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Nr. 44

 

Die Schule der Attentäter

 

Das Psycho-Team macht Maske – und geht auf Mörderjagd

 

von William Voltz

 

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Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der USO, schreibt man Ende Juni des Jahres 2409 Standardzeit.

Die Condos Vasac, das galaxisweite Verbrechersyndikat, das der USO und dem Solaren Imperium für lange Zeit einen erbitterten Kampf lieferte, ist nicht mehr! Die Organisation wurde vor rund einem halben Jahr endgültig zerschlagen, als Männer der USO »das letzte Versteck« ausfindig machten und Raumschiffe der USO, des Solaren Imperiums und der Maahks in das Zentralsystem der Grossarts eindrangen.

Aber das Ende der CV bedeutet keineswegs, dass in der Galaxis Ruhe herrscht und dass Lordadmiral Atlan und seine Mitarbeiter ihre Tätigkeit einstellen können.

Im Gegenteil – Ronald Tekener, das As der USO, und Sinclair Marout Kennon, der Kosmokriminalist mit der »Vollprothese« werden nach ihrem wohlverdienten Urlaub schnellstens wieder für einen neuen Einsatz benötigt. Prominente Bürger des Solaren Imperiums werden ermordet, und der neueste Mord lässt darauf schließen, dass eine SCHULE DER ATTENTÄTER existiert ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Lordadmiral und Begründer der USO.

Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon – Die USO-Agenten nehmen andere Identitäten an.

Bolly-Bo – Ein »zweckentfremdeter« Saurier.

Hagbur Raiz-Selase – Ein reicher Mann wird ermordet.

Altaira Nemeth – Eine gefährliche Frau.

Korth Penipuce – Administrator von Vagusson.

1.

 

Der Planet, auf dem Hagbur Raiz-Selase sein 2117. galaktisches Großhotel bauen wollte, hieß Vagusson und lag im System der gelben Sonne Yptoma-Tau. Auf dem großen Bildschirm der Ortungsanlage konnte Hagbur Raiz-Selase die Planetenoberfläche sehen. Vagusson erinnerte ihn an die Erde. Das Yptoma-Tau-System war 18.779 Lichtjahre von Terra entfernt und lag im Randgebiet des galaktischen Zentrums. Vor zweiundsechzig Jahren hatte Vagusson sein Selbstbestimmungsrecht erhalten. Die Welt galt als vorbildliche terranische Kolonie. Sie war für Politiker, Wirtschaftsbosse und Militärs gleichermaßen wichtig, da sie zentral gelegen war.

Raiz-Selase richtete sich im Pneumosessel auf und hustete. Sofort war Arglitz zur Stelle und wartete stumm auf die Befehle des Solar-Milliardärs.

»Alles vorbereitet?« Raiz-Selase war nie ein Freund überflüssiger Worte gewesen, er beschränkte sich auf das Wesentliche. Vielleicht war das das Geheimnis seines wirtschaftlichen Erfolges.

Die Hotels des Geschäftsmannes standen in allen Teilen der Galaxis. Außerdem war er erfolgreicher Planetenspekulant und Großaktionär der legendären General Cosmic Company.

»Unmittelbar vor der Landung werden die beiden Leichten Kreuzer der Solaren Flotte, die uns bis hierher begleitet haben, den Rückflug antreten«, las Arglitz von einem Blatt Papier ab. Er war ein kleiner, geschmeidig wirkender Mann, unauffällig gekleidet und mit einem zurückweisenden Gesichtsausdruck. »Korth Penipuce wird Sie persönlich begrüßen. Obwohl es ausgeschlossen ist, dass man in Anwesenheit des Alpha-Wesirs von Vagusson einen Anschlag auf Sie verüben wird, habe ich Vorsichtsmaßnahmen eingeleitet. Wir werden unsere eigenen Wachmannschaften in unmittelbarer Nähe postiert haben. Hinzu kommen Spezialroboter, Ortungswagen und Abhörgeräte.«

»Sie lassen sich meine Sicherheit eine Menge kosten, Falke«, bemerkte der Hotelier. Hagbur Raiz-Selase war einhundertacht Jahre alt, aber Sport und ärztliche Pflege hatten ihm ein fast jugendliches Aussehen bewahrt, dessen er sich wohl bewusst war.

