln gewählt wurden, damit man, wenn der eine untauglich wäre, zu dem anderen eine Zuflucht hätte.

Tribunus heißt (bei den Griechen) δήμαρχος, Diktator εimagesσηγητής, Prätor στρατηγός, Zensor τιμητής. Zensus ist nämlich die Zählung des Volkes.

32. Horatius. 245 (509 v.Chr.).

Die Einweihung des Iupitertempels fiel durch Los dem Horatius zu. Obgleich ihm Valerius den Tod seines (des Horatius) Sohnes meldete und auch andere schickte, die ihm dasselbe während der Einweihung verkünden mussten, damit er in der Betrübnis, und weil es überhaupt nicht erlaubt war, in der Trauer ein heiliges Amt zu verrichten, ihm die Einweihung des Gebäudes überließe, so hielt er die Nachricht zwar für wahr, welche ihm von vielen glaubwürdigen Männern bestätigt wurde, nahm aber doch nicht von der Einweihung Abstand; vielmehr befahl er einigen, die Leiche des Knaben – als wäre sie eine fremde, damit sie mit seiner Weihehandlung in keiner Berührung zu stehen scheine – unbeerdigt zu lassen, und vollzog, was seines Amtes war.

33. Im Jahr der Stadt 256 (498 v.Chr.).

So gerieten sie in Zerwürfnis. Die Reichen nämlich wollten, als die Herren der Ärmeren, überall Vorrang haben, die Ärmeren dagegen, als Gleichberechtigte, nicht im Geringsten gehorchen; die Armen, unersättlich in der Freiheit, trachteten nun auch nach den Schätzen der Reichen. Diese hielten sich mit übertriebener Strenge an die Schätzung und missbrauchten selbst die Leiber der Armen; so trennten sie sich, die früher unter wechselseitiger Dienstleistung in Eintracht gelebt hatten, voneinander und schieden das Heimische nicht mehr vom Fremden; das Maß überschreitend, hier nach der höchsten Macht, dort nach unbeschränktester Unabhängigkeit strebend, verfehlten beide das Ziel und begingen, die einen, indem sie sich wehrten, die anderen einem Angriff zuvorkommend, mancherlei Ungebühr gegeneinander. Wenn nicht in den beständigen Kriegen eben um dieses Zwiespalts willen ihnen die höchste Gefahr drohte, lagen sie in ewigem Zwist; woher denn auch viele der Großen dieselben oft geflissentlich veranlassten; seit der Zeit litten sie weit größeres Ungemach durch sich als von fremden Völkern; und diese Vorgänge lassen mich schließen, dass sie einst auf keine andere Weise ihrer Macht oder Herrschaft verlustig gehen werden, als wenn sie sich selbst zu Falle bringen.

Noch mehr brachte sie auf, dass die Väter nicht nach wie vor der Erreichung dessen, wessen sie sie bedurften, gleichen Sinnes blieben. Im Augenblicke der Gefahr machten sie ihnen viele und große Verheißungen, war die Not vorbei, so erfüllten sie nicht das Geringste davon.

34. Im Jahr der Stadt 258 (496 v.Chr.).

Damit sie, nicht zusammen kämpfend, sondern jeder vereinzelt für sein Haus streitend, leichter zu besiegen wären, teilten sie das Heer.

35. Im Jahr der Stadt 261 (493 v.Chr.).

Als der Diktator Valerius sein Amt niedergelegt hatte, brach der heftigste Volksaufstand aus, sodass sogar die Form des Staats verändert wurde; die Reichen, welche sich mit der größten Härte an die Schuldgesetze hielten und nicht das Geringste nachlassen wollten, bekamen nicht nur ihr Geld nicht, sondern büßten noch andere Vorteile ein; weil sie nie davon überzeugt werden konnten, dass grenzenlose Armut das gewaltsamste Ungeheuer wird und dass die Verzweiflung in ihrem Gefolge, zumal wenn sie die Überzahl auf ihre Seite bekommt, unkontrollierbar wird. Weshalb denn auch viele Staatsmänner gleich aus freien Stücken das Billige dem strengsten Recht vorziehen. Denn gar oft unterliegt das Letztere der menschlichen Natur und wird zuweilen gänzlich aufgehoben, während jenes Geringes opfert, um die größere Masse zu retten. Diese Härte der Mächtigeren gegen die Schwächeren hat den Römern viel Unheil gebracht. Noch manches andere war ihnen gegen die säumigen Schuldner nach den Gesetzen gestattet. Wenn es mehrere Gläubiger gab, durften sie den Schuldner in Stücke zerhauen und je nach dem Betrag ihrer Schuld unter sich verteilen. Wenn dies auch ganz gesetzlich war, so wurde es doch nie angewendet. Wie hätten sie sich auch eine solche Grausamkeit erlaubt, sie, die selbst bei Verbrechern oft noch den Rettungsweg öffneten und die vom Capitolinischen Felsen Gestürzten, wenn sie davonkamen, am Leben ließen?

