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Günter Schuler

Das Praxisbuch zu
Affinity Designer

Illustrationen, Grafiken
und Layouts erstellen –
für Ein- und Umsteiger

Inhaltsverzeichnis

Herzlich Willkommen!

Willkommen in der Welt der Grafik

1. Affinity Designer kann Vektoren und Pixel!

Was ist ein Grafikprogramm?

Was sind Pixel, was sind Vektoren?

Vektoren und Pixel: beide präsent

Kaufen, installieren, rein ins Vergnügen

2. Einmal Rundumsicht bitte: Ihre digitale Wirkungsstätte

Anschauungsmaterial und Hilfe(n)

Die Arbeitsoberfläche

Modularer und nichtmodularer Modus
Paletten
Werkzeuge
Personas
Menübefehle

Interface und Einstellungen anpassen

Paletten bedarfsgerecht anordnen
Voreinstellungen

3. Ihre Arbeitsoberfläche: Ressourcen und Artboards

Finetuning: Die Dokument-Ansicht steuern

Vergrößern, verkleinern, Ansicht verschieben
Sonstige Ansichts-Optionen
Lineale, Hilfslinien, Raster

Flächen und Konturen einfärben

Ihr Paletten-Ensemble

Effizienz-Tools: Navigator, Protokoll und Snapshots
Spezialisten: Transformieren und Kontur
Ihre Werbeabteilung: die beiden Text-Paletten
Kreativfunktionen: Pinsel, Effekte, Stile

Ihre Steuerzentrale: Kontext- und Symbolleiste

Ihr Button-Board: Die Symbolleiste
Werkzeugoptionen im Blick: Die Kontextleiste

Art Boards

4. An Anfang war der Strich: Wie aus Linien Formen werden

Form-Baukasten I: Geometrische Formen

Rechteck- und Ellipsenwerkzeuge
Vielfalt: weitere Formwerkzeuge

Form-Baukasten II: Formen ändern und neu erstellen

Formen modifizieren
Formen zusammenbauen

Form-Baukasten III: Klonen, Vervielfältigen, Anordnen und Ausrichten

Form-Gruppen mit Maus und gehaltener Optionstaste
Form-Gruppen mit dem Duplizieren-Befehl
Objekte anordnen und Abstände verteilen
Klonen plus Anordnen: frei oder über die Transformieren-Palette
Zwischenfazit zu den Form-Baukästen

Objekte frei zeichnen

Die Zeichen-Werkzeuge
Vektoren: Linien und Formen
Selber zeichnen oder Clip-Art verwenden?

Im Detail: der Grafik-Baukasten

5. Mehrschichtig denken: Objekte und Ebenen

Objekte und Ebenen in Grafikprogrammen

Gruppen, Zuschnitte, Masken

Gruppen
Zuschnitte
Masken

Effekte, Anpassungen und Pixel-Ebenen

Effekte
Anpassungen
Pixelebenen
Textebenen
Art Boards
Wissenswert: zusätzliche Befehle in Menü und Palette

6. Alles so schön bunt hier: Tranzparenz und Effekte

Farbverwaltung für Fortgeschrittene: Farben und Verläufe

Deckkraft, Mischmodi und Transparenz

Deckkraft und Mischmodi
Mischoptionen
Deckkraft für Farben
Das Transparenz-Werkzeug

Effekte und Stile

Effekte
Stile

Effekte für Konturen: Pinsel

Pinsel selber erstellen

Bildeffekte für Grafiken: Anpassungen

7. Pixelig: Bilder und Malaufträge

Import von Grafiken und Bildern

Unterschiedliche Formate öffnen
Formate punktgenau platzieren
Den Medienbrowser verwenden

Bildinhalte platzieren und bearbeiten

Arbeiten im Pixel Persona

Pixel-Werkzeuge, Pixel-Tools
Pixel-Ebenen mit Masken verfeinern

Grafiken als Bilder exportieren

8. Von Slogan bis Info: Text in Affinity Designer

Die Textwerkzeuge

Die Formatierungsbefehle

Die Kontextleiste
Die Panels Zeichen und Absatz
Das Menü Text

Text und Effekte

Die 10 Gebote der guten Typografie

Nervig, aber nötig: (ein bisschen) Schriftverwaltung

9. Vektorformat? Pixel? PDF? Richtig exportieren

Export-Optionen und Export-Formate

Exportieren-Befehl und Export Persona
Export-Formate

Dokumente farb- und motivgetreu exportieren

Welche Farbprofile sind geeignet?
Wie bekomme ich Grafiken fehlerfrei exportiert?

