Klaus D. Biedermann

Steine brennen nicht

Romantrilogie

Band 1

Meinen Eltern und Geschwistern


Ich glaube nicht an Wunder,
dafür habe ich zu viele gesehen.
Oscar Wilde



Mein Dank geht an meine Frau Ingrid, die sich jeden Abend geduldig angehört hat, was tagsüber entstanden ist und die auch so mutig war, kritisch nachzufragen.

Ich danke meiner Mitarbeiterin Nicole Spitzenberg, die mir in der heißen Phase des Schreibens fast alles andere aus dem Weg geräumt hat und ich danke Diana Schulz dafür, dass sie dieses Buch verlegt.

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9783937883588

Karmische Rose

Unsichtbare Fäden umspinnen das jetzige Leben.

Loredana Sánchez, eine attraktive spanische Anwältin, bricht aus ihrem Eheleben aus und gerät immer wieder an den gleichen Männertypus – Macho durch und durch. Warum fällt es ihr so schwer, dieses Muster zu durchbrechen?

Sarah Breuner, erfolgreiche Therapeutin mit eigener Praxis, fühlt sich immer wieder „unsichtbar“, ohne zu verstehen, woher dieses Gefühl kommt. Und wieso träumt sie immer wieder von Russland, obwohl sie noch nie dort gewesen ist?

Beide Frauen kennen eine einschneidende, alles durchdringende sibirische Kälte, die den ganzen Körper erfasst. Aber keine von ihnen ist jemals nach Sibirien gereist. Woher kommt diese Empfindung? Sind es lange vergangene Geschehnisse, von denen ihr Bewusstsein nichts ahnt, die ihr jetziges Leben beeinflussen? Und in welcher Beziehung stehen die beiden zueinander?

Der Reinkarnationstherapeutin und Fachbuchautorin Ulrike Vinmann ist es im vorliegenden Roman grandios gelungen, dem Leser aus einer übergeordneten Perspektive die Zusammenhänge verschiedener Leben nahezubringen. Alle Begebenheiten – egal aus welchem Leben – bleiben gespeichert. Aber: Wir sind den verborgenen Erinnerungen nicht machtlos ausgeliefert. Alles – wirklich alles – kann bereinigt werden.

Ulrike Vinmann | Karmische Rose | ISBN: 978-3-937883-58-8


www.echnaton-verlag.de

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Libellas Traum

In der Tradition des Bestsellers Eat, Pray, Love sowie spiritueller Klassiker wie Der Alchemist, Der Pfad des friedvollen Kriegers und Die Prophezeiungen von Celestine ist Libellas Traum eine zauberhafte Parabel mit autobiographischen Zügen, die eine tiefe und kraftvolle Botschaft in sich trägt. Es ist die Geschichte von Scott, einem wissbegierig Suchenden, der einem geheimnisvollen Obdachlosen namens Robert mit seinen rätselhaften und wechselnden Botschaften auf Pappkarton, dem verschlafenen Labradorwelpen und einer Vorliebe dafür, das Leben anderer gehörig durcheinanderzuwirbeln, begegnet.

Ausgelöst durch Roberts ungewöhnliches Wissen und tiefe Weisheit stürzt sich Scott in ein spirituelles Abenteuer, in dessen Verlauf er seine Vergangenheit zu heilen sucht, indem er sich mit der Seele seiner verstorbenen Verlobten auseinandersetzt. Am Ende fühlt er sich hin- und hergerissen zwischen seiner spirituellen Berufung und der Verantwortung für seine irdischen Aufgaben.

Voll Vorfreude auf die nächste Seite begleiten wir Scott, der auf seiner einzigartigen Reise zu sich selbst ungesehene Welten erforscht und uns dabei die verschiedensten spirituellen Themen nahebringt: von schamanischer Seelenrückholung über Energieheilung, bewusstes Essen, Kommunikation mit Naturgeistern, das Singen von Mantras – Kirtan genannt – bis hin zur Heilung der Ahnenreihe, um nur einige zu nennen. Ein springlebendiges und farbenfrohes spirituelles Buch, das seine Spannung aus der faszinierenden Suche einer demütigen Seele und dem tief berührenden Prozess des Erwachens bezieht. Nach dem überraschenden Ende legt man das Buch tief berührt zur Seite …

