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Inhalt

Vorwort

Hinweise zum Gebrauch

Franko-Kanadisch

Aussprache

Grundregeln für Québec-Traveller

Unterschiede zum Französisch Frankreichs

Avec tes yeux pretty face ... – Sprachmix

Land & Leute

Das Land & die Leute

Toé, moé, vous et nous autres – Miteinander & Selbstverständnis

Pouces, pieds et livres – Mengenangaben & Maße

La nature – Natur, Tiere, Freizeit

Le nordais et le sirois – das liebe Wetter

Duplex, triplex, quadruplex – Wohnen in Kanada

Les guenilles – die Kleidung

Oh mon maître ... – das Arbeitsleben

Oui, allô ... – Telefonieren

Vom «dépanneur» zum «resto» – Essen (nicht nur Blaubeeren)

Se pacter la fraise – Trinken & Saufen

Aller cruiser – Auf die Piste gehen

La tomate et le foin – Kohle, Zaster, Knete

C’est moé qui chauffe! – Unterwegs

La politique – Politik

Internet & mehr

Im Gespräch

Die lockere Sprache des Alltags

Tabernac! – Schimpfen & Fluchen

La blonde et son chum – Beziehungskisten

Anhang

Literaturhinweise

Register

Die Autorin

Impressum

Vorwort

Für ein knappes Viertel der rund 35 Millionen Kanadier ist nicht Englisch, sondern Französisch die Muttersprache. Dieses bringt weit mehr als nur einen Hauch gallischer Lebensfreude auf den nordamerikanischen Kontinent. Höchste Zeit also, sich einmal näher mit dem kanadischen Französisch zu beschäftigen!

Der vorliegende Band richtet sich an Kanada- und Québec-Interessierte, die bereits das Standardfranzösische einigermaßen beherrschen und sich nun auf ein ganz anderes Französisch vorbereiten möchten.

Vieles, was man so hört, ist auch ohne größere Anstrengungen zu verstehen: die Übersetzung von C’est bullshit. erübrigt sich, aber die Frage Où est ta blonde? (la blonde = frz. la copine, die Freundin) erfordert schon präziseres Wissen. Da allein in den Städten Montréal und Québec und ihrer Umgebung nahezu zwei Drittel der Bevölkerung der Provinz Québec leben, stammen die meisten Ausdrücke aus diesen Gebieten. In der wildromantischen Gaspésie oder am wunderschönen Lac St-Jean, um nur zwei Beispiele zu nennen, differiert nicht nur die Aussprache, sondern in einigen Bereichen auch das Vokabular. Als Trost am Rande sei vermerkt, dass auch die Montréalais, also die Einwohner Montréals, behaupten, die Menschen am Lac St-Jean nur schwer verstehen zu können ...

Da das Québécois und das kanadische Alltags-Französisch eher gesprochen als geschrieben werden und es für deren Schreibung keine festen Standards gibt, wird man sehr wahrscheinlich immer wieder auf unterschiedliche Schreibweisen stoßen, was aber nicht weiter irritieren sollte. Auch mit den Verhältniswörtern à und de und den Artikeln nimmt man es mitunter nicht ganz so genau (z. B. le / la beigne = Donut, Teigkringel, oder la fève à / en palette = grüne Bohne). Dementsprechend groß ist auch die Toleranz Ausländern gegenüber, die sprachliche Fehler machen. Reicht in Frankreich oft eine einzige falsche Betonung, um dem Franzosen ein verständnisloses «hein» zu entlocken, so versteht der Frankokanadier meist noch bei den größten Schnitzern, was gemeint ist.

Bei allen Eigenheiten des Frankokanadischen sollte der Einfluss des Standardfranzösischen nie vergessen werden: An den Schulen wird französische Grammatik gelehrt, und die Menschen sehen beispielsweise US-amerikanische Filme in ihrer aus Frankreich stammenden Synchronisation. Das heißt, dass das standardfranzösische Vokabular und auch die umgangssprachlichen Ausdrücke Frankreichs durchaus bekannt sind.

Ausspracheregeln, Redewendungen, typische Ausdrücke, Anglizismen und Hinweise auf charakteristische Besonderheiten des Frankokanadischen sollen ein rundes, einführendes Bild der Belle Province, die den Mittelpunkt Frankokanadas bildet, vermitteln. Ich habe versucht, in den vorliegenden Band möglichst Ausdrücke aufzunehmen, die in ganz Québec und Frankokanada bekannt sind.

À tantôt au Québec!

