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Auf der Suche nach dem »Apfel« – bis zum fernen Himalaya. Gasherbrum und Broad Peak, Sieben- und Achttausender (von Osten; Sinkiang)

Vorwort

Die Frage galt Chris Bonington. Die Veranstalter eines Bergfilmfestivals in Salzburg wollten wissen, wie viele Dias der von der britischen Königin wegen seiner Leistungen geadelte Alpinist denn mitgebracht habe und wie lange – in etwa – sein Vortrag dauern werde. »Dreiundzwanzig Dias«, lautete die gleichermaßen trockene wie zunächst ernüchternde Antwort, und es werde wohl eineinhalb Stunden dauern, bis er fertig sei, sagte Bonington.

Eineinhalb Stunden Vortrag mit 23 Dias! Kein Mensch konnte sich das in dem Moment vorstellen. Man setzte Bonington davon in Kenntnis, daß Kurt Diemberger, österreichisches Urgestein mit Hauptadresse in Bologna, als Übersetzer helfen werde. Eine Stunde später stand Bonington auf der Bühne, und Diemberger saß mit einem weiteren Mikrophon hinten im Saal bei den Projektoren. Nach weiteren vier Stunden standen mehr als 400 Menschen voller Begeisterung und Respekt von ihren Stühlen auf und applaudierten.

Wahrscheinlich war dies der längste professionelle Diavortrag, der jemals mit nur gut 20 Dias gehalten worden ist. Wenn Chris Bonington einen Satz aus seinem überbordenden Bergsteigerleben erzählte, übersetzte Kurt Diemberger vier Sätze. Das dehnte die Veranstaltung zwar enorm aus und trug zur allgemeinen Erheiterung bei, nahm ihr aber nichts an Spannung und Überraschungseffekten, und am meisten Freude hatten all jene, die Bonington auch ohne Dolmetscher schon verstanden. Am Ende standen zwei lebende Legenden nebeneinander auf der Bühne und umarmten einander.

Diese Episode habe ich hier so ausführlich erwähnt, um ein klein wenig dazu beizutragen, den Menschen Kurt Diemberger zu beschreiben. Er ist ein Reisender zwischen den Welten, ein Tausendsassa, der anpackt, wo es wert ist anzupacken, einer, der weiß, was er geleistet hat, und sich doch seine Bescheidenheit immer bewahren konnte. Und er ist einer der schillerndsten Alpinisten unserer Zeit.

Seit ich Gipfel und Gefährten gelesen habe, verfolge ich den Weg von Kurt Diemberger voll Interesse. Dieses Buch war ein entscheidender Impuls für die Schritte, die ich später selbst setzte. Manchmal hat es mich fast ein wenig neidisch gemacht, wie er seinen Pioniergeist noch ausleben konnte. Wo wir heute oft auf ausgetrampelten Pfaden wandeln, war er nicht selten der erste, wo wir hinwollten, da kam er schon lange her. Vier Jahrzehnte Aufbruchstimmung, vier Jahrzehnte suchen und finden, gewinnen und verlieren, Fels und Eis, Ost- und Westalpen, Himalaya und Karakorum, Abenteuer auf der ganzen Welt.

1956 die berühmte Schaumrolle an der Königsspitze des Ortler, 1957 Erstbesteigung des Broad Peak im Westalpenstil, drei Jahre später Erstbesteigung des Dhaulagiri in Nepal. Heute ist Kurt der einzige lebende Bergsteiger, der zwei Erstbesteigungen von Achttausendern in seinem Tourenbuch stehen hat. Später dann, 1978, der Mount Everest und 1986 schließlich der K2. Dort verlor er nach dem Gipfelgang in einem grausamen, nicht enden wollenden Höhensturm seine großartige Partnerin Julie Tullis. In diesen Stunden starben im Toben der Elemente noch vier weitere Bergsteiger. Traumatische Ereignisse. Wie schon 1957, als er nach dem Erfolg am Broad Peak mit Hermann Buhl dem Gipfel der Chogolisa entgegenstrebte und Buhl plötzlich im Nichts verschwand.

Kurt Diemberger ist nicht nur Bergsteiger, er ist auch Kameramann der Achttausender. Vier Filme am Everest, drei am K2. Nur wer sich jemals in der Todeszone aufgehalten hat, weiß, was es bedeutet, sich dort oben nicht nur zu bewegen, sondern auch noch zu filmen. Die Bergdörfer des Himalaya und des Karakorum, Salzburg, Bologna – der Weltbürger Diemberger ist überall daheim. Am Makalu kletterte er mit dem Sherpa Nawang Tenzing, am Gasherbrum II mit Fayazz Hussain, am Tirich Mir mit dem Japaner Masaaki Kondo, und mit dem großen Franzosen Pierre Mazeaud stand er auf dem Everest. Die großen Berge verbinden.

Nun hat sich Kurt Diemberger wieder einmal auf eine Reise in die Vergangenheit aufgemacht und niedergeschrieben, was ihm Herz und Verstand in all den Jahren gefüllt hat. Daß er Mühe hatte, sich im Zaum zu halten, wundert mich nicht. Vom Kristallsucher zum Extrembergsteiger, vom Handelsschullehrer zum Kameramann, vom Salzburger Untersberg auf den Everest. Beim Alpinismus-Kongreß in Innsbruck haben sie ihn im Herbst 2002 als »Living Legend LIVE« angekündigt. Das war gewiß nicht zuviel der Ehre.

Hans Kammerlander

Einleitung: Der Zauber des Ungewissen

Wenn jemand mit dem Boot durch die Fjorde Grönlands zieht oder mit dem Hundeschlitten übers Eis, wenn man versucht, über unbekannte Sättel andere Täler zu erreichen oder über sperrende Eiswälle vorwärtszukommen, wenn jemand versucht, durch das Labyrinth hunderter spitzer Gestalten aus Eis in der Bergwüste das Ende eines Tals zu erreichen, auch wenn er versucht, mit der Kamera das Leben eines Volksstammes in der Tiefe des Urwalds einzufangen oder bei Menschen zu sein, die in 8000 Meter Höhe an der Grenze ihres Seins vermutlich anders denken als auf Meeresniveau, wenn er versucht, das alles festzuhalten, so steht er immer vor der großen Ungewißheit des Gelingens, der Faszination der Entdeckung und der Möglichkeit des Scheiterns. Auch ein Künstler kann mit einem falschen Schlag eine Skulptur ruinieren. Aber kann es denn unser höchstes Ziel sein, so als wären wir ferngesteuert, irrtumslos das zu erreichen, wovon wir träumen?

Das müßte furchtbar langweilig sein, und die Träume würden uns schnell vergehen.

Gelobt sei das Leben, in dem wir nicht wissen, ob etwas gelingt! Über dem das grönländische Wort »Imaka« steht. Es bedeutet »vielleicht« … Ungewiß und unbekannt.