Arglitz erwiderte trocken: »Es ist schließlich Ihr Geld, Sir.« Er räusperte sich. »Außerdem ist mir aus privaten Gründen viel an Ihrer Sicherheit gelegen. Ich möchte nicht unter Taefdu arbeiten.«

Das Gesicht des Solar-Milliardärs wurde finster.

»Erinnern Sie mich nicht an den kosmischen Gen-Versager, Falke. Ich hoffe, dass ich möglichst lange leben werde, denn mein Neffe würde meinen Besitz nicht in meinem Sinne verwalten.«

»Er würde ihn ruinieren!«, prophezeite Arglitz düster.

Der alte Mann winkte ab.

»Ich gedenke noch lange zu leben. Wenden wir uns jetzt wichtigeren Dingen zu.« Er deutete auf den Bildschirm. »Haben die damit beauftragten Makler die Vorverhandlungen abgeschlossen?«

»Natürlich, Sir!« Arglitz zog ein Papierbündel aus einer grauen Mappe. »Das ist der Vertragsentwurf. Ich habe ihn prüfen lassen. Er hat keine Hintertüren – jedenfalls nicht für unsere Seite. Ich empfehle Ihnen, den Vertrag zu unterzeichnen, denn die Preise für Grundstücke an der Ostküste von Minahin sind nach wie vor im Steigen begriffen.«

Hagbur Raiz-Selase blätterte gelangweilt im Vertragsentwurf. Er wusste, dass er sich auf Arglitz, den er den »Falken« nannte, verlassen konnte. Arglitz stand seit über dreißig Jahren in seinen Diensten, er hatte noch nie versagt.

Der Milliardär schloss die Augen. Wie lange war das jetzt her, dass er als Angestellter der GCC gearbeitet hatte?

Er stand auf und warf einen letzten Blick auf den Bildschirm.

»Es wird Zeit, dass ich die bequeme Kleidung gegen einen vorschriftsmäßigen Anzug tausche, Falke.«

»Alles liegt in Ihrer Kabine bereit.«

Hagbur warf ihm einen misstrauischen Seitenblick zu.

»Haben Sie eigentlich ein menschliches Gehirn?«

»Ja, Sir!«, sagte Arglitz.

Leise, damit Pilot und Navigator ihn nicht hören konnten, sagte der Geschäftsmann: »Manchmal sind Sie mir unheimlich. Ich weiß nicht, was Sie denken.«

Beunruhigt fragte Arglitz: »Sind Sie nicht zufrieden mit mir?«

Raiz-Selase lächelte und verließ die Zentrale seiner Luxusjacht. Das Schiff war diskusförmig und durchmaß sechzig Meter. An Bord befanden sich vierzehn Besatzungsmitglieder, die alle terranischer Abstammung waren, außerdem zwanzig Spezialroboter mit den verschiedensten Funktionen.

Die Privatkabine des Milliardärs befand sich im oberen Deck des Schiffes. Eine Panzerplastkuppel von vier Metern Durchmesser war der einzige Luxus. Der Raum war mit einem versenkbaren Tisch und zwei unbequemen Stühlen möbliert. Auf dem Bett, das in eine Nische eingelassen war, lagen ein paar Bücher.

Wie Arglitz versprochen hatte, lag Hagburs Renommierkleidung auf einem Stuhl. Der alte Mann entkleidete sich und trat in den Duschrobot neben seiner Kabine. Er wurde gewaschen und massiert. Erfrischende Essenzen rieselten über seinen Körper. Danach wurde er getrocknet und bekam ein leichtes Make-up aufgelegt.

Er verließ den Duschrobot und kleidete sich an. Als er wieder in die Zentrale zurückkehrte, hatte die Besatzung der ECHO bereits mit dem Landemanöver begonnen. Das Schiff befand sich auf einem Leitstrahl des Raumhafens von Staffan.

Staffan war die größte Stadt des Kontinents Minahin; dort lebten acht Millionen Kolonisten. Hagbur legte keinen besonderen Wert darauf, ausgerechnet in der Nähe der größten Stadt zu landen, aber er musste Rücksicht auf den Alpha-Wesir nehmen. Korth Penipuce besaß auf seiner Welt nicht nur politischen, sondern auch geschäftlichen Einfluss. Er konnte bei den noch ausstehenden Verhandlungen eine wichtige Rolle spielen. Hagbur Raiz-Selase liebte keine Schwierigkeiten. Sein Erscheinen bedeutete im allgemeinen, dass alle Verhandlungen abgeschlossen waren.

