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Serena, oder:
Wie Menschen ihre Schule verändern

Bibliothek Schulentwicklung
Band 6

 

 

 

 

Redaktionelle Betreuung:
Bianca Ender, Michael Schratz, Elfriede Sponring

Michael Schratz, Lars Bo Jakobsen,
John MacBeath, Denis Meuret

Serena, oder:
Wie Menschen
ihre Schule verändern

Schulentwicklung und Selbstevaluation in Europa

StudienVerlag

Innsbruck
Wien
München
Bozen

 

 

© 2002 by StudienVerlag Ges.m.b.H., Erlerstraße 10, A-6020 Innsbruck

E-Mail: order@studienverlag.at

Homepage: www.studienverlag.at

ISBN 978-3-7065-5828-0

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Serena, oder: wie Menschen ihre Schule verändern: Schulentwicklung und Selbstevaluation in Europa / Michael Schratz .... - Innsbruck; Wien; München; Bozen: Studien-Verl., 2002 (Bibliothek Schulentwicklung; Bd. 6)

Buchgestaltung nach Entwürfen von Kurt Höretzeder/Circus, Innsbruck

Umschlag und Satz: Studienverlag/Karin Straßer

Karikaturen: Friedrich Schwarzenauer

übersetzung aus dem Englischen: Siegfried Winkler (Kap. 1-8), Paul Resinger (Kap. 9-14), Michael Schratz

Originaltitel: Self-evaluation in European Schools. A story of change (John MacBeath, Michael Schratz, Denis Meuret and Lars Bo Jakobsen)

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Inhalt

Vorwort

In diesem Buch ...

1    Serena

2    Sarah Kaur – Serenas Mutter

3    Thomas Erikson – Der Geschichtslehrer

4    Hanna Barr – Die Schulleiterin

5    Ursula – Die kritische Freundin

6    Kaffee mit dem Professor

7    Nochmals beim Professor

8    Geschichte wandelt sich

9    Die drei Stützen der Selbstevaluation

10  Das Selbstevaluationsprofil:
Was es ist und wie es verwendet wird

11  Methoden zur Selbstevaluation

12  Die Arbeit des kritischen Freundes

13  Die Schulen

14  Was wir gelernt haben

Literatur

Vorwort

Dies ist ein besonderes Buch. Es handelt von Menschen, die an unterschiedlichen Orten Europas einem gemeinsamen Anliegen verbunden sind: Evaluation als das Bemühen zu leben, die Qualität von Schule und Unterricht zu verstehen und sie weiter zu entwickeln. Daraus entstand eine Geschichte, die sich aus den Erfahrungen an 101 beteiligten Schulen in 18 Ländern speist. Anders Hingel, Leiter der Abteilung DGXXII bei der Europäischen Kommission war der erste, der uns anregte, ein Buch über dieses besondere Projekt zu schreiben. Seine Unterstützung während unserer gesamten Arbeit war ein wichtiger Faktor für den Erfolg des Projekts bei Brainstorming, Schreiben und kritischem Überarbeiten in der Phase der Entstehung dieses Buchs.

Die Idee für Serenas Geschichte entstand während einer der vielen Brainstorming-Phasen, angeregt durch eine Schülerin, Chloe, die ihre Schule anlässlich der Eröffnungskonferenz in Luxemburg alleine vertrat und sich durch anwesende LehrerInnen, Schulleitungspersonen sowie VertreterInnen aus Politik und Wissenschaft nicht einschüchtern ließ. Diese Pionierleistung hat uns von der Bedeutung der Einbindung von Schülerinnen und Schülern überzeugt. Und das führte dazu, dass Chloe bei der Abschlusskonferenz des Projekts in Wien nicht mehr allein war, sondern auf mehr als 20 weitere SchülerInnen aus anderen Ländern traf.

Wir können hier nicht jede einzelne der über hundert Schulen erwähnen, die sich mit uns auf den Weg machten. Wir waren angetan von ihrem Engagement und freuten uns immer wieder auf den gegenseitigen Austausch, der auch zu dauerhaften Freundschaften führte. Dasselbe gilt für die kritischen Freundinnen und Freunde, die mit den Schulen kooperierten und uns viele wertvolle Einblicke in Schulqualität und Evaluation gaben. Die nationalen KoordinatorInnen taten das Ihrige, damit die Erfahrungen aus dieser großartigen Arbeit auch in den nationalen Qualitätsentwicklungsprogrammen Niederschlag finden konnten.

Von all diesen Personengruppen haben wir ungemein viel gelernt. Dafür wollen wir hier unsere Anerkennung ausdrücken. Sie haben unser Denken beeinflusst und das Vertrauen in das Projekt gestärkt. Nicht zuletzt das hat uns bewogen, mit dieser Veröffentlichung einen anderen Weg zu gehen, der seinen Ausgangspunkt in der Erlebniswelt der Schülerinnen und Schüler nimmt.

Nachdem die englische Originalausgabe ein großer Erfolg geworden ist und sogar die Top-Position im renommierten Times Educational Supplement erklimmen konnte, sind wir zuversichtlich, dass die deutsche Ausgabe von Serena’s Story ebenso Geschichte machen wird. Dies wäre aber nicht möglich, hätten nicht mehrere Menschen ihre ganze Kraft in die Entstehung dieses Buches gelegt: Elfriede Sponring und Markus Hatzer vom Studienverlag, die sich von Anfang an von Serena begeistern ließen; Paul Resinger, Siegfried Winkler und Susanne Thurn, die sich heroisch den sprachlichen und pädagogischen Herausforderungen stellten, das englische Setting einzudeutschen und dem Buch auch im Deutschen den ihm eigenen Zauber verliehen haben.

Allen herzlichen Dank!

Michael Schratz, Lars Jakobsen, John MacBeath, Denis Meuret

In diesem Buch ...

... geht es darum, wie Selbstevaluation dazu beitragen kann, dass Schulen sich weiter entwickeln und bessere Schulen werden können, als sie es heute sind. Eine große Anzahl von wissenschaftlicher Literatur wurde für dieses Buch aufgearbeitet. Hauptsächlich stützt es sich aber auf ein einzigartiges Europäisches Socrates-Projekt, das sich „Evaluation der Qualität von Schule und Unterricht“ nennt. 101 Schulen aus 18 Ländern haben an diesem Projekt mitgearbeitet. Sie haben alle ein gemeinsames Ziel verfolgt, zugleich aber haben sie das Nachdenken über ihre Schulen und die praktische Arbeit an ihren Schulen im Rahmen ihrer eigenen Kultur und Geschichte betrieben. Alle diese Schulen haben viel über jene Prozesse erfahren, durch welche Schule und Unterricht verändert und verbessert werden können. Alle diese Schulen haben Türen weit aufgemacht, die bis dahin verschlossen oder nur ein Stück weit offen waren. Alle diese Schulen haben uns dabei geholfen, besser zu verstehen, was Schulqualität wirklich ist und wo und wie sie am besten verwirklicht werden kann.Über diese Schulen haben wir auch erfahren, welche interessanten, oft auch aufregenden Dinge passieren können, wenn man die Hauptbeteiligten an der Schule – Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer und die Eltern – mit einbezieht.