Ein seltsames Gebilde, ein Ungetüm aus Eis und Schnee hat einst über mein Leben entschieden. Oder auch ich selbst, weil ich es »anging«. Weil ich wissen wollte, wie es beschaffen war und ob ich es bewältigen konnte. Weil ich »es«, kurz gesagt, einfach wissen wollte. So unsinnig das auch erscheinen mag; ich war ihm erlegen, dem Zauber des Ungewissen, wie so oft in meinem Leben …

Es gibt dafür keinen objektiven Maßstab – nicht einmal die Höhe eines Achttausenders, auch nicht die des Everest. Ich fühlte das deutlich, als ich auf dem Gipfel des Gasherbrum II stand, meines fünften – da war keine Begeisterung mehr, die Luft war raus aus dem 8000er-Segel. Es mußte etwas anderes her! Und ich blickte hinab in die Bergwüste, die in der Tiefe direkt vor meinen Füßen lag … dort war »es« – unbekannt und ungewiß, dasselbe, was in der Riesenrolle aus Eis und Schnee »drin« war, die am Gipfel der Königsspitze hing. Etwas Unerklärbares, das auch mancher große Gipfel hat – wie der K2, der riesige Kristall, der Julie und mich völlig in seinen Bann zog. Es muß keine extreme Herausforderung sein – wer so wie ich immer wieder mit den Einheimischen gelebt hat, will an diese Plätze zurück. Aber auch die menschenleere Bergwüste des Shaksgam in Sinkiang mit ihren geheimnisvollen Winkeln und mächtigen Gletschern, mit ihren Prozessionen tausender Eistürme hat mich nicht weniger gerufen.

Der Zauber des Ungewissen. Ihm war und bin ich noch immer auf der Spur.

Kurt Diemberger

Im Atem der Zeit – 6000 Meter in 24 Stunden

Ein Kristall, der Mond und die Matterhornnordwand

»Sind wir verrückt geworden? Sind wir unter die Rekordler gegangen? Nein – es lockt und prickelt einfach, zu wissen, ob wir das aushalten können … das Obergabelhorn samt seiner kristallenen, schwer zugänglichen Nordwand aus dem Tal zu bewältigen, gewissermaßen im Urzustand, als ob es keine Hütten gäbe.« Generalprobe für die Matterhornnordwand? Ein Text von mir aus der Vergangenheit, der ebenso gut in die Gegenwart passen könnte.

In Form sind wir ja, der Wolfi Stefan aus Wien und ich: Wir haben gerade als Seilschaft die 1200 Meter hohe Nordwand der Dent d’Hérens in acht Stunden durchstiegen. Herrlich, der Eiskamin! Prunkstück und Schlüsselstelle der Welzenbachführe. (Wahrhaftig, nicht ohne Grund hat man Willo Welzenbach als »Eismeister« bezeichnet … wir bemerken es noch öfter: Sein Name bürgt für Qualität; seine Anstiege haben Format, sie gehören zu den »wilden« Wegen in den Alpen!) Im vierten und fünften Westalpensommer sind nun Wolfi und ich – ein Gespann, bei dem jeder sich auf den anderen hundertprozentig verlassen kann – in den Bereich der Eiswände vorgedrungen, haben uns an das neue, kristallene Element gewöhnt: Wolfi und ich führen abwechselnd, einmal ist er voraus, einmal ich. Das spart Zeit und Standplätze … dennoch sichern wir immer! Vielleicht sind wir deshalb heute, wo ich dies schreibe, noch beide am Leben. Ein »Sicherheitsfanatiker« – das war ich aber schon, ehe ich meinen Gefährten kannte, in einer Zeit, als ich noch in Begleitung anderer mit Großvaters Fahrrad in die Westalpen aufbrach: Nur um ein Haar entgingen drei Jahre früher meine Freunde und ich bei unserer »Expedition zum Matterhorn« dem tragischen Geschick der Erstbesteiger: »Alles ist gut gegangen, sogar der Zwischenfall auf dem steilen Gipfeldach, als Erich plötzlich mit einem Steigeisenzacken hängenblieb und gleich darauf nach einem Überschlag auf meinen Schultern saß. Starr vor Schreck blickten wir in den Abgrund der Nordwand. Ich hatte Gott sei Dank eine Selbstsicherung«, erzählt mein Tagebuch.

Glück gehabt! So könnte man heute ja auch sagen. Und: Rechtzeitig aufhören, ehe es zu spät ist! Aber: Mit dem Bergsteigen, dem »herrlichsten Unsinn der Welt«, wie es genannt wird, aufhören? Unmöglich. Ob Fels oder Eis oder beides kombiniert: Immer wieder lockt dich am Berg das Spiel mit der Ungewissheit, ihre Bewältigung, der Reiz, die richtige Entscheidung zu treffen, vielleicht auch etwas Neues zu probieren, die eigene Technik zu verbessern – nein, es ist nicht allein der Entdeckertrieb, der dich aufbrechen läßt. Schon auf dem Weg zur Riesenwand der Dent d’Hérens blickten Wolfi und ich mit unverhülltem Wunschdenken in eine der größten Alpenwände: in die Matterhornnordwand.

Die war keineswegs unbekannt – aber ob es uns gelingen würde, diese gewaltige, 1200 Meter hohe Fels- und Eiswand zu durchsteigen, das war höchst ungewiß! Denn daß so etwas nicht allein davon abhing, ihre beachtlichen Schwierigkeiten zu meistern, das sollten Wolfi und ich bald zu spüren bekommen …

Es gab jahrelange Versuche auch bester Eis- und Felsgeher, wie etwa des inzwischen grauhaarigen Alfred Horeschowsky, der für Wolfi und mich je eins seiner berühmten Eisbeile geschmiedet hatte. Aber auch er mußte mit seinem Gefährten Franz Piekielko 1923 hoch oben in einem wilden Couloir der Nordwand unterhalb der Schulter aufgeben. Erst im Juli 1931 gelang es schließlich den Brüdern Franz und Toni Schmid, in zwei Tagen mit einem Biwak erstmals die legendäre Wand zu durchsteigen. Für Wolfi und mich war es gewiss eine Herausforderung, ihren Schritten zu folgen, und – jugendlicher Übermut – vielleicht könnten wir sogar in einem einzigen Tag, ohne Biwak durchkommen? Das zu erzählen wäre jedoch nur die Hälfte meiner Geschichte. Für mich gab es nämlich noch eine andere Wand, versteckt, entlegen – die des Obergabelhorns! Sie war bei weitem nicht so hoch wie die des Matterhorns und doch … auf die wollte ich keinesfalls verzichten. Warum nur?

Manche sagen: Der Kurt hat eine Schwäche für Nordwände. Da haben sie recht. Doch was ist der Grund? Ganz genau weiß ich es selbst nicht, das offenbart sich mir nur so nach und nach, Wand um Wand – wie der Charakter eines Berges oder die Schönheit eines Kristalls in einer versteckten Kluft. Und ich habe ja als Kristallsucher mit dem Bergsteigen begonnen! Diese Wände können gleißend und strahlend sein – weil sich das Eis darin hält, weil die Sonne sie, wenn überhaupt, nur für kurze Zeit erreicht, für Augenblicke, in denen sie ihre ganze Schönheit zeigen, wie entrückte, in lichtlosen Winkeln ruhende Kristalle. Oder sie sind dunkel, drohend, steil, bedrückend wie die riesige Eigernordwand, einer unheimlichen Schüssel gleich, an den Himmel gelehnt, durch die der Steinschlag tobt und deren kompakter Fels dem Eis nur an wenigen Stellen Halt bietet. Und dennoch, wenn du darunterstehst und den Wolken nachblickst, die in ihr langsam emporziehen, gipfelwärts … da ist sie unwiderstehlich. Warum? Darauf gibt es keine Antwort. Sie sind ganz verschieden, diese Nordwände – so unterschiedlich wie Persönlichkeiten, die uns anziehen oder abweisen. Dabei ist jede Wand wieder nur ein veränderlicher Gesichtszug des Berges, jener unergründlichen Gestalten, denen wir uns immer wieder nähern. Ist es eigentlich ein Wunder, daß man ihnen verfällt?

