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Nr. 15

 

Die Transmitter-Falle

 

Die Condos Vasac experimentiert – ein Materiesender wird angezapft

 

von Kurt Brand

 

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Auf der Erde und den übrigen Welten des Solaren Imperiums der Menschheit schreibt man Ende November des Jahres 2407.

Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon, die beiden USO-Spezialagenten, sind nach ihrem Einsatz auf der Krötenwelt und im »Tempel des furchtbaren Gottes« in Quinto-Center eingetroffen, das Lordadmiral Atlan als Hauptquartier dient. Während Tekener und Kennon ihrem höchsten Vorgesetzten Bericht erstatten und USO-Wissenschaftler wichtige Beutestücke zu untersuchen beginnen, kommt es unerwartet zu einer Krisensituation.

Auf KL-36, einer geheimen Raumstation der USO, fällt ein Materietransmitter für wichtige Fernverbindungen aus. Da die Transmitterkapazität dringend benötigt wird, erhalten zwei USO-Ingenieure den Auftrag, sich auf schnellstem Wege zu Reparaturarbeiten nach KL-36 zu begeben.

Für die beiden Männer, einen Ertruser und einen Siganesen, wird die Reise zum Einsatzort zu einer Reise ins Ungewisse. Wissenschaftler der Condos Vasac, alte Gegenspieler der USO, experimentieren und aktivieren DIE TRANSMITTER-FALLE ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Lordadmiral der USO hat Sorgen.

Monty Stuep und Kamla Romo – Ein großer und ein kleiner Mann in der Transmitter-Falle.

Lathar – Kommandant eines Ferntransmitters der USO.

Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon – Ein Bluff macht den Einsatz der USO-Spezialisten erforderlich.

Klart Huinez – Geheimdienstchef von SEKTEST-40.

Shett Saris – Ein Mann, der gefährliche Experimente macht.

1.

 

Aus dem persönlichen Tagebuch von Lordadmiral Atlan, Chef der United Stars Organisation:

Aufrichtigkeit, sagte einmal der Philosoph Seneca, ist wahrscheinlich die verwegenste Form der Tapferkeit.

Ich kann nicht gerade sagen, dass meine Sorgen kleiner geworden wären, nachdem die Spezialisten Ronald Tekener und Sinclair Marout Kennon, das Klasse-Gehirn in dem vollrobotischen Körper, wieder nach Quinto-Center zurückgekehrt sind. Inzwischen haben beide Männer ihre Erlebnisse auf dem Planeten Bara-Tonari auf Band gesprochen. Eine andere Abteilung meiner Station, unterstützt und kontrolliert von Tekener und Kennon, stellte die Auswertung her und machte Analysen, die für uns von großer Wichtigkeit sind.

Nach wie vor geben uns die grüngeschuppten Panzerhäute, die auf intelligente Lebewesen überpflanzt werden können, große Rätsel auf.

Stündlich lauten die Meldungen, die von allen Teilen der Galaxis hereinkommen und bei uns in Quinto-Center entschlüsselt werden, alarmierender: die verbrecherische Aktivität der Antis steigt, desgleichen auch die der Condos Vasac.

Aus diesem Grund können wir es uns nicht leisten, aufrichtig zu sein oder fair. Ehrlichkeit und offenes Spiel würden sowohl unserer Organisation schaden, als auch darüber hinaus dem Imperium und den Planeten der Menschen.

Es wäre zugleich leichtfertig und verhängnisvoll für uns alle, die mit der Bekämpfung des Verbrechens beschäftigt sind, vor dieser Entwicklung die Augen zu verschließen. Ein Impuls von bemerkenswerter Durchschlagskraft droht unsere Position in der Galaxis in absehbarer Zeit zu erschüttern.

Das ist keine angenehme Vorstellung.

