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J. J. Preyer

Rankenspiel

Kriminalroman

Impressum

Dieses Buch wurde vermittelt durch die Christina Vikoler Literary Agency

Ausgewählt von

Claudia Senghaas

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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© 2016 – Gmeiner-Verlag GmbH

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Alle Rechte vorbehalten

1. Auflage 2016

Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung eines Fotos von: © Gl0ck / shutterstock.com

ISBN 978-3-8392-5116-4

Gedicht

Steht bei Raabs wo an der Thaya ein Haus,

Da gucken drei Mädel heraus.

Eine schwarz, die anderen zwei blond und braun

Und immer bei fröhlicher Laun’.

Zeitlich früh, kaum bringt die Sonn’ den Tag,

Wird’s munter schon im Taubenschlag.

Da kann man Kichern und Schwatzen hör’n,

Das tun die drei Mäderln so gern!

(Frei nach der Operette »Das Dreimäderlhaus«, aus dem auch die Kapitelüberschriften stammen.)

KAPITEL 1

O Gott, ihr macht uns
Angst und bang.

Was da uns noch droht!

Obwohl die Morgensonne die Küche der alten Mühle in strahlendes Licht tauchte, verriet Lia Sonnbergers gerunzelte Stirn Anspannung, wenn nicht gar Sorge.

»Ich habe kein gutes Gefühl«, wandte sie sich an ihre Freundinnen Pia und Maria. »Gar kein gutes Gefühl.«

»Was den Japanischen Staudenknöterich betrifft?«, erkundigte sich Pia Hermann, die immer genau wissen wollte, was gespielt wurde.

Immerhin war sie Chefinspektorin der österreichischen Polizei in Frühpension, während Frau Ingenieur Lia Sonnberger, die Gartenarchitektin, durch den häufigen Gebrauch von Cannabis oft etwas vage in ihren Aussagen blieb. Sie brauchte diese Droge, um mit den Depressionen zurande zu kommen, unter denen sie seit dem Tod ihres Mannes litt.

»Gar kein gutes Gefühl«, wiederholte die zarte, an einen sanften Kobold erinnernde Frau und biss in ihr dick mit Butter bestrichenes, mit Kümmel bestreutes und leicht gesalzenes Frühstücksbrot.

Während ihre Freundinnen Wurstbrote aßen, ernährte sich Lia Sonnberger vegetarisch, nicht vegan. So weit wollte sie nicht gehen. Wobei sie mehrmals im Monat sündigte, wie sie sich ausdrückte, und mit ihren Freundinnen Pia und Maria gebratenes Huhn oder gar einen knusprigen Schweinsbraten verzehrte. Grundsätzlich jedoch verzichtete sie aus Achtung vor den Tieren auf Fleisch.

»Der Staudenknöterich ist ein großes Problem«, bestätigte die Gartenarchitektin, »aber das ist nicht alles. Im Schlösschen und rundherum herrscht eine bedrückende Stimmung, die nichts Gutes erwarten lässt.«

»Oh Gott, du solltest mehr rauchen«, seufzte Maria Lamprechter, die Besitzerin der Gärtnerei Thayamühle, für die Pia und Lia arbeiteten. »Ich mag nicht, wenn du so depressiv bist.«

»Ich bin nicht depressiv«, widersprach Lia Sonnberger. »Mir persönlich geht es ausgezeichnet. Im April, wenn das Thayatal zum Leben erwacht, kann es mir nur gut gehen.«

»Das hast du schön gesagt, Lia«, sagte die ehemalige Polizistin mit vollem Mund. »Was also bereitet dir Sorge?«

»Die Stimmung bei den Winklers. Da braut sich etwas zusammen, das nicht gut gehen kann.«

»Gerade jetzt, wo du den Garten in Schuss bringst. Obwohl die Winklers nun schon seit Jahren dort wohnen.«

»Seit drei Jahren«, bestätigte Lia Sonnberger. »Gerade jetzt spüre ich das, und ich täusche mich selten mit …«

»… deinem Bauchgefühl«, ergänzte Maria Lamprechter.

»Dann schlage ich vor, wir begleiten dich heute an den Ort des künftigen Unheils«, versuchte Pia Hermann das Problem zu lösen. Sie hasste lange, fruchtlose Diskussionen. Schwierigkeiten waren dazu da, überwunden zu werden. »Außerdem«, fiel der Frau ein, »hast du Quentin, der dich besser beschützt, als wir es können.«

»Ich wäre trotzdem froh, wenn ihr mich heute begleiten könntet.«

»Ich gebe Johnny Bescheid. Er soll sich um den Verkauf kümmern«, zeigte sich Maria Lamprechter einsichtig und ordnete die Rembrandt-Tulpen in der Vase auf dem Tisch.

