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Nr. 340

 

Die Ebene der Krieger

 

Expedition jenseits des Wölbmantels

 

von Marianne Sydow

 

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Die Erde ist wieder einmal davongekommen. Pthor, das Stück von Atlantis, dessen zum Angriff bereitstehende Horden Terra überfallen sollten, hat sich dank Atlans und Razamons Eingreifen wieder in die unbekannten Dimensionen zurückgezogen, aus denen der Kontinent des Schreckens urplötzlich materialisiert war.

Atlan und Razamon, die die Bedrohung von Terra nahmen, gelang es allerdings nicht, Pthor vor dem neuen Start zu verlassen. Zusammen mit dem Kontinent und seinen seltsamen Bewohnern befinden sie sich auf einer ungesteuerten Reise ins Ungewisse.

An eine Kursbestimmung von Pthor ist noch nicht zu denken, und so werden Algonkin-Yatta und seine exotische Gefährtin, die beiden Reisenden durch Zeit und Raum, die seit langem nach Atlan suchen und die den Arkoniden, als er noch auf der Erde weilte, nur knapp verfehlten, es schwer haben, sich weiter an seine Fersen zu heften.

Der Arkonide ist jedoch kein Mann, der in Tatenlosigkeit verharrt. Während Odins Söhne nach dem Tod der Herren der FESTUNG ihre Herrschaftsansprüche auf Pthor geltend machen, beginnt Atlan, nach dem verborgenen Steuermechanismus des »Dimensionsfahrstuhls« zu suchen.

Doch die »Kollision im Nichts« verhindert wirksame Maßnahmen. Pthor kehrt ins normale Raum-Zeit-Kontinuum zurück und bringt Tod und Vernichtung über DIE EBENE DER KRIEGER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan, Razamon, Thalia und Kolphyr – Der Arkonide und seine Gefährten gehen auf Entdeckungsreise.

Juscu – Der »bedächtige Hirte« begegnet einem Amokläufer.

Der Vrill – Juscus Symbiont.

Sigurd, Balduur und Heimdall – Odins Söhne sehen sich als neue Beherrscher Pthors.

Burtimor, Otlusg und Tarsyr – Drei Jäger werden gejagt.

1.

 

Pthor war gelandet.

Odins Söhne konnten es noch gar nicht recht glauben, aber es war tatsächlich noch einmal gut gegangen. Zwar war das Land schwer erschüttert worden, aber die alles zerstörende Katastrophe war ausgeblieben.

»Jetzt haben wir Ruhe«, triumphierte Sigurd, nachdem sie alle Dellos, Technos und Robotdiener hinausgeschickt hatten. »Wir werden die Anlagen gründlich durchforschen und lernen, wie man Pthor steuert. Dann sind wir die wahren Herren des Landes, und die Prophezeiungen haben sich erfüllt.«

»Wir sollten es allen Bewohnern Pthors mitteilen«, überlegte Heimdall. »Sonst kommt noch irgendein Volk auf dumme Gedanken.«

»Die einzigen, von denen wir etwas zu befürchten haben«, erwiderte Sigurd nüchtern, »sind die Gordys.«

Heimdall nickte düster. Über die Bewohner von Donkmoon war er am allerbesten informiert. Sie hatten ihm genug Sorgen gemacht. Er dachte an seine Behausung und den skullmanenten Magier Kröbel. Hoffentlich bewachte der Wicht die Schätze gut. Wenn während seiner Abwesenheit die Bruchstücke des Paraxynths gestohlen wurden, dann bedeutete das einen unersetzlichen Verlust für Heimdall. Selbstverständlich tat Kröbel sein Bestes, dennoch beschloss Heimdall, sich möglichst bald um seine Schätze zu kümmern.

»Odin wird uns schützen«, bemerkte Balduur düster. »Wir werden in seinem Auftrag herrschen, vergesst das nicht. Was sind die Gordys gegen unseren Vater?«

»Wichtig ist allein, wie wir die Botschaft formulieren«, erklärte Sigurd, ohne auf Balduurs Kommentar einzugehen. »Sie muss so gestaltet sein, dass von Anfang an kein Widerspruch möglich ist.«

»Und wie stellst du dir das vor?«, fragte Heimdall skeptisch.

