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Nr. 180

– ATLAN exklusiv Band 41 –

 

In der Hand des Henkers

 

Sie wollen den Kristallprinzen retten – die Toten Augen sollen ihnen helfen

 

von Clark Darlton

 

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Im Großen Imperium der Arkoniden schreibt man eine Zeit, die auf Terra dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht. Imperator des Reiches ist Orbanaschol III., ein brutaler und listiger Mann, der seinen Bruder Gonozal VII. töten ließ, um selbst die Nachfolge antreten zu können.

Gegen den Usurpator kämpft Atlan, der Kristallprinz des Reiches und rechtmäßige Thronerbe, mit einer stetig wachsenden Zahl von Getreuen.

Doch mit dem Tag, da der junge Atlan erstmals Ischtar begegnet, der schönen Varganin, die man die Goldene Göttin nennt, hat er noch mehr zu tun, als sich mit Orbanaschols Schergen herumzuschlagen oder nach dem »Stein der Weisen« zu suchen, dem Kleinod kosmischer Macht.

Atlan – er liebt Ischtar und hat mit ihr einen Sohn gezeugt, der sich im embryonalen Zustand in einem Lebenserhaltungssystem befindet – muss sich auch der Nachstellungen Magantillikens, des Henkers der Varganen, erwehren, der die Eisige Sphäre mit dem Auftrag verließ, Ischtar zu töten.

Um die Varganin vor dem Henker zu bewahren, begibt sich Atlan an Ischtars Statt in die Gewalt Magantillikens. Dann überlistet er diesen und flieht zum Planeten der Stürme.

Dort wartet Atlan auf Rettung. Doch er wartet vergeblich, denn bald befindet er sich IN DER HAND DES HENKERS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Kristallprinz in der Gewalt des Henkers.

Chapat – Ein Ungeborener wird entführt.

Magantilliken – Henker der Varganen.

Ischtar, Fartuloon und Ra – Die Varganin, der »Bauchaufschneider« und der Barbar suchen Atlan.

Kara – Königin der Koniden.

Teron – Ältester der Koniden.

1.

 

Eine der unterirdischen Kammern war so wie die andere.

Atlan wusste kaum mehr, wie lange er hier unter der Oberfläche des Planeten Sogantvort herumirrte, immer auf der Flucht vor seinem Verfolger Magantilliken, dem Henker der Varganen. Nur um Ischtar, die Goldene Göttin und die Mutter seines noch ungeborenen Sohnes, zu retten, hatte er sich in seine Gewalt begeben und war dann geflohen. Aber er hatte Chapat mitnehmen können, seinen ungeborenen Sohn, der in dem zylinderförmigen Behälter in der Nährflüssigkeit schwamm und mit seinem Vater in telepathischer Verbindung stand.

Aber der Behälter musste in bestimmten Abständen an entsprechende Kontrollgeräte angeschlossen werden, damit Chapats Leben nicht erlosch.

Chapat war es auch gewesen, der Atlan in die ehemalige Station der längst verschollenen Varganen geführt hatte. Sie hatten eine Funkstation entdeckt und Notsignale ausgeschickt, aber sie konnten nicht wissen, wer sie aufgefangen hatte: Ischtar und Fartuloon – oder der Henker Magantilliken.

So blieben sie also in der riesigen Anlage und warteten.

Die Ungewissheit war kaum noch zu ertragen. So alt die vergessene Station der Varganen auch sein mochte, in technischer Hinsicht arbeitete sie noch – wenigstens teilweise. Die Notbeleuchtung reichte aus, Atlan seine Umgebung erkennen zu lassen.

Doch das dämmerige Licht konnte seine Ungewissheit nicht vertreiben. Magantilliken kannte keine Gnade, und es war sein fester Entschluss, Atlan zu töten – und diesen Embryo ebenfalls. Beide waren gefährlich für ihn und seine Pläne, und vor allen Dingen waren sie gefährlich für seine Aufgabe, die freien Varganen zu liquidieren.

Denn zu ihnen gehörte auch Ischtar, die Goldene Göttin.

An einer Stelle musste die Decke undicht sein, denn Wasser tropfte auf den Boden der Gewölbekammer. Die Tropfen kamen in regelmäßigen Zeitabständen, aufreizend und mit ermüdender Sicherheit. Sie unterbrachen die absolute Stille der Station. Aber sie störten auch Atlans Konzentration.