Konkret: Logos, Illus, Infografiken

10. Zeichnen und Entwerfen: Logos, Muster, Clip ‚Art

Logodesign: Schrift als Rohmaterial

Digital tapezieren: Muster

Clip Art: Skyline aus Symbolfont

Aus Einzelteilen zur Gesamtgrafik

11. Nüchtern oder bildhaft? Infografiken und Diagramme

Einfache Balkendiagramme

Standard-Schema
Variationen

3D-Balkendiagramme

Zylindrisch
Isometrisch in 3D

Dreidimensional und bildlich: Infografie für Fortgeschrittene

Tortendiagramme mit Pfadtext

12. Pixel und Vektoren zusammen: freie Illustrationen

Clip Art im Praxiseinsatz

Freie Illustration: »Jazz Festival Paris«

Bullets, Buttons & Pills: grafische Gebrauchsobjekte

Kugeln
Buttons und Pillen

Kreativ in der Praxis: Wie einsatzfähig ist Affinity Designer?

Anhang: Tastaturbefehle

Ausführliches Stichwortverzeichnis

Impressum

Herzlich Willkommen!

Liebe Leserin, lieber Leser,

vielen Dank, dass Sie sich für unser »Praxisbuch zu Affinity Designer« interessieren. Als engagierter Verlag freuen wir uns, Ihnen dieses spannende Thema nahebringen zu dürfen. Dies umso mehr, als dass Affinity Designer ein echter Newcomer auf dem Grafiksoftware-Markt ist. Speziell dem für den Mac. Sieht man von Adobe Illustrator einmal ab, gestaltet sich das Spektrum entsprechender Anwendungen auf dieser Plattform recht überschaubar.

Das Lob geht noch weiter. Hersteller Serif legt mit Affinity Designer in der aktuellen Version 1.4 nicht nur eine vollwertige Grafikanwendung vor – mit allen Panels, Werkzeugen, Form-Tools, Funktionen und Effekten, die man für das anspruchsvolle Entwerfen und Gestalten von Grafiken, Flyern, Logos oder Illustrationen benötigt. Zusätzlich zu den zu erwartenden Grafikfeatures enthält Affinity Designer eine separate Sektion zum Malen. Malen und Zeichnen – bislang waren das zwei strikt voneinander getrennte Bereiche. In Affinity Designer jedoch können Sie beides – und Grafik- sowie Mal-Komponenten so miteinander kombinieren, wie es für Ihre Zwecke am besten passt.

Mehr Input auch zur Foto-Optimierung gewünscht? Das Praxisbuch zum Schwesterprogramm Affinity Photo hilft. Mehr Info hier:

www.mandl-schwarz.com/15/affinity/

Der Aufbau dieser Sektionen folgt einem bewährten Konzept – der Aufgliederung des Programm-Interfaces in unterschiedliche, für den jeweiligen Zweck spezialisierte Personas. Was ein Persona ist und wie er funktioniert, erfahren Sie in den Kapiteln 2 und 3. Um Programmeinsteigern und Vektorgrafik-Neulingen zu vermitteln, welche Grundtechniken in Grafikprogrammen zur Anwendung kommen, ist Teil eins (»Willkommen in der Welt der Grafik«) ganz auf die Bedürfnisse von Vektorgrafik-Novizen und -Novizinnen eingestellt. Über die elementaren Programmfunktionen von Affinity Designer hinaus werden hier auch die Grundlagen der Vektorbearbeitung thematisiert.

