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Nr. 154

– ATLAN exklusiv Band 26 –

 

Der Mann des Feuers

 

Begegnung auf dem grünen Planeten – der einsame Jäger trifft die Männer aus der Götterburg

 

von Clark Darlton

 

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Im Großen Imperium der Arkoniden schreibt man eine Zeit, die auf Terra dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht. Arkon steht in voller Blüte. Imperator des Reiches ist Orbanaschol III., ein brutaler und listiger Mann, der seinen Bruder Gonozal VII. töten ließ, um selbst die Herrschaft übernehmen zu können.

Auch wenn Orbanaschol seine Herrschaft gefestigt hat – einen Mann hat der Imperator von Arkon zu fürchten: Atlan, den rechtmäßigen Thronerben und Kristallprinzen des Reiches, der nach der Aktivierung seines Extrahirns den Kampf gegen die Macht Orbanaschols aufgenommen hat und den Sturz des Usurpators anstrebt.

Im Zuge dieser gegen Orbanaschol gerichteten Unternehmungen gelang Atlan und seinen verschworenen Gefährten erst jüngst ein großer Coup. Sie kaperten die KARRETON und befreiten Ra, den mysteriösen Barbaren vom grünen Planeten.

Jetzt sind Atlan und seine Getreuen erneut im Weltraum unterwegs – auf der Jagd nach dem legendären Stein der Weisen, hinter dem auch Orbanaschols Leute her sind.

Die Spur dieses Kleinods der Macht hat Atlan zum Dreißig-Planeten-Wall geführt, zum »Ring des Schreckens«. Hier geschieht es auch, dass – inmitten von Kampf und Tod – Ra, der Barbar von einem unbekannten Planeten, erneut aus seinem abenteuerlichen Leben berichtet. Es ist die Geschichte: DER MANN DES FEUERS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan und Fartuloon – Gefangene im Ring des Schreckens.

Ra – Der Mann, der das Feuer bringt.

Bris, Moro, Celton und Kara – Menschen vom grünen Planeten.

Neeol Darmigon – Ein Prospektor von Arkon.

1.

 

Der Planet war von uns auf den Namen »Frokan« getauft worden. Dann hätte die Welt, auf der wir uns bis jetzt befunden hatten, vielleicht auch »Frokan II« oder »Frokan XXX« heißen können, denn alle dreißig Planeten, die eine mir bisher unbekannte Sonne umkreisten, glichen sich wie ein Ei dem anderen.

Wir befanden uns im so genannten Dreißig-Planeten-Wall und waren auf der Suche nach dem Stein der Weisen, den wir hier angeblich finden sollten.

Wir – das waren mein fetter Freund Fartuloon, der Barbar Ra von einer mir unbekannten Welt, und ich, Atlan, der Kristallprinz des Großen Imperiums und der rechtmäßige Nachfolger meines Vaters Gonozal, der von seinem Bruder Orbanaschol, dem jetzigen Imperator, heimtückisch ermordet worden war.

Der Stein der Weisen sollte uns helfen, unsere Rache zu vollenden, und nun saßen wir in der Falle.

Es fiel mir schwer zu glauben, dass der Weise Dovreen mit dem Januskopf ein Verräter sein sollte, vielmehr neigte ich zu der Ansicht, dass er uns auf die Probe stellen wollte. Die silberne Kugel, die sich ausgedehnt und uns in sich aufgenommen hatte, konnte ein Raumschiff sein – wenn auch ein Raumschiff ganz besonderer Art.

Oder war die Kugel ein Transmitter?

Wir wussten es nicht. Jedenfalls hatte uns die Kugel von einem der dreißig nahezu identischen Planeten zum nächsten gebracht, und auch hier trafen wir auf die Gefangenen der »Endlosen Reise«, denn der »Ring des Schreckens« besaß nur einen Anfang, aber kein Ende.

Ich wusste, dass wir inzwischen abermals auf einem der dreißig Planeten gelandet waren, aber wir hatten die Silberkugel bisher noch nicht verlassen können. Alles war unklar und die Sicht schlecht. Überall trafen wir auf Leidensgenossen, und sie gehörten allen Rassen an. Die Legende vom Stein der Weisen hatte sie hierhergelockt, und nun waren sie für alle Zeiten Gefangene des dreißigfach vorhandenen Weisen Dovreen geworden.