Das Matterhorn, 4478 Meter hoch: Als »herrlichen Steinhaufen« hat Gaston Rebuffat es bezeichnet – denn sein Fels hat solch unbeschreiblichen Schwung, daß er der Schwerkraft spottend dem Berg seine einmalige Gestalt verleiht. Bis auf ein Drittel der Höhe zieht in der Nordwand ein steiles Eisfeld empor … und Wolfi und ich, wir wissen beide: Dort heißt es schnell sein, wegen Stein- und Eisschlag, sobald die Strahlen der Morgensonne schräg in die Wand fallen … Und weiter oben? In der Riesenverschneidung, im Bereich dachziegelartiger Felsen, vermischt mit Schnee, verkittet mit grauem Eis; dort werden wir wohl langsamer sein. Vielleicht geht dann im Fels der Wolfi voraus und ich im Eis? Wahrscheinlich, denn jeder von uns hat seinen Spitzenbereich, wo er schneller ist.

Noch habe ich nicht von Wolfi selbst gesprochen – er ist mein »Partner«, wie das in der Bergsteigersprache so heißt, aber wir sind Freunde seit Jahren. Wir verstehen uns, so unterschiedlich wir auch sein mögen – beide sind wir zielbewußt, doch Wolfi ist schon rein äußerlich eine leichtgewichtige Erscheinung, eher schmächtig, aber unglaublich zäh, ein »Draufgänger« voll Überlegung, oft mit kritischem, nachdenklichem Blick seiner blauen Augen unter dem dunklen Haarschopf. Er sieht die Dinge rational, anders als ich, der ich glaube, sowohl Träumer als auch Realist zu sein. Bedürfnislos, wie Wolfi ist, erscheint er mir manchmal als reiner Asket, und doch haben wir kaum je Probleme, denn wir nehmen Rücksicht aufeinander. Fast symbolisch dafür hier ein Beispiel unserer »Sportler-Diät«: So wie ich liebt Wolfi am Berg Haferflocken und Speck, aber ein Glas Milch dazu, das wäre ihm ein Greuel. Fast immer aber, wenn wir auf eine Alm kommen, gibt es die, werden wir hungrige Bergvagabunden bewirtet – ein Stück Brot und natürlich Milch! Wolfi blickt mich dann jedesmal bedeutungsvoll oder verzweifelt an, und während der edle Geber sich umdreht … ruck, zuck!, schon hab’ ich Wolfis Glas geleert und beide vertauscht – mit einer Unschuldsmiene, die eines Charlie Chaplin würdig gewesen wäre. Heute, wo ich in einer Weingegend lebe, kann ich meine kräftige Silhouette unmöglich dem einstigen Überfluß an Milch zuschreiben – es muß wohl Veranlagung sein. Wolfi hingegen hat seine asketische Figur behalten, und im Kopf sind wir einander immer noch so verbunden wie damals. Wie sehr wir uns in mannigfacher Weise ergänzten, wird der Verlauf dieses Kapitels zeigen.

… Wir sitzen in der Hörnlihütte und feilen unsere Steigeisen: ganz scharf, für die Nordwand. Der alte Kronigk zwinkert uns zu, er, der Hüttenwirt, kennt uns ja schon von früher her und hat erraten, was wir vorhaben. Doch dann wiegt er den Kopf: das Wetter! Draußen scheint die Sonne. Wir feilen weiter. Wolfi ist gerade von einem Alleingang über den Zmuttgrat zurück und hat aus nächster Nähe in die Wand hineingeschaut. Die Verhältnisse sind gut. Ich habe extra noch einen Tag zugewartet, um mich ganz auf diese Unternehmung zu konzentrieren. Diesmal muß es klappen!

Mitternacht: Es stürmt und schneit. Unglaubliche Mengen Schnee, alles ist weiß! Und der laue Sturm kommt von Südwesten. Derzeit ist hier nichts zu machen; wir steigen ab. Eine Zwangspause … Und jetzt? Was nun?

Die Vollmondidee

»Sind wir verrückt geworden? Sind wir unter die Rekordler gegangen? Nein – es lockt und prickelt einfach, zu wissen, ob wir das aushalten können … das Obergabelhorn samt seiner kristallenen, schwer zugänglichen Nordwand vom Tal aus zu bewältigen …«

Die Idee stammte von Wolfi, das »kristallene« Ziel von mir.

6000 Meter ohne Unterbrechung: vom Zeltplatz vor Steinauers Stadel in Winkelmatten bei Zermatt bis auf den Gipfel des 4063 Meter hohen Obergabelhorns und wieder zurück zum Zelt. Dazwischen diverse Auf- und Abstiege und natürlich die rund fünfhundert Meter hohe schimmernde Nordwand des Viertausenders.

Ein »Kristall im Dauerlauf«? So mag sich der heute an einander überbietende Rekorde gewohnte Leser fragen. Keineswegs … unsere Unternehmung hatte mit den inzwischen in Mode gekommenen Speedrennen auf bekannten, manchmal sogar vorher einstudierten Routen an Steilwänden nichts zu tun, bei denen als einziges Fragezeichen der Zeitfaktor übriggeblieben ist! Wolfis und meine Idee brachte einen echten Aufbruch ins Ungewisse, denn einerseits durften wir, praktisch gesehen, kaum stehenbleiben, andererseits mußten wir den Zugang zur Wand erst selbst herausfinden, wußten nicht einmal, inwieweit der Schneefall, der uns vom Matterhorn vertrieben hatte, die Verhältnisse in der versteckten Nordwand des Obergabelhorns beeinflußt hatte. Die war zwar zum Unterschied zu der des Matterhorns, wo Fels und Eis kombiniert die Oberfläche bilden, eine reine Eiswand – eine kompakte, eigenartige Kristallfläche –, doch auch in der konnte ein plötzlicher Schneefall dramatische Folgen haben.

Aber wieso wollte ich überhaupt in diese Wand hinein?