Sigurd lachte siegessicher.

»Wir behaupten, dass die glückliche Landung nur uns zu verdanken ist.«

»Die da draußen wissen, dass es nicht so ist«, erwiderte Heimdall und deutete mit dem Kinn zum Ausgang. »Sie haben erlebt, wie hilflos wir waren. Glaubst du im Ernst, dass uns jemand deine Behauptung abnimmt? Sie werden über uns lachen!«

»Oh, nein. Wir wissen, dass irgend eine Automatik Pthor im letzten Augenblick gerettet hat. Niemand außer uns kennt dieses Geheimnis. Die Dellos können sowieso nicht selbständig denken. Die Technos haben bei allem technischen Wissen immer noch Angst vor der FESTUNG – sie werden nicht so vermessen sein, die glückliche Landung als ihr Verdienst auszugeben. Und die Robotdiener mögen manches ahnen, aber sie werden es nicht wagen, sich gegen uns aufzulehnen.«

»Ihre Andeutungen waren sehr verdächtig«, hielt Heimdall seinem Bruder vor.

Seiner Meinung nach war Sigurd zu vertrauensselig. Er schien der Ansicht zu sein, nichts und niemand könne Odins Söhnen gefährlich werden.

»Sie werden sich beugen«, versprach Sigurd grimmig. »Sie sind nicht so unverwundbar, wie sie sich geben. Ich hörte von einem Zwischenfall, den ein Händler aus Orxeya herbeiführte.«

»Du meinst die Sache mit den Illusionssteinen«, murmelte Heimdall nachdenklich. »Die Flusspiraten haben es irgendwie erfahren. Sie waren sehr aufgeregt. Die Aussicht, Wolterhaven auszuplündern, raubte ihnen fast den Verstand. Aber wir haben diese Steine nicht.«

»Wenn es nötig ist, werden wir sie uns besorgen«, versicherte Balduur. »Die Händler haben immer noch Angst vor mir – und vor Fenrir. Sie werden mir alles geben, was ich von ihnen verlange.«

»Also gut«, sagte Heimdall beschwichtigend. »Auch die Robotbürger sind kein unlösbares Problem. Aber was ist mit den Magiern? Sie haben sehr viel Macht.«

»Nicht, solange sie sich in der Barriere verkriechen«, fuhr Sigurd dazwischen.

»Jeder weiß, dass sie die Waffen geliefert haben, mit denen die Herren bis zum Tage Ragnarök das Land beherrschten!«, fuhr Heimdall ungerührt fort. »Und ich habe Spuren gefunden, die darauf hindeuten, dass die Magier die Barriere auf Wegen verlassen können, die nur ihnen bekannt sind. Was passiert, wenn einer von ihnen auftaucht und beweist, dass er es war, der Pthor gerettet hat?«

»Unsinn!«, fuhr Balduur auf. »Odin war es!«

Heimdall lächelte mitleidig. Selbst wenn der sagenumwobene Vater der drei Männer eingegriffen hatte, ließ sich das kaum beweisen. Und allein darauf kam es an.

Er hatte seine Erfahrungen mit den Magiern gemacht. Kröbel gab mit seiner skullmanenten Magie zwar ungeheuer an, aber Heimdall hatte den kleinen Mann durchschaut. Die Wesen, die in der Barriere von Oth hausten, waren wirklich mächtig. Er traute es ihnen zu, dass sie mit ihren undurchschaubaren Tricks die restliche Bevölkerung von Pthor so nachhaltig beeindruckten, dass man sie als die neuen Herren betrachtete. Ob sie wirklich etwas mit der Landung zu tun hatte, spielte dabei keine Rolle.

Aber Heimdall zog noch eine andere Möglichkeit in Betracht. Odins Söhne waren sich stillschweigend darüber einig geworden, an ein automatisch arbeitendes Gerät zu glauben, das sich gerade noch rechtzeitig eingeschaltet hatte – wobei Balduur davon überzeugt war, dass Odin nachgeholfen hatte. Heimdall ahnte nichts von dem Wesen namens La'Mghor, das bei dem Zusammenprall mit dem riesigen Wasserball nach Pthor gelangt war und seitdem tief unter der Oberfläche von der »Seele« des Landes aus eine Steuerfunktion ausübte. Aber er ahnte, dass alles nicht so einfach verlaufen war, wie seine Brüder es sich einreden wollten. Und er hatte gewisse Befürchtungen, dass der wirkliche Retter im unpassendsten Moment auftauchen würde.