Denn auf jedem der dreißig Planeten gab es auch den Weisen Dovreen, jedes Mal in leicht veränderter Ausgabe.

»Das kann alles gar nicht wahr sein!«, stellte Fartuloon fest, als wir in einem der riesigen, nebelverhangenen Räume saßen, mit dem Rücken gegen eine Wand aus unbekanntem Material gelehnt. »Wir sind verrückt oder wir träumen. Wir bilden uns das alles nur ein ...«

Er trug wie üblich seine malerische und phantasievolle Kleidung, die meiner Meinung nach sehr unbequem war – speziell der Brustpanzer. Im breiten Waffengürtel steckte der Handstrahler, auf der anderen Seite war sein geheimnisvolles Schwert, das Skarg. Sein langer Lederrock bedeckte fast die altmodischen Schnürstiefel.

»Ich fürchte, Fartuloon, wir erleben die Wirklichkeit, wenn sie auch sehr unrealistisch zu sein scheint. Auch dieses Sonnensystem mit seinen Planeten ist tatsächlich vorhanden. Und ein einziger Mann in dreißigfacher Ausführung beherrscht es – du hast recht, Fartuloon: Es ist unglaublich – aber es existiert.«

Ra sprach nur selten. Von einem fremden Planeten war er geraubt und von uns befreit worden. Einmal nur bisher war er aus sich herausgegangen und hatte einen Teil seiner Geschichte erzählt.

Es war eine merkwürdige Geschichte gewesen. Als bester Jäger seines Stammes hatte er ein freies Leben geführt, bis eines Tages ein Raumschiff auf seiner Welt gelandet war, dessen ganze Besatzung aus einer Frau bestand, deren überirdische Schönheit ihn zutiefst berührte. Sie war seine Geliebte geworden, aber die gewaltige Kluft, die sie beide trennte, war größer als ihre Liebe gewesen.

Die Göttin mit den goldenen Haaren und der Bronzehaut – ihr Name lautete Ischtar – gab ihm ein Geschenk und verschwand mit ihrer riesigen »Götterburg« wieder im Himmel.

Das Geschenk war ein kleiner, silberner Stab, mit dem Ra Feuer machen konnte. Durch Hypnoschulung, so entnahmen wir den Worten seiner Schilderung, hatte er viel von Ischtar gelernt, und so war er als Held zu seinem Stamm zurückgekehrt.

Mehr hatten wir nicht erfahren können.

Und nun saß er neben mir, ein dunkelbraunhäutiger Barbar mit schwarzen Haaren und dunklen Augen. Obwohl noch ziemlich jung, war sein Gesicht von dem wilden Leben im Freien gezeichnet. Von kräftiger, fast bulliger Statur war er nicht einmal so groß wie ich, und er hatte eine fliehende Stirn und ein ausgeprägtes Kinn.

Wir hatten ihn in die Uniform eines arkonidischen Raumfahrers gesteckt, ihm aber keine Energiewaffe gegeben. Das war auch unnötig, denn in vielen Fällen bereits hatte er auch waffenlos seinen Mann gestanden.

Wir hatten ihn aus den Händen jener befreit, die ihn von seiner Welt geraubt hatten, und dafür zeigte er sich dankbar. Auf seine Weise natürlich.

»Du magst ja recht haben«, fuhr Fartuloon nach einiger Zeit fort, »aber mir wäre es lieber, du ließest mich an einen Traum glauben. Dann habe ich wenigstens die Hoffnung, mal wieder wach werden zu können.«

Ich nickte. Durch den ewigen Schleier des Nebels, dessen Ursache uns ein Rätsel blieb, sah ich die verschwommenen Gestalten einiger Arkoniden, die ein grausames Schicksal in den Ring des Wahnsinns verschlagen hatte. Nun waren sie wieder im »Schiff«, das sie zu einer anderen Welt bringen würde, die nichts als ein Duplikat war.

Es versetzte mich einigermaßen in Erstaunen, dass unsere Mitreisenden sich friedlich verhielten. Das war nicht immer der Fall gewesen. Oft genug hatte es schon Ärger gegeben. Noch erstaunlicher war für mich die Tatsache, dass sie stets Lebensmittelvorräte und sonstige Dinge mit sich führten, die mir wiederum überflüssig erschienen.