Scott Blum | Libellas Traum | ISBN: 978-3-937883-49-6

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Prolog


Im Jahre 2166 passierte die letzte große Katastrophe. Die Unterschiede zwischen Reich und Arm, den einzigen zwei verbliebenen Gesellschaftsschichten, waren unüberbrückbar geworden. In den letzten Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts waren Bewohner armer Länder wiederholt an die Grenzen der Reichen vorgedrungen. Sie wollten sich das holen, was ihnen ihrer Meinung nach zustand.
Man hatte diese Länder Entwicklungsländer genannt oder auch als Dritte Welt bezeichnet, obwohl ja jedem klar gewesen sein musste, dass es nur eine Welt gab.
Von riesigen Militäraufgeboten wurden solche Invasionen zurückgedrängt. Wenn sie nicht durch Waffengewalt starben, wurden viele der Verzweifelten auf dem Rückweg Opfer des Hungers. Begonnen hatte es damit, dass Slumbewohner großer Städte Südamerikas und Asiens in die Bezirke der Wohlhabenden eingefallen und als marodierende Horden durch die Straßen gezogen waren.
Einwohner Afrikas waren in Schiffen, die diesen Namen kaum verdienten, an den Küsten Europas gelandet, um hier Asyl zu erlangen. Viele von ihnen waren tatsächlich politisch verfolgt, andere schämten sich zuzugeben, dass der Hunger sie hergetrieben hatte. Aus alldem wurde ein Flächenbrand, der sich über die ganze Erde ausdehnte.
Der Teil der Menschheit, dessen Götter Maschinen waren, hatte sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts von der Natur getrennt, sie gnadenlos ausgebeutet und damit begonnen, sie zu zerstören.
Es war zwar der kleinere Teil der Weltbevölkerung, aber der mächtigere. Diejenigen, die die Macht hatten, waren Meister der Verführung, denn sie überzeugten viele Menschen davon, dass es erstrebenswert sei, nach ihren Maximen zu leben.
Man war zum Mond und sogar weiter geflogen, aber Millionen Menschen hatten immer noch keinen Zugang zu sauberem Wasser. Die natürlichen Ressourcen der Erde waren fast erschöpft. Kriege waren um sie geführt worden. Die Verschmutzung der Umwelt trug zu massiven klimatischen Veränderungen bei.
Das Eis der Pole und der Gletscher war dramatisch geschmolzen und den Meeren zugeflossen. Die Grundwasserspiegel sanken und Trinkwasser wurde zum wertvollsten Gut. Seuchen und Hungerkatastrophen rafften große Teile der Bevölkerung ganzer Kontinente dahin. Überschwemmungen und gigantische Stürme hatten ganze Landstriche verändert. Ehemals fruchtbare Gebiete waren in Wüsten verwandelt, andere Regionen durch den Anstieg der Meeresspiegel permanent überschwemmt. Europäische und amerikanische Konzerne hatten sich vorausblickend frühzeitig die weltweiten Wasserrechte gesichert. Für die meisten Bewohner vieler Länder war das kostbarste Gut damit unbezahlbar geworden.
Die Macht hatten die Industrienationen. Deren Wissenschaft und Technik hatten sich in den letzten Jahrzehnten rasant entwickelt. Die Medizin hatte es teilweise geschafft, der Natur die Arbeit abzunehmen. Es waren aber auch neue Krankheiten entstanden. Alleine die Seuche Aids tötete bis zum Jahre 2003 mehr als 300 Millionen Menschen. Und wieder traf es überwiegend die Armen, die sich die teuren Medikamente nicht leisten konnten.
Vor alldem war man schon gegen Ende des 20. Jahrhunderts gewarnt worden, nur wollte es damals kaum jemand wahrhaben.
In ehemals gemäßigten Klimazonen nahmen Überschwemmungen zu und die Menschen dort mussten sich sogar an Orkane und Hurrikans gewöhnen. Die Medien sprachen von »Naturkatastrophen«. In Wirklichkeit aber waren es »Menschenkatastrophen«. Schon ein Jahrhundert später starben täglich mehrere Tier- und Pflanzenarten aus. Nach weiteren hundert Jahren waren 27 Prozent der Säugetiere und 19 Prozent der Vogelarten für immer von diesem Planeten verschwunden.
Wer vor den Folgen der Ausplünderung des Planeten warnte, wurde als grüner Spinner oder pessimistischer Schwarzmaler abgetan. Als Alibi wurden Tier- und Naturschutzbünde gegründet.
Das beruhigte manches Gewissen. Hinter diese Ironie blickte kaum jemand: Dass nämlich ein Teil der Natur einen anderen vor sich selbst schützte.
Es war noch eine Ironie der harmloseren Art. Eines der damals kriegerischsten Völker vergab als höchste Auszeichnung »die Freiheitsmedaille« - einmal sogar dem Papst, kurz nachdem dieser dem Präsidenten dieses Landes wegen seiner aggressiven Außenpolitik die Leviten gelesen hatte. Aber das war schon Zynismus.
Es gab Menschen, die sich gegen die katastrophalen Zustände des Ungleichgewichts auch mit extremen Mitteln wehrten. Diese wurden zu Terroristen erklärt und erbarmungslos verfolgt. Darin waren sich die Regierungen der reichen Länder einig. So spielten die Terroristen bewusst oder unbewusst diesen Machthabern in die Hände.
Die meisten Regierungen hatten im weiteren Laufe der Zeit versagt und waren durch Marionettenpolitiker ersetzt worden.
Die Menschen hatten keine wirkliche Wahl mehr, denn Wahlen wurden immer öfter manipuliert oder boykottiert. Die Drahtzieher waren die Führer bestimmter gut organisierter Gruppen.