Ob Chapat schlief? Er fragte ihn laut:

»Störe ich, Chapat?«

Die Antwort kam sofort, und da der Embryo ein Hypnotelepath war, der seine Gedanken auch einem Nichttelepathen übermitteln konnte, verstand Atlan, was sein »Gesprächspartner« an ihn dachte:

Nein, ich schlafe nicht. Magantilliken plant Unheil. Es wird nicht lange dauern ...

»Warne mich rechtzeitig, Chapat!«

Wenn ich kann – natürlich.

Die Verbindung brach wieder ab. Wahrscheinlich, vermutete Atlan, musste sich der Embryo auf die Gedanken Magantillikens konzentrieren, um seine Spur nicht zu verlieren.

Vorsichtig setzte er den Zylinder mit der Nährflüssigkeit auf den Boden, um mehr Bewegungsfreiheit zu erhalten. Durch den Gang, den er gekommen war, wollte er nicht zurückkehren. Er musste einen anderen finden, vielleicht sogar einen, der empor zur Oberfläche führte. Oder zu einer anderen Funkstation. Solange Fartuloon nicht wusste, wo er sich befand, konnte er ihm keine Hilfe bringen.

Die Kammer, in der sie sich verborgen hatten, war ungewöhnlich geräumig und besaß eine hohe Decke. Aber sie war leer, und jede Einrichtung fehlte. Wenn es in den massiv wirkenden Mauern noch weitere Türen gab, so sah Atlan sie nicht. Sie mussten hervorragend getarnt sein.

Systematisch suchte er jeden Winkel ab, immer in der Hoffnung, irgend etwas zu finden, das ihm weiterhelfen konnte. Er trug nur eine Raumkombination, in deren Taschen nur noch wenige Hydropillen und Konzentratpäckchen verblieben waren. Eine Waffe besaß er nicht.

Der telepathische Impuls Chapats erreichte ihn:

Magantilliken hat etwas vor. Er will nicht mehr weitersuchen, weil das unterirdische Labyrinth zu groß ist. Er will sprengen.

»Sprengen? Die Station?« Atlan kehrte hastig zu dem Platz zurück, an dem er den Behälter abgestellt hatte. »Er kann doch nicht die ganze Station zerstören!«

Nicht die ganze, aber den Teil, in dem wir uns aufhalten. Er muss es wissen – es ist aber nicht sicher.

»Was rätst du?«

Warten!

Atlan sah ein, dass sie keine andere Wahl hatten als zu warten. Der Rat des Embryos war logisch. Flucht hatte wenig Sinn, solange Fartuloon nicht in der Nähe war und ihnen beistehen konnte. Ohne Waffen waren sie dem Henker hilflos ausgeliefert, wenn er sie fand.

Die Zeit verging in quälender Langsamkeit. Chapat warnte noch mehrmals, konnte aber auch keine näheren Angaben machen. Er wusste nur, dass Magantilliken irgendwo hoch über ihnen damit beschäftigt war, ihnen das Leben in der Unterwelt schwerzumachen.

Dann hörte Atlan plötzlich ein fernes Grollen, das zu einem Orkan anschwoll und den Boden unter seinen Füßen erbeben ließ. Gleichzeitig ertönten mehrere Detonationen, die mit Druckwellen verbunden waren. Atlan nahm den Behälter mit dem Embryo und hielt ihn fest, damit er nicht umgeworfen und zerbrochen werden konnte.

Dann schloss er geblendet die Augen.

Genau ihm gegenüber brach die Mauer in der Mitte auseinander, so als sei sie mit einem gigantischen Beil zertrennt worden. Eine grelle Lichtflut brach in die bisher dämmerig erleuchtete Kammer, aber die zerstörerische Wucht einer nahen Explosion blieb aus.

Von der Decke herab fielen Felsbrocken, und in ihr entstanden lange, gezackte Risse. Die gespaltene Wand blieb, und das Licht dahinter auch.

Atlan überlegte nicht lange. Hier waren sie nicht mehr sicher, denn jeden Augenblick konnten neue Erschütterungen erfolgen. Schnell durchquerte er das bisherige Versteck und trat durch den breiten Spalt, der sich so unvermittelt vor ihm aufgetan hatte.

