Hades ist der »Herr der Unterwelt« von Sydney. Er weiß alles über das Verbrechen in seiner Stadt, denn auf seiner gigantischen Müllhalde entsorgt er gegen Honorar Menschen, die gewaltsam zu Tode gekommen sind. Dieses Schicksal hätten auch beinahe die Kleinkinder Eden und Eric geteilt, die man bei Hades deponiert hat. Aber die beiden leben noch. Sie wachsen bei Hades auf und werden Top-Cops bei der Mordkommission von Sydney. Das ist jedoch nur ihr eines Gesicht, ihr eines Konzept von »Gerechtigkeit«. Denn schließlich hat Hades Eden und Eric erzogen …

CANDICE FOX stammt aus einer eher exzentrischen Familie, die sie zu manchen ihrer literarischen Figuren inspirierte. Nach einer nicht so braven Jugend und einem kurzen Zwischenspiel bei der Royal Australian Navy widmet sie sich jetzt der Literatur, mit akademischen Weihen und sehr unakademischen Romanen. Für ihr Debüt Hades, den ersten Teil einer Trilogie, wurde sie 2014 mit dem Ned Kelly Award for Best First Fiction ausgezeichnet. Der zweite Teil, Eden, erscheint im September 2016, und Fall folgt im Frühjahr 2017.

CANDICE FOX

HADES

THRILLER

Aus dem australischen Englisch von
Anke Caroline Burger

Herausgegeben von
Thomas Wörtche

Suhrkamp

Die Originalausgabe erschien 2014 unter dem Titel

Hades

bei Bantam.

Published by Random House Australia Pty Ltd

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2016

Der vorliegende Text folgt der 1. Auflage der Ausgabe des suhrkamp taschenbuchs 4673.

© der deutschen Ausgabe Suhrkamp Verlag Berlin 2016

© 2014 by Candice Fox

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Umschlaggestaltung: cornelia niere, münchen

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eISBN 978-3-518-74444-4

www.suhrkamp.de

Für meine Eltern

Als der Fremde das Bündel auf den klebrigen Küchenboden legte, wusste Hades sofort, dass es eine Kinderleiche war. Zusammengekrümmt lag der kleine Körper auf der Seite, in ein altes, blaues Laken verpackt und an Hals, Taille und Knien mit Klebeband umwickelt. Ein kleiner, perlweißer Fuß ragte schlaff unten heraus. Hades lehnte an der Anrichte seiner kleinen, unordentlichen Küche und starrte das Füßchen an. Der Fremde stand unruhig in der Tür, zog Zigaretten und Streichhölzer aus der Tasche. Der Mann, den man Hades nannte, warf einen kurzen Blick in das hagere Gesicht des Fremden.

»Bei mir wird nicht geraucht.«

Dem Fremden war gesagt worden, wie man zu Hades kam, aber nicht, wie schrecklich es dort war. Hinter dem Eisentor der Utulla-Deponie, der Müllkippe am Schmutzrand der westlichen Vororte Sydneys, erhoben sich Abfallberge, dazwischen eine Schotterpiste. Hoch und schwarz ragte der Müll neben der Piste auf, so hoch, dass Himmel und Sterne dahinter verschwanden. Ein Kranz aus Bäumen und Büschen versperrte die Sicht auf die Holzhütte oben auf dem Hügel. Vorsichtig war der Fremde an den turmhohen Halden vorbeigefahren, in denen es vor Nachtwesen nur so wimmelte – Eulen, Katzen, Mäuse und Ratten scharrten und schnüffelten in alten Milchtüten und Säcken mit vergammeltem Fleisch herum. In ausgebrannten Autowracks leuchteten Augen, Tiere spähten unter Wellblechgeknäuel hervor.

Weiter oben an der Schotterstraße hielten Kreaturen anderer Art Wache. Gestalten aus Altmetall und kaputten Maschinenteilen standen an der Straße – eine in die Form eines brüllenden Löwen gehämmerte und gebogene Waschmaschinentrommel, Fahrräder, die zusammengeschweißt und zu einem Flamingo mit langem Hals zerdehnt worden waren. Im Mondlicht wirkten die Tiere mit den Federn aus Küchenutensilien und den Augen aus Glasflaschen lebendig und bereit zum Sprung. Der Fremde war froh, dass er ihre aufmerksamen Blicke nicht mehr auf sich spürte, als er das Haus betrat. Die Erleichterung verpuffte sofort, als er den Mann vor sich sah, der als Herr der Unterwelt bezeichnet wurde.

Als der Fremde eintrat, stand Hades in der Küchenecke. Als habe er sein Kommen geahnt. Und dort war er stehen geblieben, die haarigen Arme über der Tonnenbrust verschränkt. Unter schweren Lidern blickte Hades das Bündel in den Armen des Fremden an. Auf der vollgekramten Anrichte lag eine Walther PP mit Schalldämpfer neben einem halbvollen Glas Scotch in Reichweite. Die grauen Haare auf Hades’ eckigem Schädel waren gekämmt. Er war breit wie ein Schrank und stark wie ein Ochse und strahlte Aggressivität aus, was sie die Küche peinigend eng wirken ließ.

Die Bäume bildeten eine dunkle Kuppel über dem kleinen Holzhaus, an der die heiße Luft leckte und streichelte. Dinge, die Hades aus dem Müll gerettet hatte, zierten die Küche. Flaschen und Gläser in allen erdenklichen Formen und Farben hingen an Angelschnüren von der Decke, bizarre Schneidewerkzeuge waren wie Waffen an die Wände genagelt. Porzellanfische und Plastikfrüchte standen herum, ein ausgestopftes gelbes Frettchen schlief zusammengerollt in einem Korb neben der Tür. Einmachgläser waren mit Gegenständen gefüllt, die niemand mehr brauchte – bunte Murmeln und glaslose Brillengestelle und Tausende von Kronkorken. Auf dem Fensterbrett eine Galerie von Puppenköpfen, manche mit Augen, andere ohne, Plastikmünder, die lächelten, schmollten, weinten. Hinter der Tür war das kleine Wohnzimmer zu sehen, in dem sich zerfledderte Taschenbücher stapelten; von den rohen Bodendielen bis zur stockfleckigen Decke lagen und standen Bücher, überall Bücher.

Der Fremde wand sich in dem unangenehmen Schweigen. Am liebsten hätte er sich alles angesehen, fürchtete sich aber vor dem, was er finden würde. Nachtvögel stöhnten draußen in den Bäumen vor den bunt zusammengewürfelten Bleiglasfenstern.

»Soll ich, äh …« Der Fremde bearbeitete seinen Nacken mit den Fingernägeln. »Soll ich das andere holen gehen?«

Hades sagte lange nichts. Er starrte nur die Kinderleiche in dem alten blauen Laken an.

»Sag mir, wie das passiert ist.«

Der Fremde spürte, wie ihn der Schweiß an den Schläfen kitzelte.