Sie hatten ihre straff aufgebauten Organisationen über Jahrhunderte hinweg bewahren können, weil sie nicht zuletzt auch Meister in der Geheimhaltung und Verdunkelung waren. Tauchte einmal ein für das Volk verheißungsvoller Politiker auf, der nicht in die Machtinteressen eingebunden werden konnte, fand oder konstruierte man schnell etwas Anstößiges aus seiner Vergangenheit. Dies publizierte man dann in einer gewissen Weise und entledigte sich so seiner Person. War das nicht möglich, gab es ein Attentat als Endlösung.
Die Situation wurde so verzweifelt, dass immer mehr Menschen versuchten, mit irrsinnigen Attentaten auf ihre Lage aufmerksam zu machen. Dadurch lieferten sie den Mächtigen erst recht Argumente, die Angst unter den Völkern zu schüren. Da bei den Anschlägen auch Frauen und Kinder getötet wurden, gesellte sich Wut zur Angst. Eine gefährliche Kombination.
Diejenigen, denen die Anschläge eigentlich galten, lebten perfekt abgeschirmt und blieben unbehelligt. Eine Handvoll Wissenschaftler, die sich im Geheimen treffen konnte, entwickelte eine Bombe, mit der es möglich sein sollte, ohne große Verluste an Leben technische Einrichtungen großflächig zu zerstören. Sie wollten die Gleichberechtigung der Völker wiederherstellen.
Die Wissenschaft selbst aber hatte die Probleme verursacht, die sie nun zu korrigieren versuchte. Ihr Größenwahn bestand darin, dass sie den Menschen versprach, alle Rätsel zu lösen und sie hatte für das meiste auch Erklärungen parat. Es existierte schon lange ein harter Konflikt mit den etablierten Religionen, der viele Menschenleben gekostet hatte - auf beiden Seiten. Die einen negierten Gott, die anderen behaupteten, sein verlängerter Arm und Sprachrohr zu sein. Beide irrten sich.
Anfang des 21. Jahrhunderts versicherte die Wissenschaft, das Geheimnis des Lebens, die DNA, entschlüsselt zu haben und belegte dies auch mit einem eindrucksvollen Ergebnis. In der DNA, einem doppelsträngigen, helikalen Makromolekül, war die gesamte Erbinformation eines Organismus codiert. Man hatte entdeckt, dass die Gene als Teil der Erbinformation für die Ausprägung einzelner Merkmale verantwortlich sind und es sich hierbei um einen Abschnitt auf der DNA handelt, der die genetische Information zur Synthese eines Proteins oder einer funktionellen RNA enthält.
Mit einer Kombination aus den vier Buchstaben A, C, G und U konnte man ihn darstellen. Der leistungsfähigste Computer der damaligen Zeit benötigte drei Jahre, um den Code restlos zu entschlüsseln. DNA und Gene waren nun kein Rätsel mehr und der Mensch begann, Gott zu spielen. Alles schien möglich zu sein. Biotech-Unternehmen schossen wie Pilze aus dem Boden, denn hier war jetzt Geld zu machen. Zunächst sah es aus, als sei es ein Segen für die Menschheit, denn viele Krankheiten, auch Erbkrankheiten, konnten eliminiert werden. Eine weitere Folge der Genforschung war, dass Männer mit Männern, Frauen mit Frauen Kinder »zeugen« konnten. Man konnte sich für viel Geld sein »Wunschkind« bestellen. Noch einmal 50 Jahre später war Klonen gesellschaftsfähig geworden: Aus zwei sozialen wurden nun zwei genetische Schichten.
Das Wissen hatte die Weisheit schon seit langem verdrängt. Durch die Ausrottung vieler Krankheiten explodierte aber die Weltbevölkerung und was zunächst wie ein Segen ausgesehen hatte, wurde zu einer immensen Belastung. Im Jahre 2000 mussten schon drei Milliarden Menschen mehr versorgt werden als im Jahre 1970. Im Jahre 2010 noch einmal 500 Millionen mehr. Um diese Menschen ernähren zu können, mussten unter anderem riesige Regenwälder, die mächtigen Sauerstoffproduzenten, großen Agrarflächen weichen.
Die Erde wehrte sich wie ein erwachender Riese durch verheerende Beben apokalyptischen Ausmaßes gegen die Ausbeutung. Durch die Entnahme der riesigen Ölvorkommen und anderer Bodenschätze waren gigantische Hohlräume im Erdinneren entstanden, was zu Verschiebungen der Erdplatten führte. Jahrelange Atombombenversuche unter dem Meeresspiegel und im Erdinneren hatten zusätzlich dazu beigetragen.
Das alles hatte die Verschiebung der Erdachse um mehr als 20 Grad zur Folge. Dies wiederum zog weltweite Folgekatastrophen wie Orkane, Feuersbrünste, Überschwemmungen und Erdrutsche nach sich.
Die Mächtigen hatten diesen Planeten wie eine tote Masse behandelt, mit der man ungestraft machen konnte, was man wollte, und nicht wie einen lebendigen Organismus, so wie es die Naturvölker beispielsweise taten. Man hätte von ihnen lernen können. Jetzt erhielt man seine Lektion.
Mit Hilfe von Selbstmordkommandos war es schließlich gelungen, viele der neu entwickelten Bomben fast zeitgleich im damaligen China, Russland, in Europa, Asien und den USA in deren Nervenzentren zu zünden. Die Aktion wurde nicht zu dem Erfolg, den man sich gewünscht hatte, denn sie kostete wesentlich mehr Menschenleben, als beabsichtigt war. Die wichtigen Zentren waren zerstört.
Mit Bomben aber wurde noch nie Gerechtigkeit geschaffen, was man hätte wissen können, aber wohl übersehen hatte. Die Erde hatte nun Zeit, sich zu erholen, und die Überlebenden teilten und ordneten mit einem Ewigen Vertrag eine neue Welt, in der es jedem möglich sein sollte, nach seinen Vorstellungen in Frieden zu leben.

