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Nr. 552

 

Diener der Macht

 

Die Jagd durch Flatterfeld

 

von Arndt Ellmer

 

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Seit Dezember des Jahres 3586, als die SOL unter dem Kommando der Solgeborenen auf große Fahrt ging und mit unbekanntem Ziel in den Tiefen des Sternenmeeres verschwand, sind mehr als zweihundert Jahre vergangen, und niemand hat in der Zwischenzeit etwas vom Verbleib des Generationenschiffs gehört.

Schließlich ist es jedoch soweit – und ein Mann kommt wieder in Kontakt mit dem verschollenen Schiff. Dieser Mann ist Atlan. Die Kosmokraten entlassen ihn, damit er sich um die SOL kümmert und sie einer neuen Bestimmung zuführt.

Jetzt schreibt man an Bord des Schiffes den März des Jahres 3792, und der Arkonide hat trotz seines relativ kurzen Wirkens auf der SOL bereits den Anstoß zu entscheidenden positiven Veränderungen im Leben der Solaner gegeben – ganz davon abgesehen, dass er gleich nach seinem Erscheinen die SOL vor der Vernichtung rettete.

Inmitten der Galaxis Flatterfeld, die ihre Bewohner All-Mohandot nennen, kommen auf die Solaner nun erneut bedeutsame und schwerwiegende Entscheidungen – und harte Auseinandersetzungen zu.

Die Besatzung der abgekoppelten SZ-2 bekommt dies zuerst zu spüren, denn Order-7, der überlebende Deccon-Doppelgänger, geht mit allen Mitteln gegen sie vor. Order-7 fühlt sich dazu berechtigt – er sieht sich als DIENER DER MACHT ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Order-7 – Der Diener gewinnt an Macht.

Breckcrown Hayes – Der neue High Sideryt auf der SZ-2.

Atlan – Der Arkonide wird verschleppt.

Romeo – Der Roboter dringt in die SZ-2 ein.

Bumela Hallerden – Eine junge Solanerin.

1.

 

Die massige Gestalt ruhte in dem thronähnlichen Sessel und drohte ihn zu sprengen. Unter der aus kleinen Metallschuppen zusammengesetzten, blau schimmernden Kleidung traten die von gewaltigen Fleischwülsten bedeckten Muskeln hervor. Das Gesicht war aufgedunsen, und sein Mienenspiel blieb meist verschwommen.

Wenn die Gestalt aufstand und sich bewegte, geschah es meist behäbig. Der 1,94 Meter hohe Mann bewegte sich dann schwerfällig durch den Raum, als seien seine Gelenke verrostet. Zwischendurch aber fuhr er plötzlich herum und trat mit erschreckender Schnelligkeit an die Kontrollpulte, mit deren Hilfe er die Ereignisse innerhalb des Schiffes beobachten und lenken konnte. Er berührte mehrere Sensoren und ließ sich Informationen auf den Bildschirm projizieren, die er mit glühenden Augen betrachtete. Schwankend kehrte er dann zu seinem Thron zurück und verharrte dort reglos und nachdenklich.

Dieser Mann verbreitete Düsternis, und sie passte gut zu der dunklen Einrichtung seiner Klause, deren übriges Mobiliar aus klobigem, schwarzem Holz bestand, das alles Licht gierig zu verschlucken schien. Die Teppiche am Boden und an den Wänden schluckten alle Geräusche. Der Raum war so wie der Mann selbst, oder wie er früher gewesen war. Unbemerkt hatte sich einiges verändert.

Er nannte sich Chart Deccon, doch er war es nicht. Er saß an den Hebeln der Macht, um den Kurs zu ändern, den Kurs dieses Schiffes, über das er herrschte.

Chart Deccon wusste inzwischen, was mit dem echten Deccon geschehen war, seit dieser seinen Robotern entkommen war, die ihn endgültig hatten ausschalten sollen. Er dachte nach und stellte fest, dass der Plan unabänderlich war. Wie weitblickend doch der Planer war, die Macht, die hinter allem stand!

