cover.jpg

img1.jpg

 

Nr. 199

– ATLAN exklusiv Band 60 –

 

Kreuzzug nach Yarden

 

Atlan und Prinzessin Crysalgira unter Tejonthern – und im »Kerker ohne Rückkehr«

 

von Clark Darlton

 

img2.jpg

 

Im Großen Imperium der Arkoniden schreibt man eine Zeit, die auf Terra dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht. Imperator des Reiches ist Orbanaschol III., ein brutaler und listiger Mann, der seinen Bruder Gonozal VII. töten ließ, um selbst die Herrschaft antreten zu können.

Gegen den Usurpator kämpft Gonozals Sohn Atlan, Kristallprinz und rechtmäßiger Thronerbe des Reiches, mit einer stetig wachsenden Zahl von Getreuen, die Orbanaschols Helfershelfern schon manche Schlappe beibringen konnten.

Mit dem Tage jedoch, da der Kristallprinz Ischtar begegnet, der schönen Varganin, die man die Goldene Göttin nennt, scheint das Kriegsglück Atlan im Stich gelassen und eine Serie von empfindlichen Rückschlägen begonnen zu haben, die schließlich zu einer erneuten Versetzung des Arkoniden in die Mikrowelt führten.

Dort – nach turbulenten und gefahrvollen Abenteuern mit Dophor, Gjeima, den Jansonthenern, dem wahnsinnigen Motros und den Zombies – ist Atlan mit Crysalgira, seiner arkonidischen Leidensgenossin und Kampfgefährtin, in die Gefangenschaft der Tejonther geraten.

Diese Wesen aber, die zur Vruumys' Volk gehören, planen den KREUZZUG NACH YARDEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan und Crysalgira – Der Kristallprinz und die arkonidische Prinzessin als »Gäste« der Tejonther.

Klahngruit – Befürworter des Kreuzzugs nach Yarden.

Keniath-Cel und Groya-Dol – Gegner des Kreuzzugs.

Rengot-Dol – Ein tejonthischer Pilot.

1.

 

Crysalgira Quertamagin, die arkonidische Prinzessin, wirkte nicht mehr ganz so zuversichtlich wie vorher, als das Schiff auf einem Raumhafen nie gesehenen Ausmaßes niederging und der Antrieb ausgeschaltet wurde. Sie schien erwartet zu haben, von Vruumys' Volk auf eine Welt gebracht zu werden, die uns schon bekannt war.

Wir standen an der großen Sichtluke und verfolgten die Landung.

»Was haben sie mit uns vor, Atlan?«, fragte sie mit unsicherer Stimme. »Zuerst retten sie uns, und nun bringen sie uns hierher.«

»Sei froh, Crysalgira, dass sie uns nicht auf einer unbewohnten Welt absetzen«, versuchte ich ihr Mut zuzusprechen. »Du siehst ja selbst, dass es hier von Raumschiffen nur so wimmelt. Aus großer Höhe konnten wir eine riesige Stadt erkennen, und wir haben auch gesehen, dass es sich um einen ungewöhnlich großen Planeten handelt, zum Glück mit atembarer Atmosphäre. Ich nehme an, er gehört den Tejonthern.«

Während der Reise hierher hatten wir erfahren, dass sich die Angehörigen von Vruumys' Volk selbst »Tejonther« nannten, aber das war auch so ziemlich alles, was sie uns sagten. Mit allen Mitteln der Überredungskunst hatte ich versucht, mehr aus ihnen herauszubekommen, aber vergeblich.

Die Tejonther hatten durchaus humanoide Körperformen, nur waren sie von den Zehen bis zum Kopf mit einem dichten, schwarzen Pelz bedeckt. Ihre Durchschnittsgröße entsprach der unseren. Die Verständigung mit ihnen erfolgte durch einen Translator.