›Die verwegenste Form der Tapferkeit‹ ... ich brauche nur an meine Erfahrungen mit den Antis und an ihr skrupelloses Vorgehen zurückzudenken. In den Jahrtausenden, in denen ich notgedrungen über das Schicksal der Erde zu wachen hatte, während ich schlief, wohlgemerkt, erkannte ich die wahre Natur dieser Humanoiden. In ihrem sinnlosen Hass versuchten sie alles, um die Terraner zu vernichten – je länger die Entwicklung dauerte, desto mehr steigerte sich der Hass, der durch nichts zu begründen ist.

Zwei unserer besten Männer, Oberstleutnant Ronald Tekener und Major Sinclair Marout Kennon, bringen einen Lichtblick in diese neue, noch nicht durchschaubare Situation. Sie schafften mehr Informationen über die Condos Vasac herbei, als alle anderen Agenten zusammen.

Nach wie vor wartet aber noch die Frage, wer jene Lebewesen sind, auf die Antwort. Lebewesen, mit denen die Antis ein Bündnis geschlossen haben; es sieht mehr danach aus, als ob die Antis von diesen Unbekannten beherrscht oder kontrolliert werden würden.

Wir müssen darüber so schnell wie möglich Klarheit gewinnen, um unser weiteres Vorgehen abstimmen zu können – leider sind wir ohnehin in bestimmten Situationen die Reagierenden, nicht die Handelnden. Wir laufen dabei Gefahr, Tekener und Kennon zu verlieren, und es beruhigt mich keineswegs, dass die beiden Spezialisten sich darüber im Klaren sind, was ihnen droht. Tekener, einer der kaltblütigsten Menschen, die ich kenne, fasziniert mich bei dieser Betrachtung besonders stark.

Wir schreiben heute den 28. November 2407. Ich habe alle Bandaufzeichnungen mit den Berichten der Einsatzgruppe auf dem Planeten Bara-Tonari noch einmal abgehört. Angesichts so vieler Ungeheuerlichkeiten und angesichts auch der Gefahren, die auf uns zukommen, wird nur eines übrigbleiben:

Wir müssen mit aller Energie und mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die Antis, die Akonen und die Condos Vasac vorgehen!

Dies kann frühestens geschehen, wenn die Untersuchungen über die grünen Schuppenpanzer in Quinto-Center abgeschlossen sind. Doch darüber können noch Monate vergehen.

Ich werde jetzt meine Zusammenfassung für die Archive sprechen ...

 

*

 

Lordadmiral Atlan lehnte sich zurück und blickte sich kurz in seinem Arbeitszimmer um. Er schob eine Strähne seines weißblonden Haares aus dem Gesicht, hüstelte und streckte die rechte Hand aus. Mit einem leichten Fingerdruck ließ er die Aufnahmetaste des Bandgerätes einrasten und begann zu sprechen:

»Quinto-Center, den achtundzwanzigsten November 2407, Standardzeit 14 Uhr und 46 Minuten ...«

 

*

 

Ronald Tekener stand in seiner Kabine und kontrollierte vor dem mannshohen Spiegel den Sitz seiner teuren Zivilkleidung; er verabscheute es, hier in Quinto-Center in irgendeiner Uniform herumzulaufen, die ihn nicht kleidete und angetan war, seine Outsider-Position unkenntlich zu machen. Er schloss sorgfältig die paramagnetischen Verschlüsse der Jacke, steckte die Ausweise und das Geld ein und verrieb einige Kubikzentimeter eines exklusiven Rasierwassers im Gesicht und zwischen den Handflächen. Dann öffnete er die Tür und trat auf den großzügig angelegten Korridor hinaus.

»Die Zeit des Schwertes ist vorbei«, murmelte er. »Jetzt kommt die kurze Zeit der Lieder!«

Er hoffte es wenigstens.

Nach den tagelangen Sitzungen, in denen er zusammen mit Ken und den Experten die Details seiner Erlebnisse ausgewertet hatte, war es jetzt an der Zeit, sich etwas auszuspannen.