Order-7 lächelte sein zuversichtliches Deccon-Lächeln, das das dicke Gesicht zu einer Maske aus Wissen und Entschlossenheit werden ließ. Und dazu kam ein Ausdruck, der ihm nur dann eigen war, wenn der Order sich unbeobachtet wusste. Es zeigte dann Rücksichtslosigkeit und Kompromisslosigkeit, und die Magniden wären erschrocken, hätten sie es so gesehen.

Längst nannte er sich nicht mehr Order-7-B. Diese Bezeichnung hatte er nur so lange getragen, wie es unbedingt nötig gewesen war, sich von den übrigen Ordern zu unterscheiden. Jetzt war er der einzige, weil nur ein einziger das Ziel erreichen konnte. Darüber waren sich alle Order von Anfang an klar gewesen.

Order-7 erhob sich abrupt. Der Drang in ihm, endlich zu handeln und seinen Auftrag weiterzuführen, machte ihn unruhig. Er hatte den Solanern bisher viel zu viel Zeit gelassen. Das erste Ultimatum an Atlan und die SZ-2 war ungenutzt verstrichen. Die SOL-Zelle hing fast unbewegt im All und näherte sich der Rest-SOL nur zögernd. Erst wenn sie wieder angekoppelt hatte, konnte er seine Macht auf die gesamte SOL ausdehnen. Die SOL wegzuführen aus All-Mohandot, das war das nächste Ziel, das erreicht werden musste. Er hatte es zu feststehenden Koordinaten zu führen, wo sich das Schiff und die Solaner in einem endgültigen Kampf bewähren sollten, in einer Prüfung, in der die Macht sie auf ihre Tauglichkeit hin prüfen würde, um sie für sich einsetzen zu können oder für alle Zeiten unbrauchbar zu machen.

Die Macht! Order-7 war nur der Diener des Dieners. Jene Macht, der er diente, war wiederum der Diener einer weitaus höheren Intelligenz, die zu erfassen über sein Vorstellungsvermögen ging. Er kannte nicht die Hintergründe dessen, warum alles geschah und warum er etwas tat. Gleichwohl hatte er aber begriffen, dass er existierte, um das zu tun, was ihm aufgetragen war. Dazu war er geschickt worden.

Order-7 war Chart Deccon. Alle akzeptierten ihn als den High Sideryt, und es war ihm nicht schwergefallen, die Solaner im Mittelteil und der SZ-1 davon zu überzeugen, dass Atlan die Rest-SOL und ihre Führung zu täuschen versuchte, als er vom Tode Deccons berichtete. Der Arkonide spielte ein heimtückisches Spiel, von ihm und der SZ-2 ging Gefahr aus. Order-7 wusste von dem Roboter, den er mit den Todeswürmern in die SZ-2 eingeschleust hatte, dass Deccon tatsächlich tot war. Der High Sideryt war unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen, und Breckcrown Hayes sollte sein Nachfolger sein. Das alles verschwieg Order-7 den Solanern, denn es hätte ihn verraten. Inzwischen war auch Hayes tot, denn es stand fest, dass die Todeswürmer, die Osal'Oths, den Mann getötet hatten. Atlan hatte bei seiner Anfrage keine Antwort darauf gegeben, was ein sicheres Zeichen war. Der Roboter hatte die Würmer auf Hayes programmiert. Niemand konnte den kaum einen Millimeter langen, fast durchsichtigen Würmern entkommen, die ein säureähnliches Gift in den befallenen Körper sprühten, das zunächst die Haut zerfraß und dann über die Blutbahnen tödlich wirkte.

Es gab keinen Zweifel über den Ausgang seiner Anordnung an den Roboter. Damit besaß er nur noch einen ernst zu nehmenden Gegner, Atlan! Und mit ihm würde er innerhalb kürzester Zeit fertig werden.

Order-7 spürte die Kraft in sich wachsen. Er wusste, dass er Fähigkeiten erlangen würde, die ihn allen anderen überlegen machten. Es war eine letzte Absicherung, mit der ihn sein Auftraggeber ausgestattet hatte.

Der Gedanke daran ließ ihn die letzte Geduld vergessen. Er hatte längst begriffen, dass es sich nur noch um Stunden oder Tage handeln konnte, bis er endgültig die Macht über alle Solaner besaß. Doch auch dieser Zeitraum erschien ihm mit einemmal zu lang.