Der Konzernbesitzer zog es vor, nur seine Unterschrift unter die von seinen ausgesuchten Mitarbeitern vorbereiteten Verträge zu setzen.

Hagbur Raiz-Selase ließ sich in einem Sessel nieder. Das Geschäft, das er auf Vagusson abschließen wollte, war mehr oder weniger eine lästige Pflicht. Es würde einen Empfang durch den Alpha-Wesir geben, an dem er wohl oder übel teilnehmen musste. Hinzu würden Interviews und die unvermeidliche Party bei einem Großindustriellen kommen.

Der Milliardär seufzte.

Er freute sich bereits auf Commandant, wo er endlich wieder allein auf die Jagd gehen konnte.

Doch zuvor wollte er noch das Projekt »Cystobors-System« abschließen, bei dem es erwartungsgemäß Schwierigkeiten gab.

Der alte Mann lenkte seine Gedanken in eine andere Richtung. Der Name »Cystobors« beunruhigte ihn. Zwölf Menschen, die sich mit diesem Projekt beschäftigt hatten, waren gestorben.

Ermordet!, korrigierte Hagbur Raiz-Selase sich in Gedanken. Und wenn er nicht aufpasste, würde er als nächster an die Reihe kommen ...

»Worüber denken Sie nach, Sir?«, fragte Arglitz besorgt.

Der Hotelier schüttelte unwillig den Kopf. Er war ärgerlich über sich selbst, dass er immer wieder über das Cystobors-System nachdachte. Früher oder später würde man diese Welt kolonisieren. Eines der ersten Gebäude sollte den Namen Raiz-Selase tragen.

Auf dem Bildschirm konnte Hagbur jetzt die unter ihnen liegende Stadt sehen. Sie erschien ihm riesig groß, eine unübersehbare Ansammlung gelbfarbener Gebäude und Straßen, die sich wie dunkle Furchen hindurch wanden.

Wie konnte man in einer solchen Stadt leben, ohne sich anonym vorzukommen?, fragte sich Raiz-Selase. Wie fühlte sich ein kleiner Angestellter, der Tag für Tag in einem der Hochhäuser arbeiten musste?

Bei solchen Gedanken wurde dem alten Mann immer ganz elend. Er kam sich vor wie einer, der Vorteile genoss, die ihm eigentlich nicht gebührten.

Der Raumhafen wurde sichtbar, ein rechteckiger heller Fleck, umsäumt von Kontrolltürmen und Verwaltungsgebäuden. Eine Vielzahl verschiedenartiger Schiffstypen bewies, dass die Vagussoner Handel mit allen bekannten und friedfertigen Völkern der Galaxis trieben. Nicht umsonst galt diese Welt als eine der größten Kolonien im Zentrumsrand.

Es wurde Zeit, dass auf diesem Planeten ein Hotel des Konzerns entstand.

»Zuerst werden sechs Roboter das Schiff verlassen«, sagte Arglitz mit leiser Stimme. »Das ist auf Kolonialwelten nicht ungewöhnlich, sozusagen eine rituelle Handlung, die an die Tage während der Eroberung erinnern soll. Wir werden damit kein Aufsehen erregen. Die Wachmannschaften stehen überall bereit. Es sind erfahrene Frauen und Männer, die genau wissen, was sie zu tun haben.«

Hagbur Raiz-Selase nickte.

»Danach«, fuhr Arglitz fort, »kommt Ihr Identitätsroboter. Wir glauben zwar nicht, dass jemand auf ihn hereinfallen wird, aber er kann zumindest plump geplante Anschläge verhindern, indem er sie auf sich zieht.«

Je länger der Milliardär nachdachte, desto unwirklicher erschien ihm die Situation. Früher waren ebenfalls Sicherheitsmaßnahmen ergriffen worden, jedoch lange nicht in einem solchen Umfang.

Erst Hagburs Interesse am Projekt »Cystobors-System« hatte dieses Schauspiel notwendig erscheinen lassen. Zwölf Menschen, die sich für dieses Projekt interessiert hatten, waren gestorben. Man hatte sie ermordet. Die Mörder, das wusste Hagbur aus den vorliegenden Berichten, waren keine Anfänger. Das ließ ihn vermuten, dass eine große Organisation hinter allen Verbrechen stand.