Kapitel 1


700 Jahre später, an einem Julimorgen des Jahres 2866, schickte die Sonne ihre ersten Strahlen fast waagerecht in den Wald von Elaine. Tau glitzerte, wie Diamanten an fein gewobenen Spinnennetzen aufgezogen, geheimnisvoll durch zarte Nebelschleier. Noch verschlafen zwitscherten die ersten Singvögel des großen Waldes, dessen älteste Bäume seit mehr als tausend Jahren hier wurzelten. Manche von ihnen waren hoch und stark wie Wehrtürme und so dicht belaubt, dass die Sonne nur in den Mittagsstunden bis zur Erde reichte. Riesige Farne, dichtes Unterholz und knorrige Baumhöhlen boten manchem Leben Schutz. Hin und wieder machten die Bäume einer Lichtung Platz, auf der ein kleiner See träumte - manchmal hinter hohem Schilf versteckt, auch ein idealer Platz für die Kinderstube der Wasservögel. Jetzt zogen sich die Wesen der Nacht zurück, manche satt von reichem Beutezug. Auch einige Baumelfen und Erdkobolde, verspätete Heimkehrer eines sommerlichen Waldfestes, huschten im Licht des anbrechenden Tages in ihre Behausungen.
Effel brauchte seine ganze Aufmerksamkeit, um nicht über eine der zahlreichen Wurzeln oder über Äste zu stolpern. Deswegen hatte er auch keinen Blick für die zierlichen Elfen in ihren Spinnwebkleidern oder die Kobolde mit ihren lustigen Kopfbedeckungen. Er hatte nämlich die Fähigkeit, sie zu sehen.
Die Nacht hatte er in einer mächtigen, hohlen Eiche verbracht. Das trockene Laub, das der Wind in ihrem Inneren gesammelt hatte, bot ihm ein weiches und warmes Ruhelager. Er war allerdings so müde gewesen, dass er auch auf unbequemerer Bettstatt geschlafen hätte, und er liebte es, in freier Natur zu  übernachten. In der ersten Nacht seiner Reise hatte er, kaum dass er sich niedergelegt hatte, wie in tiefer Ohnmacht geschlafen und sehr lebhaft geträumt. So brauchte er jetzt etwas Zeit, in die Wirklichkeit zurückzufinden.
»Kein Wunder«, dachte er. Es war auch viel geschehen in den letzten Wochen seit Verkündung der schlimmen Nachrichten. Er musste Vorbereitungen treffen und dann hatte er seinen Rucksack mit allem Nötigen gepackt. Der Abschied von seiner Familie und seinen Freunden hatte sich lange hingezogen. Soko, dem Schmied, war sogar das Feuer fast ausgegangen, was ihm selten passiert war. Alle Dorfbewohner hatten sich auf dem Platz versammelt, um ihm Lebewohl zu sagen.
Und dann, zum Schluss, Saskia.
Er war noch eine Weile auf dem weichen Lager der Baumhöhle liegen geblieben und hatte der Dämmerung zugeschaut, die dort draußen einen neuen Tag ankündigte. Neben ihm trottete ein großer, struppiger Hund, der seinem Herrchen, wie es ja öfter vorkommt, ein wenig ähnlich sah.
Sam, ein Wolfshund, hatte noch gestern das Vielfache der Wegstrecke zurückgelegt, denn die Wildspuren waren einfach zu verlockend gewesen. Die Freude, mit von der Partie zu sein, hatte dem treuen Begleiter unsichtbare Flügel verliehen. Jetzt aber sagte ihm sein sicherer Instinkt, dass es sinnvoll sein würde, sich die Kräfte einzuteilen.
Sein ganzes Leben lang, jedenfalls soweit er sich erinnern konnte, hatte Effel auf eine solche Gelegenheit gewartet: Unterwegs zu sein und Abenteuer zu erleben. Sein Großvater hatte mehr als einmal zu ihm gesagt: »Ein Mann muss hinaus in die Welt um seinen Horizont zu erweitern. Er sollte wissen, wie andere Menschen leben und woran sie glauben. Vor allem, woran sie glauben. Fast alle Kriege vergangener Zeiten waren nämlich Glaubenskriege oder basierten auf Vorurteilen. Am besten ist, man lebt einige Zeit in der Fremde, dann wird man andere Menschen viel eher respektieren. Denn was man kennt und schätzen gelernt hat, wird man nicht bekämpfen wollen. Vorurteile sind immer auch ein Zeichen für einen Mangel an Vernunft.«
