cover.jpg

img1.jpg

 

Nr. 9

 

Geheimstützpunkt Eiswelt

 

Projekt Lasis läuft an – und ein Planet wird überfallen

 

von William Voltz

 

img2.jpg

 

Lordadmiral Atlan, Chef und Begründer der United Stars Organisation (USO), ist sich darüber im Klaren, dass seine Staragenten Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon ihre Rolle als Verbrecher an der Menschheit, durch die sie Eingang in die Kreise der Condos Vasac fanden, nicht auf die Dauer erfolgreich werden durchstehen können.

Schließlich ist aufgrund der Tatsache, dass alle Anschläge gegen das Solare Imperium, an denen die beiden Männer bisher teilnahmen, sich als Fehlschläge erwiesen, das Misstrauen der führenden Condos Vasac-Mitglieder gewachsen. Tekeners und Kennons Einsätze nach dem Muster des »Infiltrationsverfahrens« trugen somit ein immer größeres Risiko in sich.

Lordadmiral Atlan plant daher ein neues Vorgehen. Seine besten Leute sollen auf doppelte Weise »rehabilitiert« werden. Kurz, der unsterbliche Arkonide will Tekener und Kennon alias Rabal Tradino vom Odium des Verbrechens an der Menschheit befreien, sie aber gleichzeitig für die Condos Vasac, die galaktische Verbrecherorganisation, die sich den Untergang des Solaren Imperiums zum Ziel gesetzt hat, aufwerten. Atlan kann jedoch diesen seinen Plan vorerst nicht verwirklichen. Tekener und Kennon dürfen noch nicht rehabilitiert werden. Erst gilt es für sie, das geheimnisvolle Projekt »Lasis« auszukundschaften.

Der Weg zu diesem Ziel führt über das »Camp der Verbrecher« zum GEHEIMSTÜTZPUNKT EISWELT ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Lordadmiral und Begründer der USO.

Oberst Marol Tscharet – Kommandant des Strafplaneten Beseler.

Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon alias Rabal Tradino – Die USO-Spezialisten werden getestet.

Teen-Arndt und Ert Wynsch – Verantwortliche des »Projektes Lasis«.

Lurlean Trask – Ein Rauschgifthändler wird zum Eierdieb.

1.

 

Blitz und Donner folgten unmittelbar hintereinander, und in der nur für Bruchteile einer Sekunde herrschenden Helligkeit konnte Oberst Marol Tscharet die Umrisse der diskusförmigen Space-Jet erkennen, die am Rand des Landefeldes niedergegangen war. Tscharet trat unter das Vordach des kleinen Verwaltungsgebäudes, während das Grollen des Donners erstarb, so dass das gleichmäßige Rauschen des Regens wieder zum beherrschenden Geräusch dieser stürmischen Nacht wurde.

Thelonious Thymmons kam aus dem Seitenbau. Er blickte sich in alle Richtungen um, bevor er sich dem wartenden Tscharet näherte. Thymmons trug einen Regenumhang, der im Licht der auf dem Dach montierten Scheinwerfer glänzte. Die großen Scheinwerfer im Camp waren während der Flucht von Lurlean Trask zerstört worden. Thymmons beugte sich beim Gehen nach vorn; der Wind beulte seinen Umhang aus und ließ seine Hosenbeine flattern. Heftig atmend, die Schultern abwechselnd nach vorn schiebend, kam Thymmons heran. Er erschien Tscharet als das Urbild eines gegen unerbittliche Naturgewalten kämpfenden Menschen.

»Sie haben mich rufen lassen, Sir«, sagte Thymmons, als er vor dem Lagerkommandanten verhielt.

»Ja, Captain.« Der Wind fuhr unter dem Vordach hindurch und trug Tscharets Worte davon. Drei patrouillierende Wächter kamen am Verwaltungsgebäude vorbei, und der Lichtschein ihrer Handlampen glitt über Tscharets und Thymmons Gesichter.