Für ihn gab es kaum Probleme; die USO-Zentrale des künstlich ausgehöhlten Mondes von zweiundsechzig Kilometer Durchmesser, fast dreißigtausend Lichtjahre von Terra entfernt, bot in ihren fünfhundert Hauptdecks so ziemlich alles, was sich die Besatzung denken konnte.

Unter anderem auch den Suicide Spaceman Club.

Tekener griff nach der Klinke der gläsernen Schiebetür, als er mit einem Mann zusammenprallte, der größer war als er. Überrascht blieben beide stehen und starrten sich an.

Der breitschultrige Mann verzog sein Gesicht zu einem offenen Lachen.

»Tekener! Wirklich! Sie sind es? Ich hätte Sie beinahe in diesem modischen Fetzen nicht erkannt!«

Der Riese legte Tekener die Hand auf die Schulter und achtete darauf, dass er nicht zufällig kräftig zudrückte. Den stählernen Griff einer Ertruserfaust ertrug nicht einmal Tekener.

»Der modische Lappen hat mehr Solar gekostet, als Sie jemals verdienen werden, Stuep!«, sagte Tekener und lachte. Es war merkwürdig, Tekener herzlich lachen zu sehen und zu hören. Das pockennarbige Gesicht des Mannes wurde weich und verlor viel von der Kälte.

Tekener sah den gepflegten, sandfarbenen Sichelkamm des Ertrusers, seine rotbraune Haut und die enthaarten Schädelpartien.

»Sie haben sich in den letzten drei Jahren nicht verändert, Monty!«, sagte er leise und öffnete die Tür. Diese kleine, hervorragend ausgerüstete Bar war einem kleinen Kreis von Gästen und deren Freunden vorbehalten; es waren alles Spezialisten, deren Einsätze einem Selbstmordunternehmen gleichgekommen waren.

»Kein Wunder«, sagte Monty Stuep. »Schließlich kann ich im Gegensatz zu Ihnen mit einer Lebenserwartung von siebenhundert Jahren rechnen, Sie schnelllebiger Terraner. Sie wollen mich zu einem Drink einladen?«

Sie gingen nebeneinander in die Bar hinein, suchten schnell einen Tisch aus und zogen sich dann in eine der Nischen zurück.

»Falls es so große Gläser gibt«, sagte Tekener. »Unser unverhofftes Wiedersehen muss gefeiert werden. Nötigenfalls auf meine Kosten.«

Der Sessel, in den sich Monty Stuep vorsichtig gleiten ließ, hielt sein Gewicht von fast siebzehn Zentnern aus.

Tekener bestellte einen zarkhayischen Gromon auf Eis, mit Sekt, und Monty entschied sich für eine Flasche »Beteigeuze Dew«, ohne Eis.

»Mann!«, sagte er bewundernd und musterte das Spitzenhemd, das unter der Jacke Tekeners zum Vorschein gekommen war. »Sie sind ein richtiger Geck geworden. Können Sie sich noch erinnern, wie Sie nur mit der alten Vorderladerbüchse gegen die Ignes losgestürmt sind?«

Vorsichtig goss Tekener Sekt in den Gromon und zündete sich dann eine seiner überlangen Zigaretten an.

»Das waren recht nette Jagdabenteuer!«, sagte er und grinste breit.

Leise erinnerte sich der Ertruser:

»Ich konnte keinen Muskel mehr rühren. Ich glaubte, für uns sei alles verloren. Und als Sie anfingen, mit diesem Monstrum zu feuern, dachte ich, das Ding müsste explodieren und Ihnen den Schädel wegreißen. Und plötzlich rasten die Ignes in panischer Angst davon. Wovor eigentlich? Vor dem Knall, dem Rauch oder den Geschossen?«

Die Waffe, die längst in Tekeners Waffensammlung hing – notabene einer der berühmtesten Sammlungen ihrer Zeit –, war ein antiker Vorderlader, dessen Magazin rund um die Mündung angebracht war. Eine seltene Waffe, die Tekener einem Eingeborenenhäuptling abgehandelt hatte.