»Es wird ein herrlicher Tag«, sagte Pia Hermann, als sie vom Mühlengebäude zum Parkplatz gingen, auf dem der dreirädrige Kleintransporter stand, mit dem sie zum Schlösschen der Winklers fahren wollten. Mit Werkzeug und im Glashaus vorgezogenen Tulpen und Kaiserkronen, deren Zwiebeln, von denen ein strenger Geruch ausging, die Wühlmäuse fernhalten sollten. Denn der Fluss Thaya im österreichischen Waldviertel, an dem auch der Garten der Winklers lag, brachte nicht nur Segen in Form von Wasser und Humus, der sich nach den Hochwässern im zeitigen Frühjahr und im Hochsommer auf die Flächen in Ufernähe verteilte. Er führte auch alles mögliche Getier mit sich wie Schlangen und Mäuse und bot das allerbeste Klima für Zecken, vor denen man sich besonders in Acht nehmen musste. Viele von ihnen trugen das gefährliche FSME-Virus in sich, das zu bleibenden Schäden des Gehirns oder gar zum Tod führen konnte.

Zwei der drei Gärtnerinnen waren dagegen geimpft, nur Lia Sonnberger nicht. Sie war jeder Art von Impfung gegenüber kritisch eingestellt und behauptete, immun gegen Zeckenstiche zu sein. Obwohl sie Pias Schwiegersohn, der Landarzt Reinhard Ebendorfer, dringend davor gewarnt hatte, mit dem Feuer zu spielen. Er hatte mehrere Patienten, die durch die Frühsommer-Meningoenzephalitis schwer in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Todesfälle hatte der tüchtige Mann durch seinen Einsatz vermeiden können.

»Wopps!«, rief Lia Sonnberger ihrem Hund Quentin zu, und dieser sprang elegant auf die Ladefläche des Piaggio, die Lia daraufhin verschloss, nachdem sie noch den dreijährigen Rüden lobend getätschelt hatte.

Quentin war ein prächtiges Tier, das viele für einen Wolf hielten, und so falsch lagen sie vermutlich nicht.

»Ich glaube, wir sollten eine Fastenkur machen«, sagte die groß gewachsene Maria Lamprechter, nachdem sie als Letzte in der schmalen Führerkabine des motorisierten Dreirads Platz genommen hatte und die Tür zu ihrer Rechten nur mit Mühe schließen konnte.

»Der Piaggio ist ja auch nur für zwei Passagiere gedacht«, erklärte Lia Sonnberger.

»Also, wenn du nicht willst, dass ich mitkomme, brauchst du es nur zu sagen«, brummte Maria, die Chefin der Gärtnerei. »Es gibt im Betrieb genug zu tun.«

»Gott sei Dank«, sagte Pia Hermann, die Mollige der drei Gärtnerinnen. »Ich glaub, du hast es geschafft. Ich meine, geschäftlich.«

»Dank eurer Hilfe.«

»Und Gottes Hilfe«, ergänzte Pia. Sie war, ihrem Namen entsprechend, die einzige Religiöse der drei Witwen. »Und nun zurück zu deinen Ahnungen, Lia«, sagte die Ex-Polizistin, die, zwischen ihren Freundinnen eingeklemmt, in der Mitte saß.

»Ihr werdet es sehen und spüren«, gab sich Lia geheimnisvoll, während der Wagen einen nicht befestigten Feldweg entlangholperte.

An den aufgestauten Abschnitten des Flusses, der stellenweise noch im Frühnebel lag, standen oder saßen Fischer, die auf Karpfen, Schleien, Brachsen, Hechte, Zander und Welse hofften.

»Wir leben in einem Paradies!«, rief Pia Hermann, die sich mit ihrer kräftigen Stimme gut gegen das Rattern des Kleinlasters durchsetzen konnte.

»Solange das Wetter mitmacht«, schränkte Maria Lamprechter ein.

»Och«, widersprach Lia. »Ich mag das Thayatal auch im Winter, bei Regen und überhaupt.«

»Dennoch bin ich froh, dass die Sonne scheint«, beharrte Maria. »Wenn wir Glück haben, können wir ab Mitte Mai schwimmen gehen.« Als keine ihrer Begleiterinnen darauf reagierte, korrigierte sie sich: »Anfang Juni.«

»Ja, du. Ich gehe erst im Juli ins Wasser«, sagte Lia und schüttelte sich vor eingebildeter Kälte.

»Alles klar. Jede, wie sie will«, versuchte Pia Hermann das in ihren Augen und Ohren fruchtlose Gespräch zu beenden und wandte sich an Lia: »Wie weit bist du mit dem Winkler’schen Garten gekommen?«

»Ich habe ihn auf mich wirken lassen …«

»Also gar nicht. Du hast noch gar nichts gemacht.«

»Ich habe ihn auf mich wirken und ein inneres Bild entstehen lassen, Skizzen gezeichnet, mit denen Frau Winkler einverstanden war, von einigen Änderungswünschen abgesehen. Und da ist natürlich das Problem mit dem Staudenknöterich, der etwa ein Drittel des Geländes überwuchert hat.«

»Ich verstehe«, sagte die Chefin, während das motorisierte Dreirad über einen Felsen holperte.