Er seufzte. »Man hat mir gesagt, dass es keine Fragen geben würde. Ich habe gehört, ich könnte einfach kommen und sie hier abladen und …«

»Da hast du was Falsches gehört.«

Mit einem dicken Finger tippte Hades langsam auf seinen linken Bizeps, als würde er die Sekunden zählen. Der Fremde fingerte an der Zigarette herum, die er sich nicht angezündet hatte, steckte sie sich in den Mund, erinnerte sich wieder ans Rauchverbot. Er ließ sie in die Tasche rutschen und starrte auf das Bündel am Boden, auf den Umriss des an die Brust gedrückten kleinen Mädchenkopfes.

»Es war alles perfekt geplant. Einwandfrei hätte das laufen sollen.« Der Fremde schüttelte den Kopf. »Das Ganze war Bennys Scheißidee. Der hat in der Zeitung was über einen Professor gelesen, Tenor hieß er, keine Ahnung. Jedenfalls hatte der gerade fett abgesahnt für irgendwas, was er erforscht hatte, Hautkrebs, Sonnenbrand, was weiß ich. Benny hat sich total reingesteigert und war völlig besessen von dem Typ, schleppte ständig irgendwelche Zeitungsausschnitte an. Er zeigte uns Bilder von ihm und seiner Frau und den zwei Kids und meinte, die Familie wüsste sowieso schon nicht mehr wohin mit dem ganzen Schotter und jetzt wurde der dicke fette Haufen Kohle nur noch fetter.«

Der Fremde atmete tief durch, so dass sich seine Hühnerbrust blähte. Hades sah ihn regungslos an.

»Dann hieß es, die Familie würde allein in ihr Ferienhaus in Long Jetty fahren. Wir also hin, alle sechs, wollten sie nur ein bisschen aufmischen und die Bambinos mitnehmen – nur für kurz, ist doch klar, nicht lange. Ein Kinderspiel hätte das sein können, Mann. Reinstürmen, die Bambinos schnappen, raus, sie ein paar Tage behalten und dann die Übergabe anleiern. Wir wollten ihnen nichts zuleide tun. Ich habe sogar Spiele ausgeliehen, Mann! Damit sie bei uns was zu tun hatten.«

Hades zog eine Schublade neben sich auf und holte einen Notizblock und einen Stift heraus. Er knallte beides auf einen kleinen Beistelltisch an der Wand.

»Die anderen«, sagte er. »Schreib ihre Namen auf. Deinen auch.«

Der Fremde wollte protestieren, aber Hades schwieg. Mit zitternden Händen setzte sich der Fremde auf den Kunststoffstuhl und schrieb die Namen auf. Seine Handschrift war kindlich schief und verschmiert.

»Dann ist alles den Bach runtergegangen, ganz schnell«, murmelte er beim Schreiben und hielt den Zettel mit seinen langen weißen Fingern fest. »Benny hatte auf einmal die fixe Idee, der Prof würde ihn schräg angucken, als hätte er irgendwas Verrücktes vor. Keine Ahnung. Ich hab nicht drauf geachtet. Die Frau hat geweint und geschrien wie am Spieß und einer hat ihr eins übergezogen und die Kinder haben sich gewehrt. Da hat Benny die Eltern weggepustet. Hat einfach … drauflosgeballert, bis das Magazin alle war. Immer die Hand am Abzug, der Mann, echt zum Kotzen. Viel zu aggressiv, der Depp.«

Seufzend stieß der Fremde die Luft aus. Er starrte auf die Namen, die er aufgeschrieben hatte. Hades beobachtete ihn.

»In der einen Minute lief noch alles prächtig. In der nächsten sitzen wir in der Karre, die Kinder im Kofferraum, und niemand, der sie uns abkaufen will. Wir haben drüber geredet, wie wir sie loswerden sollen, einer meinte, er würde Sie kennen, und …« Der Fremde zuckte die Achseln und wischte sich die Nase mit dem Handrücken ab.

Zum ersten Mal seit der Ankunft des Fremden kam Hades aus seiner Küchenecke hervor. Als er jetzt mit seinen Riesenpranken nach dem Notizblock griff und die Seite mit den Namen abriss, ragte er groß und bedrohlich vor dem Fremden auf, wie ein Gott. Völlig eingeschüchtert saß er auf seinem Plastikstühlchen. Er wagte es nicht, zu Hades aufzublicken, als der das kleine Stück Papier zusammenfaltete und in die Tasche steckte. Er merkte nicht, wie der Ältere die Pistole in die Hand nahm und entsicherte.

»Es war ein Versehen«, murmelte der Fremde, in dessen roten Augen die Tränen standen, als er mit offenem Mund hinunter auf das Leichenbündel starrte. »Es lief doch alles so gut.«

Der Mann, den man Hades nannte, jagte dem Fremden zwei Kugeln ins Herz. Der blickte mit verwirrtem Blick hoch und drückte die Hände auf die Löcher in seinem Rumpf. Hades legte die Pistole zurück auf die Anrichte und hob das Scotchglas an die Lippen. Die Nachtvögel hatten aufgehört zu ächzen, nur die Sterbegeräusche des Fremden füllten die Luft.

Seufzend stellte Hades das Glas ab und überlegte, wo er auf der Deponie rund um seinen Berg die Leiche des Fremden am besten loswurde. Die beiden Kleinen würde er an einem anderen, passenderen Ort begraben. Hinter der Sortieranlage gab es eine Stelle, an der ein Baum zwischen den Abfallbergen wuchs, ein verkrüppeltes, krummes Ding, das trotz allem manchmal rosa blühte. Dort würde er die Kinder nebeneinander begraben. Den Fremden würde er irgendwo verscharren, neben den Dutzenden von Vergewaltigern, Mördern und Dieben, die bereits auf der Halde lagen. Hades schloss die Augen. Zu viele Fremde kamen mit ihren Bündeln zu ihm, wenn etwas schiefgegangen war. Er musste es allen sagen, dass er keine neue Kundschaft mehr annahm. Die, die er kannte, seine Stammkunden, die brachten ihm die Leichen von Bösen. Aber diese Fremden … Er schüttelte den Kopf. Die Fremden kamen immer wieder mit Unschuldigen bei ihm an.

Hades stellte das leere Glas auf der Anrichte neben der Pistole ab. Sein Blick wanderte über den aufgeplatzten Linoleumboden zum kleinen Perlmuttfuß des toten Mädchens.

Erst da fiel ihm auf, dass sich die Zehen zusammengekrallt hatten.

Als ich Eden Archer zum ersten Mal erblickte, hielt ich mich für einen glücklichen Menschen. Sie saß an der verspiegelten Trennscheibe und wandte mir den Rücken zu. Als sie einen Blick in die Runde der um sie versammelten Männer warf, war ein wenig von ihrem markanten Gesicht zu sehen. Es schien sich um ein Briefing zu handeln, vermutlich ging es um den Mann, den ich ersetzen sollte. Edens verstorbenen Teampartner. Manche der Männer im Kreis hatten graue, mürrische Gesichter, als könnten sie ihre Gefühle kaum unter Kontrolle halten. Sogar die Psychologin sah aus, als hätte ihr gerade jemand den letzten Fünfer aus der Tasche geklaut.

