Das Buch

Mias vierter Auftraggeber ist der Baseballspieler Mason »Mace« Murphy. Er ist ein Shootingstar, reich, höllisch sexy, und er weiß, was er will: Mia. Vertraglich ist Mia nicht verpflichtet, mit ihren Kunden ins Bett zu gehen und hält Mace knallhart auf Abstand. Auch, weil es einen anderen Kunden gab, den sie einfach nicht vergessen kann. Doch dann fügt ein Telefonanruf Mias Herz eine tiefe Wunde zu ...

Die Autorin

Audrey Carlan schreibt mit Leidenschaft heiße Unterhaltung. Ihre Romane veröffentlichte sie zunächst als Selfpublisherin und begeisterte damit eine immer größere Fangemeinde, bis der Verlag Waterhouse Press sie unter Vertrag nahm.

Ihre Serie »Calendar Girl« stürmte die Bestsellerlisten von USA Today und der New York Times und wird als das neue »Shades of Grey« gehandelt. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Kalifornien.

Homepage der Autorin: www.audreycarlan.com

AUDREY CARLAN

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April



Aus dem Amerikanischen von
Graziella Stern

Verlagsqualität Ullsteinbuchverlage

Ullstein

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ISBN 978-3-8437-1354-2


Deutsche Erstausgabe im Ullstein Taschenbuch

1. Auflage August 2016

© für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2016

© 2015 Waterhouse Press, LLC

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

The Calendar Girl – April (Waterhouse Press)

Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Titelabbildung: © FinePic®, München

E-Book: LVD GmbH, Berlin

Alle Rechte vorbehalten.

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Anita Scott Shofner

Mias Aufenthalt in Boston ist dir gewidmet, meine Liebe.

Wie Mia hast auch du vor kurzem einen Neustart gewagt.

Ich bin stolz auf dich … dass du dich für dich entschieden hast.

Ich glaube, jeder Mensch auf dieser Welt muss sich ab und zu ganz auf sich selbst besinnen.

Du bist nicht nur eine großartige Korrekturleserin, die bist du wirklich, sondern auch eine wunderbare Freundin, die mich immer unterstützt.

Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll.

Namaste, meine Freundin.

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Kapitel 1

»Hey, Herzblatt«, waren die ersten Worte aus seinem aufreizenden Mund. Zu dumm, dass mir von diesen Worten und der Art, wie er seinen Blick über meinen Körper gleiten ließ, ganz heiß wurde … das war gar nicht gut. Mason Murphy lehnte an einer Limousine. Er trug eine Fliegerbrille, hatte kupferbraunes Haar und ein selbstgefälliges Grinsen, das wahrscheinlich die Höschen all seiner Baseballfans zum Glühen brachte. Gott sei Dank hatte ich in den Monaten zuvor mit einigen Männern zu tun gehabt, die heißer als heiß waren, und war nicht sonderlich beeindruckt.

Ich reichte ihm die Hand. Er kräuselte die Lippen, schob die Sonnenbrille hoch und überraschte mich mit verblüffend grünen Augen. Sie waren dunkel wie Smaragde und genauso hübsch.

»Was, bekomm ich keinen Kuss?«

Ich runzelte die Stirn, verlagerte mein Gewicht aufs andere Bein und verschränkte die Arme. »Ist das dein Ernst? Du spinnst wohl!«

Er zuckte zurück, nahm die Sonnenbrille ab und ließ sie an einem Bügel aus dem Mund baumeln. Erneut musterte er mich von oben bis unten. »Frech. Ich mag Mädchen, die es mir nicht zu leicht machen.«

Ich schloss die Augen, dann blinzelte ich ein paarmal, um zu sehen, ob ich von dem leichten Schlafmittel, das ich im Flugzeug genommen hatte, noch träumte. Fliegen machte mich immer nervös. Aber das war nichts im Vergleich zu dem, was ich gerade fühlte. »Du bist ein richtiger Mistkerl, oder?«

Seine Pupillen weiteten sich, und wieder glitt ein Grinsen über sein unfassbar wohlgeformtes Gesicht. Hohe Wangenknochen, ein kleines Grübchen im Kinn und diese gefährlich funkelnden Augen.