»Nicht so schnell«, bat Pia Hermann. »Mir wird sonst übel.«

»Wir sind gleich da.«

Als sie um die letzte Kurve bogen, glitzerte die von einem Damm aufgestaute Thaya im Sonnenlicht so stark, dass die nicht mit dem Lenken des Fahrzeugs beschäftigten Damen ihre Augen mit der Hand beschatten mussten, um das Czibulka-Schlösschen zu erkennen, das gegen Ende des 19. Jahrhunderts von der mährischen Glasherstellerfamilie gleichen Namens errichtet worden war.

Das einstöckige, in Schönbrunner Gelb gehaltene Gebäude hatte zwei spitze Türmchen und eine imposante Steintreppe, die zum Haupteingang führte.

»Die Winklers haben es renoviert und wollen jetzt noch den Garten in Ordnung bringen«, erklärte Lia Sonnberger. »Aber das soll sie uns selbst erzählen.«

»Ruth Winkler.«

»Ruth Winkler«, bestätigte Lia. »Sie kümmert sich um Haus und Hof. Sozusagen.«

»Und warum mussten wir heute mitkommen?«, fragte Pia Hermann und gähnte.

»Ihr werdet es gleich sehen.«

»Da bin ich mir nicht so sicher. Hier ist es wunderschön. Fast so schön wie bei uns. Ich sehe nichts, das diesen Eindruck …«

Pia Hermann verstummte, als Lia Sonnberger den kleinen Lieferwagen so heftig abbremste, dass sie gegen das Armaturenbrett gepresst wurde und um Atem ringen musste.

»Was ist los? Bist du verrückt geworden?«

»Eine Schlange. Ich möchte sie nicht überfahren.«

Nun entstiegen die drei Frauen dem Gefährt und sahen das Monstrum einer Äskulapnatter, die, sich sonnend, quer über dem Schotterweg lag.

»Sitz und Platz!«, befahl Lia streng ihrem Hund, der auf die Straße gesprungen war, und Quentin legte sich nieder, nachdem er einmal geknurrt hatte.

»Darüber unterhalten wir uns später«, sagte sie zu ihm, dann ergriff sie einen vertrockneten Weiden­ast und stupste damit die an die zwei Meter lange, silbrig glänzende Natter im Schwanzbereich an.

Nun kam Bewegung in das Tier, das versuchte, in das Weidengestrüpp am Fluss zu entkommen. Um diesen Vorgang zu beschleunigen, berührte Lia die Schlange erneut mit dem Aststück. Das allerdings verärgerte die Schlange so sehr, dass sie in ihrer Bewegung innehielt, sich mit Kopf und vorderem Körperteil aufrichtete und böse zischte.

Lia Sonnberger wich ein Stück zurück, die Schlange beruhigte sich und glitt ins Unterholz.

Zur selben Zeit verfinsterte eine Wolke den Himmel, kalter Wind wehte von der Thaya her und Wolfshund Quentin knurrte noch einmal kräftig.

»Versteht ihr jetzt, wenn ich behaupte, dass es hier unheimlich ist?«, fragte nun Lia Sonnberger.

»Überhaupt nicht. Schlangen gibt es auch bei uns.«

»Und Wolken am Himmel«, fügte Pia Hermann hinzu und nahm wieder im Wagen Platz.

»Du läufst das letzte Stück«, befahl Lia Sonnberger dem Hund. »Du warst gar nicht lieb.«

Wieder brummte das Tier und trottete dem Wagen hinterher.

»Auch Quentin fühlt sich hier nicht wohl.«

»Okay. Du hast deinen Standpunkt klargemacht, wir sind mit dir gekommen und bilden uns ein eigenes Urteil.«

Als sie vor dem Eingang zum Garten am Fluss hielten, schien die Sonne wieder so hell wie zuvor, der Hund trank Wasser aus der Thaya, seine kleine, zarte Herrin begann, den Kleintransporter zu entladen. Maria Lamprechter, die Große, Mächtige, streckte sich und gähnte, während Pia Hermann ihr leicht ergrautes halblanges Haar ordnete. Sie war mit ihren 58 Jahren die älteste der drei Witwen.

»Ich hab etwas für den Hund«, erklang eine männliche Stimme vom Haus her, doch als Maria Lamprechter aufblickte, sah sie eine Frau in ihrem Alter, deren blond gefärbtes Haar nicht zu ihrem herben Typ passte, genauso wenig wie der Vorname Ruth, mit dem sie sich vorstellte.