»Vielleicht werden wir von hier aus weitertransportiert«, hoffte meine Schicksalsgefährtin, die genau wie ich durch die neue Waffe der Maahks, den so genannten Molekularverdichter, in den Mikrokosmos verschlagen worden war. Obwohl alle Maßeinheiten in der Relation zu stimmen schienen, wusste ich, dass Crysalgira und ich so winzig geworden waren, dass wir unter einem normalen Mikroskop nicht mehr zu erkennen gewesen wären. »Sie können uns ja nicht ewig festhalten.«

Einer der Tejonther näherte sich uns. Vorn auf der Brust trug er den kleinen Translator. Er deutete durch die Sichtluke und sagte:

»Wir sind auf dem Planeten Belkathyr, einer unserer großen Stationen. Die Stadt trägt den gleichen Namen. Sie werden dort erwartet, und man wird sich um Sie kümmern. Betrachten Sie sich als Gäste unseres Volkes.«

Freundliche Worte, dachte ich bei mir und versuchte, ein Gefühl der Bitterkeit zu verscheuchen. Gäste, denen man jede Auskunft verweigerte und die man festhielt, waren in meinen Augen nichts anderes als Gefangene. Aber vielleicht trafen wir auf dieser Welt jemand, der uns auf unsere Fragen Antwort gab.

Crysalgira würdigte den Tejonther keines Blickes. Stolz aufgerichtet stand sie an der Sichtluke, neunzehn Arkonjahre jung und fast so groß wie ich. Ihr silbernes Haar war hochsteckt, und ihre vollen Lippen wirkten ein wenig schmollend. Die rötlichen und mandelförmigen Augen sahen dem Treiben draußen vor dem gelandeten Schiff zu.

Der Tejonther schien Fragen erwartet zu haben, aber als keine erfolgten, entfernte er sich wieder. Wir hätten ja doch keine Antwort erhalten, warum also sollten wir fragen?

Sowohl Crysalgira wie auch ich trugen einen flexiblen Metallanzug, der aus unzähligen kleinen Segmenten blauer Färbung zusammengesetzt war. Wir hatten sie von den Tejonthern erhalten.

Mir fiel auf, dass die Tejonther nur zwei Schiffstypen besaßen. Die Bauart war identisch, die Größe jedoch verschieden. Die eine Sorte war dreißig, die andere etwa hundertzwanzig Meter lang, stromlinienförmig und mit vier kräftigen Heckflossen, die zugleich als Landestützen dienten.

»Belkathyr also«, murmelte die Prinzessin. »Damit wissen wir genauso viel wie vorher. Außerdem spielt es keine besondere Rolle, wohin man uns bringt. Wir werden den Weg zurück niemals mehr finden.«

Zurück – das bedeutete den Makrokosmos, das normale Universum, das Große Imperium der Arkoniden – und es bedeutete Orbanaschol III., den Mörder meines Vaters.

Ich wusste, dass es einen Weg geben würde, und wenn wir Glück hatten, fanden wir ihn auch. Die erste Spur war die »Gefühlsbasis« der geheimnisvollen Tropoythers gewesen, die man auch die »Leerraumkontrolleure« nannte. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass eine solche Bezeichnung ohne tiefen Sinn gewählt worden war. Dahinter steckte mehr, dessen war ich gewiss.

Die Luke des Schiffes öffnete sich, und wenig später kam ein Tejonther, um uns abzuholen. Auch er war höflich und bat uns, ihn zu begleiten. Gepäck besaßen wir keines, also folgten wir ihm ohne Umstände. Wir gingen durch den breiten Korridor, der zur Schleuse führte, und dann standen wir an der Schwelle der stabilen Leiter, die nach unten führte.

Vom Rande des Landefelds her näherte sich eine Gruppe von mehreren Tejonthern, ebenfalls mit den blau schimmernden Metallanzügen bekleidet. Wäre nicht das schwarze Fell auch im Gesicht gewesen, man hätte sie leicht für Arkoniden oder andere humanoide Intelligenzen des Normaluniversums halten können.

Unser Begleiter brachte uns hinab, und dann standen wir auf der Oberfläche des Riesenplaneten Belkathyr, der in Wirklichkeit nicht größer als ein Atom sein mochte, wenn man die Maße des Makrokosmos zum Vergleich heranzog.

Es folgte eine Unterhaltung, der wir aber nicht folgen konnten, weil die Translatoren abgeschaltet worden waren. Wahrscheinlich informierte der Offizier des Schiffes den Sprecher der Gruppe, die gekommen war, um uns in Empfang zu nehmen.

»Sieht aus wie eine diplomatische Delegation«, meinte Crysalgira neben mir. »Bin gespannt, was man von uns will.«

»Wir werden es bald erfahren«, antwortete ich.