Er erzählte gerne und oft von seinen langen Reisen und konnte beschreiben wie kein anderer. Mit einer ruhigen, sonoren Stimme nahm er seine Zuhörer mit in fremde Welten, sodass sie nachher das Gefühl hatten, selbst dort gewesen zu sein. Er schloss aber stets mit dem Hinweis, dass es nicht ausreiche, seine Geschichten zu hören, sondern dass es wichtig sei, eigene Erfahrungen zu machen.
Vor zwei Monaten hatte Effel seinen 29sten Geburtstag gefeiert. Jetzt war er unterwegs, aber von solch einer Mission hatte er in seinen kühnsten Träumen nicht geträumt. Er spürte die Verantwortung auf seinen breiten Schultern. Andererseits liebte er Herausforderungen und Optimismus war eine seiner Stärken.
Die beiden kamen aus dem Wald heraus. Die Sonne wärmte schon die taufrische Erde, denn Wolken feinen Dampfes standen in den Furchen der Felder, dort wo die Ernte noch niedrig stand. Hier musste es in der letzten Nacht geregnet haben. Zur Linken dehnte sich das Ackerland über mehrere Hügelketten aus. Der Wald erstreckte sich nun zur rechten Seite. Der Weg, auf dem sie liefen, diente wohl auch Fuhrwerken, denn tiefe Spurrillen zeugten von schwer beladenen Wagen. Die Regenwolken hatten sich verzogen und es versprach, ein wunderbarer Tag zu werden.
Auf einem umgestürzten Baum nahe beim Weg gönnte sich Effel eine kleine Pause. Sam ließ sich neben ihn in das noch feuchte Gras plumpsen. Hechelnd blickte er nach oben und schien zu fragen: »Ist es noch weit?« Effel konnte seinem Hund diese stumme Frage nicht beantworten. Seinem Rucksack entnahm er ein Paket, das ihm Saskia eingesteckt hatte. Er musste lächeln, als er merkte, wie liebevoll es verschnürt war.
»Typisch Saskia«, sagte er zu Sam. Dann wickelte er zwei dick mit Wurst belegte Brote aus.
»Schau mein Alter, an dich hat sie auch gedacht, hier nimm.«
Er hielt seinem Hund ein ansehnliches Stück vor die Nase, das dieser vorsichtig nahm und ohne einmal zu kauen verschlang. Während Effel frühstückte, musste er an das denken, was ihm Mindevol, der Dorfälteste von Seringat, beim Abschied gesagt hatte.
»Niemand kann wissen, wie lange deine Reise dauern wird. Wir alle hoffen, dass du das Ziel erreichst und tust, was zu tun ist. So viel hängt davon ab. Wir sind mit unseren Gedanken bei dir und als Symbol dafür, werden wir das Feuer im Dorfhaus nicht ausgehen lassen. Du wirst sicher manche Schwierigkeit bekommen, aber du wirst auch Helfer haben. Andere Menschen, Tiere und Wesen, die du noch nicht kennst. Vertraue deinen Träumen und deiner Intuition. Beachte auch die kleinen Zeichen. Vielleicht können gerade sie dir helfen, die Mission zu einem guten Ende zu bringen. Besinne dich stets auf das, was du gelernt hast, sei aber auch offen für Neues. Hier durftest du Fehler machen und das war sogar wichtig, denn du hast aus ihnen gelernt. Dort draußen werden dir nicht viele Fehler verziehen werden.«
In Mindevols anschließender Umarmung hatten Wärme und Kraft gelegen. Der Dorfälteste hätte weder einen weißen Bart noch weiße Haare haben müssen, seine Weisheit leuchtete aus den braunen Augen. Es tat Effel gut, sich daran zu erinnern. Während er fertig aß, schleckte der durstige Sam den restlichen Tau von den Gräsern. Die Sonne stieg allmählich in einen wolkenlosen Himmel.