Zu der athletisch wirkenden Frau hätten schwarzes Haar und der Vorname Margot gepasst oder Meinhild oder … oder ein verweiblichter männlicher Vorname wie Carola, Herma, Franziska. Nein, Mechthild wäre ideal, überlegte Lia Sonnberger, die meist ihrem Bauchgefühl vertraute, wie sie zu sagen pflegte, obwohl die zarte Frau keinen erkennbaren Bauch hatte.

Als Ruth Winkler Quentin »ein wunderschönes Tier« nannte, klang ihre Stimme bedeutend angenehmer in Lias Ohren.

»Wir hätten auch gerne so einen Hund«, sagte sie noch und wollte das Tier füttern.

Doch Lia protestierte: »Quentin bekommt nur von mir zu fressen. Wenn Sie mir bitte die Schüssel geben.«

»Unsinn«, sagte die Frau und schüttete das Fleisch vor Quentin auf den Boden. »Wo haben Sie ihn her, Frau Sonnberger?«, fragte sie dann.

»Das hätten Sie nicht tun sollen«, ärgerte sich Lia.

»Schon geschehen. Es ist nicht gesalzen. Unsere Fiala hat es frisch zubereitet.«

»Fiala?«, fragte Pia Hermann misstrauisch.

»Unsere tschechische Köchin. Fiala ist übrigens ihr Vorname. Bedeutet so viel wie Veilchen. Fiala Kuckakska.«

»Kuckuck und Veilchen«, schwärmte Maria Lamprechter. »Die würde ich gerne kennenlernen.«

»Das lässt sich machen«, sagte die Frau. »Ich wollte Sie ohnehin zum Mittagessen einladen. Allerdings erst um halb zwei. Hannah kommt nach eins von der Schule nach Hause.«

»Oh, Ihre Tochter geht noch in die Schule«, stellte Pia Hermann nach einem fragenden Blick auf die Frau fest, die sie auf etwa fünfzig Jahre schätzte.

»Sie ist Volksschullehrerin in Raabs. Aber zurück zu Ihrem Quentin. Von welchem Züchter haben Sie ihn?«

Das Gesicht der kleinen Gartenarchitektin nahm einen verträumten Ausdruck an, als sie erklärte, dass nicht sie den Hund gesucht hatte, sondern er sie.

»Ich war im Wald unterwegs, tief in Gedanken, kurz nach dem Tod meines Mannes, und auf einmal war Quentin an meiner Seite. Ein kleines Wollbündel, das offenbar ausgesetzt worden war.«

»Eine berührende Geschichte«, fand Ruth Winkler. »Aber wenig hilfreich für mich.«

»Eine Familie in Liebnitz züchtet Tschechoslowakische Wolfshunde«, kam Maria Lamprechter der Frau zu Hilfe. »Sie heißen Klima oder Klimscha oder so.«

»Alles klar. Ich werde mich darum kümmern«, sagte die Hausherrin. »Und nun zum Garten. Ja, ich bin einverstanden, wenn Reste des Staudenknöterichs stehenbleiben. Aber nicht am Fluss, sondern ganz hinten, vor dem Wald. Sie müssten eine Rhizomsperre errichten, damit er sich nicht wieder ausbreiten kann. Bei schweren Arbeiten kann Sie unser Mann für alles unterstützen. Sie lernen ihn ebenfalls beim Mittagessen kennen.«

»Sie sind also damit einverstanden«, fragte Lia Sonnberger, »dass wir zum Haus hin einen Gemüsegarten planen, vermischt mit den in einem Bauerngarten üblichen Blumen wie Tulpen, Kaiserkronen, Stockrosen, Sonnenblumen …«

»Sie müssen nicht ins Detail gehen«, unterbrach sie die Frau ungeduldig. »Ich bin damit einverstanden. Und zum Fluss hin sollen die Pflanzen des Thayatals wachsen und gedeihen.«

»Schneeglöckchen, Leberblumen, Seidelbast, Lungenkraut, Lärchensporn …«

»Und so weiter. Das überlasse ich ganz Ihnen.«

»Eine Blumenwiese mit allem, was dazugehört, wie Scharfer Hahnenfuß, Wiesen-Bocksbart und Johanniskraut, die violette Witwenblume, Echtes Labkraut, Rotklee, Wiesen-Labkraut, Schafgarbe und Wiesen-Storchschnabel«, ließ sich Lia nicht bremsen.

»Jaja, schon gut. Sie machen das schon. Die Frage ist nur, bis wann.«

»Ende Mai.«

»Mitte Mai. Es soll ja nicht ewig dauern. Unser Mann für alles, wie gesagt, wird Ihnen helfen.«

»Ihr Mann?«, erkundigte sich Lia Sonnberger.