Britta Scheunemann

Hinweise zum Gebrauch

Die vorliegende Wort- und Phrasensammlung könnte man grob in zwei Teile gliedern: Es geht los mit typisch frankokanadischen Ausdrücken, die einem in bestimmten Situationen begegnen werden, z. B. beim Essengehen, im Straßenverkehr etc. Das sind nicht immer Slang-Ausdrücke.

Im zweiten Teil geht es dann um die echte Umgangssprache, die wiederum grob nach Situationen sortiert ist; Überschneidungen ließen sich aber nicht immer vermeiden. Zu diesem zweiten Teil möchten wir anmerken: Wissenschaftlich gesehen ist Slang eine „Low-Level-Sprache“, die von hauptsächlich von unteren sozialen Schichten gesprochen wird, da ihnen die „Hochsprache“ nicht geläufig ist.

Wir verstehen Slang anders, und zwar als die Sprache, die von Leuten im alltäglichen Leben gesprochen wird, wenn man nicht auf die Etikette achten muss. Da wimmelt es von „Spezialausdrücken“ und „unfeinen“ Wörtern. Gerade bei letzteren ist es nötig, genau zu differenzieren. Auch bei uns kann ja das Wort „Scheißkerl“ je nach Situation und angesprochener Person mal durchaus freundlich, mal beleidigend sein. Auch werden sich zwei Männer an der Theke anderer Ausdrücke für Frauen bedienen als dann, wenn eine Vertreterin des anderen Geschlechts dabei zuhört.

Natürlich lassen sich diese beiden Bereiche in den einzelnen Kapiteln nicht immer streng trennen. Aber auch an der deutschen Übersetzung lässt sich beispielsweise ablesen, dass das frankokanadische Wort toaster mit der Übersetzung „Rostlaube“ (für ein „altes, nicht gut funktionierendes Auto“) in diesem Zusammenhang umgangssprachlich ist. Ich habe also stets versucht, für die deutsche Übersetzung eine Formulierung oder Floskel zu finden, die der Sprachebene des frankokanadischen Originals am ehesten entspricht.

Trotzdem ist bei der Anwendung der umgangssprachlichen Ausdrücke Vorsicht geboten. Völlig vulgäre Ausdrücke sind mit * bzw. ** gekennzeichnet!

Abwertende Bezeichnungen, Flüche und Beleidigungen sind sowieso nicht zum eigenen Gebrauch bestimmt, sondern lediglich zum Verstehen aufgeführt. Sie haben also nichts mit meiner Einstellung zu tun. Hierzu auch ein Zitat aus „Das Wörterbuch“ von den Gebrüdern Grimm: „Ein Wörterbuch ist nicht dazu da, die Wörter zu verbergen, sondern um sie hervorzubringen.“

Bei vielen Ausdrücken erschien es mir darüber hinaus sinnvoll, auf das standardfranzösische Pendant (abgekürzt: frz.) bzw. den englischen Ursprung (abgekürzt engl.) hinzuweisen, wenn diese den französischen bzw. englischen Wörtern ähnlich sind. Die englischen und französischen Entsprechungen erscheinen in schmaler, schwarzer Schrift, z. B. faire l’ordinaire (faire la cuisine) = kochen.

Wenn hingegen wichtige und häufig gebrauchte Bezeichnungen oder Floskeln genauso wie im Französischen lauten und aus diesem Grunde hier aufgelistet sind, sind diese mit F gekennzeichnet.

Um die „Bilder“ einzelner Bezeichnungen und Redewendungen zu verstehen, ist oftmals eine wörtliche Entsprechung in kursiver Schrift ergänzt, z. B. une barouette (Schubkarre) = eine alte Kiste (für ein Auto).

Durch einen Schrägstrich ( / ) voneinander getrennte Wörter kann man gegeneinander austauschen, z. B. la crème glacée / molle (Eis) = la crème glacée oder la crème molle.

Eigenschaftswörter sind nur in der männlichen Form aufgeführt, z. B. être démonté (die weibliche Form wäre démontée). Ausnahme sind vollständige Sätze, in denen die weibliche Form durch das persönliche Fürwort elle (sie) ausdrücklich genannt wird, z. B.

Il / Elle est chanceux /chanceuse.

Er / Sie hat Glück.

Akadische Bezeichnungen, also die Bezeichnungen der französischen Akadier (siehe Kapitel „Franko-Kanadisch“), die nicht von allen Französisch sprechenden Kanadiern verwendet werden, sind im Kapitel „Akadische Bezeichnungen“ (siehe dort) zusammengefasst. Alle anderen Ausdrücke und Redewendungen sind typisch frankokanadisch!