Die Geschichte dieses Projekts wird auf zwei Arten erzählt – auf eine konventionelle Art und auf eine eher unkonventionelle. Der eine Text ist eine ausführliche Darstellung aller Schulen und des gesamten Projekts; der andere Text spielt auf der Mikro-Ebene der persönlichen Erfahrungen von wenigen Personen. Der eine Text beschreibt Strukturen und Bedingungen, die die Voraussetzung für eine messbare Veränderung von Schulen darstellen; der andere Text versucht, in die Atmosphäre einer konkreten Klasse, einer konkreten Schule und von konkreten Familien einzudringen und möchte darstellen, wie diese Personen die Reise in Richtung Veränderung der Schule erlebt haben. Ein Text bietet die schrittweise Darstellung von Prozessen und wie sie eingeleitet werden, er stellt Werkzeuge vor, mit denen Evaluation betrieben werden kann und er beleuchtet die wichtige Arbeit von ‚kritischen Freunden‘; der andere Text deckt auf, wie Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer und Eltern langsam den Sinn und die Bedeutung einer solchen Entwicklung für sich persönlich empfinden.

Nachdem in diesem Buch zwei verschiedene Texte dargestellt sind, kann man an zwei verschiedenen Stellen zu lesen beginnen: Der erste Text beginnt mit der Geschichte einer Veränderung, wie sie mit den Augen einer Schülerin gesehen wird; sie heißt Serena und ist sechzehn Jahre alt. Einerseits ist dieses Mädchen eine Fiktion, eine Erfindung, anderseits ist sie aber sehr wirklich. Durch die Darstellung ihrer Erfahrungen an der Schule wird der Leser zu wichtigen Erkenntnissen und Fragen darüber angeregt, was wirklich zählt. Dann wird Serenas Schule aus verschiedenen Blickwinkeln dargestellt – aus der Sicht ihrer Mutter, ihrer Lehrerinnen und Lehrer, aus der Sicht der Schulleiterin und aus der Sicht der kritischen Freundin, die mit dieser Schule zusammenarbeitet. Schließlich stellt Serena ihre Fragen an die ‚Experten‘, die das europäische Projekt, in dem Serena eine kleine, aber wichtige Rolle spielt, begleitet haben. In diesem Gespräch mit den Experten erkennt man, dass es eine Möglichkeit gibt, wo sich diese zwei so unterschiedlichen Welten treffen können: die der europäischen Politik und die einer einzelnen Schülerin.

Serena, ihre Familie und ihre Lehrer werden nicht an einer bestimmten Schule oder in einem bestimmten Land angesiedelt; in gewisser Weise könnte das jede Schule sein und ihr Zuhause und die Gegend, wo sie wohnt, könnte überall sein. Auf diese Weise ist das also eine erfundene Geschichte, aber als solche Geschichte ermöglicht sie den Lesern erst Zugänge und Einsichten, die man durch konventionelle Forschung kaum gewinnt. Angeregt dazu wurden wir durch die Rede von Elliot Eisner vor der Amerikanischen Gesellschaft für Erziehungswissenschaften, wo er die Frage stellte „Kann ein Roman gute Forschung sein?“ Eisner bejahte diese Frage und verteidigte seine Meinung damit, dass man der menschlichen Wahrheit durch einen solchen Zugang oft näher kommen könne als mit anderen Mitteln. Wir hoffen, dass sich Serenas Geschichte als anregende Lektüre herausstellt, aber auch, dass es mit Hilfe dieser sehr persönlichen Geschichte gelingt, mehr Klarheit darüber zu bekommen, welche Prozesse Selbstevaluation an Schulen auslösen kann und wie dadurch eine Weiterentwicklung von Schulen möglich wird.

Man kann natürlich ebenso gut mit dem zweiten Text zu lesen beginnen, der sich um wissenschaftliche Genauigkeit bemüht, viele Forschungsergebnisse mit einbezieht und viel vorsichtiger mit Werturteilen umgeht. Dieser beginnt mit einem weiten Überblick über das Problem der Globalisierung, die die Märkte der Welt öffnete und das Leben von uns allen, aber auch die Schulsysteme beeinflusst. Vor diesem Hintergrund wird das europäische Projekt dargestellt, sein Ergebnis und welche Schlüsse man aus den Erfahrungen der einzelnen Schulen in den einzelnen Ländern ziehen kann. Dann werden die drei Schlüsselbereiche des Projekts beschrieben: das Selbstevaluations-Profil, die Methoden und Werkzeuge, die eingesetzt werden können, und die Rolle des kritisches Freundes. Die letzten drei Kapitel sind Fallstudien einzelner Schulen in Frankreich,Österreich, Schottland und Schweden.

Wo immer Sie als Leserin oder Leser beginnen, wir hoffen, dass Sie beide Texte lesen, weil einer durch den anderen jeweils besser verstanden werden kann. Beide aber beleuchten, reflektieren und vertiefen – einander ergänzend – unser Verständnis von Schulentwicklung im dritten Jahrtausend.

1

Serena

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Serena betrachtete sich im großen Spiegel ihres Hotelzimmers. Vielleicht war sie doch recht hübsch. Erst kürzlich hatte sie zufällig mitbekommen, wie ihre Mutter zu Frau Reyna – diesem Tratschweib von einer Nachbarin – sagte, sie – Serena – habe sich zu einer ‚bildhübschen jungen Frau‘ entwickelt. Serena sah sich ihr Make-up an. Mutter war natürlich dagegen, dass sie sich schminkte – ‚in ihrem Alter‘ – und vor allem an gewöhnlichen Schultagen! Aber das Make-up verdeckte vor allem den Pickel unten auf ihrer linken Wange. Und der Augenbrauenstift unterstrich das Braun ihrer Augen. Serena überlegte, ob sie sich vielleicht doch noch gefallen könnte.

Serena ging vom Spiegel weg und zog die Vorhänge auf. Alles, was sie in der Dunkelheit sehen konnte, waren die Weihnachtsbeleuchtung draußen in der Stadt und die Lichter, die den winterlichen Garten unter ihrem Fester erhellten. Es war erst das zweite Mal, dass Serena ohne ihre Mutter verreist war, und sie beschloss, jede Sekunde in dieser märchenhaften Stadt zu genießen: den Weihnachtsmarkt, die Schatzkammer der Habsburger, den Besuch in der Hofreitschule.

Serena ging zum Spiegel zurück. Aber sie betrachtete nicht ihr Bild, sondern sie sah gleichsam durch den Spiegel hindurch, in der Hoffnung, dass sich dort auch das eine oder andere von dem widerspiegeln könnte, was sie hierher nach Wien gebracht hatte: Morgen würde sie vor 300 Leuten über ein Thema sprechen, von dem sie vor einem Jahr noch nicht gewusst hatte, dass es so etwas überhaupt gab: „Selbstevaluation“, ein Begriff, der heute für sie voller Bedeutung war und mit dem sie vieles verbinden konnte.