Ruth Winkler lachte dröhnend. »Ein Scherz. Ein köstlicher Scherz. Mein Mann ist kein Mann für alles. Eigentlich fällt mir sehr wenig ein, wenn ich es genau bedenke, wofür er gut wäre. Ach ja, er finanziert den Garten. Man darf nicht ungerecht sein. Nein, ich meine Herrn Pinsker, der, wie gesagt, mit uns speisen wird. Jetzt aber lasse ich Sie allein. Ich habe zu tun. Und Sie auch.«

Als die Frau mit der leeren Tupperdose Richtung Schlösschen zurückeilte, blickten ihr Lia, Pia, Maria und Quentin sinnend nach.

»Eine Naturgewalt«, fand Maria Lamprechter schließlich Worte. »Ich mag solche Frauen nicht. Zu viel Zeit, zu viel Geld.«

»Zu viele männliche Hormone«, schloss sich Lia Sonnberger ihrer Kritik an.

»Mir imponiert es, wenn eine Frau weiß, was sie will«, fand Pia. »Und jetzt schauen wir uns den Garten an. Du machst die Führung, Lia.«

Die Gartenarchitektin fühlte sich nun ganz in ihrem Element. Sie war stolz auf ihre Ideen und froh über die Gelegenheit, diese ihren Freundinnen vorstellen zu können. Ihren Freundinnen, die nach dem Tod ihres Mannes zu ihrer Familie geworden waren. Zu ihrem Sohn Patrick hatte sie kaum mehr Kontakt.

Liebevoll betrachtete sie Maria Lamprechter, die Besitzerin der Gärtnerei Thayamühle, eine Witwe wie sie, die den Betrieb durch viel Arbeit und die Unterstützung ihrer Freundinnen hatte retten können. Eine große, schlanke, sonnengebräunte Frau mit grau werdendem blondem Haar.

Lia war es nicht gelungen, im eigenen Betrieb als Gartenarchitektin weiterzuarbeiten. Die Bank hatte die Kredite fällig gestellt und Lia damit zum Aufhören gezwungen. Die leidenschaftliche Gärtnerin hatte zum Glück bei Maria unterkommen können und arbeitete nun für sie, wie auch Pia Hermann, die als einzige der drei Witwen nicht in der alten Mühle an der Thaya wohnte. Die pensionierte Polizistin lebte in einer Fischerhütte an der Thaya, die ihrem verstorbenen Mann gehört hatte. Die tatkräftige, mollige Frau mit dem grau melierten halblangen Haar, die durch ihre kräftige Stimme auffiel, war mit ihren 58 Jahren Großmutter. Ihre mit dem Landarzt Reinhard Ebendorfer verheiratete Tochter hatte zwei kleine Mädchen.

Sie war froh, für Maria Lamprechter arbeiten zu können, um so von den düsteren Gedanken, die sie nach dem Tod ihres Mannes gequält hatten, abgelenkt zu werden.

»Hier also«, erklärte die Gartenarchitektin, »habe ich den Kräuter-, Gemüse- und Blumengarten geplant, mit einem Lattenzaun, um Rehe und Hasen fernzuhalten.«

»Das wird schön.«

»Sowieso. Man will ja den Auftraggebern imponieren. Heute setze ich die Tulpen und die Kaiserkronen. Und dann wird es höchste Zeit für den Zaun. Ich wollte Johnny bitten, mir zu helfen. Aber wenn sie hier einen Mann für alles haben, kann der das übernehmen.«

»Und jetzt schauen wir uns den Staudenknöterich an«, übernahm Maria Lamprechter die Initiative.

»Er trennt den Rest des Gartens vom Fluss«, erklärte Lia. »Und er treibt schon kräftig aus.«

»Du meinst die spargelähnlichen Triebe unter den abgestorbenen Pflanzen?«

»Sie sind genießbar. Eine an sich schöne Pflanze, mit ebenmäßigen Blättern und weißen Blüten. Die Wurzeln können mehrere Meter weit in den Boden reichen. Und er kann mehrere Meter hoch werden.«

»Alles klar. Ich kann darauf verzichten«, stellte Pia Hermann fest. »Dem Zeug werden wir mit Gift zu Leibe rücken.«

»Doch nicht so nahe am Fluss!«, protestierte Lia.

»Was schlägst du vor?«

In diesem Moment heulte Quentin, der im Dickicht des Staudenknöterichs verschwunden war, laut auf, und Lia rief ihn zu sich.

»Mein Gott!«, rief sie. »Er ist in ein Zeckennest geraten. Sein Fell wimmelt nur so von Zecken. Dieser Garten hat etwas Negatives an sich. Ein Garten des Bösen. Ich habe es euch gesagt.«

KAPITEL 2

Keine Ehefrau je zankt,

Tut der Mann, was sie verlangt!