Eden hingegen wirkte gelassen. In der rechten Hand hielt sie, nur von meiner Warte aus sichtbar, ein Springmesser, das sie mit dem Daumen öffnete und wieder zuschob. Ich betrachtete ihren langen schwarzen Zopf und leckte mir über die Zähne. Ihren Typ kannte ich. Frauen wie sie hatte ich auf der Akademie kennengelernt. Keine Freundinnen, keine Kumpel, kein Interesse an einer schnellen Nummer im Männerschlafsaal an einem ruhigen Wochenende, wenn die anderen weg waren. Sie wusste, wie man mit diesen Sieben-Zentimeter-Stöckeln rannte, da war ich mir sicher. Die Nägel hatte sie sich diesen Monat zum dritten Mal im Edelstudio machen lassen, aber einer Ratte in ihrem Vorratsschrank würde sie gnadenlos den Hals umdrehen. Sie sah hinreißend aus. Ich fand es toll, wie sie seelenruhig dasaß und gleichmäßig atmete, während die Kollegen um sie herum versuchten, nicht die Fassung zu verlieren.

Ich lehnte am Einwegspiegel und hörte nur halb hin, wie »Captain« James über den herben Verlust schwadronierte, den die Mordkommission von Sydney Metro durch Doyles Tod erlitten, welchen Schaden die Truppenmoral genommen hatte. Die Therapiesitzung wurde beendet und Eden steckte das Messer zurück in den Gürtel. Ihr weißes Baumwollshirt schmiegte sich an die hart antrainierten Muskeln ihres Oberkörpers. Der Blick ihrer großen, dunklen Augen war auf den Teppichboden gerichtet, als sie auf mich zuging.

»Eden.« Der Chef zeigte auf mich. »Das ist dein neuer Partner, Frank Bennett.«

Grienend schüttelte ich ihr die knochige, warme Hand.

»Mein Beileid«, sagte ich. »Doyle soll ein ausgezeichneter Kollege gewesen sein.« Angeblich war sein Blut Eden ins Gesicht gespritzt, und sein Hirn hatte in Bröckchen an ihrem Hemd gehangen.

»Dein Vorgänger war ein besonderer Mann.« Sie nickte. Ihre Stimme klang ausdruckslos.

Sie lächelte mir so müde zu, als sei mein Auftauchen als ihr neues Teammitglied nichts als ein weiteres Ärgernis an einem bereits sehr langen und beschissenen Morgen. Für einen Sekundenbruchteil blickte sie mir in die Augen, dann ging sie weg.

Chief Superintendent James zeigte mir meinen Schreibtisch im Dezernat. Doyles persönliche Sachen waren ausgeräumt worden. Der Tisch war kahl und angestoßen, außer einem schwarzen Plastiktelefon und einem Laptop-Dock stand nichts darauf. Einige Leute im Büro blickten auf, als ich hereinkam. Die würden sich schon noch vorstellen kommen. Ein Grüppchen an der Kaffeemaschine musterte mich einmal von Kopf bis Fuß und wandte sich dann wieder ab, garantiert, um über mich zu tratschen. In der Hand hielten sie Kaffeebecher mit humorigen Aufdrucken wie »Achtung, Biss-Fan!« oder »Größtes Arschloch der Welt«.

Meine Mutter war eine radikale Tierschützerin gewesen, die Sorte, die am Straßenrand anhält und in den Beuteln totgefahrener Kängurus nach überlebenden Babys kramt und halb zu Brei gefahrene Vögel von der Straße kratzt, um ihnen einen schnellen Tod zu bescheren oder sie zu retten. Eines Morgens brachte sie mir eine Schachtel mit drei flaumigen kleinen Eulen, die von der Eulenmutter verlassen worden waren. Ich sollte mich um die Viecher kümmern. Die Leute in dieser Dienststelle erinnerten mich an die verlassenen Eulen – an die Art, wie sie sich in eine Ecke des Schuhkartons gedrückt hatten, als ich den Deckel anhob, und mich mit großen Augen voll bodenloser Angst anglotzten.

Dabei freute ich mich auf meine neuen Kollegen hier. Es gab eine ganze Reihe interessanter Fälle in diesem Dezernat, und für mich war es auf jeden Fall eine Stufe nach oben auf der Karriereleiter. Als Letztes hatte ich in North Sydney gearbeitet, hauptsächlich Asiaten-Gangs. Das war alles ziemlich langweilig gewesen, immer dasselbe – Turf Wars, Drive-bys, Gangster-Hinrichtungen, Überfälle auf Restaurants, verprügelte Väter, voller Todesangst schweigende Mädchen. Aus den Medien und dem Gerede in meiner alten Dienststelle wusste ich, dass Sydney Metro nach einem elfjährigen Mädchen suchte, das vor kurzem verschwunden und vermutlich tot war. Außerdem ging das Gerücht um, einer hier habe etwas mit dem Backpacker-Serienmörder Ivan Milat zu tun gehabt. Ich wollte meine Sachen so schnell wie möglich auspacken und mir dann ein paar gute Geschichten erzählen lassen.

Eden lehnte an meinem Schreibtisch, während ich meine Plastikbox aus- und die Schubladen einräumte. Sie räusperte sich, wich meinem Blick aus und blickte nervös in die Gegend.

»Verheiratet?«, fragte sie.

»Zwei Mal.«

»Kinder?«

»Ha!«

Sie drehte die silberne Uhr an ihrem Arm immer weiter im Kreis und warf mir einen schnellen Blick zu. Ich setzte mich auf Doyles Stuhl. Er war warm. Natürlich wusste ich, dass er nur von der Morgensonne, die zu den Fenstern über uns hereinkam, angewärmt worden war. Dennoch lief mir bei der Vorstellung, Doyle habe bis vor kurzem noch hier gesessen, telefoniert oder seine E-Mails gecheckt, eine Gänsehaut über den Rücken.

»Und warum hast du die Stelle hier angenommen?«

Als ich mich vorbeugte und meinen Rucksack vom Boden hochhob, konnte ich Eden riechen. Sie roch teuer. Rassige Lederstiefel schmiegten sich an ihre Waden, am Hals duftete Designerparfüm. Ich schätzte sie auf Ende zwanzig, garantiert suchte sie wie alle Frauen in ihrem Alter nach einem Mann mit ein bisschen mehr Erfahrung – ich war kein alter Sack, nur weil ich plus minus zehn Jahre älter war als sie. Sie würde das Grau an meinen Schläfen bestimmt nicht bemerken.

»Ich habe auch meinen Teampartner verloren. Bin seit einem halben Jahr allein.«

»Tut mir leid.« Wieder diese ausdruckslose Stimme. »Im Einsatz?«

»Nein. Suizid.«

Ein Mann kam im Bogen auf uns zu und pflanzte sich neben Eden auf den Schreibtisch. Eine große, hässliche Narbe lief wie ein weißer Blitz über seine gesamte rechte Schläfe und verschwand im Haaransatz. Sie zog den rechten Augenwinkel ein wenig nach oben. Eden sah ihn mit einem betreten wirkenden, schiefen Lächeln an.