Der zweite Teil (»Im Detail: Der Grafik-Baukasten«) bringt Ihnen die unterschiedlichen Programmversionen im Detail nahe. Die Baukasten-Komponenten für gelungene (oder einfach auch nur: zweckmäßige) Vektorgrafiken sind auf fünf themenbezogene Kapitel verteilt – jeweils eines für das Arbeiten mit Objekten und Ebenen, zum Thema Transparenz, Effekte und Stylings, das Importieren von Bildern und anderen Rohkomponenten, das Arbeiten mit Text und schließlich die Optionen beim Export fertiger Grafiken.

Sie möchten mehr? Sind auf den Geschmack gekommen? Möchten richtig in medias res gehen? In dem Fall versorgt Sie Teil drei (»Konkret: Logos, Illus, Infografiken«) mit praktischen Arbeitsbeispielen. Inhalt der drei Kapitel: eine aus mehreren Elementen zusammengesetzte Werbeanzeige, das Erstellen von Infografiken und schließlich Techniken für das Erstellen ausgearbeiteter Illustrationen. Ziel der beschriebenen Untergliederung ist es, sowohl Einsteigern als auch Anwendern mit Erfahrung in vergleichbaren Programmen das nötige Know-how zu bieten, um mit Affinity Designer zu arbeiten.

Foto: Reinhard Simon

Zur besseren Orientierung

Bevor wir beginnen, möchte ich noch kurz erläutern, mit welchen Bild- und Tasten-Symbolen wir Sie beim Gebrauch dieses Buchs noch weiter unterstützen.

Grundwissen: Dieses Symbol taucht immer dann auf, wenn es um die Bedienung im Allgemeinen geht. Hier vermitteln wir auch grundsätzliche Details, die Ihnen den Umgang mit dem Programm erleichtern.

Tipp: Ob hilfreiche Tastenkombination, unentdeckte Funktionen oder wenig bis gar nicht bekannte Bearbeitungsmethoden: dieses Icon weist Sie auf Zusatz-Information und allerlei Tipps & Tricks hin.

Achtung: Damit Sie eher weniger als mehr Arbeit haben: Das Ausrufezeichen in der Comic-Sprechblase warnt Sie vor typischen Fehlern, die der oftmals unbedarfte Einsteiger gerne einmal macht.

Fürs Erste wünsche ich Ihnen viel Lernerfolg mit diesem Buch und Freude mit Affinity Designer.

Günter Schuler
Frankfurt am Main, Juni 2016

Teil 1

Illustration: HelenaOhman / vectorstock.com

Willkommen in der Welt der Grafik

Logos, Einladungskarten, Flyer, Infografiken, Icons, Illustrationen – das alles ist zwar gut und schön. Am Anfang jeder Grafikerstellung steht jedoch die Programmbeherrschung. Konkret: Was ist Affinity Designer, wie ist das Programm aufgebaut, was kann ich damit tun? Entsprechend bringen Ihnen die ersten Kapitel die Grundlagen nahe – die Arbeitsweise von Vektorzeichenprogrammen generell (Kapitel 1), den Aufbau von Affinity Designer (Kapitel 2) und die unverzichtbaren Tools für die Grafikerstellung (Kapitel 3). Abschluss des Basis-Buchteils: ein kleiner Crash-Kurs in Sachen Formen und Figuren.

Grafik: artshock / VectorStock.com

Vektor oder Pixel? Technisch gesehen sind Grafikprogramm-Arbeiten heute oft beides.

Affinity Designer kann Vektoren und Pixel!

Zeichenprogramme gelten gemeinhin etwas als Exoten. Da Affinity Designer ein Zeichenprogramm ist, klären wir vorab die wichtigsten Grundlagen: den Unterschied nämlich zwischen Zeichnen, Malen und Bildbearbeitung. Ebenso die beiden Grundtechniken – Vektoren und Pixel. Da Affinity Designer beide beherrscht, gibt uns das gleich Gelegenheit, die dazugehörigen Arbeitsumgebungen vorzustellen – den Draw Persona und den Pixel Persona.