»Haben Sie die Waffensammlung noch?«, fragte Monty Stuep, nachdem er einen Viertelliter-Schluck hinuntergestürzt hatte.

»Ich habe noch einige andere Raritäten dazu erworben«, bestätigte Tekener und drehte die Asche der Zigarette ab. »Aber, Monty, Sie sollten Ihre Rolle bei diesem Ignes-Abenteuer nicht verkleinern. Sie sind schließlich etwa siebzig Kilometer durch Morast gerannt und haben mich dabei auf den Schultern getragen. Das ist selbst für einen Ertruser keine Kleinigkeit!«

Sie hoben die Gläser und prosteten sich zu.

Dann sagte Stuep:

»Es hat sich nicht vermeiden lassen, Ronald, dass ich hier in Quinto-Center einiges über Ihre Aufgaben und Einsätze gehört habe. Als Sie zuletzt einige Wochen verschollen waren, rechnete ich nicht damit, Sie jemals lebend wiederzusehen. Und an einen Drink dachte ich schon gar nicht!«

Tekener nickte und bestätigte trocken:

»Alles, was mit der Condos Vasac zusammenhängt, gehört zu den schwer lösbaren Aufgaben.«

Er hatte vor Stuep keine Geheimnisse.

Der Ertruser wusste seit langem, welch zwielichtige Rolle der Oberstleutnant zwischen den Sternen spielte. Stuep war vertrauenswürdig, aber er zählte als passives USO Mitglied der Ausbildungsstufe B nicht zu den »Spezialisten«. Monty war Hypertransit-Ingenieur. Sein Spezialgebiet waren Transmitterbau und alle damit zusammenhängenden Fragen. Außerdem hatte er große Erfahrungen im Bau von Maschinen gesammelt, die auf fünfdimensionaler Energiebasis arbeiteten. Er gehörte zur Gruppe der Kosmoingenieure für Außenaufgaben, die man für deren fast manische Vorliebe für Abkürzungen KIF nannte.

Tekener wiederholte:

»Die Gefahren durch die CV sind größer als die meisten Menschen ahnen, die jemals etwas darüber gehört haben. Kennon und ich ...«

Er wurde unterbrochen.

»Kosmoingenieur Monty Stuep! Bitte umgehend mit der Einsatzstelle in Verbindung setzen! Ich wiederhole: Kosmoingenieur Stuep ...«

Stuep und Tekener sahen sich an.

»Es geht schon wieder los!«, sagte Stuep verärgert. »Nicht einmal ein Glas kann man in Ruhe austrinken! Aber ... nicht mit Monty Stuep, dem Durstigen.«

Im Stehen goss er sein Glas voll, bis der Hals der Flasche senkrecht nach unten wies. Er ließ die Flüssigkeit in sich hineinrinnen, schluckte und strahlte Tekener an. Dann streckte er die Hand aus.

»Viel Glück, Partner!«, sagte er leise.

Tekener nickte, schüttelte vorsichtig die Pranke des Riesen und sah ihm bedauernd nach, als er die Bar durchquerte. Tekener dachte an die Tage, in denen der Umweltangepasste Monty Stuep zu seinem Freund geworden war.

Hinter Stuep schloss sich die Tür. Sie würden sich lange nicht mehr sehen, dachte Ronald bekümmert.

Er ahnte nicht, wie bald er wieder von Monty Stuep hören würde.

 

*

 

Auf dem USO-Stützpunkt KL-36, einer geheimen Raumstation mit einer leistungsfähigen Ferntransmitteranlage, breitete sich seit Stunden Unzufriedenheit aus.

Die Ursache: der Transmitter.