So sah ich einen, der in unmittelbarer Nähe von uns saß, der auf seinem Rücken ein Bündel Holz trug. Er musste es von einem der Frokan-Planeten mitgenommen haben, und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, was er damit anzufangen gedachte.

Immerhin, als ich das Holz bemerkte, erinnerte ich mich daran, dass unser Barbar eigenartig auf den Anblick des Feuers zu reagieren pflegte. Feuer schien ihn zu faszinieren. Es übte eine magische Kraft auf ihn aus, die ihn aus der Gegenwart in die Vergangenheit versetzte.

Vielleicht erfuhren wir die Fortsetzung seiner Lebensgeschichte, wenn die Flammen aufzüngelten und ihr Schein seine schwarzen Augen traf ...

Schon wollte ich aufstehen und zu dem Arkoniden gehen, der teilnahmslos vor sich hinstierte, als dieser bereits von sich aus handelte. Mit müden Bewegungen nahm er das Bündel vom Rücken und löste die primitive Verschnürung. Er schichtete das Holz zu einem kleinen Scheiterhaufen und suchte in seinen Taschen nach einer Möglichkeit, ihn anzuzünden. Er fand nichts.

Fartuloon, der meinen Blick bemerkt und sicherlich auch meine Absicht geahnt hatte, warf ihm ein Protonfeuerzeug zu. Der Mann fing es geschickt auf.

Er beugte sich vor und zündete das trockene Holz an. Das Feuerzeug warf er Fartuloon zurück. Dann lehnte er sich wieder mit dem Rücken gegen die Wand und starrte gedankenverloren in die Flammen.

Ich beobachtete Ra.

Der Barbar hatte mit unbewegter Miene zugesehen, was der Arkonide machte. Doch als die ersten Flammen aufzüngelten, kam Leben in seine teilnahmslos blickenden Augen.

Fartuloon warf mir einen Blick zu und rückte mir näher. Wir ahnten, dass Ra zu erzählen beginnen würde und wir wollten uns kein Wort von dem entgehen lassen, was er von seiner fremden Welt zu berichten hatte, die primitive Bewohner hervorgebracht und bereits einmal Besuch aus dem Weltraum erhalten hatte. Ra hatte die Goldene Göttin nie mehr vergessen können.

»Seine Lippen bewegen sich schon«, hauchte Fartuloon mir triumphierend zu. »Gleich fängt er an zu reden.«

»Hoffentlich«, gab ich ebenso leise zurück. »Ich möchte mehr über diesen Planeten erfahren, den er seine Heimat nennt. Es gibt nur noch wenig unentdeckte Paradieswelten in unserem Imperium.«

»Ras Welt gehört nicht zu unserem Imperium«, erinnerte mich Fartuloon.

Ich nickte.

»Noch nicht!«

Dann schwieg ich und blieb ganz ruhig sitzen, denn es war soweit.

Ra, der Barbar mit dem Wissen eines intelligenten Lebewesens, begann zu reden.

Dies ist seine zweite Geschichte.

Es ist die Geschichte eines Wesens, das uns Arkoniden sehr ähnlich sieht und das auf einer Welt zu Hause ist, die nur einmal durch Zufall von einer Varganin entdeckt wurde. Und später dann noch einmal, denn sonst hätte Ra nicht entführt werden können. Das zweite Mal allerdings von Arkoniden.

Wer würde diese Welt zum dritten Mal entdecken ...?

 

*

 

Bris duckte sich hinter den Felsbrocken, der am Rand der Hochebene lag und jeden Augenblick ins Tal hinabrollen konnte, wenn man ihn auch nur anstieß. Bris hütete sich, das zu tun, denn weiter unterhalb, am Ufer des großen Flusses, der das Tal geschaffen hatte, lagerten die fremden Jäger.

Sie gehörten nicht zu seinem Stamm, und wenn sie ihn entdeckten, würden sie ihn töten, ohne nach seiner Herkunft oder seinem Begehren zu fragen. Viele der hier lebenden Stämme waren noch Kannibalen.