Er kam ganz nah, schlang einen Arm um meinen Nacken und küsste mich auf die Schläfe. Ich musste mich echt zusammenreißen, dass ich mich nicht zu ihm umwandte und ihn … ins Gesicht schlug, natürlich.

»Nimm sofort den Arm weg, und verzieh dich! Hast du überhaupt keine Manieren?«

Mason stellte sich direkt vor mich hin und beugte sich zu mir. Er flüsterte mir ins Ohr: »Ich weiß Bescheid über dich und hab kein Problem damit. Über-überhaupt kein Problem damit. Wir werden zusammen richtig Spaß haben.«

Ich stieß ihn gegen die Brust, damit er mich nicht mehr so bedrängte. »Hör mal, Mr Murphy …«

»Mr Murphy«, sagte er spöttisch. »Ooh, das gefällt mir!«

Ich holte tief Luft und biss die Zähne zusammen. Wenn ich dabei meine Zunge erwischt hätte, wäre sie entzwei gewesen, so sehr nervte mich der Typ.

»Was ich eigentlich sagen wollte, ehe du mich unterbrochen hast, war, dass du offensichtlich eine falsche Vorstellung von mir hast. Ich bin deine Begleitung. Das bedeutet, dass ich dich zu Veranstaltungen begleite und dir dabei eine nette Gesellschaft sein werde.«

Schon wieder war er viel zu nah, packte mich an den Hüften und presste sie gegen seine. »Ich kann es gar nicht erwarten, bis es mit uns richtig nett wird!« Er rieb sein Becken an mir. Ich spürte, wie dort etwas zum Leben erwachte.

Seufzend schob ich ihn wieder von mir. »Jetzt nimm mal meine Taschen.«

Er pfiff seinen Fahrer zu sich. Ja, wirklich, er pfiff ihn her. Wie einen Hund. Genauso gut hätte er sagen können: »Komm her, braver Junge.« Ich erschauderte und löste mich aus seinem Griff.

»Keine Sorge, Herzblatt, du wirst dich schon noch dran gewöhnen.« Er tat so, als würde er einen Baseballschläger schwingen. Ich verdrehte die Augen, öffnete die Autotür und stieg ein. Er manövrierte seinen langen Körper ebenfalls in die geräumige Limousine. Dann klatschte er in die Hände. »Drink gefällig?«

Ich sah ihn an, als wäre ihm ein zweiter Kopf gewachsen. »Es ist noch nicht mal Mittag!«

Er zuckte mit den Schultern. »Irgendwo auf der Welt wird es schon so weit sein«, meinte er mit einem unverschämten Zwinkern. Mason zog eine Flasche Champagner hervor und leckte sich mit der Zunge genüsslich über die volle Unterlippe. Die Stelle zwischen meinen Beinen reagierte sofort und zog sich angenehm zusammen. Ich schüttelte den Kopf und kreuzte die Beine. Er war natürlich ein Idiot, aber ich konnte nicht leugnen, dass er sehr gut aussah. Mason Murphy war groß, über eins achtzig, und hatte einen Körper, der jede Titelseite geschmückt hätte. Was er ja auch schon oft genug getan hatte. Masons Bizeps wölbte sich herrlich, und die Muskeln seiner Schenkel spannten sich an, als er die Flasche zwischen die Beine klemmte und mit einem Plopp öffnete. Kein Schaum. Gut gemacht, das musste man ihm lassen.

»Also, Herzblatt. Lass uns ein paar Dinge klarstellen.«

Ich hob fragend die Augenbrauen. Er reichte mir ein Glas Champagner. Obwohl es gerade mal zehn Uhr morgens war, nahm ich es. Irgendwie musste ich meinen Ärger ja betäuben.