»Nach dem Roboter«, drang die Stimme des Falken an sein Gehör, »werde ich die ECHO verlassen. Sie folgen zwei Schritte schräg hinter mir. Sie müssen sich so bewegen, dass sich die Entfernung zwischen uns nie verschiebt. Auf diese Weise decke ich Sie gegen die Zuschauertribüne, die rechts von uns liegen wird.«

Hagbur winkte ab.

»Das ist doch albern!«, stieß er hervor. »Sie werden hinter mir gehen. Sie brauchen mir keine Deckung zu geben.«

Arglitz hob den Kopf.

»Sie gaben mir alle Vollmachten. Nun muss ich Sie bitten, sich streng nach meinen Anweisungen zu richten.«

Hagbur stimmte widerwillig zu. Manchmal fiel es ihm schwer, seinen Willen gegenüber Arglitz durchzusetzen. Allerdings kümmerte sich Arglitz nur um die Dinge, mit denen Hagbur Raiz-Selase ihn beauftragt hatte.

Arglitz verlas weitere Anweisungen. Alles, was er sagte, erschien dem alten Mann kompliziert und umständlich.

Endlich war Hagburs Vertrauter fertig.

»Wiederholen Sie bitte alles, Sir. Ich will sicher sein, dass es nicht zu unvorhergesehenen Zwischenfällen kommt.«

Raiz-Selase wiederholte alles, was er behalten hatte.

»Hm!«, machte Arglitz, der offenbar alles andere als zufrieden war. »Es ist besser als nichts. Aber ein paar Punkte müssen wir noch einmal wiederholen.«

»Wie kann man nur so hartnäckig sein!«, protestierte Hagbur.

»Ein großer Vorteil ist, dass Sie dem Alpha-Wesir nicht die Hand zu schütteln brauchen«, sagte Arglitz. »Auf diese Weise werden eine Reihe von Möglichkeiten ausgeschlossen.«

Hagbur Raiz-Selase hob einen Arm.

»Genug! Genug! Wollen Sie etwa dem Alpha-Wesir Mordabsichten unterstellen?«

»Ich denke an alles!«, erwiderte der kleine Mann gelassen.

Sie fuhren fort, sich über das Zeremoniell zu unterhalten. Der Hotelier war froh, als die ECHO endlich auf dem vorgesehenen Landeplatz aufsetzte. Es war seine einzige Möglichkeit, dem aufmerksamen Arglitz zu entkommen.

»Vergessen Sie nichts, Sir!«, warnte Arglitz ihn noch einmal. »Es könnte schlimme Folgen für Sie haben.«

Hagbur starrte auf den Bildschirm.

Die ECHO war nahe am Rand des Landefeldes niedergegangen. Ein Kontrollturm und ein langgestrecktes Verwaltungsgebäude begrenzten den Raumhafen. Dazwischen gab es Sperren, einen Transmitteranschluss und den Beginn einer breiten Rollstraße. Zwischen den Sperren sah Hagbur einen großen Parkplatz. Viel Betrieb war nicht. Auf der Tribüne schräg vor dem Kontrollturm saßen die üblichen Zuschauer: Schulklassen, Väter mit ihren Kindern und gelangweilt wartende Reisende.

Eine Abordnung von siebzehn Männern und sechs Frauen wartete am unteren Ende der Gangway auf den Hotelier. Hagbur beobachtete die Kolonisten. Der große Mann mit dem seltsamen Haarschnitt, der unruhig die Hände bewegte, musste der Alpha-Wesir sein. Sicher empfand auch er das Zeremoniell als lästig. Ein Administrator hatte sicher wichtigere Dinge zu tun, als einen Geschäftsmann zu empfangen.

Aber Hagbur Raiz-Selase war nicht irgendein Geschäftsmann.

Arglitz blickte sich misstrauisch um, er schien die Attentäter sogar in den äußeren Winkeln der Zentrale zu vermuten.

Hagbur sah seinen Vertrauten belustigt an.

»Gehen wir, Falke!«

Als die beiden Männer die Zentrale verließen, öffnete sich die Hauptschleuse der ECHO. Die vorprogrammierten Spezialroboter verließen das Schiff. Sie gingen langsam die Gangway hinab. Ihre polierten Körper glänzten in der Sonne.

Inzwischen hatten Arglitz und Hagbur Raiz-Selase die Schleusenkammer erreicht.