Drei Wochen vor Wolfis Eintreffen hatte ich sie vom Zinalrothorn aus entdeckt – sie war so schön, daß ich sie unbedingt aus der Nähe sehen wollte. Bereits am nächsten Tag, beim Aufstieg über einen Wächtengrat zur Spitze des Obergabelhorns, ging ich an ihrem Rand entlang und blickte in sie hinein: »Unglaublich schön, erst vor Tagen entdeckt!«, schrieb ich daraufhin ins Tourenbuch. »Wie ein riesiger weißer Fächer, den eine unsichtbare Hand aus der Tiefe dem Licht des Tages entgegenstreckt; sie ist etwas nach innen gewölbt, und durch diesen Hohlraum ziehen hunderte von Rippen und Rillen empor zur Spitze und zu den Graten des Viertausenders – wie ein Gewebe, wie ein seltsamer Vorhang aus Eis. Da drin möcht’ ich sein … es ist bestimmt großartig und wunderbar, durch ihn höherzusteigen!«

Das waren meine Gedanken – vielleicht begreiflich, wenn man bedenkt, daß mir als junger Bursch in meiner Kristallsucherzeit in den Hohen Tauern das unerklärliche Licht in den Kristallen bereits den Berg selbst symbolisierte. »Der Kurt hat wieder einmal einen seiner besonderen Einfälle«, mag der Wolfi gedacht haben, als ich ihm den Vorschlag machte, diesen »kristallenen Fächer« zu durchsteigen. (»Jetzt, wo wir auf die Matterhornnordwand warten? Das Obergabelhorn? Drei Tage Zeitverlust, wenn wir für seine entlegene Wand hinüber ins Nachbartal müssen!«) Aber Wolfi ist ja ein verständnisvoller Gefährte, außerdem denkt er rational – und noch am selben Tag kam er mit einem eigenen Vorschlag daher, der mich, den eher Bedächtigen, einigermaßen verblüffte. »Das Obergabelhorn?«, sagte er, während gleichzeitig in seinen Augen die mir vertraute Unternehmungslust aufblitzte: »Einverstanden – aber wir probieren es von hier aus über den Hauptkamm hinweg, in 24 Stunden! Wir haben doch fast Vollmond!«

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1 »Ich habe eine Schwäche für Nordwände …« Kurt, von Wolfgang Stefan fotografiert, bei der Traversierung des »Kristalls« (Obergabelhorn).

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2 »Klein und verloren in den Dimensionen der Matterhornnordwand! Ich bin glücklich …« (Kurt im großen Eisfeld).

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3 Matterhorn, Obergabelhorn und Dent d’Hérens im Nordwandparadies des Wallis – in der Mitte der »Kristall«.

Obwohl Wolfis Idee, wenn sie funktionierte, uns durch Nacht und Tag unter Einschluß der seltsamen Nordwand bis auf den Gipfel des Viertausenders und wieder herab leiten würde, erschien mir sein Plan im ersten Augenblick wirklich eine »Vollmondidee«. Wenn wir uns auf sein Licht verließen, gingen wir da nicht eine Art »Wette« mit dem kreisenden Begleiter der Erde ein? Besser gesagt, mit seinem Auf- und Untergang, während die Erde einmal um ihre Achse rotierte? Gewiss, bei rund 6000 Metern Höhenunterschied bedeutete der originelle Marathon auf jeden Fall eine Generalprobe fürs Matterhorn, wie Wolfi es wohl insgeheim sah. Doch dann fühlte auch ich das Prickeln dieser Herausforderung, nicht nur wegen der faszinierenden Kristallwand. Kurt, sagte ich mir – das wird ein Spitzenerlebnis … ob so oder so, ob’s nun gelingt oder nicht.

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Empor zur Finch-Terrasse auf die »harte Tour«…Wolfi im Eiskamin der Dent d’Hérens-Nordwand. Der Name Welzenbach bürgt für Qualität!

Ob so oder so? Die plötzliche Wetterbesserung nach dem Rückzug vom Matterhorn – wie lange hält sie? – war nicht weniger schuld an dem raschen Entschluß als der Mond selbst. Der strahlte so unverschämt friedlich über das weite Tal von Zermatt, daß man einfach nicht sitzenbleiben konnte. »Am besten noch heute Nacht aufbrechen!«, meint Wolfi, und wir sind uns einig: Nur jetzt keine Zeit verlieren! Wolfis knappe Tourenbuchnotiz, wie immer im Zeitraffer, sagt alles: »Ich habe nicht sehr viel geschlafen, wir ziehen bei Vollmond durch das schlafende Zermatt …«

Ganz so schnell ging’s nicht, trotz großer Eile wegen des plötzlichen Entschlusses. Während wir noch vor unserem Zelt in Winkelmatten beim Packen sind, strahlt freundlich dieser volle Mond herab, vergoldet mit seinem weichen, verführerischen Licht alle verrückten Ideen, läßt selbst den ausgefallensten Plan durchaus akzeptabel erscheinen. Das Gestirn wird Wolfi und mich in den ersten Stunden des Aufstiegs mit seinem Licht begleiten und, wenn die Rechnung stimmt, auch wieder beim nächtlichen Abstieg zurück zum Zelt. Wir sind voll gespannter Erwartung, ob sich das ausgeht … Ja, auf ein Wettrennen mit dem Mond durften wir es dabei freilich nicht ankommen lassen, aber jetzt war er da, war es ein Gebot der uns bevorstehenden Nachtstunden, seinen Schein als Hilfe zu haben, hatten wir doch gemeinsam nur eine Taschenlampe und meine alte Kerzenlaterne, ein liebes Erbstück aus Großvaters Zeiten – die wir aber beim hastigen Packen in Anbetracht des Vollmonds doch lieber unten ließen. Was fehlt noch? Der Biwaksack – auf alle Fälle; fünf Eishaken, die Steigeisen, das Sackerl mit den gerösteten Haferflocken (unser Kraftfutter), ein Stück Speck … und selbstverständlich unsere beiden »Horesch«-Eisbeile, das Universalwerkzeug für die Westalpen. Schnell noch die Augen zugemacht, ein Stündchen Halbschlaf im Zelt, es kann losgehen!

*

1 Uhr nachts: Wir schließen den Zelteingang, verlassen Winkelmatten. Mondlicht – Silhouetten von Hütten: das stille Zermatt. Zwischen dunklen Stämmen, vorbei an den Bänken des Fremdenverkehrsverbands, vorbei an den schlafenden, eingezäunten Steinböcken, steigen wir in die Nacht hinauf. »Wir können die Bildung von Talnebel beobachten«, wird mein Gefährte über die nächsten vier Stunden schreiben – doch inzwischen war auch er im Kopf bei dem, was dieser Tag noch bringen sollte … er geht gleichmäßig und schnell, meiner Meinung nach zu schnell für 24 Stunden. »Noch wissen wir nicht, wie wir den Wandfuß erreichen!«, erwidert er, als ich ihn einmal darauf aufmerksam mache. Ein berechtigter Einwand. Ja, ich erinnere mich: Während ich beim ersten Kennenlernen des Berges den seltsamen »Kristall« vom Grat aus in immer neuem Winkel studierte, wurde mir auch klar, daß es möglicherweise ein Problem sein könnte, seine Basis zu erreichen: Da unten sperrten wilde Brüche, zerklüftete Barrieren aus Eis den Zustieg! Später erfuhr ich: Es gab tatsächlich nur eine Handvoll Begehungen dieser Wand, und jeder der Durchsteiger hatte eine andere Lösung finden müssen, um überhaupt in sie hineinzukommen – eine Seilschaft war sogar vom Gipfel des Viertausenders einen ganzen Grat hinabgestiegen, um den Wandfuß zu erreichen! Vielleicht ist das der Grund für Wolfis Tempo … eine Zeitreserve. Ich hingegen bin trotz der Fragezeichen dieses Tages einfach zuversichtlich: Der Karte nach müßten wir den Kamm des Gebirges über einen hohen Sattel im Gletscherbereich queren können – beim Triftjoch, mehr als 3500 Meter hoch. Dem streben wir ja entgegen. Der Zustieg zur »Kristallwand« von dort aus liegt für uns zwar in jeder Hinsicht noch gänzlich im Dunkel – aber irgendwie werden wir doch einen Weg finden! Das mag freilich ein weiteres Abenteuer werden, doch ich habe ein gutes Gefühl. Mittlerweile ist auch Wolfi langsamer geworden, vielleicht denkt er daran, wie weit es noch ist.