»Man hat dich hergeschickt, damit du meine Freundin spielst. Um meine Fans, meine künftigen Sponsoren und die Medien im Allgemeinen davon zu überzeugen, müssen wir zwei uns sehr schnell näherkommen. Und wenn ich dich so ansehe …« Er leckte sich wieder die Lippen, und sein Blick glitt von meinen Füßen in den Stiefeln über meine jeansbekleideten Beine und blieb an meinen Brüsten hängen. Widerling. »Ich werde jede Sekunde mit dir genießen.«

Der Typ war eine echte Herausforderung. Er war selbstgefällig, verdammt sexy, irritierend, verdammt sexy, absolut krass, verdammt sexy und vollkommen unreif. Hab ich irgendwas vergessen? Ach ja, verdammt sexy.

Mason lehnte sich im gegenüberliegenden Sitz zurück und präsentierte mir seinen Körper. Er grinste. Dann kippte er den Champagner in einem Zug hinunter. Dieser Idiot würde mich nicht übertrumpfen. Ich hob mein Glas an die Lippen und trank es ebenfalls leer. Masons Brauen hoben sich, seine Augen funkelten anerkennend.

»Eine Frau nach meinem Geschmack.« Er legte die Hand aufs Herz und verbeugte sich spöttisch.

Ich lehnte mich vor, schnappte mir die Flasche, füllte mein Glas und reckte herausfordernd das Kinn. Sofort reichte er mir seines, das ich genauso vollschenkte.

»Also, wir müssen ein paar Dinge klären.«

Seine Miene verriet, dass er einen Scherz machen wollte, aber ich unterbrach ihn sofort mit einer Handbewegung. Abwartend lehnte er sich zurück.

Ich lächelte triumphierend. Diese Runde würde ich gewinnen. »Man hat mich zwar dafür engagiert, einen Monat lang deine Freundin zu spielen. Aber ich bin nicht deine Hure.« Sein Blick verfinsterte sich. »Mit einem Klienten Sex zu haben, ist nicht Teil des Vertrags, sondern allein meine Entscheidung. Du hättest das Kleingedruckte lesen sollen, Kumpel. Denn jetzt wirst du rausfinden, wie sich ein Monat Enthaltsamkeit anfühlt.«

Ihm fiel die Kinnlade runter. Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Du machst wohl Witze?«, fragte er mit einem einfältigen Grinsen.

Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Gewöhn dich schon mal an den Gedanken. Wenn die Presse dich in dieser Zeit mit irgendeinem Flittchen erwischt, werden alle wissen, dass das mit uns«, ich deutete zwischen uns hin und her, »ein Schwindel ist, und die Hunderttausend, die du mir gezahlt hast, waren dann völlig umsonst.« Mason fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Und auf deine Sponsoren würde es auch keinen so superguten Eindruck machen, wenn du deiner hübschen neuen Freundin nicht länger als einen Tag treu sein kannst. Denk daran, mein Honorar wird auf keinen Fall zurückerstattet.«

An dieser Stelle lehnte ich mich zurück, schlug die Beine übereinander und nippte an dem Champagner. Die bitteren Bläschen tanzten auf meiner Zunge und kitzelten meine Sinne.

Mason sah mich an. Auf seiner Miene lag ein Ausdruck, den ich nicht deuten konnte. »Was schlägst du also vor, Herzblatt?« Er grinste wieder, und sein Blick glitt von meinen Beinen über meine Brüste und landete schließlich in meinem Gesicht. Seine Worte klangen freundlich, aber nicht ernst gemeint.