Vorsichtig tastete er nach seinem Messer und vergewisserte sich, dass es nicht aus der Scheide aus Leder rutschen konnte. Es war ein gutes Messer, in langer Arbeit aus einem Feuerstein herausgeschliffen und mit zwei scharfen Schneiden. Der Griff lag gut in der Hand.

Der Köcher mit den Pfeilen war gefüllt. Ihre scharfen Spitzen bestanden ebenfalls aus Feuerstein, und die Sehne des Bogens hatte Bris eigenhändig aus dem Darm eines erlegten Bären gedreht. Er war ein ausgezeichneter Schütze, und nur selten verfehlte er sein Ziel.

Doch dort unten am Fluss lagerten mehr als drei Hände fremder Jäger und Krieger. Bris hätte es mit ihnen schon aufgenommen, wenn es sich gelohnt hätte. Wenn er überhaupt hinter dem Felsen lag und sie beobachtete, so hatte das einen anderen Grund.

Er wurde verfolgt.

Vor zwei Tagen war er in die Hände eines wilden Stammes geraten, der zu seinem Glück gerade kurz zuvor reiche Beute gemacht hatte. So betrachteten die Wilden ihn als eine Art »Vorrat«, wollten ihn mit sich nehmen und in Zeiten der Not verspeisen.

Dazu jedoch verspürte Bris keine Lust.

Nur eine Nacht und einen Tag blieb er bei ihnen und studierte ihre Lebensgewohnheiten, um sich einen Fluchtplan zurechtlegen zu können. Es waren Nomaden. Sie führten Rinder, Schweine und Schafe mit sich, die sie aber nur im Notfall schlachteten. Menschen waren leichter zu fangen.

Sie waren Kannibalen.

In der zweiten Nacht befreite sich Bris von seinen Fesseln, schlich sich zum Zelt des Stammesführers und holte sich seine Waffen. Er tötete den Mann im Schlaf – keine tapfere Tat, aber in seiner Lage nur zu verständlich. Dann schlich er sich aus dem Lager, gelangte unangefochten durch die Wachtposten hindurch und erreichte die Wüste.

Sein Vater hatte ihn zwar gelehrt, sich nach dem Stern zu richten, der immer im Norden stand. Doch in dieser Nacht legte er eine große Strecke zurück, und als es am anderen Morgen hell wurde und der Stern verblasste, hatte er sich verirrt.

Er wusste den Weg zu seinem Stamm nicht mehr.

Gegen Mittag bemerkte er weit hinter sich die Staubwolke. Die kannibalischen Nomaden waren ihm auf den Fersen, aber sie würden bald seine Spur verlieren, denn den Rest der Nacht war er über nackten Fels marschiert.

Und nun lag das fruchtbare Tal vor ihm, und fünfzehn Jäger, die keinen vertrauenerweckenden Eindruck machten, wenn sie auch statt eines Menschen nur ein Rind über dem Feuer brieten.

Er fragte sich, was er tun sollte. Hinter ihm die Nomaden, die ihren ermordeten Stammesführer rächen wollten, und dort unten am Fluss die Unbekannten.

Rechts und links waren Wüste und Fels. Im Norden lagen die Wälder, und irgendwo in Richtung des Sonnenaufgangs lebte sein eigener Stamm, der ihn sicherlich längst für tot hielt.

Die Wahl fiel nicht schwer, nachdem er eine Weile darüber nachgedacht hatte.

Vorsichtig erhob er sich, zog einen Pfeil aus seinem Köcher und behielt ihn in der rechten Hand. In der linken war der Bogen. Das Messer blieb im Gürtel, der seine selbstgeschneiderte Hose hielt.

Der Fluss war gut tausend Mannslängen entfernt, lag aber etwa fünfzig Mannslängen unter der Hochebene. Es gab keine Deckung mehr, außer einigen Buschgruppen und verkrüppelten Bäumen.

Bris war nicht besonders wohl zumute. Seit Tagen schon hatte er seinen Stamm verloren. Der verwegene Gedanke, einen wilden Stier einzufangen und heimzubringen, hatte ihn dazu verleitet, seine Freunde zu verlassen und allein auf die Suche zu gehen. Dabei wusste er nicht einmal, wie er den Stier lebend hätte einfangen sollen.

Dann kam die Sache mit den Nomaden, und nun waren dort unten die fremden Jäger.