Alles Ebene: In Affinity Designer liegt jedes Objekt auf einer separaten Ebene.

Malen und Zeichnen

Der grundlegende Unterschied: In Malprogrammen malen Sie frei-intuitiv Flächen aus (oben); wichtigstes Malwerkzeug ist der Pinsel. In Zeichenprogrammen hingegen konstruieren Sie Formen und gestalten diese im Anschluss aus (unten).

Affinity Designer ist eine Zeichensoftware. Um Unklarheiten sowie potenzielle Missverständnisse und Enttäuschungen bereits im Vorfeld auszuräumen, an der Stelle ein paar Worte darüber, was Affinity Designer alles nicht ist. Affinity Designer ist kein Malprogramm und keine Software zum Auftunen von Fotos. Erschwerend hinzu kommt: Obwohl sich kleinere Layouts in Affinity Designer problemlos bewerkstelligen lassen, ist es letzten Endes auch kein Layoutprogramm. Probe aufs Exempel? Begeben Sie sich an ein Buchlayout oder die Produktion eines Firmen- oder Vereinsperiodikums, werden Sie schnell feststellen, dass Sie eventuell mit einer Textverarbeitungsanwendung wie etwa Microsoft Word besser gefahren wären.

Kreis und Blüte: einmal Umriss, einmal ausgestaltet.

Was also macht Affinity Designer und wozu verwendet man das Programm? Der Hauptunterschied zu Mal- und Bildbearbeitungsprogrammen ist der, dass sich in Grafikprogrammen letztlich alles um Formen dreht. Die Formen, die Sie anlegen, mögen einfach sein wie etwa ein Kreis, eine komplexere, aus unterschiedlichen Grundformen zusammengesetzte Figur oder aber ein frei gezeichnetes Motiv wie beispielsweise die Silhouette eines Models. Die Frage, ob die Grundformen oder Figuren, die Sie entwerfen, rudimentär einfarbig daherkommen oder mit Effekten sowie sonstigen Tricks hochgebrezelt sind, ist dabei erst einmal zweitrangig. Oder egal – so lange jedenfalls, wie Sie nicht vergessen, dass sich in Affinity Designer letztlich alles um Formen dreht. Formen, die Sie geometrisch entwerfen oder Figuren, die Sie freihändig zeichnen.

Wie andere Grafikanwendungen auch spart Affinity Designer zwar keineswegs an Effekten, Farben, Verläufen sowie sonstigen Optik-Gimmicks. Allerdings sollten Sie sich bewusst sein, dass der Grundzustand in Zeichenanwendungen Schwarz-Weiß ist. Schwarzweiß wie die Silhouette, wie der Scherenschnitt im Zeichenunterricht oder die streng-perfekte Schwarzweißgrafik im Designbüro. Welches Spiel mit den Formen Sie veranstalten und wie opulent Sie Ihre Grafiken ausschmücken, bleibt dabei Ihnen überlassen. Fürs Logodesign eignet sich Affinity Designer ebenso gut wie für Entwürfe farbenprächtiger Flyer und Plakate. Wobei in vielen Fällen ein spezieller Typus an Formen hinzutreten wird – Schrift beziehungsweise Schriften. Die gute Nachricht: Auch für das In-Szene-Setzen von Slogans, Grußkarten-Botschaften und sonstigen Textelementen in Ihren Grafiken ist Affinity Designer umfassend ausgestattet.

Formen

Formen sind die Grundbestandteile in Grafikprogrammen. Egal ob Text, regelmäßige Formen wie Kreis oder Rechteck, komplexere Figuren oder frei gezeichnete – ohne Form geht bei der Grafikerstellung wenig.