Serena hatte gerade die vierte Klasse in ihrer ‚neuen‘ Schule hinter sich. Sie ist im achten Schuljahr. Ihre Mutter verwendete noch immer diesen Begriff – ‚neue Schule‘. Dies war wohl ein Versuch, sich hartnäckig an jene Zeit festzuklammern, als Serena noch die „kleine Serena“ und alles neu war. Serena schien es wie eine lange Reise seit diesen ersten Tagen und Wochen vor vielen Jahren, diesem Hochgefühl damals: neue Lehrerinnen und Lehrer, neue Gegenstände, Bücher fast ohne Bilder, wie sie auch Erwachsene lasen, und ‚richtige‘ Hausaufgaben.

Serena erinnert sich noch ganz deutlich an ihren ersten Geographieunterricht. Eine zarte, fast zerbrechlich wirkende Frau mit einem Kneifer auf der Nase hatte sie damals auf die Reise mitgenommen – auf die Reise zu allen möglichen Orten bis ans Ende der Welt. Mit geschlossenen Augen – und das war Frau Kiesels einzige eiserne Regel – führte sie sie durch einige große Städte dieser Erde. Dort begegneten sie Menschen und sprachen mit ihnen – mit Bürgermeistern, Stadtplanern und Architekten, mit Journalisten und Obdachlosen. Sie fuhren in einem Bateau mouche die Seine hinab, und als ihre Augen wieder in jeder Hinsicht offen waren, sprachen sie darüber, wie Paris wohl aussehen würde, wenn nicht ein Fluss durch die Stadt fließen würde.

Heute noch, vier Jahre später, konnte Serena ihre Augen schließen und diesen Ort wieder besuchen: Sie erinnerte sich sogar an die Geräusche und Gerüche, die Frau Kiesel in ihrer Vorstellung erzeugt hatte. Im zweiten und dritten Jahr, Frau Kiesel hatte leider die Schule verlassen, war Geographie immer langweilig. Alles Leben und alles Lebendige hatte dieses Fach verloren. Es war nur mehr Papierund Bleistiftarbeit. Verschnörkelte Linien sollten auf einmal Flüsse sein, von denen Serena noch nie etwas gehört hatte; Namen von Hauptstädten wurden auswendig gelernt, von denen sie nichts wusste; sie schrieb Aufsätze über Dinge, die sie nicht verstand. Aber Serena bestand die Tests, und wenn sie gefragt wurde, brachte sie meistens irgendwie die richtige Antwort heraus.

Es gab nichts, was Serena hoffen ließ, dass das vierte Jahr in dieser Schule anders sein würde. Sie konnte sich an den Beginn dieses neuen Schuljahres erinnern, so als ob es gestern gewesen wäre.

Eröffnung

Das vierte Jahr an dieser Schule begann zuerst auch wenig aufregend: Einige neue Lehrerinnen und Lehrer, viele alte und all die anderen längst bekannten Gesichter. Serena sah schon, wie sich die Wochen hinziehen würden bis zu den Ferien, weit hinten am Horizont. Sie freute sich zwar schon darauf, aber es gab auch Höhepunkte, erinnerte sie sich. Die Zeichenstunden waren immer ein Vergnügen. Während sie arbeiteten, hörten sie Musik. Sie redeten viel miteinander und lobten gegenseitig ihre Arbeiten. Irgend jemand hatte immer wieder eine neue Idee und setzte sie auch gleich um. Serena versuchte herauszufinden, was das Besondere an diesen Stunden war. Vielleicht lag es daran, dass Frau Hopp immer wieder sagte, dass jeder und jede von ihnen ein Künstler, eine Künstlerin sei, und in dieser Klasse waren sie wirklich alle Künstler.

Die Wände im Zeichensaal wurden mit ihren Arbeiten dekoriert. Ihre bunten, oft eigenartigen Kreationen hingen von der Decke und das, was an freier Fläche verfügbar war, glich einem Flohmarkt: alte Teekessel, Teile von Fahrrädern, Radkappen und alte Kaffeemühlen. Der Zeichensaal war der Ort in der Schule, an dem man nicht Angst haben musste, die falsche Antwort zu geben oder wo man sich nicht damit trösten konnte, dass es immer noch jemanden gab, der dümmer war als man selber. Der Zeichenunterricht war der einzige, von dem Serena wirklich etwas mitnehmen konnte, etwas, dem man die Arbeit ansah, die sie dafür investiert hatte oder etwas, an dem sie wirklich ‚ihre‘ Spuren hinterlassen hatte.

Zu Hause ging alles so weiter, wie es nicht anders zu erwarten war. Nach der Schule setzte sich Serena vor das Fernsehgerät. Mutter würde sie fragen, ob sie denn keine Hausaufgaben zu machen hätte. Serena würde mit Ja antworten, aber dass sie diese später erledigen würde. Mutter würde sagen, dass sie nicht verstünde, warum sich Serena diesen Mist im Fernsehen ansähe. Und noch vor dem Ende der Sendung würde das Telefon läuten. Jemand von ihren Schulfreunden würde sich nach einer Hausaufgabe erkundigen oder fragen, ob sie nicht Lust hätte auszugehen.

Die Hausaufgaben erledigte Serena gewöhnlich nach dem Abendessen. Sie ging in ihr Zimmer, schloss die Tür, schaltete die Stereoanlage auf volle Lautstärke und erledigte ein Fach nach dem anderen. Ihre Mutter würde irgendwann auftauchen und sie bitten, die Musik leiser zu stellen. Die Mutter würde sagen, dass sie keine Ahnung hätte, wie Serena neben diesem Höllenlärm arbeiten könne, und Mutter würde auf eine Broschüre verweisen, die Serena von der Schule heimgebracht hatte: „Wie erledige ich meine Hausaufgaben effektiv“. Darin wurde vor allem auf einen ruhigen Ort verwiesen, der für das Erledigen der Hausarbeiten notwendig sei. „Unterstreiche dir das Wort ‚ruhig‘, Serena!“, würde Mutter sagen, und Serena würde vielleicht die Musik abschalten, aber fünf Minuten später wieder einschalten, weil sie fand, dass ihre Gedanken kreuz und quer durcheinander gingen.

Die Mathe-Hausaufgaben waren einfach. Serena war gut in Mathe und kam ohne Mühe mit. Bei anderen Gegenständen rief sie Freunde an, wenn sie Hilfe brauchte. Das Angenehmste behielt sich Serena immer für den Schluss auf:die Hausarbeiten in Zeichnen. Die konnte sie auch beim Fernsehen machen: Sie skizzierte die Katze, die auf dem Fernsehgerät schlief, einen Strauß Blumen oder die im Schoß gefalteten Hände ihrer Mutter.