Die Instrumente der Beobachtungsanlagen, die einen Teil seiner Klause ausfüllten, zeigten ihm, dass die SZ-2 fast unmerklich verzögert hatte. Im Schneckentempo näherte sie sich, obwohl Atlan zugesagt hatte, er würde ankoppeln. Wenn die SZ-2 erst einmal angelegt hatte, würde der Order die Positronik sofort anweisen, die Magnetfessel-Gravitationsfeldgeneratoren zur Blitzkopplung anzufahren. Dann war Atlan gefangen – und verloren.

Die Kopplung musste erfolgen! Order-7 hielt es nicht mehr in seiner Klause. Er hastete hinüber in die Hauptzentrale und rief nach den Magniden. Die Entscheidung musste herbeigeführt werden.

 

*

 

Bumela Hallerden saß vor der Tür des Gemeinschaftsraums und summte ein Lied vor sich hin. Es war eine uralte Weise, und sie hatte mit der SOL zu tun, mit der Heimat, die durch das All flog.

Bumela war groß und schlank. Mit ihren sechzehn Jahren war sie das Sinnbild einer jungen Solanerin. Ihre gut proportionierte Figur wirkte zierlich, fast grazil, und ihre Körpergröße kam der Durchschnittsgröße der Buhrlos gleich. Vermutlich würde sie noch ein wenig größer werden, denn ihre Mutter war fast zwanzig Zentimeter größer gewesen. Es war nur schade, dass sie nicht wusste, wie ihr Vater aussah. Tamjana Hallerden hatte bei Fragen danach immer beharrlich geschwiegen.

Die junge Solanerin machte sich nichts daraus, bis plötzlich ihre Mutter starb. Tamjana verunglückte in einer Robotfabrik, und ihre Leiche wurde dem Weltall übergeben, noch ehe das junge Mädchen sie noch einmal zu Gesicht bekommen hatte. Niemand hatte gewusst, dass die Frau Angehörige besessen hatte. Von dieser Zeit an war die Einsamkeit in dem Mädchen immer größer geworden, und sie sehnte sich nach ihrem Vater oder jemandem anders, an den sie sich wenden konnte.

Bumela summte die eintönige, melancholische Weise, und manchmal blieben vorübergehende Solaner stehen und beobachteten sie verwundert. Sie lächelte ihnen scheu und zurückhaltend zu, bis sie weitergingen. Nur einmal sagte eine ihr bekannt klingende Stimme:

»Komm, Bumela, du musst etwas essen. Den ganzen Tag sitzt du nun schon herum!«

Sie blickte überrascht auf und sah einen schlanken, sportlich wirkenden Solaner vor sich. Er war etwas größer als sie, und tiefschwarze, gelockte Haare umrahmten sein samtbraunes Gesicht. Sie wartete darauf, dass er weitersprechen würde, aber er schwieg und schüttelte nur den Kopf. Langsam und scheinbar in Gedanken versunken schritt er weiter.

Bumela sprang auf und eilte ihm nach.

»Ich begleite dich in die Messe«, sagte sie zu ihm. »Aber warum sorgst du dich um mich?«

In ihren Augen glomm ein vager Verdacht, aber der Mann zerstreute ihn mit einer energischen Handbewegung. Sein Gesicht hellte sich für einen kurzen Moment auf, dann blickte der Mann wieder ernst drein und setzte schweigend seinen Weg fort.

»Ich habe von dir und deinem Schicksal gehört«, sagte der Mann jetzt. »Es tut mir leid für dich. Wer sind deine Angehörigen, ich meine, du bist doch nicht etwa allein?«

Schon oft war er an dem singenden Mädchen vorbeigegangen, und immer hatte er es gegrüßt, weil ihm die Melodie gefiel.

»Ich habe niemanden mehr«, sagte Bumela einfach, und der Mann blieb abrupt stehen.

»Kümmert sich niemand um dich?«, fragte er hastig.