»Was für eine Nacht!«, mischte sich Thymmons Stimme in das Heulen des Sturmes. »Vor einer halben Stunde haben wir im Energiegatter auf der Südseite des Camps einen Raubsaurier gefunden. Das Monstrum muss sich während des Unwetters verirrt haben.«

Tscharet wusste, dass während des von Lurlean Trask inszenierten Ausbruchs innerhalb des Camps schwere Schäden entstanden waren. Die Strafgefangenen befanden sich jedoch fest in der Gewalt der Aufsichtsbeamten. Die Männer, die auf Beseler ihre Freiheitsstrafe verbüßten, ahnten, dass jeder weitere Fluchtversuch zum Scheitern verurteilt war. Inzwischen hatte sich herumgesprochen, dass Trask rücksichtslos einige seiner Helfer geopfert hatte, um die Freiheit zu erlangen.

»Ich möchte, dass Sie das Kommando während meiner Abwesenheit übernehmen«, sagte Tscharet zu Thymmons. »Es kann sein, dass ich erst in ein paar Stunden zurückkomme. Der Lordadmiral erwartet einen ausführlichen Bericht.«

Thymmons nickte.

»Ich lasse den Saurier noch während der Dunkelheit wegschaffen«, sagte er. »Wenn das Unwetter vorüber ist, werden ganze Scharen von Aasfressern aus dem Dschungel kommen. Ich will nicht das Energiegatter ausschalten müssen, nur um zu verhindern, dass wir im Süden des Lagers einige tausend tote Tiere herumliegen haben.«

»Setzen Sie zur Beseitigung des toten Ungeheuers nur zuverlässige Gefangene ein«, empfahl Oberst Tscharet dem Captain.

»Darauf können Sie sich verlassen«, versicherte Thymmons. »Außerdem wissen die Gefangenen, dass sie bei einer solchen Arbeit keinen Fluchtversuch riskieren dürfen. Sie sind gewarnt durch ein Beispiel, das ihnen vor sechs Monaten ein junger Rauschgifthändler gab. Der Mann verbarg sich im aufgeschlitzten Körper einer toten Riesenechse, um auf das Tageslicht zu warten. Bevor es jedoch hell wurde, kamen die Aasfresser zu Hunderten aus dem Dschungel und verschlangen alles, was von dem Saurier übrig war. Wir hörten den Ausbrecher nur einmal schreien, dann war alles vorüber.«

Thymmons hatte mit unbewegter Miene gesprochen. Das Leben auf Beseler hatte ihn hart gemacht. Tscharet empfand Mitgefühl mit Männern wie Thymmons, die zwei oder mehr Jahre auf Strafplaneten Dienst taten und gleichzeitig gegen aufsässige Gefangene und die Unbilden der Natur kämpfen mussten.

»Wann werden Sie abgelöst?«, erkundigte sich Tscharet.

Thelonious Thymmons schloss einen Augenblick die Augen und ließ seine Gedanken in die Vergangenheit wandern. Wie lange war das schon her, seit er mit einem Gefangenentransporter hierher gekommen war? Eine Ewigkeit schien seither verstrichen zu sein, eine endlose Serie langer Regentage, während denen er Gefangene beaufsichtigt, Saurier erlegt, Planiermaschinen gesteuert und Schreibarbeiten erledigt hatte.

»In vier Monaten, Sir«, antwortete Thymmons.

Vier Monate! Er wünschte, sie wären schon vorüber.

Tscharet rollte seinen Umhang auf und warf ihn über die Schultern. Es wurde Zeit, dass er sich zum Landeplatz begab.

»Ich begleite Sie bis zur Space-Jet, Sir«, erbot sich Thymmons.