Die Nacht ist hell, man hört keinen Laut, nur ein Singen in den Ohren … man spürt den Atem, und ganz selten ist da ein Lufthauch, der die Zweige eines der letzten Bäume bewegt, schließlich folgen Almböden, immer weiter, immer höher hinauf, dann Moränengelände … wir mögen bald auf 3000 Meter sein.

Einmal kommt mir dabei Herbert Tichy, der große Erdenwanderer, in den Sinn, der mir von Pasang Dawa Lama erzählte, der von seinem Heimatdorf in kurzer Zeit viele Kilometer zurücklegte, um mit ihm und Sepp Jöchler noch zum Gipfel des Cho Oyu aufzusteigen. Es hängt bei hohen und weiten Wegen so viel vom Rhythmus des Atmens und der Fortbewegung ab … sogar noch auf 8000 Meter, wo ich fünf Jahre nach diesem »Marathon« im Wallis zu meinem Sherpagefährten Nawang Dorje auf dem Weg zum Gipfel des Dhaulagiri sagte: »We go slow now, very slow.« Wir gingen ohne Sauerstoffgerät und hätten bei dieser gleichmäßigen Gangart ohne anzuhalten auch als Erste auf dem Gipfel stehen können – aber wir taten es nicht, wir waren ein Team, von den vielen Wochen im Sturm zusammengeschmiedet. Der 13. Mai 1960 war und blieb für uns alle ein Tag des Glücks.

Und Wolfi? Mein Gefährte auf dem weiten Weg zur Spitze des Obergabelhorns? Der uns nicht weniger an die Grenze des Erreichbaren führte – fast hätte ich ihn jetzt im jahrelangen Gewoge der Zeit vergessen. Doch mein Freund stieg unerschütterlich höher, manchmal schnell, manchmal langsam, so wie ich, eingesponnen in Gedanken. Aber nicht immer. »Können die Bildung von Talnebel beobachten«, vermerkte er – wie ich bereits erwähnte – lakonisch in seinem Tourenbuch über unseren Aufstieg von Zermatt. Wolfi ist kein Freund vieler Worte, doch was er niederschreibt, das stimmt. Erst dank seiner Eintragung erinnere ich mich jetzt an den unter uns im Mondlicht schimmernden und langsam emporwachsenden See, der allmählich, während wir höher stiegen, das weite Tal ausfüllte, aber »zu viel nachgedacht« ist alles, was ich hinzufügen könnte, denn der schimmernde See war für mich in diesem Augenblick nicht wichtig.

*

Morgengrauen: Moränenblöcke. Die Rothornhütte, etwa 3200 Meter hoch. Gut eineinhalbtausend Meter sind wir bereits gestiegen, in weniger als vier Stunden. Seltsam apfelgrün der Himmel. Fahl leuchtet darin die Schneehaube der Wellenkuppe. Wir fühlen uns tadellos. Eine Tasse Tee. Weiter!

Die Sonne geht auf! Braunrot die Felsen. Dampfend steht uns der Atemhauch vorm Mund. Der Schnee blitzt. Ein herrlicher Tag! Dort hinten das Triftjoch, die felsige Scharte über dem Gletscherboden, mehr als 3500 Meter hoch, das nächste Ziel. Hier, in dieser Höhe, gibt es viel Neuschnee …

Werden wir drüben hinabkommen? Heran an die Nordwand über dem Eiskessel, jenseits im anderen Tal?

Wolfi geht jetzt voraus, er ist wieder schneller geworden. Unentwegt, unerschütterlich, vielleicht beseelt ihn der Entdeckergeist seines Vaters, dessen Lieblingsplatz Island war, der einmal sogar das mächtigste Eisfeld, das es dort gibt, den Vatnajökull, überquerte …

Wir sind voll gespannter, freudiger Erwartung – wie immer vor der nahen Lösung eines Problems –, kein Wunder, denn bisher ist alles gutgegangen, die Sonne strahlt, sie hat den Mond abgelöst, verheißungsvoll ist ihr Licht, leuchtet in einen glücklichen Tag, in dem noch alles sein kann. Alles? Besonders ich träume meiner Wand entgegen: eine Schönheit, die sich nicht leicht ergeben wird! Doch je schwieriger, umso faszinierender – lautet eine alte Bergler-Regel.

Manchmal jedoch kommt’s anders, als man denkt, und trotz eines guten Plans kann man sich auch einmal erheblich irren …

… im falschen Jahrhundert

9 Uhr … das Obergabelhorn! Der blendende Kristall! Mit blauweißen Riefen ist er in der Morgensonne aufgetaucht. In eineinhalb Kilometer Entfernung – Luftlinie. Jenseits des tiefen, eisigen Gletscherkessels, in den es hier, vor unseren Füßen, Hunderte von Metern hinabgeht; grüne Schatten, blaue Türme, gewaltige Spalten – und sicher Unmengen von Neuschnee. Endlose Mühe …

Seltsam. Auf der Karte sah das ganz anders aus. Und hat uns nicht im Tal ein Alter gesagt, daß man früher einmal übers Gebirge ins Nachbartal ging? Hier?

Wir sind im Triftjoch. Wie ein Spiegel wirft die weiße Wand des »Kristalls« ihr Licht herüber, über das eisige Blau, ins dunkle Netz felsiger Flanken bei uns. Sie ist zauberhaft schön!

Doch ich bin niedergedrückt – bei meiner Erkundung habe ich wohl nicht alles gesehen.

Kein Weg von hier aus! Daran besteht kein Zweifel … Aber wo dann?

Wolfi beißt sich auf die Lippen. Mustert den geschwungenen, langgezogenen Wächtengrat zur Linken, den Nordostgrat des Viertausenders: den Wandfuß von dorther erreichen? Schräg abwärts? Beim großen Gendarmen vielleicht?

Steil – und sehr ungewöhlich. Weit weg von hier. Ich nicke ihm zu, mit gemischten Gefühlen – es ist die einzige Möglichkeit. Sicher die längste Traversierung unseres Lebens …

Zunächst müssen wir wieder zurück: hinunter, dann hinauf zur Wellenkuppe. Unsere Schlappe im Triftjoch hat mich in jüngster Zeit nachforschen lassen – und Himmelkreuzdonnerwetter! Hier steht’s, in einem dicken Buch: Im Mittelalter ist man tatsächlich von Zermatt übers Triftjoch ins Nachbartal gegangen! Ausgerechnet hier! Unglaublich, und ich muß dem Leser voll Scham gestehen … wo wir mit Pickel und Steigeisen kapituliert haben, sind die einst mit Buckelkörben, ja vielleicht sogar mit Maultieren drübermarschiert … Bei allen Eiszeiten der Alpen und allen Legenden vom Schneemenschen des Himalaya, es ist – verflixt! – einfach wahr: wir haben uns das falsche Jahrhundert ausgesucht!