»Wir brauchen die Magier, das ist richtig«, murmelte Sigurd. »Aber das hat Zeit. Solange sie sich still verhalten, haben wir Ruhe vor ihnen. Wir sollten die Zeit nützen und die anderen Völker Pthors davon überzeugen, dass wir im Recht sind. Wenn dann die Magier auftauchen, haben sie kaum noch eine Chance.«

»Vor allem sollten wir endlich etwas tun, statt nur zu reden«, grollte Balduur.

Sigurd nickte und stand auf.

»Ich werde die Dellos instruieren«, erklärte er. »Sie sollen die Guurpel nach Panyxan zurückbringen und alle Völker von Pthor aufsuchen. Ihr könnt euch darauf verlassen, dass meine Botschaft von allen verstanden wird.«

»Da geht er hin«, murmelte Heimdall mit leichtem Spott, als Sigurd den Raum verlassen hatte. »Nun, während er sich um unsere Glaubwürdigkeit bemüht, sollten wir beide uns mit ernsthafter Arbeit befassen.«

Balduur sah ihn verständnislos an. Heimdall schlug seinem Bruder gutmütig auf die Schultern.

»Große Geheimnisse warten darauf, von uns gelöst zu werden. Erhebe dich, Balduur, und stürze dich in das Abenteuer der Erkundung vielfarbiger Leitungsstränge. Es bleibt uns nach Sigurds Botschaft nichts anderes übrig, als die Bedienung dieses Fahrstuhls zu erlernen.«

2.

 

Viele Kilometer weiter nördlich waren vier Wesen unterwegs, von denen Heimdall die ungeliebte Wahrheit hätte erfahren können. Dass die vier entgegen aller Vernunft nicht die FESTUNG ansteuerten, sondern die unbekannte Welt jenseits des Wölbmantels zum Ziel gewählt hatten, lag an Odins Söhnen selbst.

Dabei hätten diese vier den Männern in der FESTUNG in vielen Dingen helfen können. Kolphyr zum Beispiel, der Forscher aus dem Volke der Beras, war hochintelligent und wusste viel über die Dimensionen des Raumes und der Zeit. Atlan, der Arkonide, konnte jederzeit auf telepathischem Wege Verbindung zu La'Mghor aufnehmen und so erfahren, was sich im Innern von Pthor abspielte. Abgesehen davon war er auf technischem Gebiet nicht gerade unwissend. Razamon, der Berserker, hatte während seiner Verbannung viel von den Bewohnern Terras gelernt. Thalia schließlich litt zwar immer noch unter dem Komplex, als Frau weniger wert zu sein als ihre Brüder, aber auch sie war ein Kind Odins und daher imstande, Zusammenhänge zu erkennen, die für jeden anderen Pthorer ein Buch mit sieben Siegeln blieben.

Leider konnten Odins Söhne sich immer noch nicht damit abfinden, dass von ihrem Bruder Honir nur eine leere Maske existierte, hinter der Thalia seit dem Tode ihres Vaters ihre Minderwertigkeitskomplexe verborgen hatte. Und als die Schwester dann auch noch gewisse Gefühle für diesen Fremden namens Atlan entwickelte, war Thalia in den Augen ihrer Brüder nichts mehr wert. Was Razamon betraf, so sah er keinen Grund, die in ihrem Herrschaftsdenken erstarrten Pthorer zu unterstützen. Er wollte auch nicht daran glauben, dass Sigurd, Heimdall und Balduur in Zukunft die Geschicke des Landes bestimmen würden. Sie waren für ihn verblendete Narren, die einem Hirngespinst hinterherliefen. Außerdem hatte er genau wie Atlan immer noch die Absicht, eines Tages in die schwarze Galaxis vorzudringen, bis zu den Leuten, die Pthor auf seine verheerenden Reisen schickten, um sich an ihnen zu rächen.