»Frankie, richtig?« Er griente mich mit seinen weißen Hauern an.

»Frank.«

»Eric.« Er griff nach meiner Hand und schüttelte sie. »Falls du Schwierigkeiten mit unserer Schönen hier hast, sag mir einfach Bescheid. Ich kümmer mich um sie.« Er versetzte Eden einen harten Ellbogenstoß in die Rippen. Was für ein Kotzbrocken. Sie verzog das Gesicht.

»Keine Sorge, ich komme zurecht.«

Ich fing an, meine Sachen schneller einzuräumen. Aber Eric fasste einfach in die Box und zog einen Ordner heraus.

»Ist das deine Personalakte?«

Ich streckte die Hand nach dem braunen Ordner aus. Er zog ihn einfach weg.

»Ja. Das kannst du mir jetzt gern wiedergeben, danke.« Ich merkte, wie mir die Zunge am Gaumen kleben blieb. Eden lehnte daneben und sah zu. Eric stellte sich außerhalb meiner Reichweite und blätterte in meinen Unterlagen.

»Jetzt schaut euch das mal an. North Sydney Homicide. Asiatische Gangs. Du sprichst Koreanisch? Chinesisch? Ein Disziplinarverfahren haben sie dir auch angehängt, steht hier. Alkohol am Steuer auf dem Weg zur Arbeit.« Er lachte. »Auf dem Weg zur Arbeit, Frankie! Jetzt sag nicht, du hängst an der Flasche. Trinkst gern mal einen übern Durst, was?«

Ich riss ihm die Akte aus der Hand. Seine Pranke landete auf meiner Schulter.

»Nichts für ungut, war nur ein Witz.«

Ich reagierte nicht, und er schlenderte zurück zu den Eulen. Über die Schulter hinweg zeigte er mit dem Daumen auf mich und sagte etwas. Die Eulen starrten. Eden beobachtete mich. Mir wurde ganz heiß vor Zorn, und ich kratzte mich am Hals.

»Was für ein verdammter Idiot.« Ich schüttelte den Kopf.

»Ja.« Sie lächelte mich mit blitzenden, weißen Zähnen an. »Die Nummer kann er besonders gut.«

Dass Eric Edens Bruders war, fand ich erst heraus, als wir zu unserem ersten Tatort gerufen wurden. Beziehungsweise kurz davor. Ich weiß nicht, warum mir die Ähnlichkeit vorher nicht aufgefallen war. Beide waren markante dunkle Typen, denen die unter der Oberfläche schwelende Aggressivität deutlich anzusehen war. Gelangweilt und voller Energie – was für Alptraumgeschwister. Keine Ahnung, wer der Ältere war, Eric wirkte jedenfalls wilder, unbeherrschter. Eden saß neben mir auf dem Fahrersitz, Hände am Lenkrad, und kaute auf ihrer Unterlippe, als denke sie über etwas nach. Ich musterte sie von der Seite. Sie wirkte, als habe sie irgendwann in ihrem Leben ein schreckliches Trauma mitgemacht, von dem sie nicht loskam, etwas, das ihr Tag und Nacht zusetzte. Lügen und Geheimnisse. Eric wirkte außer Rand und Band, Clown oder Partyschreck, je nach Laune.

Kaum waren wir am Polizeipräsidium an der Little Street losgefahren, wurden wir vom Stau auf der Parramatta Road ausgebremst, vor uns die bläulich verschwommene Skyline der City. Wir krochen über eine Kreuzung, dann standen wir schon wieder, jetzt vor einem griechischen Restaurant, an dem ein Junge mit vielmonatiger Verspätung die auf die Fensterscheiben gesprühten Schneeflocken abkratzte. Ein riesiges, über einer Videothek hängendes Schild schrie mir in lautem Gelb und Rot entgegen, ob ich längeren, besseren Sex wollte, angestrahlt von der bereits tiefstehenden, brutalen Sonne. Der Vater des griechischen Jungen kam heraus, trieb ihn zum schnelleren Arbeiten an und zeigte auf die Thai-Restaurants links und rechts mit ihren blitzblanken Schaufensterscheiben.

»So so, also ein Trinker mit starkem Frauenverschleiß.« Eden grinste unvermittelt, als sei ihr das gerade durch den Kopf gegangen. »Kein Wunder, dass deine Partnerin den Abgang gemacht hat.«

»Mensch, hör auf.«

»Darfst Eric nicht ernst nehmen. Der macht nur Späßchen.«

Ich musste mich schwer zusammenreißen, um nicht in Obszönitäten auszubrechen. Mir war natürlich klar, dass es die Sache nicht besser machen würde, wenn ich mich über seine Unverschämtheit aufregte. Ich war mal betrunken am Steuer erwischt worden, na und? Kann jedem Mal passieren. Und ja, es war auf dem Weg zur Arbeit. War kein gutes Jahr gewesen.

»Und du? Arbeitest mit deinem Bruder zusammen. Das ist doch Inzest, oder nicht?«

Sie lächelte. Ich hatte einen Lacher erwartet. Sie betätigte den Blinker mit dem kleinen Finger, als gehöre ihr der Wagen seit Jahren, und wechselte die Spur.

»Wir kommen nie ins selbe Team«, erklärte sie. »Interessenskonflikt, weißt du.«

Wir hielten an einem kleinen Yachthafen an der Watsons Bay, auf der Ostseite des Sydney Harbour, zwischen dem Marinestützpunkt und dem Naturschutzgebiet. An der Straße reihte sich ein in hübschen Pastellfarben gehaltenes Mehrfamilienhaus an das nächste, auf jedem Balkon die obligatorischen Liegestühle und gestreiften Strandhandtücher, ordentlich auf Chromständern aufgehängt. Die örtliche Metzgerei hatte ihr Sonderangebot mit Kreide an eine Tafel geschrieben: Bratwurst mit Knoblauch und Rosmarin, achtzehn Dollar das Kilo. Frauen wie Männer folgten demselben Dresscode: Seglerschuhe und Freizeithosen. Der Szenenwechsel war abrupt. Vor wenigen Minuten waren wir noch in North Strathfield an den Bordellen über den Läden vorbeigefahren, dann durch die schattigen Einkaufsstraßen von Edgecliff. Jetzt waren die Würstchen mit einem Schlag zehn Dollar teurer, und als wir parkten, wischten feuchte Tropenpflanzen über unsere Wagenfenster. Ich fühlte mich in so einer Atmosphäre unwohl und stieg seufzend aus.

Eden stand neben dem Auto, putzte ihre Ray-Bans mit dem Hemdzipfel und betrachtete die schicken Apartments an der Straße mit abfälligem Blick. Yachtbesitzer und Spaziergänger aus dem angrenzenden Naturschutzgebiet standen auf der Anhöhe und hielten die Hand gegen das gleißende Morgenlicht über die Augen, ohne ihre an den Leinen ziehenden Kompakthunde zu beachten. Kackbeutelchen baumelten an Handgelenken. Zwei Detectives von der Mordkommission wurden natürlich sofort erkannt; die Glotzer stießen einander an und zeigten auf uns. Jetzt wird’s interessant. Komm, wir holen uns einen Latte und gucken uns die Sache an. Journalisten waren auch schon da, die Eden knipsten, wie sie mit einem vom Wachdienst redete. Mich beachtete natürlich keiner.