Vorab noch ein Wort zur Grafik: Wie Sie beim Durchblättern des Buches vielleicht bemerkt haben, kommt die aufmachende (und Sie hoffentlich in Ihren Ideen beflügelnde) Optik dabei nicht zu kurz. Um es kurz zu machen: Ein Großteil des verwendeten Grafikmaterials wurde nicht vom Autor in langen Nächten mit viel Kaffee mit eigener Hand entworfen und durchgezeichnet. Ebenso wie FlickR, Instagram, Fotolia sowie andere Plattformen für Fotofreunde gibt es auch in Sachen Vektor-Rohmaterial im Netz Unmengen an Stoff, darunter viele frei verwendbare Grafiken und Symbolfonts – bis an den Rand vollgepackt mit Icons, Symbolen, Florals und Silhouettenzeichnungen zu (fast) allem, was man sich denken kann. Mehr zu diesen Rohmaterial-Ressourcen erfahren Sie in Kapitel 4. An der Stelle schon mal Zeitersparnis-Rat Nummer eins: Nicht jeder ist ein begnadeter Freihand-Zeichner oder Entwerfer. Helfen Sie sich also, indem Sie sich helfen lassen – und scheuen Sie sich nicht, mit vorgefertigtem Rohmaterial zu arbeiten.

Layoutprogramme

PageMaker QuarkXPress InDesign

Grafikprogramme

Corel Draw Inkscape Illustrator Affinity Designer

Bildbearbeitungsprogramme

Photoshop Elements GIMP Photoshop Affinity Photo

Malprogramme

Corel Painter

Was ist ein Grafikprogramm?

Welches Programm zu welchem Zweck?

Genaue Abgrenzungen sind hier weder möglich noch sinnvoll. Layoutanwendungen sind – das dazugehörige Kreativtalent vorausgesetzt – durchaus geeignet für Grafikstylings, Grafikanwendungen wie Affinity Designer umgekehrt für (kleinere) Layouts. Die Frage »Wo hört Vektor auf und wo fängt Pixel an?« ist ebenfalls nicht eindeutig zu beantworten. Faustregel hier: Die Übergänge sind fließend.

Um was genau handelt es sich bei Affinity Designer? Der Preis des Programms mag zwar mit rund 50 Euro recht günstig sein. Doch günstige Preise allein sind nur selten der Grund für eine Software-Anschaffung (auch wenn Ihnen Affinity-Designer-Hersteller Serif die Anschaffung nach Kräften erleichtert und sein Produkt direkt in Apples App Store feilbietet). Erste Antwort so: Bei Affinity Designer handelt es sich um ein Grafikprogramm – genauer: ein Vektorzeichenprogramm ähnlich wie Corel Draw, Inkscape oder Adobe Illustrator.

Was ist ein Vektorzeichenprogramm? Bevor wir uns mit der zugrundeliegenden Technik näher beschäftigen, wollen wir uns zunächst den praktischen Aspekten zuwenden und fragen, für welche Aufgaben genau ein solches Programm gemeinhin zur Anwendung kommt. Haben Sie beispielsweise ein Bildbearbeitungsprogramm auf dem Rechner wie etwa Photoshop Elements, GIMP, Elements’ großen Bruder Photoshop oder Affinity Photo, die Schwesteranwendung von Affinity Designer, werden Sie vermutlich ganz praktisch die Frage eruieren, wozu eine zusätzliche Software konkret gut ist.

Das Gleiche gilt für Layoutprogramme wie etwa die beiden allseits bekannten Profianwendungen InDesign und QuarkXPress. Auch bei XPress und InDesign handelt es sich im Grunde um Vektorgrafikprogramme. Anders als »reine« Grafikprogramme dienen sie vor allem dem Wegarbeiten großer Text- und Bildmengen – Magazin- und Flyerlayouts, Bücher, Kataloge und ähnliches. Grafikprogramme im engeren Sinn hingegen kaprizieren sich vor allem auf das illustrative Element. Ihre Domäne haben sie folgerichtig beim Entwurf von Postkarten und Grußkarten, von Logos, bei der Gestaltung von Flyern, Werbeetiketten, Verpackungsdesigns, Gebrauchsgrafiken, Infografiken und Illustrationen.