Einer der Aufträge, die sie im Rahmen ihrer Hausaufgaben zu erledigen hatte, war es, das ‚Tagebuch der Anne Frank‘ zu lesen. Geschichte und Literatur waren zwei Fächer, in denen es im vierten Jahr ab und zu erfreuliche Momente gab. Beide Fächer wurden vom gleichen Lehrer unterrichtet, von Herrn Erikson. Serena tat sich manchmal schwer zu unterscheiden, welches Fach gerade dran war. Herr Erikson hatte sie gebeten, Anne Frank zu lesen, aber Serena konnte sich nicht mehr erinnern, ob das im Rahmen des Literatur- oder des Geschichtsunterrichts war. Sie rief ihre Freundin Barbara an, diese meinte: „Selbstverständlich ist es Literatur. Wir müssen ja einen Aufsatz darüber schreiben, was wir von dem Buch halten. In Geschichte fragt man nicht danach, was man wovon hält; Geschichte handelt von dem, was wirklich passiert ist.“

Serena lag in ihrem Bett und überlegte, was Anne Frank „wirklich passiert“ war. Sie hatte im Fernsehen kürzlich erfahren, dass man daran ging, das Buch neu zu verlegen. Dabei sollten auch wieder einige Stellen eingefügt werden, die früher ausgelassen worden waren, weil Anne Frank bei diesen in keinem allzu guten Licht erschien. Beim Einschlafen dachte sie noch darüber nach, ob Herr Erikson auch da und dort etwas ausließ, weil er nicht wollte, dass sie es erfuhren. Später träumte Serena eine ganz neue Version der Schlacht von Waterloo, die in den Straßen von Paris geschlagen wurde, durch die keine Seine floss.

Am nächsten Tag frage Herr Erikson Serena, ob ihr das Tagebuch der Anne Frank gefallen hätte. Sie sagte, das Buch sei ganz in Ordnung.

„Was genau hat dir daran gefallen?“, fragte Herr Erikson.

„Es war einfach interessant. Ich habe es gern gelesen“, antwortete Serena.

Sehr beeindruckt schien Herr Erikson von Serenas Antwort nicht zu sein, und Serena ärgerte sich über seine Hartnäckigkeit. Warum konnte er ihre Antwort nicht einfach gelten lassen und mit dem Unterricht weiter machen? Dann, um das Maß voll zu machen, gab er ihr noch eine Stück Extra-Hausarbeit: Ein ‚kurzer‘ Text, ‚nur etwa 200 Wörter‘ zum Thema ‚Weshalb das Tagebuch der Anne Frank ein gutes Buch ist.‘ Wenn sie vorhin eine andere Antwort gegeben hätte, wäre ihr das vermutlich erspart geblieben,überlegte Serena. Das war ein weiterer Grund, warum sie an diesem Abend zu Hause bleiben musste, anstatt Barbara im Café zu treffen. Nach der üblichen Fragerei der Mutter und einem betreten schweigsamen Abendessen zog sich Serena in ihr Zimmer zurück und versuchte, über das Buch nachzudenken. Sie schaltete Musik ein, aber mehr als dreißig Wörter brachte sie nicht zusammen. Sie rief Barbara an. Gott sei dank war die auch nicht ins Café gegangen, weil auch sie etwas über ein Buch schreiben sollte. Leider war das aber ein anderes Buch und so konnte sie ihr auch nicht helfen. Bis zur Abgabe des Textes blieben Serena noch drei Tage Zeit, also ließ sie es bleiben und wandte sich anderen Arbeiten zu. Mathe war Routine. Es war, als könne sie ihr Gehirn abschalten, in die Musik eintauchen und mechanisch Aufgabe für Aufgabe lösen.

Am nächsten Tag berichtete Serena Herrn Erikson, dass ihr leider nichts Vernünftiges einfalle zu der Frage ‚Warum das Tagebuch der Anne Frank ein gutes Buch ist‘. Und weil die anderen in der Klasse alle andere Bücher zu lesen hätten, könne man nicht einmal zusammenarbeiten.

„Sie erinnern sich doch“, maulte Serena, „dass Sie sagten, wir könnten Arbeiten gemeinsam erledigen. Aber das ist nicht einfach, wenn alle etwas anderes zu erledigen haben.“

„Ich glaube nicht, dass ich dir da zustimmen kann, Serena“, sagte Herr Erikson. Warum musste er immer eine andere Meinung haben? ...obwohl, das musste sie im nachhinein zugeben, er eine feine Art hatte, mit einer Meinungsverschiedenheit umzugehen. Herr Erikson, der gerne schlafende Hunde weckte, schlug vor, dass die ganze Klasse zu dem Thema ‚Was macht ein gutes Buch aus?‘ ein Brainstorming durchführen sollte.

„Irgend ein Buch. Was macht ein gutes Buch grundsätzlich aus? ...Vorschläge bitte! Und zur Erinnerung: Welche Regeln gelten für ein Brainstorming?“

Serena konnte die Regeln auswendig, und ihr fiel plötzlich ein, dass die Stunden von Herrn Erikson die einzigen waren, in denen diese Methode angewandt wurde. Und auch das – verwunderlich – fiel ihr ein: Auch sie selbst wandte diese Methode nicht an, wenn sie bei einer Hausarbeit stecken geblieben war oder bei einem Test nicht weiter wusste. Herr Erikson erinnerte sie an die fünf goldenen Regeln des Brainstormings, und als er sie an die Tafel schrieb, sprachen einige der Jungen im Chor mit.

1   Sag alles, was dir gerade einfällt.

2   Alles was gesagt wird, wird ohne Kommentar so niedergeschrieben.

3   Niemand darf die Einfälle der anderen kritisieren.

4   Kein Lachen, keine Zustimmung.

5   Versuchen wir, in fünf Minuten so viel wie möglich an der Tafel zu sammeln.

Was macht ein gutes Buch aus? Nach drei Minuten standen 28 Beiträge an der Tafel. Von Serena selbst stammten fünf.

•   Ein gutes Buch macht einen traurig.

•   Ein gutes Buch möchte man nicht aus der Hand legen.

•   Anne Frank schafft es, dass man sich vorstellen kann, was damals in Amsterdam los war.

•   Ein gutes Buch ist klar und einfach zu lesen.

•   Man fragt sich, ob das heute auch alles passieren könnte.

Als Serena das von Amsterdam gesagt hatte, warf Hans ein, dass das ein Blödsinn sei, weil es sich ja nur auf ein Buch beziehe. Herr Erikson sagte nichts. Er wies nur auf den Punkt 3 der Regeln an der Tafel und schrieb Wort für Wort hin, was Serena gesagt hatte. Es tat Serena gut, wirklich ihre eigenen Worte an der Tafel stehen zu sehen. Die meisten Lehrer wurden offenbar darin trainiert, die Beiträge der Schüler so zu verdrehen, dass daraus die gescheiteren Beiträge der Lehrer wurden. Schließlich kam meist etwas heraus, was man gar nicht gesagt hatte und am Anfang gar nicht so gedacht hatte. Vermutlich machten die Lehrer das, um zu zeigen, um wie viel klüger sie waren, schloss Serena daraus.

Am Schluss gab es – wie gesagt – 28 Beiträge. Herr Erikson schlug vor, diese zu 15 Kriterien zu bündeln, die man für jedes Buch anwenden könnte. Daraus könnte man, meinte er, sozusagen eine Checkliste machen, mit der sie jedes Buch bewerten und einschätzen könnten.