Liebe Leser!

Cher lecteur, lors de la lecture de ce livre je vous prie de prendre note que les expressions y étant mentionnées sont indépendantes de mon point de vue personnel. Ceci vaut particulièrement pour les injures et les termes péjoratifs. Ce livre ne vise pas à encourager l’usage de telles expressions. Toutefois comme vous avez vraisemblablement l’occasion de les entendre (par exemple dans la rue et à la télévision) et qu’alors il vaut mieux comprendre ce que les gens disent, j’en ai fait mention. Ce recueil de vocabulaire ne se veut pas exhaustif.

Und nun noch einmal etwas ausführlicher auf Deutsch:

Bei der Lektüre dieses Buches bitte ich, folgendes zu bedenken: Es ist selbstverständlich, dass die Ausdrücke in diesem Buch nichts mit meiner Einstellung zu tun haben. Das gilt besonders für Schimpfwörter und beleidigende Ausdrücke. Es liegt ausdrücklich nicht in meiner Absicht, dass aufgeführte diskriminierende Ausdrücke verwendet oder verbreitet werden. Ich habe sie aufgelistet, weil es sein kann, dass man ihnen begegnet (in Filmen, Büchern oder auf der Straße), und verstehen sollte man, was man hört.

Ich habe mir zwar alle Mühe gegeben, kann aber nicht behaupten, dass dieses Buch vollständig ist. Aber es ist aktuell. Nur solche Ausdrücke habe ich aufgenommen, die heute gebräuchlich sind.

Natürlich möchte ich dieses Buch erweitern, und vor allen Dingen soll es aktuell bleiben. Dafür brauche ich Eure Hilfe. Die Umgangssprache bringt täglich neue Ausdrücke hervor, dafür werden andere altmodisch. Teilt mir daher über den Verlag weitere Wörter und Redewendungen mit, die Ihr auf Eurer Reise durch das frankophone Kanada hört. Schreibt mir bitte auch, wo – also in welcher Region oder Provinz – Ihr sie gehört habt.

Franko-Kanadisch

Kanada ist offiziell ein zweisprachiges Land: Französisch und Englisch gelten, zumindest theoretisch, als gleichberechtigt, auch wenn die Kenntnis des Französischen abnimmt, je weiter der Weg gen Westen geht. Doch ebenso standhaft wie ein gewisses kleines gallisches Dorf, das den Römern widersteht, wehrt sich die französischsprachige Ostküstenprovinz Québec gegen die Dominanz des Englischen. Und das mit zum Teil drastischen politischen Maßnahmen, z. B. mit der anfänglichen Weigerung, in beiden Weltkriegen frankokanadische Soldaten zu entsenden. Man wollte nicht kämpfen «pour défendre l’Empire britannique».

Seit der britischen Eroberung 1759 bewahren sich die Québécois, also die Bewohner der Provinz Québec, und ihre Nachkommen trotz aller gesellschaftlichen Nachteile ihre Muttersprache. Noch im 20. Jahrhundert wurde dem Französisch-Sprecher in der Provinz Québec ein «Speak white, speak english!» entgegengeworfen.

Diese Demütigungen sitzen tief und prägen den frankophonen Teil Kanadas (auch in den anderen Provinzen gibt es französischsprachige Enklaven!) bis heute. Dazu gehört auch die bereits fast vergessene Vertreibung der französischsprachigen Akadier. Acadie (Akadien) ist die Bezeichnung für ein historisches Gebiet im nordöstlichen Nordamerika, in den heutigen Provinzen Québec, Nova Scotia, New Brunswick und Maine (USA), das ab 1614 zwischen England und Frankreich umstritten war und mal unter die eine, mal unter die andere Verwaltung geriet.

Nachdem im Frieden von Utrecht 1713 der größte Teil Nova Scotias an England fiel, versammelte der englische Gouverneur 1755 vor Ausbruch des Siebenjährigen Krieges alle französischsprachigen Einwohner, erklärte sie kurzerhand zu Gefangenen und ließ sie ausweisen bzw. deportieren. Ein großer Teil von ihnen wurde in Louisiana angesiedelt.

Spätestens seit 1967, als der zu Besuch in Kanada weilende französische Staatspräsident De Gaulle die historischen Worte «Vive le Québec libre!» ausrief, schwappt eine Welle der nationalen Besinnung durch Québec, deren extremer Teil immer wieder die Loslösung aus dem kanadischen Staat fordert.