Anruf bei Wolfi! »Da muß aber schon viel weniger Schnee gewesen sein«, meint der. »Bist du sicher, daß das dieselbe Stelle war?« Ja – das Triftjoch: Fußweg von Zermatt hinüber ins Nachbartal – keine Spur mehr davon! Ich möchte jedoch dem Leser, der mir und Wolfi geduldig in die 3530 Meter hohe Scharte folgte, einen weiteren Hinweis geben: Der Atem der Jahrhunderte hat nicht nur an dieser uralten Pforte alles verändert, er hat überall in den Alpen Gletscher gefressen, neue Eisdecken entstehen lassen. Wo einst die Walser über heute vergletscherte Pässe von Norden her in oberitalienische Täler vorgedrungen sind, wo Schmuggler, Pilger, Jäger und sogar Maultierkolonnen mit Salz, Wein und Getreide den Hauptkamm der Alpen überwunden haben, schüttelte später gewiß so mancher Alpinist, der sich mühevoll im Zickzack seinen Weg durch das Spaltengewirr eines Gletschers suchte, den Kopf und wollte die »Mär« nicht glauben.

Trotzdem – daß wir damals im Triftjoch umgekehrt sind, wundert mich heute nicht mehr, denn wir waren gewiß keine Stümper! Der Abstieg in den Kessel und der Weiterweg von dort über mindestens zwei zerklüftete Eisbarrieren hätte uns viele Stunden gekostet, bei Einbruch der Nacht wären wir möglicherweise noch in der Wand gewesen …

Führt uns jetzt etwa die Zukunft durch die globale Erwärmung wieder zurück ins Mittelalter? Diese Frage stellt sich wohl nur ein Meteorologe: denn das Eis geht zwar zurück, doch die Welt hat sich inzwischen völlig verändert. Solche Träume und Ideen wie die von Wolfi und mir zu verwirklichen, das wird im langen Atem der Zeit immer nur dem Augenblick gehören … und noch gibt es das Eis!

Hinein in die Wand!

Später Vormittag … 3900 Meter. Wir sind auf der Wellenkuppe. Hier beginnt der Nordostgrat. Ein welliger Saum, der sich in weitem Bogen über die Tiefe spannt, wie eine schmale Hängebrücke, hinüber zum spitzen Gipfel des Obergabelhorns. Wir sind schnell gewesen, haben den Zeitverlust durch den »Verhauer« am für uns ungangbaren Triftjoch wieder aufgeholt.

Weiter! … Der große Gendarm … jetzt wird’s spannend! Wir haben den Rand der »Kristallwand« erreicht und beginnen schräg abwärts zu queren. Teufel, pfeift’s da hinunter! (Wolfi schreibt später ins Tagebuch: »… es ist sehr unangenehm, meistens Blankeis mit einer kleinen Pulverauflage, doch jede Seillänge Standhaken. Kurtl führt immer.«)

Und ich? Ja, ich bin glücklich! Manchmal ist man von einer Idee besessen und akzeptiert dann alles. Gewiß, du klebst da sprichwörtlich »wie eine Laus an einem aufgestellten Bügelbrett« – aber für einen Eisgeher ist das eben anders: Er vertraut dem Gleichgewicht wie ein Specht an der senkrechten Rinde des Baumstamms, er freut sich darüber, die Zacken seiner Eisen in eine makellose, wunderbare Fläche zu setzen – ja, er ist wie ein Fisch im Wasser! Und wenn das Eis nicht gut ist? Na, dann hat er halt die Genugtuung, ein Problem zu lösen! Das Eis in dieser Wand war zwar unheimlich steil, aber zuverlässig – und ich fühlte mich eingesponnen im zauberhaften Feenschleier einer unbekannten Gestalt, deren Wesen mir zuteil wurde.

»Hunderte von Riefen und Rillen aus Eis und Schnee ziehen empor, rund um dich, in einem Raum kaum ahnbarer Größe.«

Mittag: Wir queren noch immer schräg abwärts, wir kleben im bis zu 60 Grad steilen Eis; eine Stunde, zwei Stunden; klettern wie winzige Spinnen quer über den riesigen Kristall. Schräg abwärts …

Endlich ist die Gipfelfalllinie erreicht.

»Eine kurze Rast, an zwei Eishaken gebunden«, erinnert sich Wolfi.

Die Randkluft! Eine Seillänge unter uns. Wer steigt jetzt hinunter und wieder herauf? Der Ordnung halber, damit die Begehung gilt. Willst du, Wolfi? Nein. Du, Kurt, vielleicht? Nein. … Lassen wir die Begehung trotzdem gelten.

Dann können wir also damit anfangen! Über den »Kristall« von unten nach oben steigen, genau in seiner Mitte, vier- bis fünfhundert Meter hinauf: So ein Streckbrett am Standplatz wär’ eigentlich was Schönes. Doch Wolfi: »… es geht weiter … meistens Nebel, sehr kalt … die Wand will kein Ende nehmen.« (Es ist unbestritten: Sogar tiefste Verzauberung braucht eine Pause! Diese Lebensregel gilt in besonderem Maße auch für Eiswände.)

55 Grad Neigung. Endlose weiße Rippen, die emporziehen. Einförmig, gleichförmig, gleichmäßig, regelmäßig, einförmig … ruhig, beruhigend. Feiner Eisstaub rieselt. »Eine Trance der Schönheit. Wie eine Hypnose«, so erscheint es mir. Wolfi sah die Situation realistischer, von Seillänge zu Seillänge …

»Einer geht. Der andere sichert. Der andere geht. Der eine sichert. Wir schlagen solide Standhaken. Manchmal schläft einer.«

Dieses »Rasten beim Gehen« ist sicherlich eine wundersame Sache – allerdings beim Sichern strengstens verboten! Da heißt es, in vielleicht weniger als einer Sekunde reagieren!

Eine wahre Kunst, beides unter einen Hut zu bringen …

Drei Stunden lang geht es so hinauf. Will das kein Ende nehmen? Die Hypnose wird zur Bedrückung. Die Grate rücken heran, langsam, unendlich langsam …

Dann, unter dem Gipfel, geschieht etwas Seltsames: Schlagartig sind wir mittendrin im Sog quirlender, sich drehender Luft, haben nun plötzlich auch die Krise der weißen Regelmäßigkeit überwunden – es packt uns Freude über unsere Verrücktheit, dieses Sprengen der Zeit, ihrer Grenzen, obwohl wir wissen, daß wir in sie eingebunden sind. Wir beschließen: Ausstieg per Direttissima! Eine Geste? Steilstes Blankeis, 70 Grad, ein paar Felsen – dann sind wir aber auch schon oben.

So.

(An mehr als dieses »so« im wirbelnden Dampf der Wolken kann ich mich auch heute nicht erinnern, doch hatten wir’s fürs erste zunächst einmal geschafft – da war zweifellos Genugtuung, Befriedigung über das erreichte Ziel. Durch den »wilden«, direkten Ausstieg zum Gipfel war jedem auch der »Schlaf« vergangen; und meine »Hypnose« war natürlich weg! Wir waren beide wieder »da«.)