Kapitel 2


In einem anderen Teil der Welt, mehrere tausend Meilen weiter östlich, erwachte Nikita Ferrer aus einem kurzen Schlaf. Seitdem man die Wachpillen an jedem Straßenkiosk kaufen konnte, schlief sie manchmal nur noch zwei bis drei Stunden, meist traumlos. Wenn sie einmal träumte, war das so intensiv, dass sie nach dem Aufwachen eine Zeitlang brauchte, um in die Realität zurückzukehren. Es war meist der gleiche Traum und sie konnte absolut nichts damit anfangen.
Mit dem Aussprechen des Wortes »Frühstück« setzte sie eine leise und genau aufeinander abgestimmte Küchenmaschinerie in Gang. Jetzt hatte sie Zeit, sich frisch und für einen langen Arbeitstag fit zu machen. Sie räkelte sich und genoss noch für einen kurzen Augenblick die Wärme ihres Bettes. Vor 19 Uhr würde sie wieder nicht aus dem Bunker kommen, wie sie insgeheim die Firma nannte. Sie hatte sich schon oft gefragt, wie die Menschen es früher wohl geschafft hatten, all diese zeitraubenden Verrichtungen wie die Zubereitung eines Frühstücks oder die einer anderen Mahlzeit zu erledigen. Dann noch zu arbeiten und Zeit für Hobbys zu haben, erschien ihr nahezu unmöglich. Kein Wunder, dass es damals soweit kommen musste. Inzwischen schrieb man das Jahr 2866, jetzt war alles in Ordnung und sie war stolz darauf. Vieles, allem voran ihre Stadt, musste damals wieder aufgebaut werden. Und es wurde schöner als je zuvor.
Nikitas Welt hatte sich technisch so weit entwickelt, dass das Leben äußerst angenehm war. Es war praktisch für alles gesorgt. Den Haushalt und vieles mehr erledigten Computer und geschickte Roboter.
Die Forschung hatte neben den inzwischen genetisch perfekten Lebensmitteln auch die synthetische Nahrung weiterentwickelt, die schon früher in der Raumfahrt Verwendung gefunden hatte.
Jeder Mensch hatte von Geburt an einen kleinen Chip im Körper, der genauestens berechnete, was gerade an Nährstoffen benötigt wurde. Die Mahlzeiten wurden in computergesteuerten Küchen zubereitet. Der Chip konnte sogar noch mehr.
Über ihn, ein Mini-Genlabor, war man mit der nächsten Klinik verbunden. Ständig wurden alle Körperdaten überprüft und man wurde informiert, wenn etwas nicht stimmte. Inzwischen waren auch die meisten Organe austauschbar, wenn sie verbraucht waren - und zwar aus der eigenen Organbank.
Die Geburtenkontrolle, die durch die enorm erhöhte Lebenserwartung nötig geworden war, wurde strikt eingehalten. Die Kleidung, die die Menschen in diesem Teil der Erde trugen, war meist synthetisch. Im Laufe der letzten Jahrhunderte hatten sich die Allergien so weit verbreitet, dass jeder peinlich darauf achtete, weder mit Staub noch anderem Schmutz in Berührung zu kommen.
Die politische Landschaft war übersichtlich geworden. Es gab eine Senatsregierung, die von einem Präsidenten angeführt wurde. Als Modell hierfür hatte die Staatsform des antiken Roms gedient. Der Präsident wurde alle drei Jahre direkt vom Senat ernannt und er bestimmte dann seinen Stellvertreter. Die Senatoren wurden vom Volk gewählt. Das Staatsoberhaupt, das seit acht Jahren diesen Teil Welt regierte, hieß Dean Wizemann.
Kirchliche Institutionen gab es schon lange nicht mehr. Sie waren durch die letzten Glaubenskriege aufgerieben und ihre Priester in den Untergrund getrieben worden.
Zur anderen Hälfte der Welt bestand kein Kontakt, so wie es damals durch den Ewigen Vertrag besiegelt worden war. Im Bewusstsein der Menschen hier existierte eine andere Welt, wenn überhaupt, nur noch am Rande. Man kümmerte sich einfach nicht darum, wohl auch, weil sie so weit entfernt war.
Nikita hatte zu Beginn ihres Studiums einige Vorlesungen in Geschichte besucht. Daher wusste sie etwas mehr über diese längst vergangenen Zeiten und den Ewigen Vertrag, wenn es ihr auch schwer fiel nachzuvollziehen, wie es dazu kommen konnte. Fasziniert hatte sie die logistische Meisterleistung der Menschen der damaligen Zeit. Durch die Teilung der Erde war eine unvorstellbare Umsiedelungsaktion nötig geworden.
Immerhin hatte man nur ein Jahr Zeit sich zu entscheiden, in welchem Teil der Welt man leben wollte. Diese Entscheidung war nicht mehr rückgängig zu machen. Es hatte zwar immer Völkerwanderungen gegeben, aber diese war sicherlich die größte gewesen. Nikita war wirklich froh, in ihrer Zeit zu leben.
Nach einer heißen Dusche kleidete sie sich an, wie meist ganz in Schwarz, und setzte sich an den kleinen Tisch in der Küche.