In der folgenden Woche fragte Peter, ein Mitschüler, der nicht viel und nicht gerne las, ob er diese Checkliste auch auf Fernsehprogramme statt auf Bücher anwenden könne. Herr Erikson fand diese Idee interessant. Und zwei Tage später berichtete Peter, wie es ihm dabei ergangen war. Einige der Punkte ließen sich nicht besonders gut auf Filme übertragen, und er hatte die Checkliste durch einige neue Punkte ergänzt. Die Klasse willigte ein, diese Checkliste, die jetzt PFBB (Peters Fernseh-Begutachtungs-Bogen) hieß, im Laufe der kommenden Woche an drei Fernsehsendungen zu testen. Nach einer Woche ausgiebiger Arbeit war der PFBB überarbeitet und verbessert. Die Klasse hatte den Eindruck, jetzt etwas wirklich Herzeigbares und vielleicht auch Brauchbares entwickelt zu haben, das man sogar einer Fernsehanstalt zum Kauf anbieten könnte.

Serena entschloss sich in der Zwischenzeit, ein eigenes Tagebuch zu führen. Es würde – hoffentlich – nicht so umfangreich werden wie das der Anne Frank. Aber es würde ihr helfen, sich an die Dinge zu erinnern, die sie sonst so leicht vergaß.

Sie schrieb darin auf, was während des Tages passiert war: Meinungen, Ansichten, Geschichten und all die Ungerechtigkeiten blöder Lehrerinnen und Lehrer. Sie schrieb über ihre ganz außerordentlich gelungene Zeichnung eines toten Froschs; diese Zeichnung wurde von der Lehrerin eingerahmt, in der Klasse aufgehängt und von Serena als „Original Serena“ signiert. Sie schrieb über ihre Mathe-Hausarbeiten. Auch ein Abschnitt über Frau Stein, die Biologielehrerin, war enthalten. Diese hatte sie gebeten, für den nächsten Tag einen Text zu lesen.

Tagebucheintragung:

Mathe. Zehn Aufgaben. In weniger als zehn Minuten gelöst.

Ein Kapitel über Termiten gelesen. Langweilig.

Tagebucheintragung am nächsten Tag:

Frau Stein fragte mich vor der Klasse über Termiten aus. Keinen blassen Schimmer. Nur ein schwarzes Loch im Gehirn. Keine Ahnung, was ich gelesen hatte. Scheußlich, diese Verlegenheit. Hans hört nicht auf zu kichern. Ich hätte ihn umbringen können. Vielleicht tu ich’s wirklich!

Tagebucheintragung:

Hausaufgabe für heute – einen Fernsehfilm über Termiten ansehen. Befürchtete, es wäre langweilig, aber es war hoch interessant. Termiten bauen erstaunliche Städte mit Tunnels und Verkehrsverbindungen und Röhren zur Entlüftung. Im Film wurde gesagt, dass das Gehirn der Termiten nicht größer sei als ein Stecknadelkopf und jenes der Termitenkönigin sogar noch kleiner. Aber weil sie zusammenarbeiten, multipliziert sich die Intelligenz der Termiten und auf diese Weise schaffen sie erstaunliche Dinge.

Ich nahm den PFBB zur Hand und beurteilte die Sendung danach. Jetzt wunderte ich mich über das Buch. Ich beurteilte es auch. Eigenartiger Weise war das Buch ziemlich interessant, wenn man erst weiß, worum es geht. Warum war ich beim ersten Mal nicht darauf gekommen? Lag es an mir oder lag es am Buch?

P. S. Ich überlege mir das mit dem Umbringen von Hans noch. Wenn er stirbt und die Polizei findet mein Tagebuch, verbringe in den Rest meines Lebens im Gefängnis.

Bald darauf sprach Serena mit Herrn Erikson über ihr Tagebuch und ihre Gedanken zu dem Buch über die Termiten. Sie wusste genau, dass Termiten nicht Thomas Eriksons Fachgebiet waren, aber er interessierte sich für Bücher an sich. Literatur hat nichts mit Geschichte zu tun, und Geschichte hat nichts mit Biologie zu tun, aber das alles durcheinander zu mischen macht Spaß, dachte Serena. Und sie sah zwischen allem Zusammenhänge. Sie wünschte sich, dass sie das früher auch getan hätte.

„Ich bin von deiner Frage wirklich beeindruckt, Serena“, sagte Thomas Erikson.

Serena war verblüfft.

„Die Frage ‚Lag es an mir oder lag es am Buch?‘ ist eine schwierige Frage. Sie ist so schwierig, dass Philosophen und Psychologen, Literaturwissenschaftler und Historiker sich noch in tausend Jahren darüber streiten werden.“

Etwas mit Herrn Erikson stimmte sicher nicht ganz.

„Warum versuchst du das nicht selbst herauszufinden – als Hausarbeit?“, schlug er vor.

Und schon wieder war ihr das passiert! Sie hatte sich mit ihrer Rederei abermals eine zusätzliche Hausaufgabe eingehandelt! Das war entschieden das letzte Mal, dass Serena Herrn Erikson irgend etwas erzählen würde! Als sie aber am Abend diese Hausarbeit machte, brauchte sie gar nicht lange dafür, und am nächsten Tag konnte sie Herrn Erikson die Antwort auf die Frage „Lag es an mir oder lag es am Buch?“ überreichen.

Es lag an mir, weil

Es lag am Buch, weil

... ich nach der Mathe-Hausaufgabe keine rechte Lust mehr hatte

... es fast 10 Uhr und ich ziemlich müde war

... ich an andere Dinge dachte als an das Buch

... ich an Termiten nicht sonderlich interessiert bin

... ich eigentlich nicht wusste, wozu ich das le-sen sollte

... im Text keine Bilder waren, ich mir solche aber gerne ansehe

... ich dann am besten etwas behalte, wenn ich mit anderen darüber sprechen kann

... mich der Autor vom ersten Satz an nicht für Termiten interessieren konnte

... das Layout der Seiten für mich nicht anregend war

... der Text in sehr langen Sätzen geschrieben war, von denen ich einige nicht verstand

... der Autor Dinge nicht besonders gut erklären konnte

... der Text nicht mit etwas im Zusammen-hang stand, bei dem ich mich auskenne

... es keine Bilder in dem Text gab

 

Gott sei Dank war Herr Erikson beschäftigt, als Serena die Klasse betrat, und er nahm das Papier ohne wieder eine philosophische Diskussion anzufangen oder ihr wieder einen zusätzlichen Auftrag zu erteilen. Am nächsten Tag gab er ihr den Text zurück. Darunter stand:

Das ist ein gutes Stück Arbeit, Serena. Ich möchte, dass du noch ein bisschen mehr darüber nachdenkst, wie du am besten lernen kannst, auch wie du mehr Spaß an und mehr Erfolg mit deinen Hausarbeiten haben kannst. Darf ich dir ein paar Vorschläge machen:

Siehst du irgend eine Beziehung zwischen der rechten und der linken Seite deines Tisches?

Was weißt du über folgende Fragen:

•   Über deine Motivation etwas zu lernen?

•   Über den Kontext (den Ort, die Zeit, ...), in dem du am besten lernst?

•   Wie bereitest du dich auf das Lernen vor (geistig, gefühlsmäßig)?

•   Wie gelingt es dir, dich auf die wichtigen Stellen in einem Text zu konzentrieren?