Tscharet protestierte nicht. Er trat auf die Straße hinaus, die zwischen den Gebäuden angelegt war. Die Erbauer des Lagers hatten den Boden überall dort, wo sich jetzt Straßen befanden, mit einer Kunststoffmasse übergossen, die zu einem harten Belag erstarrt war. Normalerweise war dieses Material unverwüstlich, aber die klimatischen Verhältnisse auf Beseler hatten dafür gesorgt, dass die Straßen Vertiefungen und Risse aufwiesen.

Oberst Tscharet hatte die Kapuze des Umhangs über den Kopf gezogen, doch Windböen trieben ihm den Regen direkt ins Gesicht. Der Lagerkommandant empfand ein fast kindliches Vergnügen daran, neben Thymmons durch den Regen zu gehen. Er hätte einen Wagen oder einen Gleiter holen lassen können, die ihn schnell und sicher zum Landeplatz gebracht hätten, aber er zog es vor zu gehen.

Wieder blitzte es, und der lang anhaltende Donner schien das Land erbeben zu lassen. Aus weiter Ferne kam das Echo eines zweiten Gewitters, quer über den Horizont zuckten Blitze wie überdimensionale Zungen aus reinem Feuer.

Tscharet watete durch eine seenartige Pfütze; seine Stiefel durchpflügten das Wasser.

»Morgen früh werde ich Ableitungen graben lassen!«, schrie Thymmons über den Lärm des Sturmes hinweg. »Der größte Teil der Kanalanlagen wurde durch die Explosion der Vibratorbomben zerstört.«

Tscharet dachte an die Nacht zurück, in der Lurlean Trask zusammen mit Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon geflohen war, eine Nacht, die sich nur wenig von der heutigen unterschieden hatte. Das Dröhnen der Bomben und der Lärm der durcheinanderlaufenden Männer war in Tscharets Gedächtnis haften geblieben.

»Wir brauchen eine ordentliche Kanalisation«, sagte Tscharet mit erhobener Stimme.

»Sobald die nötigen Ersatzteile eintreffen, beginnen wir mit dem Bau«, antwortete Thymmons. Der Planet Beseler besaß als Strafplanet nur wenige Industrieanlagen, so dass die Verantwortlichen gezwungen waren, alle notwendigen Ausrüstungen mit Raumschiffen herbeizuschaffen. In ein paar Jahren sollte das anders sein, denn die Strafgefangenen, die hier lebten, hatten die Aufgabe, einen Raumhafen für die Solare Flotte zu errichten. Für diesen Zweck wurden ausgedehnte Sümpfe trockengelegt und große Abschnitte des Dschungels gerodet. Diese Arbeit war für die Gefangenen und ihre Aufseher gleichermaßen gefährlich, so dass trotz der vorbildlichen Unterkünfte die Lebenserwartung eines auf Beseler eingesetzten Mannes im günstigsten Fall fünfzehn Jahre betrug. Viele Gefangene starben jedoch früher; sie wurden das Opfer giftiger Schlangen und Insekten oder sie starben während einem der sich ständig wiederholenden Angriffe der Raubsaurier. Nicht zuletzt trugen die klimatischen Verhältnisse dazu bei, einen Menschen langsam aber sicher zu vernichten. Das Personal auf Beseler wurde spätestens nach dreijähriger Tätigkeit auf dem Strafplaneten abgelöst. Trotzdem kam es auch unter den Aufsehern immer wieder zu Unfällen und schweren Erkrankungen.

Beseler war die Hölle, aber für Oberst Marol Tscharet war der Aufenthalt auf dieser Welt ein Erlebnis, weil er es liebte, Naturgewalten zu trotzen und um jeden Meter Boden zu kämpfen. Auf Beseler gab es das verloren geglaubte Abenteuer – und Tscharet genoss es, obwohl er wusste, dass 85.000 Gefangene jede Minute verfluchten, die sie hier zubringen mussten.

Eine Kolonne von Wachrobotern marschierte an den beiden Männern vorüber. Thymmons ließ seine Lampe aufblitzen, und der Lichtstrahl wanderte über die glänzenden Metallkörper hinweg.