Im Auge des Sturms aus Einsatzwagen und Sanitätern saß ein junger Mann einsam und allein in eine graue Felddecke gewickelt hinten in einem offenen Notarztwagen. Das Wahnsinnsaufgebot musste heißen, dass ihm etwas richtig Schlimmes zugestoßen war. Ich ließ Eden vorgehen und musterte den Mann mit seinem zu Boden gerichteten, verzweifelten Blick. Die Leute machten Eden automatisch Platz. Ich war erstaunt, dass niemand sie unauffällig streifen und ein bisschen was von ihrer Kraft und Schönheit abhaben wollte. Aber alle schienen zu wissen, dass mit ihr nicht gut Kirschen essen war.

»Erzählen Sie.« Sie deutete mit dem Kinn auf den Mann in der Wolldecke.

»Ich habe dem Cop da hinten, der mit der Mütze, dem habe ich’s schon gesagt. Ich habe nichts auszusagen.« Der Mann zitterte und nickte in Richtung eines Officers, der rauchend am Tor stand. »Sie haben doch, was Sie brauchen. Ich will jetzt gehen. Ich will hier weg.«

Jetzt fielen mir auch die Schrammen und Kratzer an dem Mann auf, die mit Blut verklebten Haare. Die Haut an seinen Fußgelenken war offen und sein linker Fuß war geschient. Den rechten Fuß ließ er ständig auf- und abwippen, er schniefte, sein unsteter Blick wanderte durch die Gegend.

»Noch ein Mal, bitte.« Eden zog ihr Notizbuch aus der Tasche. »Dann können wir drüber reden, ob Sie gehen dürfen.«

Der Mann hatte entzündete Einstichstellen an den Armen, die uns lila entgegenleuchteten, als er sich mit der Hand durch die nassen Haare fuhr. Es schien, als wollte er an einer alten, nicht verheilten Stelle auf seiner linken Wange kratzen. Er warf mir einen schnellen Blick zu. Ich lehnte mit verschränkten Armen am Krankenwagen.

»Ich hab da oben an der Straße gestanden.« Der Junkie erschauderte und nickte in Richtung der Bootsrampe, die hinunter zum Yachthafen führte. »Ich wollte zurück nach Bondi, wo ich bei Kumpels wohne. Aber keiner von den reichen Arschgesichtern hier hat angehalten. Es war, was weiß ich … ungefähr drei Uhr morgens. Da habe ich einen Typen gesehen, der ist rückwärts durch das Tor in den Seglerhafen gefahren und hat neben einem Boot angehalten. Das Tor stand offen, also hab ich mir gedacht, schnell durch, dann kann ich mich da auf dem Gelände mal umgucken. Dann war ich drin und dachte, ich beobachte erst mal den Typ mit dem Van.«

»Und den wollten Sie ausnehmen?«, fragte ich.

»Kann sein. Ich hab dran gedacht. Ich wollte erst mal gucken, was er hat. Ich habe mir gedacht, dass da was Gutes für mich drin sein könnte, wenn er mitten in der Nacht irgendwas zu verladen hat. Das, was er hatte, war allerdings weggeschlossen in einer schicken, glänzenden Werkzeugkiste aus Edelstahl. So eine, wie die Handwerker sie hinten auf dem Pick-up stehen haben. Ungefähr ein Meter lang. Er muss ein Riesenkerl gewesen sein, weil er das dicke Ding quer vor der Brust in den Armen getragen hat. Die Kiste hat er auf dem Boot abgesetzt und ist um den Van herumgegangen. Ich hab drauf gewartet, dass er auf der anderen Seite wieder auftaucht, aber da kam nichts. Ewig hab ich gewartet, aber er taucht nicht wieder auf. Ich will also gerade ein Stück hinter den Bäumen weiterlaufen, um zu sehen, wo er hin ist, da höre ich ein Riesenkrachen, und dann war nichts mehr.«

Der Junkie fasste hoch und berührte seinen Hinterkopf, an dem er eine provisorisch geklammerte Platzwunde spürte. Eden hatte eine Stiefelspitze hochgestellt auf die eingeklappte Rampe hinten am Notarztwagen und sah dem Mann in die Augen.

»Als ich wieder aufgewacht bin, lag ich an Deck auf dem Boot und hatte eine fette Kette um die Fußgelenke.« Eine Zuckung durchlief den Junkie, der sich an seinen Bartstoppeln kratzte. »Das Boot lag so still im Wasser, dass ich gedacht hab, wir hätten den Hafen noch gar nicht verlassen. Aber es wurde schon hell, ich muss also ewig weg gewesen sein. Alles war voller Blut. Ich habe mich auf die Seite gerollt und gesehen, wie der Typ die Werkzeugkiste auf den Schiffsrand zugeschoben hat. Und dann sehe ich, dass die Kette um meine Füße direkt zu der Kiste führte.«

»Ich fass es nicht.« Einer der Cops hinter mir lachte. Ich warf ihm einen ungnädigen Blick über die Schulter zu. Ich hatte ganz vergessen, dass wir von Unmengen von Streifenpolizisten umgeben waren, die mit verschränkten Armen und Kippe zwischen den Zähnen hinter uns standen. Zwischen ihnen glitzerte das Hafenwasser hindurch. Ich kniff die Augen zusammen.

»Ich ging über Bord.« Der Junkie zitterte und sein rechtes Bein zuckte immer schneller auf und ab, wie ein Kolben. »Ich wurde unter Wasser gezogen.«

Der junge Mann unter der Pferdedecke brach in Tränen aus. Die Polizisten um mich herum wanden sich, schauten einander an, schüttelten die Köpfe, hüstelten und lachten. Eden stand absolut bewegungslos da, das schmale Kinn in die Hand gestützt, den Ellbogen auf ihrem Knie in Jeans. Sie atmete tief und gleichmäßig. Der Junkie wischte sich das Gesicht mit seiner zum Skelett abgemagerten Hand trocken. Lange Fingernägel. Bevor er mit seiner Story weitermachen konnte, platzte einer von den Cops heraus: »Und warum sitzt du dann hier, Houdini?«

Der Junkie warf den Menschen um sich herum gehässige Blicke zu.

»Als ich ein kleiner Knirps war, hab ich mir den Fuß gebrochen«, nuschelte er. »Einfach in der Mitte durch – beim Tanzen.«

»Beim Tanzen?«

»Ja, genau, beim Tanzen«, gab der Junkie pampig zurück. »Ich hab getanzt bei einer Talentshow, bei uns in der Grundschule. Bin von der Bühne gesprungen, und da bin ich wahrscheinlich falsch aufgekommen, was weiß ich, jedenfalls war er gebrochen, der Fuß, direkt hinter den Zehen. Seitdem war er nicht in Ordnung. Als ich im Wasser versunken bin, habe ich an der Scheißkette gezogen und gemacht und getan. Als es immer tiefer ging, da habe ich einfach meinen Fuß genommen und ihn wieder gebrochen.«

Alle Blicke richteten sich auf die Schiene, in der der Fuß des Mannes steckte. Ein beifälliges Stöhnen entfuhr den um mich Stehenden.