Mir fiel auf, dass mehr dem Zentrum des Raumfelds zu die torpedoförmigen Schiffe in regelrechten Formationen aufgereiht standen, als wollten sie bald starten. Meiner Schätzung nach handelte es sich um »Blöcke« von jedes Mal knapp fünfzig Einheiten. Wartungsmaschinen glitten durch die freigebliebenen Sektoren und überprüften die Außenhüllen der Schiffe. Überall waren Tejonther zu sehen, die ihrer Arbeit nachgingen.

Der Sprecher der Delegation schaltete nun seinen Translator ein und sagte zu Crysalgira und mir:

»Wir heißen euch auf Belkathyr willkommen und hoffen, dass es euch bei uns gefällt. Ich werde für eure Sicherheit und euer Wohlbefinden verantwortlich sein und heiße Klahngruit. Betrachtet mich als euren Freund und Verbindungsmann. Wenn ihr Fragen habt, so werde ich sie – soweit mir das erlaubt ist – beantworten. Folgt mir nun ...«

Ich sah ein, dass es in diesem Augenblick ziemlich sinnlos sein musste, Fragen zu stellen. Es war besser, zuerst einmal abzuwarten, wohin uns dieser Klahngruit zu bringen gedachte.

Ein flachgebautes Gefährt brachte uns – nur den Tejonther und uns beide – durch mehrere Sperrgürtel aus dem Raumhafengelände heraus, das ziemlich abgesichert zu sein schien. Ich sah riesige Flachbauten, die von Uniformierten bewacht wurden. Transportwagen verrieten mir, dass es sich um Warenlager handelte.

Die Stadt selbst versetzte mich ein wenig in Erstaunen. Aus der Ferne hatte ich hohe Bauten gesehen, und nun stellte es sich heraus, dass es nur wenige davon gab. Sie standen stets im Zentrum eines quadratisch angelegten Wohnbezirks, der von breiten Alleen begrenzt wurde. Um sie herum waren die Häuser klein und niedrig. Wahrscheinlich beherbergten die Hochhäuser die jeweiligen Einkaufszentren für das zu ihnen gehörende Wohnquadrat.

Wir fuhren durch belebte Straßen, wurden aber kaum beachtet. Ich begriff auch sehr schnell, warum nicht. Ich sah Dutzende von Angehörigen anderer Sternenvölker, die sich frei und ungezwungen auf den Bürgersteigen bewegten und sich offensichtlich gut mit den Tejonthern zu verständigen wussten. Sie trugen nur selten Translatoren.

»Wohin geht die Fahrt, Klahngruit?«, fragte ich, als mir sein Schweigen allmählich auf die Nerven ging.

Unser Führer warf einen kurzen Blick auf die automatischen Fahrtkontrollen, dann erwiderte er:

»Wie Sie feststellen können, leben auch Fremde in unserer Stadt. Sie sind frei und unsere Gäste – so wie Sie auch. Ich bringe Sie in eines der vielen Hotels. Auf Ihrem Zimmer finden Sie ein Gerät, das mit einem identischen in meiner Wohnung verbunden ist. Sie können mich also jederzeit erreichen. Aber ich glaube, Sie werden meine Hilfe kaum benötigen. Auf Belkathyr gibt es für unsere Gäste keine Gefahren. Niemand wird Sie belästigen, wenn Sie Ihr Hotel verlassen und sich umsehen. Aber bleiben Sie dem Raumhafen fern.«

»Warum?«, fragte Crysalgira aufsässig.

»Es gibt sehr viele Gründe, die ich Ihnen nicht aufzählen kann und will. Ich habe Sie gewarnt, das ist alles.«

»Und was ist mit Essen und Trinken?«, wollte ich wissen. »Wir haben kein Geld.«

»Zahlungsmittel brauchen Sie nicht. Sie können sich überall das holen, was Sie benötigen. Niemand kann mehr verzehren als produziert wird. Und genau diese Menge kann durch die unentgeltliche Arbeit eines jeden Tejonthers erzeugt werden – eingeschlossen Reserven für den Notfall und für unsere Gäste.«

Ein Gesellschaftssystem, das ich von anderen Zivilisationen her kannte. Es garantierte ein Leben ohne Sorgen und Probleme, aber auch eines ohne persönliche Freiheit. Mir gefiel es nicht.

»Und wie lange gedenken Sie, uns als Gäste zu behalten?«, erkundigte ich mich ein wenig spöttisch.