Dahinter lag ein breiter Korridor, aber das Licht stammte nicht aus ihm, sondern seine Quelle musste weiter vorn liegen.

Atlan ging weiter. Er glaubte, ein gleichmäßiges, weit entferntes Summen oder Brausen zu hören, das ihm irgendwie bekannt schien, aber er war sich nicht sicher.

Das hat Magantilliken sicher nicht gewollt ...

Chapat dachte es, und Atlan verstand es, aber er stellte keine Fragen. Wahrscheinlich hätte er auch keine Antwort erhalten.

Das Brausen wurde deutlicher, und jetzt erinnerte es an den Gesang von vielen Kinderstimmen. Es wurde lauter und schriller, bis Atlan sich am liebsten die Ohren zugehalten hätte. Aber er trug in seinen Händen den wertvollen Behälter.

Der breite Korridor endete abrupt in einer riesigen Halle, die so mit Licht erfüllt war, dass Atlan im ersten Augenblick nichts erkennen konnte. Gleichzeitig verspürte er eine eisige Kälte, die wie mit Nadelspitzen in seine Haut eindrang. Er hatte das Gefühl, das seine Hände steif wurden und er den Behälter nicht mehr halten konnte. Er sah, dass sich Reif auf dem Behälter niederschlug.

Dieser seltsame Gesang, dieses Licht und diese eisige Kälte ...

Wo hatte er das schon erlebt? Und wann?

Und plötzlich wusste er es wieder: auf der versunkenen Welt Margon, auf der ihm zum ersten Mal Magantilliken begegnet war. Dort war es eine kristallene Kugel gewesen, die eine rätselhafte Verbindung zur Eisigen Sphäre der letzten Varganen herstellte.

Eine Verbindung, die offenbar auch hier bestand.

Selbst wenn er jetzt seinen Füßen den Befehl gegeben hätte, ihn in die ursprüngliche Kammer zurückzutragen, sie hätten ihm nicht mehr gehorcht. Er stand wie gelähmt, den Behälter im Arm, inmitten tanzender Eiskristalle und von dem eintönigen Singsang eingehüllt.

Seine Augen hatten sich an die Helligkeit gewöhnt. Er konnte nun besser als vorher sehen und auch Einzelheiten erkennen – Einzelheiten jedoch, mit denen er nichts anzufangen wusste. Die Mauern waren dick mit Reif überzogen. Auf dem Boden lagen die Eiskristalle wie frisch gefallener Schnee.

Aus dem Nichts heraus materialisierten plötzlich Gestalten – aber sie materialisierten nicht vollständig, sondern verharrten in einem halb verstofflichten Zustand. Ihre Füße schienen den Boden nicht zu berühren, sonst hätte Atlan Spuren sehen müssen.

Sie wirkten wie Geister, wie ätherische Wesen, durchaus humanoid und fast fraulich zart. Durchsichtige Schleier umwehten sie wie eine Aura, als sollten sie vor den tanzenden Eiskristallen geschützt werden.

»Was ist das?«, fragte er Chapat fassungslos.

Die Antwort kam sofort:

Es sind die zwölf varganischen Erinnyen, Atlan!

Erinnyen? Was war das denn nun wieder?

Chapats Impulse verrieten Erregung und Emotion. Aber auch Verwirrung und Unentschlossenheit. Es würde wenig Sinn haben, ihm jetzt weitere Fragen zu stellen. Wieder versuchte er, die Halle zu verlassen, aber es war, als hielte ihn etwas fest.

Chapats Gedankenimpulse teilten mit:

Seit undenkbaren Zeiten wurde kein Vargane mehr geboren ...

Atlan überlegte, was das mit dem Erscheinen der zwölf Geistergestalten zu tun hatte, die von Chapat »Erinnyen« genannt worden waren. Stellten sie die Verbindung zur Eisigen Sphäre her, in der die letzten Varganen lebten?

Und wieder kamen Chapats Impulse:

Ich bin für sie wertvoll und unersetzbar!

Atlan wusste, dass er nun umkehren musste. Aber er konnte sich nicht von der Stelle rühren. Unbeweglich stand er da und sah zu, wie die zwölf Gestalten immer näher geschwebt kamen, langsam und unaufhaltsam. Ihm war, als streckten sie ihre Arme nach ihm aus, so als wollten sie ihn mit sich nehmen in ihr Reich der ewigen Kälte.