•   Was für ein Lerntyp bist du? Bist du ein visueller Lerntyp?

•   Wie wird das Wissen in deinem Kopf zum Verstehen?

•   Weshalb ist es für dich wichtig, mit anderen Menschen darüber zu sprechen, was du lernst?

Und hier noch eine letzte Überlegung, Serena:

Wenn wir über solche Fragen wirklich gut Bescheid wissen, erledigen wir die Hausarbeiten in der Hälfte der Zeit und lernen dabei gleich viel – oder sogar mehr.

Und als allerletzten Gedanken, Serena: Warum sprichst du über solche Dinge nicht auch mit deiner Mutter. Es würde sie interessieren, und sie könnte dir sicher einiges darüber erzählen, wie du als kleines Kind gelernt hast. Das könnte das eine oder andere für dich durchaus erhellen.

Während der nächsten Wochen gab Serena sehr genau darauf acht, wie sie lernte, und sie entdeckte plötzlich, wie sie am leichtesten lernte. Sie experimentierte damit, dass sie zu verschiedenen Tageszeiten lernte, sie experimentierte mit verschiedenen Methoden – etwa, indem sie etwas zeichnete, indem sie mit oder ohne Musik im Hintergrund lernte oder dadurch, dass sie mit Freunden über bestimmte Dinge sprach, entweder am Telefon oder indem sie diese besuchte. Manchmal sprach sie sogar mit ihrer Mutter über diese Dinge.

Ihre Mutter erzählte ihr, dass sie als kleines Kind Bücher geliebt hatte, vor allem solche mit bunten Bildern. Schon mit drei Jahren machte sie schwierige Laubsägearbeiten. Sie zerlegte, was ihr unter die Hände kam, und baute es wieder zusammen. Manchmal gelang das allerdings nicht mehr. Lange bevor Serena drei Jahre alt war, hatte sie ein ausgeprägtes Gefühl für Rhythmus, und sobald sie laufen konnte, konnte sie auch tanzen.

„Aber glaube ja nicht, dass du immer nur ein Sonnenschein für uns warst, Serena. Alles musste man dir dreimal sagen, ehe es in deinen kleinen Kopf hinein ging, und deine Ungeduld trieb deinen armen Vater – Gott hab ihn selig! – manchmal zur Weißglut.“

Serena war nicht allzu glücklich darüber, alle diese Dinge vor der Klasse erzählen zu müssen. Aber Herr Erikson bat sie, dieses Wissen, das sie über ihre frühe Kindheit erhalten hatten, mit den anderen zu teilen (wie er es nannte). Sie spürte wenig Neigung mit dem neunmalklugen Hans etwas zu teilen, dessen Geschichten immer besser waren als die aller anderen. Und mit dem mürrischen und zugleich wilden Daniel hatte sie schon gar nichts im Sinn. Wenn der nicht gerade verloren aus dem Fenster starrte, bestand die Gefahr der schweren Körperverletzung für diejenigen, die das Pech hatten, in seine unmittelbare Nähe zu geraten. Sogar Herr Erikson schien keine Ahnung zu haben, wie er mit dem völlig unberechenbaren Daniel umgehen sollte.

Nach einiger Überredung und einigen spöttischen Bemerkungen von Hans erzählte Serena schließlich doch, was sie von ihrer Mutter darüber erfahren hatte, wie sie gelernt hatte, als sie drei Jahre alt gewesen war.

„Es scheint so zu sein, dass du eine ausgesprochen visuelle Lernerin bist“, sagte Herr Erikson: „Dein Gehirn mag Farben. Vielleicht tust du dich mit dem Hören allein schwerer – wenn dir etwas nur erzählt wird. Ganz offensichtlich lernst du Dinge leichter, wenn du sie dir bildlich vorstellen kannst.“ Das stimmte. Aber Serena hatte bisher noch nie darüber nachgedacht.

„Vermutlich hast du auch eine gut ausgebildete räumliche Intelligenz ... und musikalische Begabung?“ Was das mit der räumlichen Intelligenz bedeutete, wusste Serena nicht, aber das mit der musikalischen Begabung war eindeutig falsch. Sie hasste den Musikunterricht in der Schule. Hans wusste natürlich, was das mit der räumlichen Intelligenz bedeutete. Er war ein begeisterter Leser von allem, was irgendwie ‚wissenschaftlich‘ klang.

„Ich habe in einer Zeitschrift gelesen, Herr Erikson ...“

Serena zeigte ihm ihre Zähne. Sie hasste seine schleimige Art.

„... dass Frauen im Gegensatz zu Männern keine räumliche Intelligenz besitzen. Da gab es eine Abbildung des Gehirns, bei der die Stelle genau eingezeichnet war, wo die räumliche Intelligenz sitzt. Die Stelle gibt es aber im weiblichen Gehirn gar nicht.“

Jetzt spielte er sich wieder auf! Serena beschloss, sich diese Zeitschrift zu besorgen, obwohl sie lieber gestorben wäre, als ihn selbst darum zu bitten. Sie war erleichtert, als Herr Erikson sagte, er habe diese Zeitschrift auch gelesen.

„Gut, Hans“, fuhr Herr Erikson fort, „ich glaube mich auch daran zu erinnern, dass in dem Artikel davon die Rede war, dass die verbale Intelligenz bei Frauen viel besser entwickelt ist als bei Männern. Das erklärt vielleicht auch, warum wir beide in dieser Diskussion Hilfe benötigen.“

„Es gibt keine Regeln ohne Ausnahme.“

„Da stimme ich mit dir überein“, sagte Thomas Erikson. Er hatte die Unruhe in der Klasse mitbekommen und kehrte zum Zweiten Weltkrieg zurück. Serena schloss ihre Augen und stellte sich den Schlamm und den Regen in der Normandie vor, als Herr Erikson davon erzählte. Sie schämte sich ein wenig, weil das jetzt ja Geschichtsunterricht war und diese Art, sich bildlich etwas vorzustellen, gehörte ja zu Frau Kiesel und ihrem Geographieunterricht. Sie hoffte, Frau Kiesel würde ihr deswegen nicht böse sein.

Serena und Barbara hatten gemeinsam vereinbart, im Café über alles zu reden, nur nicht über die Schule! Dort wenigstens wollten sie das Thema ‚Hausarbeiten‘ vergessen. Heute brach Serena dieses eiserne Gesetz.

„Diese schreckliche Bande der Jungen regt mich wirklich auf. Dieses Scheusal von einem Hans und seine Freunde meinen doch wirklich, wir vergeuden nur unsere Zeit, wenn wir über wichtige Dinge diskutieren. Im Stoff weitermachen wollen sie! Regt dich das nicht auf?“

Ohne große Begeisterung stimmte ihr Barbara zu. Sie war anfänglich dagegen gewesen, das eiserne Gesetz zu brechen.