Zuerst war die Abstrahlanlage ausgefallen. Die Reparaturkommandos waren angerückt und hatten ihre Messinstrumente angesetzt. Dann, mit den Mienen von Menschen, die ohne Seil und Haken vor einer riesigen Felswand standen, hatten sie erklärt, dass der Schaden nicht zu reparieren war.

Warum?

Die Ersatzteile, die in den Depots lagerten, waren in einem ausgezeichneten Zustand, aber sie reichten nicht aus. Man konnte mit ihnen zwar etwa ein Drittel der zerstörten Teile ersetzen, aber der Rest war nicht vorrätig und konnte auch mit Bordmitteln nicht hergestellt werden.

Vor einer halben Stunde hatte sich der Leitende Ingenieur mit deutlichen Zeichen des Missbehagens auf den Weg gemacht, um seinen Kommandanten vom augenblicklichen Stand der Dinge in Kenntnis zu setzen.

Kommandant Lathar hörte aufmerksam zu.

Dann stand er auf, um in den Transmitterraum hinunterzugehen: Er wollte sich an Ort und Stelle ein Bild von der Situation machen. Er selbst war kein Transmitterexperte, und die technische Terminologie, mit der ihn die Experten überschütteten, konnte ihn nicht beeindrucken. Und die Behauptungen der Ingenieure, sie wären am derzeitigen Zustand des Gerätes so unschuldig wie ungeborene Säuglinge, beeindruckten ihn schon gar nicht.

Wortlos drehte sich Kommandant Lathar um und sagte:

»Ich möchte mir die Liste unserer Materialanforderungen ansehen.«

Der Leitende Ingenieur sagte unbehaglich:

»Im Depot, Sir. Sie müssen mit dem Chef des Depots sprechen.«

»Kommen Sie mit!«

Lathar bekam ein dickes Bündel von Durchschlägen auf halbtransparenter Folie auf den Tisch gelegt. Er studierte die Listen mit aller Sorgfalt, und dabei legte sich seine Stirn in immer tiefere Falten.

»Das ist unglaublich, meine Herren«, sagte er in schneidendem Ton. »Wenn ich nicht irre, dann lese ich hier, dass wir die Hälfte der benötigten Ersatzteile in den Depots haben?«

Auch der Chef des Depots hatte ein reines Gewissen.

»Sir, wir besitzen zwar eine Standardausrüstung an Ersatzteilen. Damit können kleinere Schäden ohne weiteres behoben werden, aber wenn Defekte in dieser Größenordnung auftreten, dann sind selbst die Ingenieure im Maschinenbauzentrum machtlos. Erst seit einer Stunde wissen wir, dass wir eigentlich einen neuen Transmitter brauchen würden.«

Das gleiche hatten die Experten bereits im Transmitterraum behauptet. Lathar hob die Schultern.

»Kein Ausweg?«, fragte er leise.

Seine Augen wanderten über die Gesichter der beiden Männer. Sie schüttelten die Köpfe.

»Nein, keine andere Möglichkeit. Sir«, sagte der Leitende Ingenieur.

Somit blieb dem Kommandanten nichts anderes übrig, als in Quinto-Center Mitteilung vom Totalausfall des Ferntransmitters zu machen. Der Funkspruch wurde aufgesetzt, kodiert, gerafft und zerhackt. Dann trat der Hyperkom-Sender in Tätigkeit.

Die USO-Zentrale bestätigte den Eingang der Nachricht, verlangte aber detailliertere Angaben über die Schäden und die Gründe dafür.

»Dort sitzen nämlich unsere KIFs«, sagte der Leitende Ingenieur, als er die Bestätigung sah. »Sie haben die Lage realistisch eingeschätzt und handeln sofort.«

Wieder wechselten die Stationen Funksprüche aus.

Dann bekam Kommandant Lathar Bescheid, man würde einen Transportraumer nach KL-36 schicken. Er brächte alle erforderlichen Ersatzteile mit – folglich also fast einen kompletten Ferntransmitter.