Kolphyr blieb aus ganz einfachen Gründen bei dieser Gruppe: Er mochte die anderen und betrachtete sie gewissermaßen als seine Schützlinge. Das riesige Antimateriewesen entwickelte regelrechte Muttergefühle – worunter Odins Tochter besonders zu leiden hatte, und es war ein mittleres Wunder, dass er Thalia dabei nicht schon ein paar Rippen geknickt hatte.

Im Augenblick war alles in bester Ordnung, und Thalia war sogar vor Kolphyr sicher, denn sie musste sich auf die Steuerung des Zugors konzentrieren.

Von oben sahen sie deutlich, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bis auf Pthor wieder normale Verhältnisse herrschten.

Das Land wurde zunehmend trockener, das Wasser versickerte oder strömte dem Rand entgegen. Sie flogen gemächlich an der Senke der verlorenen Seelen vorbei, dann entlang der Wüste Fylln nach Norden, überquerten das Quellgebiet des Xamyhr und gelangten dann über jenen Landstrich, den man seit langer Zeit die Eisküste genannt hatte.

Vom Eis war längst nichts mehr zu sehen. Zwischen den Felsen gab es nur nackten Boden, braun und von Feuchtigkeit gesättigt, dem man selbst aus großer Entfernung ansah, dass er reich und fruchtbar war.

»Hier sollten wir landen«, sagte Razamon. »Es wird schon dunkel. Es hat keinen Sinn, nachts nach draußen zu fliegen.«

»Du hast Recht«, stimmte Atlan zu. »In dieser Gegend brauchen wir nicht einmal Wachen aufzustellen. Eine Nacht voller Schlaf wird uns allen gut bekommen.«

»Seid ihr sicher, dass sich niemand da unten herumtreibt?«, fragte Thalia vom Steuerblock aus.

»Du kannst dich darauf verlassen«, versicherte Razamon grimmig, »dass nicht einmal die Parias aus der Wüste Fylln sich jetzt schon dort umsehen. Du warst nicht dabei, als es zu tauen begann. Das ganze Land geriet in Bewegung!«

Atlan sah sich nach Kolphyr um. Er fragte sich, was dieser Riese jetzt empfinden mochte. Niemand wusste, wie viel Zeit vergangen war, seitdem die Herren der FESTUNG Kolphyr in die Burg der Zyklopen verbannt hatten.

Falls Kolphyr überhaupt etwas empfand, so verbarg er es. Er sah aus wie immer – wie ein riesenhafter, freundlicher Frosch.

Atlan war sicher, dass sie die Eiszitadelle ziemlich genau überflogen, aber sie entdeckten keine Spuren von dem uralten Gemäuer mehr. Die Burg der Zyklopen war zerstört, das Eis vergangen, und der Norden von Pthor wartete auf Wesen, die sich hier ansiedelten, Felder bestellten und Vieh züchteten. Von den heißen Quellen war ebenfalls kaum noch etwas zu sehen.

»Als erste werden die Valjaren kommen«, überlegte Atlan, während Thalia den Zugor in einer weiten Kurve nach unten führte. »Und die Leute aus Moondrag.«

»Du vergisst die Parias«, murmelte Razamon.

»Sie bilden nur kleine Gruppen. Ich glaube nicht, dass sie von Bedeutung für die weitere Entwicklung in dieser Gegend sind. Die Valjaren werden sich gegen Raubzüge zu wehren wissen.«

»Ja. Aber es wird in erster Linie von denen abhängen, die über Pthor herrschen, was sich hier in Zukunft abspielt.«

»Muss es immer jemanden geben, der herrscht?«, fragte Atlan bitter. »Könnte es nicht sein, dass sich die Völker von Pthor dafür entscheiden, friedlich miteinander zu leben?«

»Du phantasierst«, sagte Thalia. »Du hast fast ganz Pthor gesehen. Eigentlich müsstest du erkannt haben, dass die Bewohner dieses Landes für so ein Leben noch gar nicht reif sind. Wenn sie tun können, was ihnen gerade einfällt, gäbe es innerhalb kürzester Frist Mord und Totschlag in ganz Pthor.«

Atlan schwieg.