»Die Lehrer, sonst niemand. Ich wohne in der Kabinenflucht, die ich mit meiner Mutter geteilt habe. Eine alte Frau ist nun eingezogen, aber sie kommt immer nur zur Nachtphase heim und will nichts von mir wissen.«

In dem verschlossenen Gesicht des Mannes zeichnete sich so etwas wie Traurigkeit ab, zumindest empfand Bumela es so. Sie überwand ihre Zurückhaltung und fragte:

»Wie heißt du eigentlich?«

»Nenne mich Joscan«, lächelte der Mann, den sie auf fünfundsechzig bis siebzig Jahre schätzte. »Joscan Hellmut heiße ich.«

Bumela überlegte lange. In der Zwischenzeit erreichten sie ihr gemeinsames Ziel. Die Kantine glänzte in ihrer neuen Einrichtung und war vollbesetzt. An den Ausgabefächern für die Mahlzeiten hatten sich Schlangen wartender Menschen gebildet. Hellmut und das Mädchen blieben in Türnähe, bis zwei Plätze frei wurden. Sie wählten sich ihre Mahlzeit aus und setzten sich.

»Du bist einer derer, die einmal die Schläfer genannt wurden«, stellte das Mädchen plötzlich fest. »Warum hast du geschlafen?«

Hellmut schien ein wenig gesprächiger zu werden. Er berichtete von den Dingen, die damals vorgegangen waren, und freute sich, dass das Mädchen wissbegierig alles in sich aufnahm. Immer wieder stellte es Fragen, die er beantwortete, so gut es ging. Nur manchmal schien er zu stocken, wenn er Dinge erwähnte, die ihn unangenehm berührten. Dann merkte sie deutlich, dass er nicht alles sagte, was er wusste. Wie hätte das junge Mädchen auch ahnen sollen, dass Hellmut seit geraumer Zeit ein furchtbares Geheimnis in sich trug, dessen Offenbarung er sorgfältig vermied, weil er die Folgen ahnte, die daraus entstehen konnten. Er musste schweigen über das, was er von Soeklunds Bericht und SENECAS Zustand wusste. Er durfte niemandem verraten, in welcher Gefahr sich die SOL befand, sobald sie sich wieder mit der SZ-2 vereint hatte.

Atlan!, dachte Hellmut unwillkürlich. Kannst du nicht ein wenig warten, bis ich eine Lösung gefunden habe? Er wusste, dass er sich etwas einzureden versuchte, was nicht zu verwirklichen war. Bisher hatte er keine Möglichkeit gefunden, die drohende Gefahr abzuwenden. Mit gemischten Gefühlen beobachtete er die Anstrengungen des High Sideryt, die Wiedervereinigung herbeizuführen. Vielleicht war es unklug von ihm gewesen, Chart Deccon nicht ins Vertrauen zu ziehen über das, was er dem Logbuch entnommen hatte. Vielleicht hätte Deccon ihm dann sein heimliches Eindringen in seine Klause und den vorübergehenden Diebstahl des Logbuchs verziehen. Jetzt war es zu spät dazu.

»Was ist mit den Jungen und Mädchen deiner Altersklasse?«, fragte Hellmut unvermittelt. »Verbringst du deine Freizeit nicht bei ihnen?«

»Sie haben kein Interesse daran, mit einer zu verkehren, die zwei Etagen unter ihnen wohnt und eigentlich einer anderen Unterrichtsgruppe angehören müsste«, sagte Bumela leise. »Und die Kinder aus meiner Etage meiden mich, weil ich eben nicht zu ihnen gehöre, wenn sie lernen. Meine Mutter hat mich damals unbedingt zu Chlotwick schicken wollen, dem Ahlnaten mit den vielen Ringen an den Fingern. Ringe bedeuten Weisheit, hat sie zu mir gesagt.«

Hellmut schüttelte energisch den Kopf. »Du kannst nicht weiter so leben, sonst wirst du dein ganzes Leben einsam sein. Ich werde versuchen, dir zu helfen, und wenn ich bis zum High Sideryt vordringen muss.«

»Das willst du für mich tun?«, fragte Bumela kleinlaut. »Ich habe mich nie getraut ...«

»Still!«, unterbrach der Kybernetiker sie überraschend. »Ich weiß jetzt, was für ein Lied das ist. Soeben ist es mir eingefallen!«

Er ließ sein Essen stehen und zog das Mädchen auf den Korridor hinaus.