Jetzt waren sie bei ihm und kamen nicht mehr weiter, so als sei er wie eine Mauer für sie. Aber sie streckten ihre halb durchsichtigen Arme aus – und sie nahmen ihm den Behälter mit Chapat ab.

Während sie langsam wieder zurückschwebten, von wirbelnden Eiskristallen eingehüllt, erreichten Atlan wieder die Gedankenimpulse des Embryos. Sie verrieten diesmal Entsetzen und Todesangst.

Atlan! Informiere meine Mutter! Nur sie kann mich aus der Eisigen Sphäre befreien, in die man mich bringen wird. Sie muss mich retten! Fliehe!

Atlan versuchte laut zu antworten, aber er konnte seine Lippen nicht bewegen. Er dachte:

Ich kann nicht fliehen! Aber ich werde versuchen, Ischtar zu finden und es ihr zu sagen. Kann ich jetzt nichts tun?

Du kannst nichts tun, Atlan! Aber bald wirst du frei sein, doch dann ist es zu spät, mir zu helfen. Tu, was ich dir sagte ...

Es war Atlan, als würden die zwölf Gestalten undeutlicher. Auch der Behälter mit Chapat verlor an Substanz und wurde allmählich durchsichtig. Die Wolken der Eiskristalle waren nicht mehr so dicht wie zuvor, und spürbar ließ die furchtbare Kälte nach, die Atlan an seinen Platz bannte und bewegungsunfähig machte.

Als der seltsame Gesang schließlich verstummte, waren die zwölf Gestalten verschwunden – und mit ihnen auch der Behälter mit Chapat.

Vorsichtig versuchte Atlan, sich zu bewegen. Die Starre verlor sich nach und nach, und bald war er in der Lage, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Aus dem Gang strömte warme Luft an ihm vorbei in die Halle, die nun völlig leer war.

Das Licht erlosch.

Die Dunkelheit kam so überraschend, dass Atlan unwillkürlich stehen blieb und wartete, bis seine Augen sich an die Umstellung gewöhnten. Aber nichts geschah. Es blieb dunkel und lichtlos. Vorsichtig tastete er herum, bis seine suchenden Hände die Mauer des Ganges berührten. Schritt für Schritt trat er den Rückzug an, aber in ihm war keine Hoffnung mehr, ungeschoren die Oberfläche zu erreichen. Irgendwo wartete Magantilliken auf ihn, um ihn zu töten.

Was aber war mit Chapat geschehen? Hatte man ihn wirklich in die Eisige Sphäre geholt – und warum? Er war selbst ein halber Vargane, oder er würde es zumindest sein, wenn er den Behälter einst verlassen konnte. Er war Ischtars Sohn, und sie war eine Varganin. Er aber, Atlan, war ein Arkonide – und er war Chapats Vater.

Er tastete sich weiter, und seiner Schätzung nach musste er bald die Stelle erreicht haben, an der er sich vorher versteckt gehalten hatte. Er war noch immer blind und konnte nichts sehen. Die Notbeleuchtung war endgültig ausgefallen.

Irgendwo waren Geräusche, die er nicht identifizieren konnte. Einmal glaubte er, schleichende Schritte zu vernehmen, dann wieder ein unbestimmtes Scharren und Knirschen.

Hatte Magantilliken es aufgegeben?

Daran glaubte Atlan nicht. Der Henker der Varganen gab niemals auf, wenn er sein Opfer jagte. Und er wollte Ischtar haben, er musste sie haben. Ihr Tod war sein Auftrag.

Atlan blieb wie angewurzelt stehen, als plötzlich Licht aufflammte und ihn zwang, die Augen zu schließen. Er hatte aber noch erkennen können, dass es sich um einen Scheinwerfer handelte, der genau auf ihn gerichtet war. Was dahinter lag, war in absolute Finsternis gehüllt.

Magantillikens Stimme sagte:

»Es ist aus, Atlan! Sie würden niemals aus der Station herausfinden, zumindest nicht lebendig. Aber ich gehe kein Risiko mehr ein. Nein, ich töte Sie nicht – noch nicht. Mein Paralysator ist auf Sie gerichtet, Sie können mir nicht mehr entkommen. Sagen Sie mir vorher, was geschehen ist. Wo haben Sie den Behälter mit Chapat?«

Atlan öffnete vorsichtig die Augen. Die Helligkeit tat weh.