»Das hängt nicht von mir ab«, wich er einer direkten Antwort aus. »Wenn ich ehrlich sein soll, so muss ich Ihnen gestehen, dass mir Ihre Anwesenheit keine große Freude bereitet, aber Ihre Betreuung gehört nun mal zu meinen Aufgaben. Machen Sie mir keine Schwierigkeiten. Es gibt verschiedene Kategorien von Gästen bei uns.«

Ich verstand, was er damit sagen wollte.

»Können wir uns frei bewegen?«, vergewisserte ich mich noch einmal. »Vom Raumhafen abgesehen, meine ich.«

»Selbstverständlich. Sehen Sie sich unsere Welt an.« Er deutete auf eines der Hochhäuser. »Wir sind gleich am Ziel.«

Das Fahrzeug bog in die Allee ein, folgte dann einer schmalen Straße, die durch lange Reihen kleiner und gleichmäßiger Häuser führte, bis es den Hochbau erreichte. Wie ich schon vermutet hatte, befanden sich unten die Versorgungszentren, in denen man alles ohne Geld haben konnte. Darüber lag das eigentliche Hotel, wohl mehr ein gigantischer Wohnblock.

Klahngruit, der froh zu sein schien, uns endlich loszuwerden, ging uns voran. Wir folgten ihm mit gemischten Gefühlen. Nach der Reise im Raumschiff war ich auf der einen Seite ganz froh, endlich wieder in einem richtigen Bett schlafen zu können. Crysalgira schien an ähnliche Dinge zu denken, wenn ihr Gesicht auch einige Zweifel ausdrückte.

Ein Lift brachte uns bis in das oberste Stockwerk. Klahngruit übergab uns zwei kleine Schüssel und deutete auf eine der zahllosen Türen.

»Ein Apartment mit allem Luxus, das beste in diesem Hotel. Ich nehme an, Sie werden sich wohl fühlen.« Ich öffnete die Tür, betrat einen großen Raum mit gläserner Wand, durch die man eine grandiose Aussicht auf die ganze Stadt hatte. Der Tejonther war mitgekommen. »Dort auf dem Tisch ist das Visiphon, mit dem Sie jederzeit Verbindung zu mir aufnehmen können. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt in Belkathyr.«

Er ging, und hinter ihm schloss sich automatisch die Tür. Ich legte meinen Schlüssel auf den Tisch und sah mich um. Natürlich nahm ich an, dass es Spione gab, akustische und optische. Aber so sehr ich auch danach suchte, ich entdeckte keine.

Crysalgira hatte ganz andere Sorgen. Sie inspizierte unsere gemeinsame Wohnung, und als sie zurückkehrte, konnte sie ihre Erleichterung nicht verbergen.

»Zwei Schlafzimmer und zwei Toilettenräume«, teilte sie mir erfreut mit. »Damit hätten wir zumindest schon ein Problem gelöst, ohne darüber diskutieren zu müssen. Die Tejonther scheinen zu wissen, dass wir nicht verheiratet sind.«

»Oder es ist hier so üblich, dass jeder für sich allein schläft und badet«, gab ich ironisch zurück. »Sicherlich werden Sie gestatten, Prinzessin, dass ich ab und zu den gemeinsamen Wohnraum aufsuche ...«

»Rede keinen Unsinn, Atlan!«, unterbrach sie mich, und es klang richtig erzürnt. »Ich weiß genau, dass ich nichts zu befürchten habe ... schließlich ist es ja nicht das erste Mal, dass wir zusammen schlafen müssen. Aber ich finde es eben bequemer. Hast du etwas dagegen, wenn ich jetzt bade?«

»Absolut nichts, ich sehe mich inzwischen noch hier um.«

Ich ging in das zweite Schlafzimmer und fand einen Schrank mit Wäsche und Bekleidung. Auch im Baderaum befand sich alles, was benötigt wurde. Langsam begann ich mir einzureden, dass uns einige Tage der Erholung gut tun würden. Das Hotel gefiel mir.

Ich kehrte in den Wohnraum zurück und setzte mich an das riesige Wandfenster. Unter uns lag die Stadt. Nun erst war richtig ersichtlich, welche Fläche sie bedeckte. Links sah ich die Spitzen der Raumschiffe am Horizont, mindestens zwanzig Kilometer entfernt, und so weit dehnte sich auch die Stadt nach dieser Richtung aus. Nach der anderen, wie mir schien, sogar noch weiter. Und immer stand ein Hochhaus inmitten einer Siedlung kleinerer Bauten. Aber ich entdeckte auch Grünflächen und Parks, sogar einige Seen.