»Einverstanden«, brummte Lathar. »Wie lange dauert eine solche Reparatur?«

Der Leitende Ingenieur erwiderte:

»Sir, wenn alles planmäßig verläuft, trifft der Frachter am neunundzwanzigsten November hier ein. Zur Mannschaft gehören selbstverständlich Hypertransit-Ingenieure. Wir sollten die Versuche, die Anlage zu reparieren, einstellen, und uns auf vorbereitende Arbeiten beschränken.«

»Veranlassen Sie das bitte«, sagte der Kommandant und lehnte sich zurück. »Bestellen Sie uns einen Kaffee?«

»Gern!«

Der Leitende Ingenieur bestellte in der Messe zwei Portionen Kaffee und setzte sich wieder. Die Tatsache, dass von Quinto-Center wegen des Zwischenfalls keine Vorwürfe zu hören gewesen waren, beruhigte Lathar. Er wusste, dass die Kosten für den Umbau einige Millionen Solar betragen würden. Offensichtlich war man in Quinto-Center auf solche Zwischenfälle vorbereitet. Das hieß aber ... und hier wurde Lathar wieder unruhig ... dass es ähnliche Zwischenfälle gegeben haben konnte. Manipulierte jemand an den sonst narrensicher arbeitenden Transmittern?

»Je moderner, desto anfälliger sind diese Konstruktionen!«, murmelte Lathar und rührte nachdenklich in seiner Tasse.

Dann betätigte er eine Taste des Kommunikators.

»Die leitenden Offiziere bitte in mein Dienstzimmer«, sagte er. Während sie den Kaffee austranken, ordnete Lathar an, dass sämtliche Arbeiten an der Transmitteranlage einzustellen wären. Die Offiziere kamen. Als sie vollzählig waren, stand Lathar auf und sagte im Plauderton:

»Meine Herren, die Männer der gesamten Transmitterabteilung haben bis zum Eintreffen der USO-Ingenieure keine Arbeit. Dies ist ein unzumutbarer Zustand, der zu Psychosen führen kann.«

Leutnant Celt fragte leicht irritiert:

»Wie dürfen wir das auffassen, Sir?«

Lathar winkte ab und sagte:

»Später. Damit den Männern die Zeit nicht zu lang wird, wünsche ich bis«, er sah auf die Digitaluhr an seinem Finger, »sechzehn Uhr Standardzeit einen neuen Dienstplan für die betreffende Abteilung. Darin ist auch vorzusehen, dass die Unterkünfte einer gründlichen Reinigung unterzogen werden!«

Dies war, trotz des gemütlichen Tonfalls, ein deutlicher Befehl.

Leutnant Celt, Terraner, blutjung und noch zu eifrig, um die Gefahr seiner Überlegungen zu erkennen, hob die Hand.

»Ja?«

»Sir, eine Frage. Wäre es nicht sinnvoller, statt der Reinigung einen Kurs für die Transmittermannschaft abzuhalten, in dem neues Wissen über die letzten technischen Entwicklungen vermittelt wird? Diese Reinigung, Verzeihung, Sir, aber ist es nicht eine etwas zu geistlose Tätigkeit?«

Die anderen Offiziere warteten ab, welche Reaktion erfolgen würde. Celt war erst seit hundert Tagen hier und kannte die Klippen des Dienstweges noch nicht sehr genau.

»Sie überraschen mich, Leutnant Celt!«, sagte Lathar knapp.

Er nickte den Männern zu und verließ wortlos die Zentrale.

»Nicht nur ihn, Sie überraschen auch mich, Leutnant«, meinte einer der älteren Offiziere. »Was jetzt? Was meinte der Boss? Bedeutet das Zustimmung oder Ablehnung?«

Der junge Leutnant zuckte die Schultern.

»Tut mir leid. Ich weiß es auch nicht!«

»Nichts gegen Ihren Einfall«, murmelte der dienstälteste Offizier. »Und schon gar nicht, wenn er halbe Arbeit bedeutet.