»Na, da sind Sie ja wirklich der schlüpfrigste Aal aller Zeiten.«

»Halleluja. Da hast du aber einen Schutzengel gehabt, Junge.«

»Dafür, dass du dir den ganzen Tag irgendwelchen tödlichen Scheißdreck in die Venen jagst, hast du wirklich einen erstaunlichen Überlebenstrieb, Alter«, sagte ein anderer Polizist.

Der Junkie wischte sich angetrocknetes Blut aus seiner Nase mit dem Handrücken ab.

»Schönen Dank auch.« Er funkelte ihn an. »Den Kommentar hättest du dir sparen können.«

»Gern geschehen.«

»Okay, okay«, unterbrach ich die beiden. »Zurück zum Ablauf der Ereignisse. Hat der Mann Sie gesehen, als Sie wieder auftauchten?«

Der Junkie reagierte gereizt. Eden betrachtete mich mit ausdruckslosem Gesicht.

»Als ich rauskam, war der Typ lange weg«, sagte er und starrte auf den Betonboden vor sich. »Ein paar Figuren in einem kleinen Motorboot haben mich eingesammelt und hier an Land gebracht, wahrscheinlich eine Stunde später oder so. Schwimmen ging nicht, ich war zu weit draußen, und das Bein konnte ich auch nicht benutzen. Ich hab die ganze Zeit drauf gewartet, dass ich von was gefressen werde. Ich hab echt gedacht, das war’s dann, Alter.«

Er schluchzte auf und hielt sich die Faust vors Gesicht. Alle schwiegen.

»Wonach suchen wir jetzt also?« Ich seufzte und zog meinen Notizblock heraus. »Einen Mann, ein Boot, eine silberne Kiste.«

»Ich kann nichts beschreiben«, sagte der Junkie. »Habe ich alles schon gesagt. Der verdammte Typ trug eine Jacke, die bis zur Nase zugezogen war und auf dem Kopf eine Kappe. Das Boot war weiß und sah aus wie ein Boot. Ich weiß nichts weiter. Groß und weiß. Wenn Sie mich ausquetschen wollen, bitte. Der Cop, der mit der Mütze, der hat das schon versucht.«

»Was ist mit der silbernen Kiste?«, fragte ich und stellte meinen Fuß auch auf die Rampe, damit ich auf meinem Knie schreiben konnte. »Stand da ein Name drauf? Irgendeine Aufschrift an der Seite?«

»Nein.« Der Junkie schüttelte den Kopf. »Nur silbern, genau wie die anderen.«

»Wie welche anderen?«, fragte Eden mit einer Stimme, die so viel feiner und schöner als die der Männer um sie herum klang. Wie Vogelgesang. »Was meinen Sie mit die anderen

Der Junkie schlang die Arme um den Leib und starrte zu Boden. Seine Unterlippe zitterte, als würde er gleich anfangen zu flennen.

»Als ich untergegangen bin, habe ich die Augen aufgemacht«, schniefte er. »Das Morgenlicht kam durchs Wasser. Da unten auf dem Meeresboden lagen noch mehr so Kisten. Jede Menge.«

Das Laken rund um den Kopf war blutgetränkt, auf dem Stoff waren blutige Handabdrücke. Hades wickelte das Faserband ab, mit dem das Laken zugeklebt war, und rollte die Kleine heraus und auf den Boden. Klebeband um ihre Hände, über ihrem Gesicht, in ihren Haaren. Sie brüllte, als er es von ihrem Mund abriss, laut und durchdringend und voller Angst.

»Da ist noch ein Zweites«, sagte er zu sich selbst, und seine Stimme zitterte, wie sie es nie zuvor getan hatte, als er das Klebeband über ihren Augen zu entfernen versuchte. »Er hat gesagt, da wäre noch eins.«

Hades ließ das Mädchen auf dem Boden zurück, seine Finger glitschig vom Blut in ihrem Gesicht, und rannte aus dem Haus zum Auto des Fremden. Er schmierte Blut auf den Schlüssel, den er aus der Zündung der alten roten Schrottmühle zog, und auf den Kofferraum, als er ihn aufschloss. Wie betrunken kam das kleine Mädchen hinter ihm aus dem Haus geschwankt, die langen dunklen Haare vom Küchenlicht golden angestrahlt. Lautlos sah sie zu, wie er den Kofferraum öffnete und das zweite Bündel aus dem Dunkel hervorholte. Ihre Augen waren leblose, dunkle Flecke in einer roten Maske.

»Bitte bitte«, hörte Hades sich murmeln. »Na komm schon.«

Rund um diesen Kinderkopf war alles schwarz getränkt. Hades zog das durchweichte Laken weg und bettete den aufgeplatzten Schädel in seine Hand. Ein aus Onyx gemeißeltes Gesicht. Eingesunkene Augen, aufgerissener Mund. Der Mann hielt seine Finger an den glitschigen Hals des Jungen. Da war nichts. Wärme, aber keine Bewegung.

»Komm schon, Kleiner. Na komm.«

Hades bettelte nicht. Jedenfalls nicht, wenn es um Männer ging. Bei Rennpferden war das etwas anderes gewesen, früher. Er hatte Windhunde angefleht, die über flimmernde Bildschirme rasten. Jetzt flehte er den Jungen an. Bettelte, dass er wieder aufwachte. Er beugte sein Stoppelkinn über die blutnassen Lippen des Kindes. Das Mädchen sah zu, die Hände vorn in das Kleidchen gewickelt. Hades hielt die kleine Nase und das Kinn des Jungen mit seinen dicken Fingern, beatmete ihn, sah, wie Luft in die schmale Brust ein- und wieder ausströmte wie in einen nassen Ballon. Während er das Vogelbrüstchen mit seinen Pranken pumpte, blickte er hoch ins Küchenlicht und sah aus dem Augenwinkel das zitternde Mädchen. Die Sekunden zogen sich dahin. Aus einem alten Autowrack gefertigte Schrottpfauen standen vor dem Haus und beobachteten das Geschehen. Lautlos heulte ein Bronzewolf. Auf dem Küchenlinoleum lief das Blut des Fremden zu einer dicken, dunklen Pfütze zusammen.

In dem kleinen Körper zwischen Hades’ Fingern zuckte und hustete es. Hades schüttelte den Jungen unsanft und schlug ihm auf den Rücken.

»So ist’s gut«, knurrte er. »Da bist du ja wieder. Komm schön wieder zurück.«

Der Junge erbrach sich, gurgelte und wurde wieder bewusstlos. Mit einem Herzrasen, wie er es lange nicht mehr gekannt hatte, kniete Hades im Staub und Schotter über ihm. Er strich die verklebten schwarzen Haarsträhnen aus der großen Wunde, die im Kopf des Jungen klaffte. Aufgeplatzte Haut, rohes Fleisch, darunter sichtbar der knochige Schädel. Voller Hass auf den Fremden blickte Hades hoch in den Himmel.