Es dauerte eine halbe Stunde, dann erschien Crysalgira wieder. Sie trug ein fast durchsichtiges Gewand, das ihre Figur noch mehr zur Geltung brachte. Sie bemerkte meinen bewundernden Blick und meinte:

»Du wirst doch Chergost nicht vergessen ...?«

Der arkonidische Sonnenträger Chergost war ihr Geliebter, wenigstens war er das im Makrokosmos gewesen. Seinetwegen hatte sie unfreiwillig die Reise in den Mikrokosmos antreten müssen, und so waren wir uns begegnet.

Ich schüttelte den Kopf.

»Natürlich nicht, Crysalgira, obwohl es mir besonders schwerfällt, wofür du hoffentlich Verständnis zeigst. Du bist sehr schön, Prinzessin.«

Sie nickte ein wenig schelmisch.

»Was für ein Programm schlägst du also vor?«

Ich sah wieder aus dem Fenster.

»Meiner Schätzung nach wird es bald dunkel. Die Sonne ist in einer Stunde weitergewandert, die Rotation lässt sich abschätzen. Ich meine, wir sollten heute hier bleiben. Ich werde versuchen, irgendwo etwas zu essen und zu trinken aufzutreiben und komme dann zurück.«

»Keine Zimmerbedienung?«, schmollte sie.

Ich lächelte.

»Und wenn schon, ich gehe selbst. Bei der Gelegenheit sehe ich mich gleich ein wenig im Hotel um. Verlasse bitte das Zimmer nicht ohne meine Begleitung. Warte auf mich, ich bin bald zurück.«

»Du kannst beruhigt sein, Atlan, ich bin froh, ein wenig Ruhe zu finden. Außerdem gefällt mir die Aussicht.«

Ich nahm meinen Schlüssel und schob ihn in die Tasche meines Anzugs. Die Tür ließ sich von innen leicht öffnen und schloss sich automatisch. Ich stand auf dem Korridor. Niemand war zu sehen. Mit Leichtigkeit fand ich den Lift und fuhr nach unten.

Hier herrschte reger Betrieb, aber niemand kümmerte sich um mich. Ungehindert konnte ich mich bewegen und betrat eines der Warenlager. Eine Weile sah ich zu, wie es die Tejonther machten, dann nahm ich einen kleineren Korb und ließ mich von der drängenden Menge mitschieben.

Inzwischen kannte ich schon einige Nahrungsmittel der Bepelzten, aber meist unverpackt. Jetzt wurde es schwieriger. Zum Glück jedoch war auf den meisten Packungen der Inhalt abgebildet, oder die Verpackung selbst war transparent. Nach und nach füllte ich meinen Korb und vergaß auch einige Flaschen nicht, von denen ich annahm, dass sie eine trinkbare Flüssigkeit enthielten.

Ohne angehalten zu werden, verließ ich das »Geschäft« und stand in der Vorhalle, deren Decke von runden Säulen getragen wurde. Viele der Tejonther, die ich im Lager gesehen hatte, betraten einen der Lifts. Sie wohnten also im Hochhaus. Andere gingen auf die Straße und strebten ihren kleinen Häusern zu.

Es war ein so friedliches Bild, wie ich es selten auf anderen Welten gesehen hatte. Die Tejonther waren im Grunde zu beneiden, wenn ihr gesamter Kosmos wahrscheinlich auch in wenigen Kubikzentimetern Normalmaterie Platz fand. Zwischen Daumen und Zeigefinger hätte ich früher ihr ganzes Universum halten können ...

Ich schüttelte den Gedanken ab. Ich war winzig wie sie geworden, und daher verloren alle Relationen ihre Gültigkeit.

Mit dem Lift kehrte ich in das oberste Stockwerk zurück. Eine breite Treppe führte noch weiter nach oben, und neugierig stieg ich sie hinauf. Meine Vermutung bestätigte sich. Ich stand auf einer riesigen Terrasse, von der aus man einen noch besseren Überblick als vom Zimmer aus hatte. Nach allen Seiten dehnte sich die Stadt, bis zum Horizont, der durch Berge begrenzt wurde.

Die Luft war angenehm kühl, aber die Sonne sank weiter, und bald würde es kalt werden. Schnell verließ ich die Terrasse und öffnete die Tür zu unserem Apartment.