„Aber meinst du nicht auch, dass es wirklich interessant ist, darüber zu diskutieren, wie unser Gehirn arbeitet und wie wir unsere Zeit besser nutzen können? Meinst du nicht auch, dass wir jetzt weniger Zeit für unsere Hausarbeiten in Geschichte brauchen, einfach weil wir das jetzt besser verstehen? Erinnerst du dich an die kleine Geographielehrerin, die wir im ersten Jahr hatten, und wie wir uns bei der alles leicht merkten und nicht erst zu Hause pauken mussten, weil wir es eben wirklich gelernt hatten?“

Barbara schlug vor, morgen darüber mit Herrn Erikson zu sprechen. Damit war dieses Thema beendet und sie konnten sich den gegenwärtig wichtigeren Dingen zuwenden, z. B. den beiden Jungen, die drüben in der Ecke saßen und sie beobachtet hatten, seit sie das Lokal betreten hatten.

„Der Linke von den beiden, der gehört dir“, bot ihr Barbara an.

Serena brachte das Thema am nächsten Tag aufs Tapet und Herr Erikson ließ sich auf diese Diskussion – abseits von Geschichte – ein. Serena erklärte, wie sie nun weniger arbeitete, aber mehr lernte. Könnte man das nicht auch auf den Unterricht in der Klasse anwenden? „Was wäre, ... was wäre, Herr Erikson, wenn Sie weniger unterrichteten und wir mehr lernten?“

„Wenn man wirklich viel schneller lernen könnte, dann würden die Schulen nicht so sein wie sie sind. Meinst du, dass du klüger bist als die Lehrer, als die Schulleitung, als die Schulverwaltung, als die Regierung?“, sagte Hans. Obwohl im Allgemeinen in der Klasse anerkannt wurde, dass Hans der Gescheiteste von allen war, hatte Serena langsam ihre Zweifel.

Serena war nun draufgekommen, dass „Was-wäre-wenn-Fragen“ Herrn Erikson immer in Fahrt brachten. Er nannte solche Fragen „historische Fragen“. Was wäre, wenn man an Schulen nicht Geschichte unterrichtete? Was wäre, wenn es keine Schulen gäbe? Was wäre, wenn man die Atombombe nicht auf Hiroshima abgeworfen hätte? Was wäre, wenn Hitler keinen Sprachfehler gehabt hätte? Was wäre, wenn Anne Franks Tagebuch eine Fälschung wäre? Würdet ihr das offen legen? Könnte es trotzdem noch wahr sein? Kann eine Fiktion eine größere historische Wahrheit darstellen als ein Faktum? Angeregt durch die nachfolgende Diskussion auf diese Frage hatte ihnen Herr Erikson eine seiner berühmten Hausaufgaben verpasst – „Kann eine Fiktion mehr Wahrheit beinhalten als ein Faktum?“ „Wäre es nicht schrecklich, wenn Anne Franks Tagebuch eine Fälschung wäre?“ Dies war einer der seltenen Beiträge Serenas zum Tischgespräch mit ihrer Mutter.

„Aber es ist keine Fälschung, mein Liebes“, antwortete Frau Kaur.

„Aber wenn es doch so wäre? Wäre dieses Buch dann noch immer wahr?“

„Du mit deinem ‚Was wäre, wenn ...‘! Was wäre, wenn der Mond aus Käse wäre?“

Es herrschte wieder Schweigen am Tisch. Welche Folgen hätte es für das ganze Sonnensystem, wenn der Mond wirklich aus Käse wäre, das ging Serena durch den Kopf.

Bei einem anderen solchen ‚Was-wäre-wenn-Ausflug‘ las ihnen Herr Erikson aus einer amerikanischen Zeitung vor. In Connecticut war gerade eine Dame im Alter von 90 Jahren gestorben. Im Jahr 1942, als die Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg eintraten, hatten die Ärzte jede Hoffnung für diese Frau, sie war damals 33, aufgegeben. Sie hatte fast 42 Grad Fieber und niemand wusste irgendein Mittel, mit dem man sie hätte retten können. Der Hausarzt der Familie hatte von einem ‚Wundermittel‘ gehört. Es war noch nie angewendet worden, und bei Experimenten mit Mäusen hatte es auch nicht die erwünschte Wirkung gezeigt. Dieses Mittel konnte dieser Dame, die nahe vor ihrem Tod stand, nicht schaden.

Vierundzwanzig Stunden, nachdem die Dame die Injektion bekommen hatte, nahm sie eine herzhafte Mahlzeit zu sich. Was wäre, wenn ...? Was wäre gewesen, wenn diesem schottischen Arzt, er hieß Alexander Fleming, nicht ein verdorbenes Essen aufgefallen wäre? Was wäre gewesen, wenn seine Neugier nicht angestachelt worden wäre und er nicht die Heilkraft des Penicillins erforscht hätte? Und was wäre vielleicht auch anders gewesen, wenn dieses Mittel in den restlichen Jahren des Krieges eingesetzt worden wäre, um Leben zu retten? Und welchen Zusammenhang gab es mit einem Ereignis drei Jahre vorher in England? Als England Deutschland den Krieg erklärte, waren Tausende Londoner Kinder auf das Land verschickt worden. Eine Tuberkuloseepidemie unter diesen Kindern war von der Britischen Regierung verschwiegen worden. Der Auslöser dieser Epidemie war unpasteurisierte Milch, und der Regierung war diese Gefahr sehr wohl bekannt gewesen.

Obwohl diese Geschichte von Herrn Erikson und die anschließende Diskussion kaum länger als zehn Minuten gedauert hatte, war dies eine seiner berühmten „Connections“, die er so gern hatte. Die Geschichte beschäftigte Serena noch tagelang. Außerdem half ihr die Geschichte, die Jahreszahlen 1939 und 1942 in ihrem Gedächtnis zu verankern. Die beiden Zahlen hatten jetzt eine neue Bedeutung für sie.

Es war während einer dieser „Was-wäre-wenn-Phasen“: Es passierte etwas, was noch nie der Fall war. Frau Barr kam in die Klasse und verließ mit Herrn Erikson den Raum. Etwas Ungewöhnliches musste passiert sein! Es dauerte einige Tage, bis man herausfand, worum es dabei gegangen war. Inzwischen waren aber schon mehr oder weniger glaubwürdige Geschichten darüber im Umlauf. Von jener, dass die beiden miteinander ein Verhältnis hätten, verabschiedete man sich. Es gab einfach keinen Beweis. Die ‚Wahrheit‘ war, dass Herr Erikson in Schwierigkeiten steckte und spätestens zu Weihnachten die Schule verlassen würde. Alle Details wiesen nur in diese Richtung. Herr Erikson schien besorgter als sonst. Jeden Tag erwartete man, dass Herr Erikson durch einen anderen Lehrer abgelöst würde.

Als sich die tatsächliche Wahrheit herausstellte, war diese um vieles weniger spektakulär. Herr Erikson erklärte, er war deshalb ein wenig aufgeregt, weil ihre Schule zur Teilnahme an einem europaweiten Projekt ausgewählt worden war.

Serena bemerkte deutlich, dass nicht alle die Begeisterung von Herrn Erikson teilten. Daniel etwa ging das alles nichts an, er war – wie immer – ausschließlich mit der Welt vor den Fensterscheiben beschäftigt.