Das Mädchen lief Hades hinterher, als er den schlafenden Jungen in die Küche trug. Im Licht wirkte das Kind in seinen Armen noch viel kleiner, weiße Haut zwischen tintenschwarzem Haar und dunkelroten Schmierstreifen. Hades breitete die kaputte Puppe auf dem Küchentisch aus. Er untersuchte den Jungen wie ein Metzger ein Stück Fleisch, begutachtete seine knubbeligen Gelenke, an denen Sehnen zogen, die schlaffen Füße, die geballten Fäuste. Er drehte sich um zur zusammengesackten Leiche des Fremden auf dem Stuhl, dann fiel sein Blick auf das Mädchen, das mit hängenden Armen neben ihm stand und ihn ohne zu blinzeln fixierte. Hades atmete, überlegte, sortierte die verschiedenen Stimmen in seinem Kopf, die auf ihn einschrien. Einen Augenblick beobachteten der Mann und das Kind einander nur und fragten sich, was als Nächstes passieren würde. Hades schien zu einem Entschluss gekommen zu sein und umfasste das dünne Ärmchen mit einer Bärenpranke.

»Komm mit«, murmelte er und zog sie hinter sich her, das Mädchen ließ sich führen. In dem unordentlichen Flur zwischen Schlafzimmer und Wohnzimmer stellte Hades sich auf die Zehenspitzen und langte an die Oberseite der Zierleiste. Er drückte einen geheimen Knopf an der Wand, die daraufhin versank und schwerelos zur Seite glitt. Er stieß das Mädchen in die Kammer dahinter. Verzweifelt sah es sich um, betrachtete die drei Regalwände mit Stapeln voller Bargeld und auseinandergebauten Waffen, die verschlossenen Kisten und Safes, die Dutzende von Reisepässen und gefälschten Geburtsurkunden, die dort ordentlich gestapelt lagen.

Das Mädchen drehte sich zurück zu Hades. Er streckte die Hand nach oben und drückte wieder auf den Knopf.

»Nein!«, japste sie und streckte die Hände aus, als die Geheimtür zuging. »Nein! Nein!«

Sie schrie. Hades merkte, wie sein Gesicht vor Scham brannte, als die Tür zuging und ihre Fäuste von innen dagegentrommelten.

»Ist ja nicht für lange.« Er zog eine Grimasse. »Tut mir leid. Ist nicht für lange.«

Er redete mehr mit sich selbst als mit ihr. Bei ihrem Gebrüll konnte er sein eigenes Wort kaum verstehen.

Eden koordinierte die Untersuchung im Schatten einer blauen Plastikplane, die zwischen zwei Polizeitransportern aufgespannt worden war. Die langen Beine übereinandergeschlagen lehnte sie an einem provisorisch aufgebauten Schreibtisch, eine Karte des Yachthafens in der Hand. Mit dem Fingernagel zog sie eine Linie rund um das Gelände, das abgesperrt werden sollte. Sie blickte so gelangweilt auf die Karte, als würde sie in einer Klatschgazette blättern. Der Junkie war ausgezogen, abgewischt und fotografiert worden, und der Notarztwagen, in dem er gesessen hatte, fuhr ins Labor. Der Junkie selbst wurde ins Krankenhaus zu einer gründlichen forensischen Untersuchung gebracht. Er machte einen Riesenaufstand, aber Eden ignorierte ihn einfach. Ihre Anweisungen besaßen eine beiläufige Endgültigkeit, als wäre es schlicht und einfach Wahnsinn, sie nicht zu befolgen.

In weniger als einer Stunde drängelten sich hinter der Straßensperre an der Zufahrt zum Yachthafen die Schaulustigen. Nichts bringt die Menschen schneller miteinander ins Gespräch als ein saftiger Skandal. Es wimmelte nur so vor Sprücheklopfern, die herumstanden, flüsterten, zeigten, die Arme verschränkten und schlaue Sprüche von sich gaben. Über uns wummerten die Hubschrauber in einem großen Kreis die Küste hinauf und herunter. Vier Polizeiboote waren dabei, Taucher an verschiedenen Stellen der riesigen Bucht abzusetzen.

Ich stand neben dem Schreibtisch herum und trank einen Kaffee, den jemand auf einem Pappträger angeschleppt hatte. Ich hätte Eden am liebsten darauf hingewiesen, wie unwahrscheinlich es war, dass der Junkie auf dem Meeresgrund andere Kisten gesehen hatte. Der Mann war an eine schwere Werkzeugkiste gekettet gewesen und wurde im schwachen Morgenlicht in der Tiefe des Ozeans versenkt. Was er dort gesehen zu haben glaubte, waren vermutlich Felsen, unterseeische Leitungen, Krebskäfige oder illegal abgeladener Schrott. Aber ich sagte nichts. Eden hatte mich nicht in die Koordination mit einbezogen. Bitte, sollte sie sich doch zum Affen machen, wenn sich das Ganze als Hirngespinst herausstellte. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und starrte ins ferne Getümmel, als sei ich überhaupt nicht da. Ich riss ein paar Witze, sie beachtete mich immer noch nicht. Mittlerweile war mir mehr als klar, dass sie ihrem Bruder in puncto arroganter Coolness in nichts nachstand.

Einer der Kriminaltechniker, ein junger Filipino mit Aknenarben im Gesicht, kam mit einem Laptop an, den er neben Eden auf den Tisch knallte. Ich erkannte ihn – eine der verschreckten Eulen aus unserer Abteilung. Ohne mich zu grüßen, klappte er den PC auf, fing an, darauf herumzuhacken und loggte sich per Satellit und Modem ein.

»Was haben Sie?«, fragte ich und stellte mich hinter ihn. Beim Klang meiner Stimme zog er den Kopf ein, als mache er sich auf einen Schlag gefasst. Eden gesellte sich zu mir, und der Techniker vor uns fing regelrecht an zu zittern.

»Wir haben jetzt die Verbindung zum Computer auf dem Polizeischiff hergestellt. Der Live-Feed zeigt uns, was der Taucher gerade sieht. Die Küstenwache hat mit den beiden Männern geredet, die den Zeugen aus dem Wasser gefischt haben, und hat ihre GPS-Position bekommen. Wenn man Strömung, Abdrift und geschätzte Verweildauer im Wasser mit einberechnet, haben wir eine relativ genaue Vorstellung davon, wo er über Bord gegangen ist. Wir schicken ein Team von Tauchern runter und hoffen, dass sie die Kisten lokalisieren können. Wir haben versucht, sie mit dem Echolot zu orten, aber das ist in der Wassertiefe nicht genau genug.«

Die Eule öffnete eine GPS-Karte des Küstenverlaufs an der Watsons Bay. Das Meer war als hübsches, tiefenloses Blau dargestellt. Auf dem Bildschirm blinkten Pfeile und Marker – zehn oder zwölf Schiffe, die als Kreuze und Dreiecke zu sehen waren. Ich sah dem Techniker zu, wie er blitzschnell auf den schwarzen Laptoptasten herumtippte. Innerhalb weniger Minuten konnte er uns den tonlosen, zeitverzögerten Blick einer Kamera zeigen, die an der Maske eines Tauchers angebracht zu sein schien. Auf dem Bildschirm war verschwommen das Deck des Patrouillenboots zu erkennen, auf dem der Einsatzleiter Befehle gab, während sich rund um die Kamera andere Taucher fertig machten.