Alles aus einer Hand

Zusätzlich zu Affinity Designer sowie seiner Schwesteranwendung Affinity Photo plant Affinity-Designer-Hersteller Serif auch eine Layoutanwendung. Ob diese noch 2016 auf dem Markt erscheint, ließ sich bei Drucklegung dieses Buches nicht mit Sicherheit sagen.

Die angerissenen Einsatzgebiete schlagen sich auch bei den Tools, Werkzeugen und Techniken nieder, die bei Grafikprogrammen im Vordergrund stehen. Basistechnologie dabei ist das Arbeiten mit sogenannten Vektoren (gleich dazu mehr). Aus praktischer Sichtwarte gesehen steht das Arbeiten mit Formen stark im Mittelpunkt – Rechtecke, Ellipsen, sonstige regelmäßige Formen, aber auch unregelmäßige Formen und reine Linien. Eine weitere wichtige Komponente ist Text. In Sachen Textformatierungs-Möglichkeiten ähneln Grafikprogramme stark den bereits erwähnten Layoutprogrammen. Zum Sektor der Bildbearbeitungsanwendungen gibt es ebenfalls eine Reihe von Parallelen und Überschneidungen. Ein Beispiel hierfür sind die zahlreichen Effektgestaltungsmöglichkeiten, wie sie sich beispielsweise auch in Affinity Photo finden, der Schwesteranwendung von Affinity Designer. Ebenso zu dem der Malprogramme. Malprogramme sind im Grunde eine noch weiter spezialisierte Art von Bildbearbeitungsprogrammen. Da diese das Metier bislang mehr oder weniger mitbedienten, hat auf dem Markt im Grunde lediglich eine Anwendung Bestand gehabt: Painter von der kanadischen Firma Corel.

Fazit: Vom Anwendungsprofil her stehen Grafikanwendungen etwa in der Mitte zwischen Bildbearbeitungs- und Layoutanwendungen. Mit Ersteren haben sie die opulenten Gestaltungsmöglichkeiten im Bereich Effekte gemein, mit Letzteren die Feinpräzisions-Tools in Sachen Textgestaltung und Grafikanordnung. Fazit so: Affinity Designer ist zwar nicht die beste Anwendung der Wahl, um Fotos nachzubearbeiten oder Kataloge mit 850 Seiten zu produzieren. Möchten Sie allerdings eine Grußkarte entwerfen oder einen Werbeflyer, Ihr Firmenlogo in Szene setzen oder knuffige Infografiken zaubern für einen Prospekt oder eine sonstige Publikation, liegen Sie bei Affinity Designer haargenau richtig.

Draw Persona

Der Draw Persona – eine der beiden grundlegenden Arbeitsumgebungen in Affinity Designer – unterscheidet sich lediglich in Details von seinem Pendant, dem Pixel Persona. Wie in Grafikprogrammen üblich, wird jede Form durch ein eigenes Objekt markiert. Fassen Sie es mit einem Werkzeug an, erscheint die für Grafikobjekte typische Umrandung.

Was sind Pixel, was sind Vektoren?

Der Begriff »Vektoren« – oder, etwas konkreter: »Vektorobjekte« – ist das Schlüsselwort für den Einstieg in die Welt der Grafikanwendungen. Objekte sind die zahlreichen Formen und Einzel-Grafikbestandteile, die Sie in Affinity Designer anlegen können. Diese Objekte müssen zwar nicht zwingend aus Vektoren bestehen (mehr dazu später), tun es allerdings in der Regel. Was sind Vektoren? Legen Sie in Affinity Designer (oder irgendeiner anderen Grafiksoftware) eine Figur an wie beispielsweise ein Rechteck, einen Kreis oder ein komplexeres Formobjekt wie das markierte Blütenblatt in der geöffneten Zeichnung oben, handelt es sich dabei erst einmal um ein Objekt. Markieren Sie dieses Objekt auf der Zeichenfläche, zeigt Ihnen Affinity Designer den Umriss des jeweiligen Objekts an. Ebenso den dazugehörigen Begrenzungsrahmen sowie ein paar Anfasser, mittels derer Sie das Objekt bewegen, drehen oder skalieren können.