Herr Erikson erklärte ihnen das Projekt. Ein paar Anzeichen von Interesse waren zu bemerken, obwohl niemand so richtig verstand, worum es wirklich gehen sollte. Auch Hans hatte offenbar seine Abneigung gegen Zeitverschwendung vergessen. Serena bekam plötzlich mit, dass Herr Erikson die Klasse aufforderte, eine Person zu bestimmen, die die Klasse in dem Projekt vertreten sollte, und schon schlug Barbara sie vor! Eine schöne Freundin! Serena wäre am liebsten unter ihr Pult gekrochen, um sich zu verstecken. Jemand schlug Hans als Klassenvertreter vor. Ein Stöhnen ging durch die Klasse. Es gab nur diese beiden Nominierungen. Schließlich erhielt Serena sechzehn Stimmen und Hans dreizehn – bei zwei Enthaltungen. Die Jungen hatten für Hans gestimmt, die Mädchen für Serena. Drei der Jungen, einschließlich Daniel, hatten sich der Stimme enthalten.

Als Serena an diesem Abend heim kam, war Mutter noch nicht von ihrer Arbeit zurück. Serena waren die Jahre, in denen ihre Mutter arbeitslos war, lieber gewesen. Natürlich hatte das weniger Geld bedeutet, es hatte auch bedeutet, auf manches verzichten zu müssen – auf Designer-Klamotten und auf ein Handy zum Beispiel. Andere wie Barbara und Hans hatten dies alles längst und sie jetzt auch. Serena setzte sich ans Fenster. Sie beobachtete zwei Eichhörnchen, die offensichtlich eine wichtige Unterhaltung miteinander führten. Es waren so kluge Tiere. Serena hatte einmal einen Film über Eichhörnchen im Fernsehen gesehen. Die Tiere waren imstande, erstaunlich komplizierte Aufgaben zu bewältigen. Wochenlang waren die Tiere damit beschäftigt, aber am Ende gab es immer eine Lösung. Serena erinnerte sich daran, dass ihnen Herr Erikson von James Dyson, dem Erfinder des Staubsaugers, erzählt hatte. Er brauchte 153 Versuche, ehe das Ding funktionierte.

Serena dachte so angestrengt nach, dass sie ihre Mutter gar nicht kommen hörte.

Mutter sah einsam aus, die Welle eines Schuldgefühls stieg in Serena auf. Seit ihr Vater gestorben war, hatte Serena nur wenig Zeit mit ihrer Mutter verbracht. Sein plötzlicher Tod hatte eine große Leere zwischen ihnen hinterlassen. Dadurch war – eigenartiger Weise – der Abstand zwischen Serena und ihrer Mutter nicht kleiner geworden, sondern eher größer. Frau Kaur schien plötzlich gealtert zu sein. Ihr braunes Haar war von grauen Strähnen durchzogen, sie hatte Sorgenfalten um die Augen. Serena folgte ihrer Mutter in die Küche. Ohne ein Wort zu sagen, nahm sie ein Tuch und trocknete das Geschirr, so als wäre das ihre tägliche Arbeit.

So wie sie beide in ihre Arbeit vertieft waren, fiel es leichter zu reden und auch leichter, die langen Schweigephasen dazwischen auszuhalten. Serena erzählte ihrer Mutter, dass die Geschichte nicht mit einem Eisenbahnzug vergleichbar ist, der mit erleuchteten Waggons durch die Nacht fährt.

„Ich glaube, das musst du mir erklären“, sagte Frau Kaur.

„Schau, du weißt doch, ein Zug fährt vorbei, in den Waggons brennt Licht, ein Waggon nach dem anderen, alle in einer bestimmten Reihenfolge, alle zusammengekoppelt, so ziehen sie an dir vorbei.“

„Das Bild kann ich mir gut vorstellen“, antwortete eine leicht verwirrte Frau Kaur.

„Du musst auch ein visueller Lerntyp sein“, sagte Serena. Weil sie sah, dass sich dadurch Mutters Verwirrung noch vergrößerte, fuhr sie fort: „Schau, der Geschichtsunterricht von Herrn Erikson, der ist ganz anders. Das ist keine lange Reihe von Dingen, die alle nacheinander daher kommen und miteinander verbunden sind.“

Die Mutter wandte ihre Aufmerksamkeit wieder stärker dem Kochen zu. Serena wechselte das Thema. Sie erzählte ihrer Mutter von dem europäischen Schulprojekt. Sie erzählte, dass sie als Vertreterin ihrer Klasse gewählt worden war und berichtete von ihrer ersten Sitzung. Sie berichtete ihrer Mutter, wie sie plötzlich mit fünf anderen Schülerinnen und Schülern beisammen saß. Zwei waren jünger als sie und drei älter. Das älteste Mädchen war die Moderatorin der Gruppe. Sie erklärte, was zu tun war und teilte jedem ein Blatt Papier aus, das sie SEP nannte. Es sah aus wie einer der Fragebögen, den sie manchmal von Herrn Erikson bekamen, aber es ging dabei um die Schule und was sie von der Schule hielten: Schülerleistungen, persönliche und soziale Entwicklung – war ihre Schule in diesen Bereichen sehr gut? Nicht sehr gut? Ziemlich schlecht? Wie sollte sie das wissen?

„Ich habe eine Kopie davon“, sagte Serena. Sie wühlte in den Tiefen ihrer Schultasche. Schließlich brachte sie ein ziemlich zerknülltes Exemplar dieses SEP zum Vorschein. Mit ihren Handflächen versuchte sie, es einigermaßen zu glätten.

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Abb. 1.1: Das Selbstevaluationsprofil (SEP)

Serena erzählte ihrer Mutter, dass Teresa, die Moderatorin, sie alle gebeten hatte, die Fragen durchzugehen und so ehrlich wie möglich auszufüllen. Sie brauchten dabei keine Angst zu haben, was andere womöglich von ihren Antworten hielten. Sie könnten natürlich Fragen stellen, was das eine oder andere bedeutete, aber wie sie bewerteten, das war ihre Angelegenheit ganz allein.

‚Schülerleistungen‘? Keine Ahnung. Serena versuchte sich, Mitschülerinnen und Mitschüler vorzustellen. Hans und Michael, das waren Leistungstypen. Aber es gab andere, die eher so aussahen, als ob sie nie etwas Ordentliches leisteten oder erreichten – Peter, der kaum je auffiel oder Daniel, der sein Leben damit verbrachte, aus dem Fenster zu starren, wenn er nicht gerade Radau machte. Wilma, sie war so still in ihrer Ecke, dass kaum jemand bemerkte, ob sie überhaupt da war oder nicht. Wenn sie jemals etwas Besonderes leistete oder erreichte, würde das kein Mensch bemerken. Serena machte ihr Kreuz in der Mitte zwischen Plus und Minus. Total unschlüssig.

‚Qualität des Lehrens und Lernens‘. Das war um nichts leichter. Einige ihrer Lehrerinnen und Lehrer waren ganz gut, bei anderen war es so langweilig, dass sie die Minuten bis zum Ende der Stunde zählte. Dann dachte sie an die Qualität des Lernens. Erst in den letzten paar Monaten – mit der Hilfe von Herrn Erikson – war Lernen für sie aufregender, interessanter geworden. Serena entschloss sich frech, ein Minus zu geben.