»Als Erstes hör auf, mich Herzblatt zu nennen.«

Er unterbrach mich, bevor ich fortfahren konnte. »Sollte ein Mann nicht einen Kosenamen für sein Mädchen haben?«

Ich presste die Lippen zusammen und überlegte. Wahrscheinlich hatte er recht. »Wenn du es vielleicht nicht so idiotisch sagen würdest.«

Mason warf den Kopf zurück und lachte. Der Klang hallte durchs Auto und hob die Stimmung. Wenn ich dieses Lachen jeden Tag hörte, würde dieser Monat vielleicht doch nicht so schlimm werden. Er leckte sich wieder die Lippen, und wieder reagierte die sensible Stelle zwischen meinen Beinen. Sie hatte noch nicht vergessen, wie gut es tat, wenn die perfekten Lippen eines Mannes über ihre zarte Haut flatterten. Ganz ruhig! Ich wollte meine Libido zügeln. Seit dem Wahnsinnssex mit Wes vor zwei Wochen brauchte ich es dringend und war unfassbar scharf. Allerdings machte ich mir keine Hoffnungen. Da mein aktueller Kunde eindeutig nicht auf der Liste möglicher Bettgefährten stand, sah es ganz so aus, als wäre ich wie er zur Enthaltsamkeit verdammt. Nicht sehr … befriedigend.

»Gut, wahrscheinlich ist das mit dem Kosenamen okay. Als Nächstes sollten wir uns etwas besser kennenlernen. Erzählst du mir was von dir?«

Mason umfasste eines seiner großen, jeansbekleideten Knie und schaute aus dem Fenster. »Es gibt nicht viel zu erzählen. Ich stamme aus einer irischen Familie. Mein Dad arbeitet als Müllfahrer, obwohl ich ihm gesagt habe, dass er für den Rest seines Lebens nichts mehr tun muss. Aber er hört nicht auf mich. Er ist zu stolz.«

»Klingt nach einem aufrechten Mann.« Anders als mein eigener Vater. Na ja, eigentlich stimmte das nicht ganz. Er hatte es versucht. Aber nachdem meine Mom uns verlassen hatte, ist er aus der Spur geraten. Von dem Schlag hat er sich nie mehr erholt. Vermutlich weiß auch niemand wirklich genau, wie man es verkraften soll, die Liebe seines Lebens zu verlieren.

Mason lächelte und zeigte dabei weiße, größtenteils gerade Zähne. Nur ein Eckzahn stand schief, was seinem Lächeln Charakter verlieh.

»Mein Dad ist der Beste, aber ein echt harter Knochen. Arbeitet zu viel. Hat er schon immer. Und er hat gut gesorgt für mich und meine Brüder.«

»Wie viele Brüder hast du?«, fragte ich. Es interessierte mich tatsächlich.

Er hielt drei Finger hoch, während er seinen Champagner schlürfte. »Meine Brüder sind alle verrückte Idioten, aber ich liebe sie.« Als er das sagte, kam sein Bostoner Akzent zum Vorschein. Akzente waren unglaublich sexy. Himmel, es würde richtig schwer werden, die Finger von ihm zu lassen, wenn er so nett war.

Seine Augen verengten sich, und das Grün wurde dunkel.

»Wird ihnen gefallen, dass ich mit einer so heißen Braut zusammen bin.« Da brach der Idiot in ihm wieder durch. Ich schüttelte den Kopf und atmete tief ein und aus.

»Also gut, drei Brüder. Jünger, älter?«

»Alle jünger. Brayden ist einundzwanzig, Connor neunzehn, und Shaun, unser Kleiner, ist siebzehn und noch in der Highschool.«

Ich beugte mich vor und stellte mein leeres Glas in die Halterung. »Wow, vier Jungs!«

Mason nickte. »Ja, Brayden arbeitet als Barkeeper und geht tagsüber ins Berufskolleg. Hat in der Highschool ein Mädchen geschwängert.« Ich zuckte zusammen. »Die Schlampe hat das Kind bei ihm gelassen und ist einfach auf und davon.« Mir blieb der Mund offen stehen. Ich schnappte nach Luft. Wie konnte eine Frau ihr eigen Fleisch und Blut verlassen? Allerdings hatte Mom uns dasselbe angetan. Trotzdem brachte es noch immer mein Blut zum Kochen, wenn ich von einem ähnlichen Fall hörte. »Deswegen wohnt Brayden mit seiner Tochter Eleanor bei Dad.«

Eleanor. »Das ist ein altmodischer Name«, bemerkte ich.