»Beruhige dich, Lia! So etwas kann in dieser Gegend überall passieren. Die Zecken sind aus dem Winterschlaf erwacht und suchen nach Nahrung«, redete Maria Lamprechter in sanftem Ton auf ihre Freundin ein.

»Blut! Sie wollen Blut saugen«, klagte die sonst so ruhige Frau, die mit einem Mal wie ein aufgebrachter Kobold wirkte mit ihrem feuerroten Haar und den grünen Augen.

»Du beruhigst dich jetzt!«, entschied Maria Lamprechter. »Den Auftrag lassen wir uns nicht durch die Lappen gehen. Das spricht sich herum, und schwupps, gelten wir als unzuverlässig.«

»Durch die Lappen und schwupps«, brummte Lia Sonnberger, lächelte aber schon ein kleines bisschen.

»Du jagst jetzt den Hund ins Wasser, damit er die Zecken loswird, dann sehen wir weiter!«, entschied Pia Hermann. »Und noch etwas. Du hast auf die Rosen vergessen, als du mit Frau Winkler den künftigen Garten besprochen hast.«

»Habe ich nicht. Ich habe sie nur nicht erwähnt.«

»Alles klar. Hund ins Wasser!«

Lia Sonnberger suchte nach einem dürren Ast, fand diesen am Übergang zum Wald, wo die Sprossen des Staudenknöterichs besonders dicht aus der Erde drängten, und warf ihn in weitem Bogen in die Thaya.

Der dicht behaarte, graubraune Wolf mit der beinahe weißen Fellzeichnung um Schnauze und Hals, die Lia in ihrer Form an ein Herz erinnerte, gab einen Laut von sich, der wie Juchzen klang, hechtete in den Fluss und schwamm ein Stück weit hinaus, bis er das Holzstück zu fassen bekam.

»Und wir bringen uns jetzt in Sicherheit, sonst sind wir nass und voller Zecken«, warnte Lia, und die drei Frauen verschwanden kurzfristig im Lieferwagen.

Quentin jedoch entstieg den Fluten, schüttelte sich und wälzte sich schließlich in der Wiese der Böschung.

»Und jetzt hoffen wir, dass er einigermaßen zeckenfrei ist, ansonsten haben wir ein Problem«, sagte Lia Sonnberger.

»Ich fahre nach Raabs und hole zur Sicherheit etwas aus der Apotheke«, verkündete Pia Hermann.

»Du bist wie immer für Gift.«

»Stimmt. Und wenn du mir sagst, welche Rosen ich bringen soll …«

»Heute sind die Tulpen und die Kaiserkronen dran. Und dann müssen wir das Problem mit dem Knöterich lösen.«

»An welche Art Rosen hast du denn gedacht, Lia?«, erkundigte sich Maria Lamprechter.

»An den Gartenrändern, zu den Wiesen hin, Wildrosen und im Bauerngarten …«

»Bauernrosen?«

»So ist es. Und eine Rosenlaube mit Heckenrosen.«

»Gut. Dann steigt aus! Ich besorge einen Ungezieferspray für Quentin.«

Während Maria Lamprechter und Lia Sonnberger im Bauerngarten die Erde lockerten, die blühenden Tulpen und die orangen Kaiserkronen mithilfe eines Pflanzstabs in die Erde drückten, nagte Quentin mit seinem Wolfsgebiss an dem Ast, den er aus dem Wasser geholt hatte. Dabei hatte er immer mindestens eines seiner grünen Augen auf seine Herrin gerichtet, in der Hoffnung, dass sie ihm das Apportel streitig machen und wieder ins Wasser werfen würde.

Doch die beiden Frauen waren zu beschäftigt, sich mit ihm abzugeben. Und sie hatten auch nicht bemerkt, dass sich zwei Personen Richtung Garten bewegten: Frau Winkler und ein etwas kleinerer, nicht minder athletischer Mann in blauer Arbeitshose und T-Shirt, das seine sonnengebräunte Haut und die kräftigen Armmuskeln vorteilhaft hervorhob, wie zumindest Lia Sonnberger fand, die ihren Blick von dem etwa 45-Jährigen mit dem verwegenen Schnurrbärtchen ungern löste.

Was für ein Mann! Und in der Blüte seiner Jahre. Das heißt, er war etwa so alt wie sie, die langsam verblühte, wie sie fand. Aber bei Männern war das etwas anderes. Sie hielten sich länger als Frauen, bis es urplötzlich mit ihnen bergab ging, bis sie dickbäuchige, vergessliche, quengelnde Greise wurden. Aber davon war dieses Prachtexemplar weit entfernt.

»Ich bringe Ihnen etwas zu trinken. Es wird ziemlich warm heute«, erklang die tiefe Stimme der Hausherrin. »Und ich stelle Ihnen Herrn Pinsker vor.«

»Max Pinsker«, sagte der Mann mit überraschend sanfter Stimme und wischte die Rechte an seiner Hose ab, bevor er sie zum Gruß ausstreckte.