Sind das nun bereits Vektoren? Antwort: Es kommt darauf an. Der Objekttypus offenbart sich, wenn Sie besagtes Objekt mit dem Knotenwerkzeug (Tasten-Kurzbefehl zur Ansteuerung: A) markieren. Ist es ein Vektorobjekt, werden – neben dem eigentlichen Objekt – die Kanten- und Übergangspunkte angezeigt, welche die Form von besagtem Objekt definieren. Bei dem Blütenblatt aus der Grafik – anschauungshalber hier abgebildet in isolierter Form – sehen wir anstatt des obligatorischen Objektrahmens (ganz links) die einzelnen Punkte, aus denen sich die Form zusammensetzt. Klicken Sie auf einen dieser Punkte, erscheinen rechts und links davon zwei mehr oder weniger lange Greifarme, an deren Endpunkten sich kleine Anfasser befinden. Mittels dieser Anfasser können Sie die Form nunmehr verändern – zwar nicht die gesamte, aber die zwischen dem aktuellen Punkt und den beiden Punkten links und rechts davon. Ebenso möglich ist das Verschieben des eigentlichen Form-Markierungspunktes auf der Umrandung.

Ankerpunkte

Vektorobjekte setzen sich aus Eckpunkten, Übergangspunkten sowie dazugehörigen Greifpunkten zusammen. Mit ihrer Hilfe können Sie bereits bestehende Formen mühelos verändern. Der kleine hellrote Punkt in den drei rechten Grafiken markiert Anfangs- und Endpunkt der Form. Da Letztere geschlossen sind, fallen beide auf einen Punkt.

Vorabgreifend erwähnt sei an dieser Stelle, dass mittels der hier angerissenen Technik auch Übergangspunkte mit runden Übergängen in Eckpunkte mit spitzen, eckigen Kanten umgewandelt werden können (wie etwa bei einem Rechteck oder einer Stern-Figur). Eckpunkte wiederum benötigen keine Greifarme, da der Punkt als solcher für ihre Definition genügt.

Für den Anfang soll diese kleine Versuchsanordnung genügen. Wichtig dabei ist die Beobachtung, dass Linien und Rundungen typischer Grafikprogramm-Objekte mathematisch definiert werden. Die zugrundeliegende Technik nennt sich Vektorenrechnung; entsprechend benennt man Grafikprogramm-Objekte wie die vorgestellten Vektorobjekte. Ihre wesentliche Eigenschaft: Die Objektform ist auf mathematische Weise bestimmt. Der Vorteil dieser Konstruktionsweise: Anders als Pixel (dazu gleich) können Sie entsprechende Objekte beliebig vergrößern. Ob kleiner Kreis in der Ecke einer A4-Seite oder großer Kreis auf einer Plakatwand: Da Position, Konturverlauf und Form auf mathematische Weise festgelegt sind, wird der Kreis stets konturenscharf wiedergegeben – sowohl auf dem Bildschirm als auch im Druck.

Vektor- und Pixelobjekte

Der wesentliche Unterschied ist der, dass Vektorobjekte (links) beliebig vergrößert werden können und dabei ihre Kantenschärfe behalten. Grafiken, die aus Pixel bestehen, sind auflösungs- bzw. darstellungsabhängig. Konkret bedeutet dies: Vergrößern Sie ein zuvor kleines Objekt (oder eine zuvor kleine Gesamtgrafik), werden die Kanten pixelig (rechts).

Andere Umgebung, andere Werkzeuge: Affinity Designer offeriert für Vektoren und Pixel jeweils separate Werkzeuge. Links: Werkzeugleiste im Draw Persona; rechts: Werkzeugleiste im Pixel Persona.