Eden und ich blickten der Eule über die Schulter und sahen uns die Einsatzbesprechung an Bord an. Die Taucher zippten die Reißverschlüsse ihrer Neoprenanzüge hoch und nahmen ihre Position ein. Die Sonne schien mir warm auf die Schultern – Zeit, die Jacke auszuziehen. Als ich mir die Hemdsärmel hochkrempelte, warf Eden einen neugierigen Blick auf meine Tattoos. Ich verschränkte die Arme und schloss die Augen. Die Wärme des Morgens machte mich herrlich schläfrig. Es war ein Tag, wie geschaffen dafür, auf irgendeiner Restaurant-Terrasse am Wasser zu sitzen, Mittag zu essen, zu Fuß nach Hause zu gehen und mit Eden an meiner Seite einen genüsslichen Mittagsschlaf zu halten. Ihre schlanken, weißen Glieder schweißnass auf meinem Laken. Wer wollte an so einem Morgen arbeiten? Das Wochenende war fast da. Die Wellen würden gut werden.

Die Taucher sprangen ins Wasser und die Kamera hatte einen kurzen Aussetzer, als das Wasser über dem Kopf des Tauchers zusammenschlug. Hinter uns drängelten sich Leute. Zehn Minuten lang war außer blauen und dunklen Schemen, die über den Monitor tanzten, nichts zu sehen. Die Zuschauer murmelten erwartungsvoll. Im Schatten der Plastikplane sah ich zu Eden hinüber; sie wirkte angespannt, die sehnigen Muskeln ihrer Unterarme waren verkrampft.

Zwanzig Minuten – nichts als die Armbewegungen des namenlosen Tauchers und ab und an ein Blick auf die anderen, mit ihm nach unten Schwimmenden. Dann materialisierte sich der Meeresboden auf dem Bildschirm, was eine spürbare Veränderung der Stimmung in unserem Grüppchen mit sich brachte. Jetzt sahen wir auf dem Monitor eine Felskante, dahinter schien eine größere Höhle zu kommen. Und in dieser Höhle lagen an die zwanzig algen- und schlicküberzogene Werkzeugkisten.

Zwei Stunden dauerte es, bis Hades die Tür zur Geheimkammer wieder aufmachte. Das kleine Mädchen hatte sich in die am weitesten von der Tür entfernte Ecke gekauert und saß mit aufgerissenen Augen und schützend an die Brust gedrückten Armen da. Der Junge hing wie ein nasser Sack über Hades’ Schulter. Hades breitete eine dicke Decke auf dem Betonboden aus, ließ ein Kissen fallen und bettete den Kleinen darauf. Das Mädchen beobachtete die beiden und sah den Verband um den Kopf des Jungen und seine eingesunkenen Augen mit fast panischer Angst an. Ihr Bruder trug ein ihr unbekanntes T-Shirt in Männergröße. Hades ächzte, als er in die Hocke ging, eine dünnere Decke über den Schlafenden breitete und bis hoch unters Kinn zog. Als er fertig war, richtete er sich auf und sah dem Mädchen in die Augen.

»Komm mit.« Er hielt ihr die Hand hin.

Sie rührte sich nicht.

»Ich tu dir nichts, Kleine. Wenn, dann hätte ich das schon lange getan.« Das Mädchen verlagerte das Gewicht auf ihren blutbefleckten Füßen und dachte nach. Langsam kam sie hoch und machte ein paar zögerliche Schrittchen auf den Mann zu.

Hades nahm sie bei der Hand und führte sie in die Küche. Er wies das Mädchen an, sich auf die Tischkante zu setzen, wo wenige Minuten zuvor noch der Junge gelegen hatte. Die Leiche des Fremden war verschwunden, die Blutpfütze weggeputzt. Neben dem Mädchen auf dem Tisch lagen blutige Lappen, Mullbinden, die abgeschnittenen Enden chirurgischen Nähfadens, ein aufgeklappter Erste-Hilfe-Koffer und eine Schere. Auf dem Boden sah das Mädchen die verdreckten Kleider ihres Bruders in einem schwarzen Müllsack.

Hades füllte eine Schüssel mit warmem Wasser, die er neben dem Mädchen abstellte. Sie verfolgte jede seiner Bewegungen mit dem Blick – seine Hände, sein Gesicht, seine müden Schritte zum Spülstein, wo eine Flasche Johnnie Walker stand. Er schenkte zwei Gläser voll ein. Als er auf sie zukam, zitterte das kleine Mädchen vor Angst so stark, dass ihre Nasenflügel bebten.

»Trink das, dann fühlst du dich gleich besser«, sagte Hades und drückte ihr ein Glas in die Hand. Ihre Finger waren klebrig vom vielen Blut. Sie sah den Whisky an, dann das Gesicht des Mannes. Hades trank seinen in einem Zug aus und setzte das Glas mit einem Seufzer ab. Das Mädchen zögerte.

»Ist in Ordnung. Ich versprech es dir.«

Das Mädchen nahm einen großen Schluck, so wie der Mann es ihr vorgemacht hatte. Sie verzog das Gesicht und hustete.

»Gut gemacht«, sagte Hades.

Er füllte ihr Glas noch einmal zur Hälfte. Als Hades einen Waschlappen nahm und in der Schüssel auswusch, färbte das Blut ihres Bruders das Wasser blassrosa. Hades fasste nach dem Kinn des Mädchens, aber sie zuckte zurück. Er hielt ihr Gesicht mit seiner Pranke fest, sie wimmerte.

»Beruhig dich.«

Der Whisky fing schnell an zu wirken. Als Hades ihr die blutige Maske abwusch, war sie anfangs noch steif und wehrte sich. Doch bald wurde sie gelassener. Hades hob ihr Gesicht ans Licht und inspizierte die tiefe Platzwunde auf ihrer Stirn. Ungefähr vier Zentimeter lang klaffte sie am Haaransatz. Er ließ den Waschlappen sinken und betrachtete das Mädchen. Sie hatte kantige Gesichtszüge, mit denen sie später einmal klug und überlegt aussehen würde. Schön und gefährlich. Beide Kinder waren dünn wie Windhunde. Hades fragte sich, ob die Kinder nach ihrer Mutter oder ihrem Vater schlugen. Beide tot. Das Mädchen seufzte vor Erschöpfung, als Hades ihr die Hände wusch.

»Wie heißt du, Kind?«

»Morgan.«

Er spreizte ihre Finger und untersuchte die Schürfwunden an den Handtellern. Morgans Gesicht war wenige Zentimeter von seinem entfernt, ihre großen Augen blickten hinunter auf ihre vielen Wunden. Er versuchte zu raten, wie alt sie sein mochte. Wahrscheinlich fünf.