»Herr Pinsker«, erklärte Ruth Winkler mit Donnerstimme, »wird Sie bei allen schweren Arbeiten unterstützen.« Der Mann nickte stumm und lächelte freundlich. »In der Kühltasche haben wir alkoholfreies Bier, Hollersaft und Mineralwasser zum Verdünnen. Wenn Sie etwas anderes wünschen, müssen Sie es sagen.«

»Das ist perfekt«, bedankte sich Maria Lamprechter.

»Dann überlasse ich Sie Ihrem Schicksal. Ich werde im Haus gebraucht.«

Während Ruth Winkler in großen Schritten dem Schlösschen zustrebte, über dessen Kamin eine Rauchwolke schwebte, fragte Max Pinsker, auf welche Weise er sich nützlich machen könne.

»Ich habe«, erklärte Lia Sonnberger, »beim Habringer einen Lärchenzaun bestellt, um den Bauerngarten gegen Wild zu schützen. Sie werden die Pfosten und die Latten in den nächsten Tagen liefern.«

»Bis dahin könnten wir die Pflanzen mit einem Weidezaun schützen«, schlug der Mann vor. »Ich kann einen besorgen.«

»Das wäre wunderbar, Herr Pinsker«, meinte Lia.

»Max.«

»Herr Max.«

»Max.«

»Max.«

»Willst du den Auftrag noch immer zurücklegen?«, fragte Maria Lamprechter, nachdem sich der Mann entfernt hatte, um den Weidezaun zu organisieren.

»Och, die Sache entwickelt sich besser als gedacht«, erwiderte Lia Sonnberger, verschmitzt lächelnd.

»Alles klar. Herr Pinsker hat dich betört.«

»Max«, sagte Lia und fügte hinzu: »Ein Bild von einem Mann.«

»Er ist nicht übel«, bestätigte die Chefin. »Hast du Durst?«

»Damit warten wir auf Max. Wir decken noch die Erde um die Tulpen und die Kaiserkronen mit Fasermulch ab.«

»Der macht sich immer gut.«

»Und schützt die Erde vor dem Austrocknen.«

»Und verlangsamt das Wachstum des …«

»Erdhollers.«

»Giersch. Eine Plage wie der Staudenknöterich.«

»Du sagst es.«

»Die Tulpen und Kaiserkronen geben einen Vorgeschmack auf die künftige Pracht«, sagte die Besitzerin der Gärtnerei und wischte Schweiß von ihrer Stirn.

»Im Mai ist es so weit. Mit den roten, rosaroten und weißen Pfingstrosen.« Man sah Lia Sonnberger die Begeisterung an.

»Und den gelben, wenn du willst.«

»Gelbe Pfingstrosen?«, fragte Lia.

»Von der Krim. Sie kommen dort natürlich vor.«

»Natürlich.«

»Die Akeleien nicht zu vergessen. Und nach den Eismännern setzen wir die einjährigen Sommerblumen, die Zinnien, Schmuckkörbchen, die …«

»Und legen die Zwiebeln der Gladiolen und die Knollen der Dahlien in die Erde.«

Lia Sonnberger seufzte tief auf. »Schön haben wir es hier!«

Die beiden Frauen warteten mit der Erfrischung – mit den Getränken und den dick mit Schnittlauch bedeckten Topfen- beziehungsweise Butterbroten, bis Max Pinsker den geliehenen Weidezaun aufgestellt und an die Batterie angeschlossen hatte.

Sie mussten Quentin von dem tickenden Ding fernhalten, um ihn vor einem elektrischen Schock zu bewahren.

»Einmal schadet sicher nicht«, meinte Max. »Dann merkt er es sich.«

»Sie nehmen bestimmt ein Bier, auch wenn es nur ein alkoholfreies ist«, bemerkte Maria und wollte ihm eine Flasche reichen, doch der Mann lehnte dankend ab.

»Auch im alkoholfreien Bier gibt es Reste von Alkohol, und ich habe – hatte – Probleme mit Alkohol. Also bitte die Limonade.«

»Oh«, sagten Lia und Maria im Chor.

»Ich war in der Gastronomie beschäftigt«, erklärte der Mann. »Da ist die Versuchung groß, immer wieder einen Schluck zu trinken, besonders wenn viel los ist. Bis man den Job verliert, bis die Frau sich scheiden lässt. Bis man die Tochter nur mehr alle heiligen Zeiten sehen darf.«

»Oh«, wiederholte Lia. »Aber Sie haben es geschafft, davon loszukommen.«

»So kann man es nicht sagen. Es hat Rückschläge gegeben. Und es gibt Hoffnung.«

»Dann trinken wir auf diese Hoffnung, Max«, sagte Maria und probierte von dem Getränk, das beinahe so gut war wie echtes Bier.