Er lächelte und blickte wehmütig aus dem Fenster.

»Sind deine Eltern getrennt?«

Er schüttelte den Kopf. »Nein, Mom ist vor zehn Jahren ganz jung gestorben. Brustkrebs. Daher gibt es nur noch uns Jungs.«

Ich beugte mich vor und legte ihm eine Hand aufs Knie. »Tut mir leid. Ich hätte nicht so neugierig sein sollen.«

Er winkte ab. »Ist lange her. Kein Problem. Connor ist an der Boston University, und Shaun hat seine Finger ständig in den Pussys von irgendwelchen Teenagern.«

Ich stöhnte auf.

»Was ist?«

»Nichts.« Ich ersparte es mir, ihn darauf hinzuweisen, wie unreif es war, wenn ein Mann in Gegenwart einer Frau das Wort »Pussy« gebrauchte, denn es war ohnehin sinnlos. »Und welche Werbeverträge und Sponsoren warten auf dich?«

***

Als wir bei seiner »Bude«, wie er es nannte, ankamen, wurden wir von einer hübschen, irgendwie verloren wirkenden jungen Frau empfangen, was mich überraschte. Ich war keine zarte Erscheinung, eher ganz normal für Anfang zwanzig. Aber diese Frau war modelhaft dünn. Sie sah aus wie eine Büro-Barbie, mit dem zum Knoten gezwirbelten goldblonden Haar, den leuchtend blauen Augen, einem pinkfarbenen Schmollmund und einem Kostüm, das ihre schlanke Figur perfekt umhüllte. Sie wirkte wohlhabend und professionell, doch der Blick, den sie Mason zuwarf, sprach eine andere Sprache.

»Äh, Mr Murphy«, flüsterte die Frau und hob schüchtern den Zeigefinger, als er an ihr vorbei ins Haus eilte. Als er sie keines Blickes würdigte, schürzte sie die Lippen.

Ich blieb auf der Treppe vor ihr stehen. Nachdem sie ihren Blick endlich von Masons Hintern gelöst hatte, zuckten ihre Augen zu mir. »Hey, du Rüpel, die hübsche Blonde wollte dir was sagen«, rief ich Mason hinterher, während ich sie beobachtete. »Außerdem hast du mein Gepäck vergessen.« Ich schüttelte missbilligend den Kopf und murmelte: »Arschloch«.

»Wie bitte?« Sie neigte sich ein Stück zu mir.

Ich streckte ihr die Hand entgegen. »Mia Saunders, ich bin Masons Freundin.«

Die blonde Frau schloss die Augen und holte tief Luft, wie um sich gegen etwas zu wappnen. »Ich weiß, wer Sie sind, Mia. Es war unser Vorschlag, Sie zu engagieren. Ich bin Rachel Denton, seine PR-Beauftragte. Mein Job ist es, mit Ihnen beiden zusammenzuarbeiten, um die Öffentlichkeit zu täuschen. Normalerweise würde das seine Presseagentin übernehmen, aber ich habe meine Unterstützung angeboten.« Sie biss sich auf die Lippen und wandte den Blick ab.

»Na schön, dann werden wir das Ganze wohl gemeinsam durchstehen müssen. Ziemlich verrückt, der Typ!«, sagte ich lachend, als Mason in der Tür auftauchte.

»Hast du dich verlaufen, Herzblatt?« Seine Augen lächelten, aber seine Stimme war rau. Ich verdrehte die Augen, packte Rachel an der Schulter und schob sie neben mich.