»Das wissen Sie wirklich nicht, Magantilliken? Sie wissen nicht, dass ihn mir die Erinnyen abgenommen haben, um ihn mit sich in die Eisige Sphäre zu nehmen. Chapat ist für Sie verloren.«

»Nicht ganz, Atlan, nur vorläufig – und später brauche ich ihn nicht mehr. Ich brauche ihn überhaupt nicht mehr, denn ich habe ja Sie. Wenn ich Ischtar meinen Handel anbiete, wird sie darauf eingehen, denn Sie werden von ihr geliebt. Ihr Leben gegen das Ihre.«

»Täuschen Sie sich nur nicht, Magantilliken!«

»Wir werden sehen. So, und nun wollen wir die Unterhaltung beenden, damit wir sie unter bequemeren Verhältnissen im Schiff fortsetzen können. Sie werden federleicht sein, denn mein Antigrav funktioniert einwandfrei. Fertig?«

Atlan blieb ruhig stehen und gab keine Antwort. Er wusste, dass jeder Fluchtversuch seine Lage nur verschlimmern würde. Der Henker würde ihm kein Haar krümmen, solange er als Geisel diente. Insofern war es von Vorteil, dass Chapat verschwunden war.

Das Strahlenbündel des Paralysators hüllte ihn ein. Haltlos sackte er zusammen und konnte kein Glied mehr rühren, wenn er das Bewusstsein auch noch nicht verlor. Magantilliken kam und hob ihn auf. Der Scheinwerfer war nun nach vorn gerichtet, aber Atlan sah nicht viel. Sein Kopf hing nach unten.

Er spürte, wie die Lähmung sich weiter ausbreitete und auch die Denkzentren angriff. Er wurde bewusstlos.

 

*

 

Als er wieder zu sich kam, lag er gefesselt auf einem Ruhelager des Doppelpyramidenschiffs, das nun Magantilliken gehörte. Der varganische Henker war nicht zu sehen. Wahrscheinlich hatte er in der Kontrollzentrale zu tun, denn zweifellos hatte das Schiff die Oberfläche von Sogantvort bereits verlassen.

Atlan wusste, dass seine Lage hoffnungslos war, wenn Fartuloon mit der FARNATHIA nicht rechtzeitig eintraf. Aber auch Magantillikens Schiff war gut bewaffnet. Der Ausgang eines eventuellen Duells war höchst ungewiss.

Die Tür glitt auf, der Henker trat ein.

Er trug wieder seinen Umhang mit dem gelben Möbiusstreifen. Mit seinen zwei Metern Größe, dem wallenden rotblonden Haar, der bronzefarbenen Haut und den fast golden schimmernden Augen sah er eindrucksvoll aus.

Er blieb in der Tür stehen.

»Ich sehe, es geht Ihnen wieder gut. Würden Sie nun die Freundlichkeit besitzen, mir noch einmal alles in Ruhe zu berichten. Jede Einzelheit ist wichtig für mich, auch wenn sie Ihnen unbedeutend erscheinen mag. Wenn Sie mir keine Schwierigkeiten bereiten, kann das nur gut für Sie sein.«

»Aber nicht für Ischtar«, begehrte Atlan auf.

Magantilliken lächelte maliziös.

»Sie ist meine Angelegenheit, nicht die Ihre. Sie hat nichts damit zu tun. Es geht lediglich darum, ob ich Sie später leben lasse oder töte. Also – fangen Sie an.«

Er setzte sich und wartete.

Atlan überlegte nicht lange. Es hatte wenig Sinn, den Zorn des Henkers unnötig herauszufordern. Außerdem wusste der bereits, was in der Halle der tanzenden Eiskristalle geschehen war. Also berichtete er davon und beantwortete geduldig alle Fragen, die ihm gestellt wurden. Seine Frage allerdings, wer die geheimnisvollen varganischen Erinnyen waren, blieb unbeantwortet.

Magantilliken schwieg lange, nachdem Atlan fertig war. Sein Gesicht war finster geworden. Es schien, als sei nicht alles so verlaufen, wie er sich das gewünscht hatte.