Wir bleiben eine Viertelstunde sitzen, sonniger Nebel wallt um uns; die Welt ist schön.

Vier Uhr ist es jetzt vorbei; vor 15 Stunden sind wir drunten in Zermatt über die Wiese gegangen; mehr als die Hälfte des Weges liegt jetzt hinter uns. Irgendwie hat man kein Zeitgefühl mehr. Die Sonne, die Uhr …

»Eisiger Wind und die vorgerückte Stunde lassen uns sofort mit dem Abstieg beginnen«, erinnert sich Wolfi im Tourenbuch.

Die kreisende Zeit – wir sind noch lange nicht unten!

Die Hängebrücke; der Wächtengrat; wir gehen wieder, steigen ab. »Am Anfang ziemlich schwierig, doch nachher geht es flott zur Wellenkuppe hinüber.« Mittendrin öffnet sich minutenlang ein Wolkenfenster: Der untere Teil der Matterhornnordwand wird sichtbar, taucht aus den Nebeln heraus, tief verschneit, leuchtend.

Gedanken: »Dort drüben sind wir nicht hinaufgekommen, zu viel Schnee. Gehörst du uns beim nächsten Mal? Wann? Übermorgen? In drei Tagen? Ja, wir wären in Form! Jetzt kommt wieder die Nacht, und wir gehen und gehen, sind in einer Zeitmaschine, haben das Gefühl, es könnte noch in hundert Jahren so sein wie jetzt.«

Plötzlich ragt groß und dunkel aus den ziehenden Schwaden der felsige Gendarm vor uns auf, unter dem wir vor vielen Stunden in die Wand hineingequert sind – Schritt um Schritt, Halt um Halt –, ja, heute war das, inzwischen Vergangenheit und trotzdem noch heute. Ein Zeitkreis, der sich jetzt schließt … doch es ist nur der erste an diesem Tag.

Wir gehen und gehen. Die dunkle Felsgestalt verschwindet, taucht hinweg, verschluckt vom grauen Gewoge.

Gelber Nebel! Es brodelt. Gelbes Licht! Heller. Noch heller. Blendend! Ein Lufthauch: Wie mit einem Zauberschlag ist alles frei; vom Gold der Abendsonne übergossen, Dent Blanche und Obergabelhorn. Der Nebel unter uns. Die Wand. Unsere Spur. Alles ist gelb. Die Stunden sind plötzlich verraucht. Die Sonne geht unter. Wir sind müde und verklärt. In einem Zustand, als könnten wir ewig gehen. Alles ist irgendwie seltsam. Dieser Tag. Jetzt kommt wieder die Nacht.

Während die Sonne untergeht, habe ich erstmals das Gefühl vom völligen Gelingen unseres Plans. Noch heute weiß ich das deutlich. »Jetzt gehört die Kristallwand mir«, dachte ich. »Es ist, als hätte ich einen großen Fund getan!« Und eine Welle von Dankbarkeit schloß meinen Gefährten ein, der voll Verständnis dieses entlegene und wohl schwer begreifliche Ziel akzeptiert hatte. Für ihn mag das ursprünglich eher ein sportliches Abenteuer gewesen sein und für uns beide ein ganz anderer Aufbruch ins Ungewisse … doch nun sind wir dabei, den gemeinsamen Weg durch Tag und Nacht durchzuziehen – und es wird uns glücken.

Aber der größte Gewinn unserer verrückten Besteigung während einer Drehung der Erde war wohl das Gefühl des Daseins – einfach dazusein, tief unten und hoch oben, draußen und drinnen. Die Quintessenz einer solchen Unternehmung läßt sich schwer in Worte fassen; es ist eine Empfindung, die durch und durch geht. Und etwas davon bleibt ganz bei dir, währt fort.

1/2 7 Uhr abends. Gipfel der Wellenkuppe. Wolfi: »Wir legen das Seil ab, und im Eiltempo klettern wir hinunter.« Weiter über den Gletscherboden! Einmal schnell, einmal langsam, das ist der Rhythmus unseres selbstgewählten Marathons, der uns vom Tal bis auf die Spitze des Viertausenders über der unzugänglichen Kristallwand geführt hat, von der wir jetzt zurückkehren.

Wir fühlen den Tag in uns, werden vielleicht sogar den »Wettlauf« mit dem Mond gewinnen, der eigentlich wieder auftauchen müßte, ehe wir den Wald über Zermatt erreichen, und wären nun auch zweifellos fit für die Matterhornnordwand. Doch im Augenblick kümmert uns das wenig: »Die Zeit gehört uns, und wir gehören zu ihr. Was wollen wir mehr?«

7 Uhr abends: Die Rothornhütte. Hier sind wir am Morgen vorbeigekommen, vor einer halben Ewigkeit, und hier schließt sich jetzt der zweite Kreis: Jetzt gehen wir schon 18 Stunden; über 4000 Höhenmeter stecken uns in den Knochen. Eine Hütte? Eine wirkliche Hütte, freundlich, einladend. Drinnen brennt schon das Licht! Groß ist die Versuchung, zu bleiben … Doch nein, das läßt unser Ehrgeiz nicht zu – wir wollten doch wissen, ob es möglich ist … nur eine kurze Rast im Freien, die gönnen wir uns, ein Stückerl Speck, dann taumeln wir den Weg nach Zermatt hinab … zwei müde Spinnen, die noch am Nachmittag mitten durch die herrliche Kristallfläche des Berges, durch ein Gewebe von Hunderten feinster Rippen und Rinnen geklettert waren. Blöcke, Windungen, Finsternis … Moränenschutt bei Taschenlampenbeleuchtung, Gedanken … nein, in der Wand möcht ich jetzt nimmer sein, aber im Zelt … in Wolfis Alpenvereinssektionaustriasuperdoppelwandzelt aus dem himalayabewährten Stoff, wo es immer hineinregnet, weil es im Himalaya doch schneit … Selbstgespräch: Kurt, wo hast du deinen Kopf, wir gehen doch eh hinunter zum Zelt, wir gehen, gehenirgendwann werden wir dort ankommen!

Ja, wenn die Idee nicht wäre, aber wir haben sie gestern gemeinsam gefaßt, und jetzt ziehen wir das durch …

Dunkle Nacht, der Pfad ist noch immer nicht besser, lose Steine, da ist der Laut der Schritte… taruntumtum, taruntumtum … hoppla … taruntumtum … die Stolperei nimmt kein Ende. Achthundert Meter Abstieg nach Zermatt mögen es noch sein, und der Lichtschein der Taschenlampe wird kläglich, gleicht schließlich einer Funzel.

Wolfi bleibt stehen: »Ich warte, bis der Mond kommt.« Er legt sich zwischen die Steine.

»Ich warte auf der nächsten Bank – über Zermatt.« Taruntum … taruntumtum … taruntumtum, hoppla … taruntumtum … ich gehe weiter, mit traumwandlerischer Sicherheit.