»Der Job hier bei den Winklers hilft mir finanziell über die Runden«, fuhr ihr Helfer fort.

»Wie sind Sie hierhergekommen?«

»Sie hat annonciert.«

»Frau Winkler.«

»Genau die. Person für alles gesucht, auch für härtere Arbeiten.«

»Ah ja. Man muss Arbeitsplätze geschlechtsneutral anbieten«, fiel Maria ein und bot dem Mann auch ein Schnittlauchbrot an. »Es gibt davon mehr als genug.«

»Und wie gefällt es Ihnen, Max?«, erkundigte sich Lia.

»Ich habe Unterkunft und Essen und bekomme etwas Lohn. Im Augenblick kann ich es mir nicht erlauben, wählerisch zu sein«, lautete die wenig enthusiastische Antwort.

»Wo hakt es?«, fragte Maria Lamprechter, die schon daran dachte, den anscheinend tüchtigen Mann abzuwerben.

»Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Aber Sie werden das selbst sehen, wenn Sie eine Zeit lang hier arbeiten. Ich bin im Moment jedenfalls froh, hier sein zu können.«

Kurz nach zwölf kam Pia Hermann mit dem Zeckenspray für Quentin, um halb zwei begaben sich die drei Frauen zum Mittagessen.

»Ach, vergessen Sie das Gemüse!«, dröhnte die Stimme Ruth Winklers auf der mit einer Markise vor dem direkten Sonnenlicht geschützten Terrasse an der Rückseite des Schlösschens. »Wer so fleißig arbeitet wie Sie, braucht etwas Kräftiges.«

»Trotzdem hätte ich gerne etwas mehr Bratkartoffeln und nur ganz, ganz wenig vom …«, wagte Lia einen Vorstoß.

»… Rinderbraten. Fiala, geben Sie Frau Sonnberger ein tüchtiges Stück Fleisch! Es ist vom Bio-Weiderind, aus unserer Gegend. Ihr Hund frisst ja auch Fleisch, also müssen Sie nicht so zimperlich sein.«

»Ein kleines Stück«, wandte sich Lia nun hilfesuchend an die tschechische Köchin, die ihr ein winziges Stück Fleisch auf den Teller legte, mit einer extra großen Portion Bratkartoffeln und Kohlsprossen.

Dankbar nickte Lia der kleinen, drahtigen Sechzigjährigen zu, die rasch in der Küche verschwand.

»Wie war’s heute in der Schule?«, erkundigte sich die Hausherrin bei ihrer Tochter, die ihr in ihrer Zartheit in keiner Weise ähnelte.

Hannah Winkler war ein verschüchtertes Geschöpf mit übergroßen dunkelbraunen Augen und beinahe weißer Haut, das Lia Sonnberger an Edvard Munchs Gemälde »Der Schrei« erinnerte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sich dieses zurückhaltende Persönchen in einer Schulklasse durchsetzen konnte.

»Wie immer«, antwortete die junge Frau mit einer hohen, kaum wahrnehmbaren Stimme.

Hannah Winkler war Lia nicht sympathisch, vor allem, weil Max Pinsker sich für dieses etwa 22-jährige Mädchen zu interessieren schien. Jedenfalls schaute er sie immer wieder an. Lia fragte sich, was er nur in ihr sah, wo doch richtige Frauen am Tisch saßen.

»Hast du ihnen mehr Hausübung aufgegeben, wie die Frau Direktor es verlangt hat?«, ließ Ruth Winkler nicht locker. Als ihre Tochter nicht antwortete, wiederholte sie ihre Frage in gesteigerter Lautstärke.

»Ich habe Kopfweh«, sagte die Tochter, erhob sich vom Tisch und verschwand im Haus.

»Sie tut sich noch schwer im Beruf. So frisch von der Pädagogischen Hochschule. Nicht einfach für ein zartes Wesen wie Hannah. Besonders die Türkenbuben. Sie wollen sich von einer Frau nichts sagen lassen. Da muss man konsequent sein, sich nicht unterkriegen lassen.«

»Ich sehe nach ihr. Sie hat kaum etwas gegessen«, sagte Max Pinsker.

»Sie bleiben, wo Sie sind! Ich habe Sie nicht als Kindermädchen engagiert«, fuhr Frau Winkler dazwischen, und der Mann gehorchte. »Und was planen Sie für den Nachmittag, meine Damen?«, wandte sie sich nun an Pia, Lia und Maria.

»Ich habe«, erklärte Pia Hermann, »Rosenkugeln mitgebracht. Mit denen markieren wir die Standorte der Rosen. Ganz nach Ihren Wünschen, Frau Winkler.«

»Da lasse ich Ihnen freie Hand. Mich interessiert das Endergebnis.«

Sie