Während sie ihren heißen Kaffee trank, schweiften ihre Gedanken noch einmal zum gestrigen Abend, den sie im Kreis von Kollegen in Tonys Bar verbracht hatte. Die Gespräche hatten sich wieder einmal ausschließlich um die Firma gedreht, was kein Wunder war, denn Tonys Bar lag fast um die Ecke.
Dr. Will Manders, ein Kollege aus einer anderen Abteilung, spekulierte auf den frei gewordenen Posten eines Abteilungsleiters und gab den ganzen Abend über damit an, warum er für diesen Job die beste Wahl sei. Sein Fleiß und seine Forschungsergebnisse konnten an oberster Stelle einfach nicht übersehen werden, meinte er selbstsicher. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass er vor allem wegen ihr so angegeben hatte. Das war wahrscheinlich etwas, was sich nie ändern würde, dachte sie bei sich. Selbst intelligente Männer mussten wohl einer ebenbürtigen Frau zeigen, dass sie besser waren. Komisch fand sie, dass diese Männer scheinbar nicht merkten, dass sie sich gerade dadurch kleiner machten, als sie waren.
Dabei war Will eigentlich ein ganz netter Kerl, der auch noch gut aussah. Erst vor zwei Tagen hatte ihre beste Freundin, Chalsea Cromway, sie wieder einmal auf Will angesprochen: »Nick«, hatte sie gesagt, »ich verstehe dich einfach nicht, wie du ohne Kerl leben kannst. Immer nur arbeiten kann doch nicht gesund sein. Schau dich an, du bist jung, du siehst gut aus und die Männer fliegen auf dich. Will ganz besonders, das sieht ein Blinder im Dunkeln. Vergiss Jan endlich! Eure Trennung ist über ein Jahr her und besonders gut behandelt hat er dich vorher auch nicht immer, wenn du mich fragst.«
»Ich frage dich aber nicht«, hatte Nikita schnippisch geantwortet, denn sie mochte es nicht, an einem wunden Punkt berührt zu werden und die Trennung von Jan, ihrer Studentenliebe, war ein wunder Punkt. Sie wusste selbst, dass sie ihren Teil dazu beigetragen hatte. Oft genug hatte Jan sich beschwert, dass sie zu wenig Zeit miteinander verbrachten, seitdem sie bei BOSST arbeitete. Jan schien zu übersehen, dass sie keine Studentin mehr war, sondern einen Beruf hatte, der besonders zu Beginn ihre Zeit mehr beanspruchte, als ihr selbst oft lieb war. Wenn sie dann abends geschafft war von der Arbeit, traf sie sich manchmal dennoch mit ihm, weil sie ein schlechtes Gewissen hatte.
Dass diese Abende nicht das sein konnten, was sich beide wünschten, war ihr im Nachhinein auch klar geworden. Insgeheim warf sie ihm außerdem vor, nicht an einer Karriere zu arbeiten, so wie sie es tat. Ihm schien die Assistentenstelle als Arzt in der städtischen Klinik zu genügen.
Nikita gehörte mit 27 Jahren zu den jüngsten Bewohnern im Donald-Crusst-Tower, dem mit seinen 900 Metern höchsten Gebäude der Stadt. Normalerweise konnten es sich Leute ihres Alters nicht leisten, in diesem Gebäude, das den Namen des ersten Präsidenten der neuen Weltordnung trug, zu wohnen.
Der Tower aber war Eigentum der Firma. Mitarbeitern, von denen man sich viel versprach, wurden hier Wohnungen zu äußerst günstigen Preisen vermietet. Es war also ein Privileg, hier zu wohnen. In den 20 unteren Stockwerken, wie auch in mehreren Etagen des mittleren Bereiches, hatten sich die teuersten Geschäfte der Stadt angesiedelt. Es gab außerdem Arztpraxen, Wellnesszentren, Fitnessparks, Cafés und Restaurants und viele Firmen hatten hier einen Geschäftssitz. Alleine die Tiefgaragen des Towers reichten 300 Meter unter die Erde.
Nach dem Frühstück, das neben dem schwarzen Kaffe, ihrer Absage an alle Gesundheitsapostel, aus einem nährstoffreichen Brei und einer mit einer grünen Paste bestrichenen Scheibe Vollkornbrot bestand, setzte Nikita ihre neue Multifunktionsbrille auf und verließ ihr Apartment. Die Brille war das erste Projekt, an dem sie mitgearbeitet hatte, leider nicht am Design. Sie stand ihr nicht, wie sie fand, aber ihr Chef hatte wegen der vielen hilfreichen Funktionen darauf bestanden, dass sie sie trug. Wenn nicht dieser breite Steg am oberen Rand gewesen wäre, hätte sie ausgesehen wie eine ganz normale Sonnenbrille. Professor Rhin war besonders stolz auf seine neueste Entwicklung. Sie brachte dem Unternehmen schon jetzt viel Geld ein, was natürlich auch den anderen Forschungsprojekten zugute kam.
Sie betrat die Parkbox neben ihrer Wohnung im 80. Stockwerk, orderte über ein Mikrofon ihren Wagen und wartete. Eine Minute später kündigte ein leises Zischen an, dass ihr Auto jeden Moment aus den Tiefen der Erde hier oben neben ihr erscheinen würde.
Sie hatte gerade in ihrem neuen Coupé Platz genommen, als sich auch schon die Boxentür geräuschlos öffnete. Draußen floss der Verkehr fast lautlos vorüber und der Zubringer, auf dem sie gleich zu einer der Straßen fahren würde, fuhr langsam aus.