Der Hotelier merkte, wie ihn eine merkwürdige Spannung befiel. Daran war Arglitz mit seinem Gerede schuld.

»Jetzt der Identitätsroboter!«, murmelte Arglitz.

Ein Roboter, der in seinen körperlichen Ausmaßen dem Geschäftsmann verblüffend ähnlich sah, verließ die Schleuse.

»Der Alpha-Wesir ist über diesen Roboter unterrichtet worden«, erklärte Arglitz. »Damit verhindern wir, dass der arme Bursche einen Fehler begeht und sich lächerlich macht.«

Sie warteten, bis der Roboter aus ihrem Blickfeld verschwunden war.

»Nun sind wir an der Reihe«, sagte Arglitz bedeutsam.

»Sie reden, als stünde uns ein Marsch in die Hölle bevor!«

»Ja«, bestätigte Arglitz. »Stellen Sie sich vor, dort unten würde die Hölle auf Sie warten.«

Er verließ die Schleusenkammer.

Zwei Schritte hinter ihm bewegte sich Hagbur Raiz-Selase. Der alte Mann befolgte alle Ratschläge, er hielt sich schräg hinter seinem Vertrauten.

Nichts deutete auf die Anwesenheit verdächtiger Personen hin. Die Spezialroboter standen beiderseits der Gangway. In unmittelbarer Nähe arbeiteten ein paar Männer in hellen Anzügen, Sie gehörten zweifellos zu den überall verteilten Wachmannschaften.

Am Ende der Gangway blieb Arglitz stehen und machte dem Besitzer der Luxusjacht Platz.

Korth Penipuce löste sich aus der Gruppe von Kolonisten und machte einen Schritt auf Hagbur Raiz-Selase zu.

»Alles in Ordnung!«, rief Arglitz leise.

Obwohl er nicht an einen Anschlag geglaubt hatte, fühlte Hagbur sich erleichtert. Wenn Arglitz sagte, dass alles in Ordnung war, konnte er sich darauf verlassen.

Er sah den Alpha-Wesir an.

Korth Penipuce lächelte und verbeugte sich. Dann legte er die Hände zusammen.

Als er sich aufrichtete, sank Hagbur Raiz-Selase vor ihm zusammen. Er machte einen Schritt nach vorn, maßlos bestürzt über diese unvorhergesehene Entwicklung.

Arglitz war schon zur Stelle und fing seinen zusammenbrechenden Chef auf. Das Gesicht des kleinen Mannes war aschfahl.

In einer langen Serie von schrecklichen Morden war dies der dreizehnte.

2.

 

Für Ronald Tekener war die Umgebung in Quinto-Center so vertraut, dass er sich mit geschlossenen Augen innerhalb des ausgehöhlten Mondes zurechtgefunden hätte, der der USO als Hauptquartier diente. Am 25. Juni 2409 beendete Tekener seinen Urlaub und traf in Quinto-Center ein. Kennon, der ihn begleitete, schien erleichtert darüber zu sein, dass der Urlaub vorüber war. Das Gehirn mit dem Robotkörper konnte sich nicht so unbeschwert vergnügen wie Tekener.

Tekener seufzte, als er gemeinsam mit Kennon die große Schleusenkammer von Quinto-Center verließ und auf einen Gleitwagen zuging. Am Steuer saß ein junger Spezialist, der das Psycho-Team fast ehrfürchtig begrüßte.

Tekener legte dem jungen Mann eine Hand auf die Schulter.

»Kommen Sie zu sich, mein Freund. Wahrscheinlich haben Sie den Auftrag, uns in die Zentrale zu bringen, oder in irgendein Büro. Ist der Lordadmiral anwesend?«

»Ja, ja«, stotterte der Fahrer. »Mein Name ist Planthus. Ich stehe zu Ihrer Verfügung.«

»Ein halbes Jahr Urlaub ist verdammt wenig«, sagte Tekener ärgerlich. »Vor allem für Männer, die die Condos Vasac erledigt haben.«

»Nach den mir vorliegenden Informationen waren daran auch andere Spezialisten beteiligt«, erklärte Planthus tapfer. Er schien beweisen zu wollen, dass seine anfängliche Haltung nichts mit einem übertriebenen Respekt vor den beiden berühmten Männern zu tun hatte. Tekener verstand diese Haltung und grinste.