Sie bemerkten ihn, als er noch dreihundert Mannslängen von ihrem Lager entfernt war.

Fünf von ihnen standen auf und griffen nach ihren Waffen – meist Speere und Steinbeile. Das beunruhigte Bris nicht sonderlich, denn es war selbstverständlich, dass man einen Fremden nicht waffenlos empfing. Zumal dann nicht, wenn dieser Fremde ebenfalls bewaffnet war.

Also ging er unbeirrt weiter.

Rechts wurden die Hügel ein wenig steiler, und eigentlich hätte er darauf achten sollen, aber er tat es nicht. Er wandte seine ganze Aufmerksamkeit den fünf in Fellen gekleideten Männern zu, die ihn offensichtlich erwarteten. Das war, wie sich bald herausstellte, ein großer Fehler.

Die anderen Jäger blieben am Feuer sitzen, als interessiere sie der Fremde nicht. Sie kümmerten sich um das Feuer und drehten den Spieß mit dem Rind. Der Bratenduft ließ Bris das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Als die fünf Männer noch hundert Mannslängen entfernt waren, hielten sie an. Sie bildeten eine auseinandergezogene Linie.

Bris ging weiter, denn vor ihren Speeren hatte er bei dieser Entfernung keine Angst. Seine Pfeile reichten weiter als ihre Speere.

Doch dann, als von rechts ein Pfeil durch die Luft geschwirrt kam und dicht vor seinen Füßen den Sand aufwirbelte, blieb er ruckartig stehen. Oben auf den Hügeln sah er plötzlich die Silhouetten mehrerer Männer, die ihre Pfeile auf ihn angelegt hatten. Die Entfernung war zu gering für Fehlschüsse. Der Treffer im Sand war beabsichtigt gewesen.

Ohne die Männer rechts und vorn aus den Augen zu lassen, versuchte er, sich zu orientieren. In der Nähe gab es kein zuverlässiges Versteck und schon gar nicht einen Felsbrocken, der ihm Deckung geboten hätte. Allein stand er auf weiter Flur, von einem übermächtigen Gegner nahezu eingekesselt.

Vielleicht konnte er mit ihnen reden ...

Er schob den Pfeil zurück in den Köcher, eine eindeutige Geste des Friedens. Den Bogen hängte er sich über die linke Schulter, dann hob er beide Hände den fünf Jägern entgegen, die nun langsam weiter auf ihn zugingen.

Sie konnten das ohne große Gefahr tun, denn sie wurden von ihren Stammesgefährten auf den Hügeln rechts gedeckt. Eine falsche Bewegung von Bris, und er wäre von Pfeilen durchbohrt worden.

Sie wollten ihn aber lebendig, das war Bris klar. Vielleicht auch nur deshalb, weil gerade ein Rind an ihrem Spieß briet und sie bald satt sein würden. Vielleicht aber konnten sie auch einen kräftigen jungen Mann in ihren Reihen gebrauchen, der mit ihnen auf die Jagd ging und räuberische Nomaden bekämpfte.

Wie sollte er das wissen?

Zehn Mannslängen vor ihm blieben die fünf Jäger stehen. Sie sahen nicht gerade sehr vertrauenerweckend aus, und ihre Gesichter waren von Narben gezeichnet. Einer von ihnen trat vor und streckte Bris die freie Hand entgegen. Aber es sollte kein Gruß sein; er wollte die Waffen des Fremden.

Bris trennte sich niemals freiwillig von seinen Waffen. Er schüttelte den Kopf, eine Geste, die jeder kannte.

In der gleichen Sekunde sauste ein Speer heran und bohrte sich einen Fingerbreit vor seinem rechten Fuß in den Sand.

»Gib her!«, sagte der Mann vor ihm, die Hand noch immer ausgestreckt. »Dann kannst du mit uns essen.«

Das Angebot war verlockend, aber Bris blieb ohnehin keine Wahl. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete er, wie die anderen Jäger vom Hügel kamen, Bogen und Pfeil schussbereit. Zwei weitere traten auf ihn zu und nahmen ihm die Waffen ab, auch das wertvolle Messer, das ihm schon so oft das Leben gerettet hatte.

»Ich wollte als Freund zu euch kommen«, sagte er.

Der Anführer nickte.