Fünf Fahrwege führten in unterschiedlichen Höhen am Donald-Crusst-Tower vorbei. Das schwarze Automobil, das inzwischen seinen Namen wirklich verdiente, setzte sich nach einem kurzen Sprachkommando Nikitas geräuschlos in Bewegung, um sich reibungslos in den fließenden Verkehr 300 Meter über der Erde einzureihen. Sie betätigte einen kleinen Knopf am rechten Brillenbügel und gleich darauf wurden ihr die neuesten E-Mails angezeigt. Neben den üblichen Werbemails, die sie umgehend wieder löschte, las sie auch eine Nachricht von Chalsea Cromway auf dem Schirm. Sie hatte für den Abend einen Tisch in irgendeinem angesagten Lokal bestellt und wollte die Verabredung für 20:00 Uhr bestätigt haben. Eine andere Nachricht kam von ihrem Chef, der dringend um eine sofortige Unterredung bat. Worum es ging, schrieb er nicht.
Die Nachricht musste sehr wichtig sein, denn Nikita wäre in einer Stunde ohnehin an ihrem Arbeitsplatz gewesen. Daher beschloss sie, direkt in die Firma zu fahren und nicht, wie geplant, zu ihrem Friseur. Die Haare mussten warten.
Ihr Chef war ein Pünktlichkeitsfanatiker und außerdem besessen von seiner Arbeit. Von seinen Mitarbeitern erwartete er ebenfalls höchsten Einsatz. Schon im Einstellungsgespräch hatte er auf die Respektlosigkeit hingewiesen, die seiner Meinung nach hinter Unpünktlichkeit stand und wenn er »sofort« sagte, dann meinte er auch »sofort«.
»Typisch«, dachte sie, »da will ich mal etwas für mich tun und wieder gibt es Wichtigeres. Sicher kann ich den Friseur vergessen und Chal wird mir heute Abend eine ihrer Standpauken halten.«
Nach einem neuen Kommando bog ihr Wagen in die nächste Seitenstraße ab. »In fünfzehn Minuten erreichen Sie Ihr Ziel«, meldete eine angenehme Stimme aus dem Lautsprecher.
Zeit, um nachzudenken.
Unmittelbar nach dem Studium, das sie an einer renommierten Universität »summa cum laude« abgeschlossen hatte, und zwar in den zwei Fächern Physik und Verhaltenspsychologie, wurde ihr die Stelle bei BOSST, einem bedeutenden Institut, angeboten.
Fast jeder ihrer Kommilitonen hätte einiges darum gegeben, in diesem Unternehmen eine Anstellung zu finden. Professor Rhin selbst hatte mit ihr gesprochen, da sie ihm schon während seiner Gastvorlesungen und in Seminaren als intelligente, willensstarke Frau aufgefallen war. Die Anstellung bei BOSST ermöglichte ihr jetzt auch das Wohnen in einem der modernsten Tower der City.
Was kaum jemand wusste, war, dass BOSST, das Institut für Biophysik und Energiegewinnung auch noch einem anderen Zweck diente. Der eigentlich wichtigere Komplex des Institutes lag 25 Stockwerke unter der Erde und war gegen jeden erdenklichen unbefugten Zugang optimal abgesichert.
Da die Menschen von ihrer Geburt an überwacht wurden, war man ganz oben darüber unterrichtet, dass Nikita Ferrer »sauber« war. Man wusste sogar noch mehr von ihr. Der Teil, den man nicht überwachen konnte, lag für sie selbst noch im Dunkeln.
BOSST hatte erreicht, wovon viele andere Firmen nur träumen konnten. Man arbeitete und forschte zum Wohle der Menschheit und konnte Ergebnisse vorweisen, die keinen Zweifel an der Lauterkeit des Unternehmens aufkommen ließen. Es war sogar so, dass man dem Unternehmen seinen immensen Reichtum gönnte, nicht zuletzt weil BOSST sich im sozialen Bereich großzügig engagierte. Offiziell arbeiteten bei BOSST 7500 Menschen und damit war die Firma der größte Arbeitgeber der Stadt. Zahlreiche Erfindungen und Entwicklungen des Unternehmens hatten das Leben für die Menschen leichter und angenehmer gemacht. Das Mini-Genlabor und der praktische Identitätserkennungs-Chip, kurz IDC genannt, waren nur zwei Beispiele der zahlreichen Erfindungen.
Nikita war stolz, in Professor Rhins Arbeitsgruppe zu sein. Ihr Chef zählte wohl zu den angesehensten Forschern auf diesem Planeten und für seine Anerkennungen und Preise brauchte er sicherlich zu Hause einen eigenen Raum. Obwohl mancher daran zweifelte, dass der Professor überhaupt ein Zuhause hatte, soviel wie er arbeitete. Jedenfalls hatte er ein Apartment in der Firma. Nikita mochte ihren Chef und sie merkte, dass auch er sie mochte. Sie war direkt nach ihrer Einstellung in sein neuestes Projekt involviert worden und musste sich nicht mit irgendwelchen langweiligen Routinearbeiten herumschlagen, so wie es neue Mitarbeiter meist tun mussten. Man testete so deren Frustrationstoleranz und Durchhaltevermögen. Sie wusste nicht, dass der Professor darum gebeten worden war, sie unter seine Fittiche zu nehmen.