Erst jetzt schien Mason sie zu bemerken, was hieß, dass er sie von oben bis unten musterte … zweimal. »Rachel, was machst du denn hier? Ich dachte, das wäre Vals Job?«

Sie schüttelte den Kopf und wurde feuerrot. Interessant. »Nein, Val ist total im Stress wegen der Verhandlungen mit den Sponsoren und der Interviews, die sie organisieren muss. Daher habe ich mich angeboten«, verkündete sie, während er sie mit Blicken auszog.

»Ich kann nicht behaupten, dass Val mir fehlen wird«, sagte er und klang dabei weder herablassend noch ekelhaft. Auch interessant. Rachel kicherte, ja, sie kicherte. Sein Blick schien weich zu werden, als er ihr ins Gesicht sah. Dann hielt er uns beiden die Tür auf.

»Hey, Faulpelz, mein Gepäck?« Ich wies zum Wagen hinüber.

»Ach, richtig.« Er blieb stehen, schaute Rachel an, trat zurück, stieß mit der Tür zusammen, die am Zufallen war, und grinste. »Ich, äh, hol noch eben die Taschen.«

Ich beobachtete genau, wie unbeholfen der über-selbstbewusste Frauenheld und Knallkopf in Gegenwart seiner PR-Tante wurde. Sie selbst verbarg ihr Interesse auch nicht besser. Rachels Wangen waren rosig, und sie biss sich ständig auf die Unterlippe.

Ich zeigte mit dem Daumen über die Schulter. »Sind Sie verliebt in ihn?«, fragte ich.

Sie nickte stumm, dann riss sie plötzlich die Augen auf. »Aber nein! Was meinten Sie? Äh, Sie müssen einen ganz falschen Eindruck bekommen haben. Meine Beziehung zu Mr Murphy ist rein beruflich.« Sie beendete ihre Rede, indem sie die Arme verschränkte und heftig auf ihrer Lippe herumkaute.

Prustend ging ich ins Haus. Ich konnte mein Lachen nicht verbergen. »Wie Sie meinen.« Ich würde später noch mal nachhaken, nur so zum Spaß. Wenn ich bei diesem Job schon keinen Sex hatte, wollte ich mich wenigstens amüsieren.

Mason ließ die Taschen in der Eingangshalle fallen und schob uns ins Wohnzimmer. Der Raum war groß und rechteckig, typisch für ein klassisches Bostoner Sandsteinhaus mit mehreren Stockwerken nach oben und wahrscheinlich einem nach unten. Ich freute mich bereits auf die große Besichtigungstour.

In der Mitte des Wohnzimmers stand eine mehrteilige schwarze Ledercouch. Ihr gegenüber hing ein riesiger Flachbildschirm an der Wand. Überall entdeckte ich Baseball-Devotionalien. Gerahmte Trikots schmückten die Wand, und eine ganze Reihe signierter Bälle lag auf dem Kaminsims. Jeder Ball war durch einen eigenen Glassturz oder eine Plastikbox geschützt. Offensichtlich sorgte er sich um die Dinge, die er liebte. Vielleicht hatte Mason Murphy ja auch noch eine andere Seite. Wenn ich schon einen Monat als seine angebliche Freundin verbringen musste, hoffte ich dringend, dass dem so war.

»Also, Rach, was machst du hier?« Während er mit ihr sprach, hatte er ihr den Körper völlig zugewandt, was nicht zwingend nötig gewesen wäre. Er redete sie mit einem Spitznamen an. Wenn Leute das taten, waren sie entweder gut bekannt oder hatten etwas miteinander.

Sie überkreuzte die Beine, wodurch ihr Rock an den Schenkeln nach oben glitt, und Mason konzentrierte sich ganz auf die Bewegung dieses kleinen Stück Stoffs. Ich kicherte, aber niemand hörte mich oder registrierte auch nur, dass ich im selben Raum war.