Er wusste, dass Thalia Recht hatte. Auf den ersten Blick mochte es so ausgesehen haben, als hätten manche Bevölkerungsgruppen auch unter der Herrschaft der Herren ein völlig freies Leben geführt. Aber der Schein trog.

Thalia setzte den Zugor in der Nähe eines Baches auf. Es gab ein paar flache Felsen, die der Flugschale einen sicheren Standort boten.

»Schade, dass wir kein Feuer machen können«, murmelte Razamon.

Hier gab es kein Holz. Bevor das Eis kam, war dies eine freundliche Landschaft mit Wiesen und Wäldern gewesen. Eigentlich hätten sich noch Spuren dieser Vegetation zeigen müssen, aber sie befanden sich dort, wo sich das »schwere« Eis aufgetürmt hatte, und alle Gewächse waren unter seinem Gewicht vermutlich zerquetscht und zermahlen worden.

Atlan antwortete nicht. Die Umgebung und die Erinnerung an das, was sie hier erlebt hatten, bedrückte ihn aus einem ganz anderen Grund: Ihm fehlte Fenrir. Auf eine unaufdringliche Weise war der Wolf immer dann zur Stelle gewesen, wenn man ihn brauchte. Klug, zuverlässig und treu hatte er Atlan und Razamon lange Zeit begleitet. Bis er Balduur wieder traf. Er schien vergessen zu haben, dass sein Herr ihn fast getötet hätte, und dass er ohne Atlans Hilfe im Blutdschungel umgekommen wäre. Er blieb bei Balduur, und wenn er sich dem Arkoniden gegenüber auch nicht ausgesprochen feindlich verhielt, so hatte er ihm doch deutlich zu verstehen gegeben, dass die alte Freundschaft nicht mehr bestand.

Thalia war mit ihren Gedanken beschäftigt, und Kolphyr schien ebenfalls zu keinem Gespräch aufgelegt zu sein.

»Ein wirklich gemütlicher Abend«, murmelte Razamon schlechtgelaunt, nahm seine karge Ration Fladenbrot und Dörrfleisch und ging damit zum Bach hinunter. Als es schon fast dunkel war, setzte sich Atlan neben ihn.

»Was ist los?«, fragte er.

Der Pthorer zuckte die Schultern.

»Ich weiß es selbst nicht«, brummte er. »Ich fühle mich einfach nicht wohl in meiner Haut. Es passiert zu wenig.«

Atlan sah ihn ungläubig an.

»Gerade haben wir mit knapper Not die Landung überstanden, den Zugor in die Luft gebracht und es mit einem Ungeheuer zu tun bekommen – und du behauptest, es wäre langweilig. Es ist nicht zu fassen!«

»Ich sage ja, dass ich es selbst nicht verstehe!«

Thalia und Kolphyr hatten es sich auf dem Boden des Zugors so bequem wie möglich gemacht. Atlan suchte sich ebenfalls einen Platz. Sie hatten weder Decken noch Kissen. Zum Glück war es einigermaßen warm, und Atlan war in seinem Goldenen Vlies ohnehin vor extremen Temperaturen geschützt. Thalia hatte ihre Rüstung und Kolphyr den Velst-Schleier. Nur Razamon war schlecht dran, denn seine aus Stoff und Leder bestehende Kleidung war immer noch feucht und klamm.

Der Arkonide konnte nicht einschlafen. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah zu den fremden Sternen hinauf. Anblicke dieser Art hatten sich ihm zu oft geboten, als dass er darüber noch in Aufregung geraten wäre. Aber noch nie hatte er eine so seltsame Reise erlebt. Über diesen Gedanken schlief er ein. Er träumte von einem grobschlächtigen Valjaren, der ihm das Messer an die Kehle setzte.

Mit einem fast schmerzhaften Ruck erwachte er.

Der Valjare war wirklich da, und der Druck auf Atlans Kehle ließ sich deutlich spüren.

 

*

 

Razamon sagte sich mindestens ein Dutzendmal, dass ihm eine Portion Schlaf dringend nottat. Aber eine innere Rastlosigkeit ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Er stapfte kreuz und quer durch die Gegend und wusste selbst nicht, wonach er suchte. Gegen Mitternacht ging er zum Zugor. Die anderen schliefen.