»Es ist das alte Lied der SOL. Es wurde schon gesungen, als das Schiff noch nicht den Solanern gehörte, und es hatte einen anderen Text. Im Lauf der Zeit kamen immer neue Strophen dazu, alte fielen weg. Heute hat es nichts mehr von dem an sich, was es einmal war.«

»Wie lautete es?« Bumela sah ihn bittend an. Hellmut verstand.

 

»Die Erde ist ein ferner Stern,

unser Opa hat sie gern.

Dort sollen tausend Bäume blüh'n

SENECA, bring' uns einmal hin!

 

Lauter Sterne überall,

fliegt die SOL jetzt durchs All,

durchstreift ewige Weiten.

Das Schicksal wird sie leiten.«

 

»Was ist die Erde für ein Stern?«, wollte Bumela wissen.

»Sie ist kein Stern, sie ist ein Planet. Die Urheimat aller Menschen, auch von uns Solanern. Der Stern, um den sie kreist, heißt Sol. Von ihm hat unser Schiff seinen Namen.«

Hellmut hob die Hände und wandte sich wieder zur Kantine.

»Ich muss weiter«, erklärte er. »Lass uns zu Ende essen.«

»Und du willst wirklich für mich ... Warum?«

»Wir leben alle in unserer Heimat und sollten einander helfen, so gut es geht, oder nicht?«, sagte er. »Du wirst von mir hören.«

Später, als er den Teil des Schiffes weit hinter sich gelassen hatte, in dem das Mädchen wohnte, dachte er an die alten Zeiten und den Aufbruch zurück. Wieder verglich er, und wieder wusste er nicht zu sagen, welche Zeit in diesem Schiff ihm bisher am besten gefallen hatte. Die Anfangszeit? Oder jetzt? Vielleicht hatte er sie auch verschlafen, die goldene Zeit dieses Schiffes. Gezwungenermaßen verschlafen. Zu gern hätte er darauf eine Antwort gewusst, aber SENECA, der ihm diese Antwort hätte geben können, hüllte sich in Schweigen. Es war, als fehlte dem Schiff ein wichtiges Stück.

 

*

 

»Was hat Atlan zu verbergen? Warum lässt er Palo und Brooklyn nicht an die Mikrofone?«

Die Frage Arjana Joesters schreckte die Magniden in der Hauptzentrale auf. Sicher, sie hatten von Anfang an gemerkt, dass etwas nicht in Ordnung war an Bord der SZ-2, aber sie wussten nicht, was es war. Noch immer betrug der Abstand zwischen der Rest-SOL und der SOL-Zelle-2 einen dreiviertel Lichtmonat, und das Schiff machte auch nicht den Eindruck, als hätte es große Eile, die Wiedervereinigung durchzuführen.

Chart Deccon hatte absolute Funkstille befohlen. Dringende Anrufe aus der SZ-2 wurden nicht beantwortet. Atlan hatte seine Zustimmung gegeben, und dabei wollte Deccon es belassen. Dennoch hatten die Magniden das untrügliche Gefühl, dass etwas im Gang war. Was wusste der High Sideryt, dass er mit solcher Eile zu einer Besprechung rief und fast übertrieben hastig die Abschirmungen des Zentralbereichs überprüfte? Wo hielt er sich in diesem Augenblick auf?

Die Klause, die Zentrale und der angrenzende Bereich waren seit geraumer Zeit in Sperrfelder gehüllt, ein dichtes Netz aus mehreren Schutzschirmen, die auch für parapsychisch begabte Wesen ein undurchdringliches Hindernis bildeten. Seit Deccon diese Maßnahme durchgeführt hatte, fühlten sich die Magniden wieder völlig sicher. Es gab ihnen ein neues Gefühl der Stärke in den Zeiten der dauernden Veränderungen. Auch der High Sideryt war seit dem Erlebnis mit Alpha und den Ebenbildern wie ausgewechselt. Er machte einen entschlossenen Eindruck, und jede seiner Entscheidungen besaß Hand und Fuß.