Als Tscharet und Thymmons die Krankenstation erreichten, blieb der Oberst stehen. Camp Eldorado, wie das Lager von den Gefangenen mit grimmiger Ironie genannt wurde, verfügte über insgesamt vier solcher Stationen. Hier waren die Männer untergebracht, die einen Unfall erlitten hatten oder zu hinfällig waren, um noch einer Arbeit nachzugehen. Tscharet wusste von Fällen, bei denen sich Männer selbst verstümmelt hatten, um in einer Krankenstation untergebracht zu werden.

In verschiedenen Räumen der Station brannte noch Licht, so im Operationssaal, der selten für längere Zeit unbenutzt blieb. Am Eingang standen vier Wächter, die sofort ihre Waffen in Anschlag brachten, als Tscharet und Thymmons näherkamen. Tscharet schlug seine Kapuze zurück.

Die Aufseher salutierten.

»Entschuldigen Sie, Sir!«, sagte einer der Männer. »Wir haben Sie nicht erkannt.«

»Bleiben Sie weiterhin aufmerksam«, sagte Tscharet. »In einer Nacht wie dieser muss man immer damit rechnen, dass ein paar Narren alles auf eine Karte setzen.« Er deutete auf den Haupteingang, der von einer unsichtbaren Energiebarriere zusätzlich abgesichert wurde.

»Viel Betrieb heute Nacht?«

»Ja, Sir«, bestätigte einer der Wächter. »In Block Dreihundertzwölf ist es zu einer Schlägerei unter den Gefangenen gekommen. Vierzehn Verletzte wurden eingeliefert. Hinzu kommen die üblichen Kranken.«

Tscharet nickte und gab Thymmons ein Zeichen. Der Oberst zog die Kapuze wieder über den Kopf, und die beiden Männer gingen weiter. Zu jeder Krankenstation gehörten eine Kirche und ein Friedhof. Überraschend viele Gefangene besuchten regelmäßig die Gottesdienste, nicht zuletzt deshalb, weil sie während dieser Zeit von der Arbeit befreit waren.

Am Rande des Landeplatzes wurde Tscharet von einigen Wächtern und dem Piloten der Space-Jet erwartet. Die Aufseher hatten den Schutzschirm, der den Landeplatz absicherte, bereits abgeschaltet, so dass Tscharet ungehindert weitergehen konnte. Er begrüßte den Raumfahrer und verabschiedete sich von Thelonious Thymmons.

Thymmons blieb am Rand des Landefeldes zurück. Der Pilot erwies sich als wortkarger Mann. Im Innern des Beiboots war es still. Tscharet entledigte sich eines Umhangs und stopfte ihn in die Seitentasche seiner großen Mappe. Er hatte alle Unterlagen bei sich, die den Arkoniden interessieren konnten. Für Tscharet war es nicht zum ersten Mal, dass er mit Atlan zusammentraf, aber diesmal empfand er eine gewisse Unruhe. Sicher würde ihm der Lordadmiral keine Vorwürfe machen, aber er selbst sah sich in die Position des Schuldigen gedrängt, obwohl kein Mensch die Flucht Trasks hätte verhindern können.

Die IMPERATOR II, das 1500 Meter durchmessende Flaggschiff der USO, wartete in einer Kreisbahn um Beseler auf die Rückkehr der Space-Jet.

Tscharet, der sich neben dem Raumfahrer in einem bequemen Sessel niedergelassen hatte, wandte sich jetzt mit einem Lächeln an den ernsten Mann. »Wie gefällt Ihnen diese Welt?«, fragte er.