36. Im Jahr der Stadt 261 (493 v.Chr.).

Die Verschuldeten stellten, nachdem sie einen Hügel besetzt hatten, einen gewissen Gaius Sicinius an die Spitze; sie versorgten sich aus der Umgebung mit Lebensmitteln wie aus Feindesland, indem sie damit zeigten, dass die Waffen mehr als die Gesetze, die Verzweiflung mehr als das Recht vermögen. Die Väter aber [d.h. die Senatoren], die einen noch schwierigeren Kampf und unter den gegenwärtigen Umständen zugleich einen Angriff der Nachbarn fürchteten, boten ihnen durch eine Gesandtschaft an, all ihren Wünschen nachkommen zu wollen. Anfangs nun führten sie dreiste Reden, wurden aber auf seltsame Weise zur Ruhe gebracht. Wie sie nämlich so ohne Ordnung durcheinanderschrien, bat sie einer der Abgeordneten, [Menenius] Agrippa, eine Erzählung anzuhören, erhielt Aufmerksamkeit und sprach so: »Die anderen Körperteile des Menschen empörten sich einst wider den Magen: Sie selbst äßen und tränken nicht und hätten stets Mühe und Arbeit, ihm alle Dienstleistungen zu verrichten, er allein hätte keine Beschwernisse und ließe sich nur immer mit Speise füllen; endlich beschlossen sie, weder die Hände sollten die Speise zum Mund führen, noch der Mund sie annehmen, damit der Magen, der Speise und des Tranks ermangelnd, zugrunde ginge. Wie dies aber beschlossen und ausgeführt wurde, geriet erst der ganze Körper ins Stocken, dann fiel er ab und wurde ganz matt. Als die Glieder nun übel dabei fuhren, erkannten sie allesamt, dass von ihm auch ihr Heil abhinge, und gaben ihm seine Speise wieder.«

Aus diesem Vortrag überzeugte sich die Menge, dass die Mittel der Reichen auch die Armen erhielten, ließ sich berichten und versöhnte sich, da sie Nachlass der Zinsen und der Pfandrückgabe erlangt hatte und dasselbe durch einen Senatsbeschluss bestätigt wurde.

37. Die Sache schien außerhalb des menschlichen Bereichs zu liegen, und viele andere teils mit, teils gegen ihren Willen […]. Wenn viele sich zusammentun und eine Überlegenheit erringen, so sind sie vermittels eines klugen Einverständnisses für den Augenblick äußerst kühn, trennen sie sich aber, so wird der eine unter diesem, der andere unter jenem Vorwand zur Strafe gezogen. – Von Natur sind die meisten gegen ihre Amtsgenossen feindselig; denn es fällt schwer, dass viele, zumal wenn sie ein Amt bekleiden, zusammenstimmen. Alle ihre Kraft wurde zerteilt und aufgehoben; denn es war offenkundig, dass sie nichts ausrichteten, wenn auch nur einer von ihnen Einspruch erhob. Dadurch nämlich, dass sie ihren Posten nur dazu erhielten, um sich dem, der gegen andere Gewalt brauchte, zu widersetzen, wurde derjenige, welcher die Ausführung einer Sache verhinderte, mächtiger als diejenigen, welche sie betrieben.8

38. Coriolanus. 261 (493 v.Chr.).

Ein gewisser Marcius Coriolanus schlug nach einer glänzenden Waffentat gegen die Volsker, als er vom Konsul mit viel Geld und Gefangenen beschenkt wurde, alles andere aus und begnügte sich mit einem Kranz und einem Streitross, unter den Gefangenen erbat er sich einen, der sein Freund war, und man ließ ihn frei.

39. Im Jahr der Stadt 263 (491 v.Chr.).

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