Die Bank. Endlich. Gelobt seien Gott und der Fremdenverkehrsverband. Jetzt mag der Mond kommen …

Das nette Dämchen mit der eigenartigen Handtasche und den spitzen Stöckelschuhen – sie steigt über die Wiesen herauf. Sehr erfreulich; große, mandelförmige Augen, langes, glänzendes dunkles Haar, schlanke Beine –

Sie setzt sich zu mir. Öffnet den hübschen Mund: »Wollen wir gemeinsam einen Ausflug zur Finchterrasse machen? Haben Sie Lust?«

Lust? – Ich, ein Bergführer im Jahr 2000? Ob ich Lust habe! Blaue Wimpern klimpern. Ich überlege: So ein Spaziergang auf der kalten Eisterrasse … daß den Leuten heute nichts Besseres einfällt als andauernd diese Dent d’Hérens-Nordwand … Laut sage ich: »Der Kaffee ist schlecht dort oben, die Deckenbeleuchtung der Spalten noch nicht fertig; drüben im Kiosk am Tyndallgrat des Matterhorns gibt es einen besseren Mokka; wir könnten auch eine Cassata nehmen und anschließend ein paar Meter klettern – wenn Sie möchten – oder den alten, ehrlichen Lift zum Gipfel benützen … er ist leider etwas altertümlich« (auch der Bergführer im Jahr 2000 soll sofort zeigen, daß er das Gebiet kennt; dann ergeben sich weitere Touren).

Das nette Dämchen holt den Spiegel aus der Handtasche und zieht mit dem Lippenstift die Konturen nach: »Wie viel verlangen Sie?«

»Hm«, sage ich … der alte Fiechtl, wo »in natura« alles noch so einfach war, ist schon lange tot. Ich krame zwischen Lochkarten im Rucksack nach dem letzten Computertarif: Er berücksichtigt jetzt Tag für Tag neben Temperatur, Luftdruck, Wind, Wetter auch noch die Kondition des Bergführers (ich bin auf Stufe 1 abgesunken – die vielen Terrassenflüge mit dem Heli machen mich völlig platt; und diese Gipfelpartys der neuen Breithornkapelle – Berufssorgen, Berufssorgen …); überhaupt, wenn Welzenbach wüßte, daß man heute zu einem kleinen Braunen in seine Nordwand fliegt … Aber halt? … Was ist denn jetzt … Da stimmt was nicht?!? Die Hübsche holt einen Eishaken aus dem Handtaschl, Karabiner, Felsha … – bei Fiechtl und Welzenbach!!! – einen hauchdünnen Sturmanzug aus der neuen, marsbewährten Superhaut – die will doch nicht mit mir auf die alte Tour zur Terrasse steigen? – Fiechtl und Welzenbach!! – Jetzt steht mir bei … Unmöglich, du träumst, Kurt, kneif dich in den Arm …

Laufschritte im Wald? Wolfi naht im Dauerlauf. Der Mond ist auch da. Ein paar Lichter blinken dort unten. Zermatt. Wir tappen weiter … zuletzt, gerade noch »auf dem Zahnfleisch«, die Gegensteigung nach Winkelmatten hinauf.

Ein Uhr nachts: Wie zwei Bäume fallen wir ins Zelt – fast auf die Minute genau 24 Stunden nach unserem Aufbruch. Nach 6000 Höhenmetern. (Später habe ich nachgerechnet: Es waren 5800 Meter Höhenunterschied. Nichts ist vollkommen – nicht einmal der schönste Titel. Wir hätten halt doch noch in den Kessel hinabsteigen sollen.) Eins ist jetzt sicher: Wir sind in Form für die Matterhornnordwand! Sobald wir ausgeschlafen haben, geht’s hinauf zur Hörnlihütte.

Matterhorn – der zweite Anlauf

15 Uhr: Wir erwachen. Legen uns vor das Zelt in die Sonne. Über die Wiesen kommt einer daher. Noch habe ich Nebel vor den Augen, aber auf einmal bin ich hellwach: gelbe Stutzen! Der Kassier für die Kurtaxe! Tatsächlich, er ist es. Mit einem Sprung verschwinde ich zum »Kuraufenthalt« im Zelt. Wolfi bleibt friedlich lächelnd liegen. Er kennt die Geschichte vom sparsamen Bergsteiger, ein Trick, der mir, dem angehenden Studenten für Welthandel, beim ersten Matterhornbesuch einfiel – als eine Art »Tarnkappe« für magere Geldbeutel. Das gibt jetzt ein Volksfest!

Da ist er, der Kassier. Schon plaudert Wolfi fröhlich übers Matterhorn, wie lange er und sein Spezl, der da im Zelt schlafe, hier bleiben würden, bei diesem schönen Berg – es ist eine Freude, ihm zuzuhören. »Allerdings«, sagt der Wolfi und macht eine genüßliche Pause, »heute brechen wir auf zum Theoduljoch, auf die italienische Seite …«

Die gelben Stutzen wechseln die Farbe – vielleicht auch bin ich noch nicht ganz ausgeschlafen. Der Kassier ist wütend, irgendwie ist ihm die Theoduljoch-Geschichte nicht neu. Kein Wunder, meine Sparidee feiert gerade den dritten Geburtstag! Ich gähne, öffne den Eingang und blinzle den alten Bekannten an. Er erkennt mich. Und dieses Vergnügen war mindestens zwei Tage Kurtaxe wert.

Wir sitzen in der Hörnlihütte und feilen unsere Steigeisen: ganz scharf, für die Nordwand. Hinterher wollen wir (wirklich) auf die italienische Seite hinüber. Draußen scheint die Sonne. Diesmal muß es klappen!

Mitternacht. Es stürmt und schneit. Unglaubliche Mengen Schnee, der Berg ist weiß! Alles wie bereits gehabt … und der laue Sturm kommt auch noch – könnte es anders sein? – von Südwesten! Aus. Heuer wird es hier nichts mehr. Hinüber ins Bergell!

Und dann radeln wir wieder, wie schon so oft, hinaus in den bunten Herbstwald mit der grauen, vertrauten Kletterwand und den Türmen. Dorthin, wo das »Matterhorn« gleich neben dem »Monte Cimone« steht. Unsere Nordwand haben wir nicht vergessen, doch die Zeit bleibt nicht stehen: Wolfi hat jetzt eine Freundin. Es ist rührend, wie besorgt er ist, daß sie nicht hinunterfällt, wie er ihr Griff und Tritt ansagt.

Aber …

In unseren Nordwandsommer wird er sie nicht mitnehmen, beruhigt er mich. Ich atme auf und triumphiere: So gehört sich’s! In den Bergen denkt man an die Berge, und Wolfi ist schließlich mein Seilgefährte. Ein Alpinist, ein richtiger. Einer der Reinen – »un des purs«, laut Samivel. Das Matterhorn erwartet uns …

Noch ahne ich nicht, was das Schicksal mit mir selbst vorhat: daß ich im nächsten Sommer Wolfi stets aufs neue überzeugen muß, daß wir noch Frischproviant aus dem Tal für die Eistouren brauchen. Daß er gottergeben nicken wird, während ich im Sturmschritt nach Zermatt enteile.

Der Äpfel wegen …

 Aller guten Dinge sind drei …

Ich muß dem Leser gestehen, daß ich verliebt war. Mein Seilgefährte, die Matterhornnordwand und ein wohlgestaltetes Schweizermädchen gingen mir im Kopf herum – und das ist, bitte, keine Kleinigkeit. Diese verwickelte Geschichte habe ich in einem Kapitel meines ersten Buchs Gipfel und Gefährten