»Ich habe nicht viel davon gesehen, Sir. Ich kann mir kein Urteil erlauben.«

Das war richtig, gab Tscharet im stillen zu. Man musste schon eine gewisse Zeit auf diesem Planeten leben, um ihn kennenzulernen. Für Tscharet war der Aufenthalt auf Beseler nur vorübergehend. Sobald die Ermittlungen im Falle Trask abgeschlossen waren, sollte er eine andere Aufgabe übernehmen.

Über Funk kam die Landeerlaubnis für die Space-Jet. Geschickt, als hätte er niemals etwas anderes getan, steuerte der Pilot das diskusförmige Raumschiff in einen Hangar der IMPERATOR II.

»Der Lordadmiral bittet Sie in die Zentrale zu kommen«, sagte der Raumfahrer. »Im Hangar wartet ein Offizier, der Sie abholt, Sir.«

Tscharet verließ das Diskusschiff. Der Pilot blieb zurück, um die Space-Jet für den nächsten Einsatz zu überprüfen und um sie am Hangarboden zu verankern.

Ein epsalischer Offizier kam auf Tscharet zu. Seine Uniform wies ihn als Major der USO aus. Der quadratisch gebaute Raumfahrer salutierte, und Tscharet erwiderte den Gruß.

»Lordadmiral Atlan erwartet Sie, Oberst. Erlauben Sie mir, dass ich Sie begleite.«

Tscharet zwinkerte ihm zu.

»In so einem riesigen Schiff kann man sich leicht verirren«, sagte er.

Das Gesicht des Majors entspannte sich. Er begriff, dass Oberst Marol Tscharet kein Offizier war, der ein stures Reglement schätzte.

»Ich bin Major Kessel, Sir. Ich werde dafür sorgen, dass Sie sich nicht verlaufen.«

Auf dem Weg zur Zentrale unterhielt sich Tscharet mit Kessel über die Flottenbewegungen der USO. Kessel war besser informiert als Tscharet, der die letzten acht Wochen auf Beseler zugebracht hatte. Der Oberst war schon Kommandant zahlreicher USO-Schiffe gewesen, deshalb interessierte er sich für die Informationen, die er von Kessel erhielt.

In der Zentrale meldete Kessel Tscharets Ankunft dem Arkoniden, der sich in der Nähe der großen Bordpositronik aufhielt. Atlan erhob sich, um den Lagerkommandanten von Beseler zu begrüßen.

»Sie haben eine schwere Zeit hinter sich, Oberst«, sagte Atlan, nachdem Kessel sich zurückgezogen hatte. »Sie teilten über Hyperfunk mit, dass Camp Eldorado während Trasks Flucht schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde.«

»Ja, Sir!«, antwortete Tscharet. Er öffnete seine Mappe. »Ich habe Filmmaterial mitgebracht, so dass Sie sich ein Bild von den Zerstörungen machen können. Inzwischen sind die Aufräumungsarbeiten fast abgeschlossen. Natürlich können wir einen Teil der Reparaturen erst durchführen, wenn man uns die nötigen Ersatzteile schickt.«

Atlan deutete auf einen freien Sessel. Als Tscharet sich niederließ, nahm der Arkonide hinter dem kleinen Tisch neben der Positronik Platz.

»Ich kann mir vorstellen, dass Sie in erster Linie an der Geschichte von Trasks Flucht interessiert sind«, fuhr Tscharet fort. Er nahm einige Papiere und eine Nachrichtenkapsel aus der Mappe und legte sie vor Atlan auf den Tisch. »Inzwischen wissen wir genau, wie es vor sich ging.«

Tscharet berichtete dem Arkoniden von dem nachgeahmten Saurier, mit dessen Hilfe Trask, Kennon und Tekener geflohen waren.

»Von diesem schwimmenden Roboter aus haben die Spezialisten der Condos Vasac etliche Tunnels unter das Lager getrieben. Dabei sind Desintegratorbohrer benutzt worden. An den Endpunkten der Tunnels wurden Vibratorbomben gelegt, die in der Fluchtnacht ferngezündet wurden. An einer anderen Stelle brachten unsere Gegner eine Hohlröhre an, die durch das Erdreich brach und Trask mit der nötigen Ausrüstung versorgte.«

Atlan runzelte die Stirn.

»Ich kann mir vorstellen, dass die Condos Vasac monatelange Vorbereitungen getroffen hat, um Lurlean Trask zu befreien«, sagte er. »Es geht also um wichtige Dinge.«

Tscharet schob die Nachrichtenkapsel über den Tisch.

»Sinclair Marout Kennon ist es gelungen, uns diese Kapsel zurückzulassen«, erklärte er. »Die Informationen, die uns der Major zugehen lässt, sind jedoch mehr oder weniger rätselhaft. Trask ist offenbar ein misstrauischer Mann, der weder an Tekener noch an Kennon irgendwelche Einzelheiten weitergab. Auf dem Mikroband, das die Kapsel enthält, spricht Kennon von einem Projekt Lasis. Niemand weiß, was damit gemeint ist. Für die Condos Vasac scheint dieses Projekt jedoch eine große Bedeutung zu haben, da die Geheimorganisation nichts unversucht ließ, um Trask zu befreien. Der Rauschgifthändler muss also bei diesem Unternehmen eine äußerst wichtige Rolle spielen.«

»Ich werde mir das Band anhören«, sagte Atlan. Er winkte einen Kadetten herbei und ließ sich ein Abhörgerät bringen.

»Leider wurde der schwimmende Stützpunkt der Condos Vasac durch eine Explosion vernichtet, bevor wir ihn untersuchen konnten«, sagte Tscharet, während Atlan die Spule einlegte. »Trasks Befreier haben an alles gedacht. Der Plophoser muss für die Geheimorganisation viel wertvoller sein, als wir bisher glaubten.«

Atlan setzte den Kopfhörer auf und gab Tscharet ein Zeichen. Während das Band lief, veränderte sich der Gesichtsausdruck des Arkoniden nicht. Als er jedoch abschaltete, wirkte er enttäuscht.

»Viel haben die beiden Spezialisten noch nicht herausfinden können. Ich möchte wissen, welches Unternehmen die Akonen und ihre Verbündeten unter dem Decknamen Projekt Lasis vorbereiten.« Atlan blickte den Oberst an. »Haben Sie Kennons Bericht noch etwas hinzuzufügen?«

Tscharet teilte dem Lordadmiral alles mit, was er in Erfahrung gebracht hatte. Er wusste, dass das nicht viel war. Atlan hörte geduldig zu. Als Tscharet geendet hatte und sich im Sitz zurücklehnte, deutete Atlan auf die Bordpositronik.

»Immerhin verfügen wir über einige Daten, die wir auswerten können«, sagte der USO-Chef. »Wir können die ungefähren Kosten der Flucht ebenso berechnen, wie die Zeit, die für die Vorbereitungen benötigt wurde. Daraus können wir wiederum ersehen, wie wichtig Projekt Lasis ist.«

»Was geschieht mit Kennon und Tekener?«, fragte Tscharet. »An Bord der vier Wachschiffe, die Beseler umkreisen, hat man nur festgestellt, dass einige Körper mit einem Kleinsttransmitter an Bord eines großen Schiffes abgestrahlt wurden, das kurzfristig aus dem Linearraum auftauchte. Es bestehen keine Zweifel, dass Kennon und Tekener zusammen mit Trask und der Saurierbesatzung sich nun an Bord dieses Schiffes aufhalten.«

»Im Augenblick können wir ihnen nicht helfen«, antwortete Atlan. »Die beiden Spezialisten haben genügend Erfahrung, um sich zu schützen. Ich glaube nicht, dass sie von der Condos Vasac verdächtigt werden. Dagegen erscheint es mir wahrscheinlich, dass sie bei der Weiterführung des geheimnisvollen Projekts eingesetzt werden sollen.«