Anders Pixel. Erstellen Sie eine entsprechende Form in einem Pixelprogramm wie beispielsweise Affinity Photo, ist die Randschärfe des Kreises stets abhängig von der Bildauflösung zu dem Augenblick, in dem Sie den Kreis erstellt haben. Technisch gesehen besteht eine solche Pixelform aus einer (mehr oder weniger umfangreichen) Ansammlung quadratischer Pixel. Vergrößern Sie sie durch Skalieren oder vergrößern Sie die Ansicht auf dem Bildschirm, werden Sie sehen, dass an den Rändern zunehmend Pixel hervortreten und die Kanten entsprechend unschärfer werden. Der Nachteil dieser Konstruktionsweise: Anders als bei Vektoren können Sie die entsprechende Figur nur mit Schärfeverlust vergrößern.

Nichtsdestrotrotz gibt es auch bei Pixeln ein paar Vorteile. Anders als bei Vektoren brauchen Sie nicht auf die spezialisierten Vektor-Zeichenwerkzeuge zurückzugreifen. Je nach Form und Anwendungsprogramm können Sie einfach mit Farbe füllen oder drauflosmalen. Darüber hinaus gibt es Konstellationen, bei denen Pixel einfach im Vorteil sind – beispielsweise bei Fotoelementen, die Sie in eine Grafik einfügen möchten. Natürlich ist auch dies in Grafikprogrammen problemlos möglich. Der Clou bei Affinity Designer allerdings ist – im »Designer« können Sie beide Grundtechniken parallel verwenden!

Pixel Persona

Der Pixel Persona offeriert – verglichen mit dem Draw Persona – eine geringfügig veränderte Arbeitsumgebung. Die wesentlichen Elemente bleiben jedoch gleich – auch Objekte als solche. Über den Menüpunkt »Ebene | Rastern« können Sie jedoch Vektorobjekte in Pixel umwandeln.

Vektor- oder Pixelobjekt? Der Aggregatzustand eines jeden Objekts wird in der Palette »Ebenen« säuberlich vermerkt.

Vektoren und Pixel: beide präsent

Der Ansatz, Pixel- und Vektorenbearbeitung gleichrangig in einem Grafikprogramm zur Verfügung zu stellen, ist zwar nicht vollends revolutionär. Allerdings geht Affinity Designer einen deutlichen Schritt weiter als vergleichbare Anwendungen und offeriert Ihnen zwei gleichwertige Sektoren unter einem Dach. Sektor Nummer eins ist der Draw Persona – eine Arbeitsumgebung für die Bearbeitung von Vektoren. Hier zeichnen Sie mit den Zeichenwerkzeugen Linien und Formen – oder wenden die einschlägigen Form-Tools an. In Sektor Nummer zwei, dem Pixel Persona, können Sie Ähnliches tun – nur dass Ihre Objekte hier nicht aus mathematischen Vektoren bestehen, sondern aus Pixeln ähnlich wie in einem Bildbearbeitungsprogramm.

Der Vorteil dieses »bipolaren« Programmkonzeptes ist der, dass Sie wahlweise auf beide Arbeitsumgebungen zurückgreifen können – entweder dauerhaft auf die, in der Sie sich vertrauter fühlen oder aber fallweise abhängig davon, welche Sie für eine konkrete Einzelaufgabe bevorzugen. Ein wichtiger Vorteil der Affinity-Designer-Programmarchitektur ist der, dass Vektor- und Pixelobjekte im gleichen Job präsent sein können. Anders gesagt: Sie müssen sich nicht bei jeder Grafikarbeit auf eine bestimmte Arbeitsweise festlegen. Sondern können innerhalb einer Arbeit unterschiedliche Objekte miteinander kombinieren.

Ebenen

Ebenen sind ein Grundbestandteil im Affinity Designer. Genauer: die unterschiedlichen Objekte, die – ähnlich wie die Schichten einer Zwiebel – in der Ebenenpalette übereinander gestapelt sind. Bei opulenter ausgestalteten Illustrationen wie hier kann da schon einiges zusammenkommen.

Draw-, Pixel- und Export Persona: Via Anklicken des jeweiligen Buttons links oben in der Optionenleiste können Sie bequem zwischen den drei Persona des Programms hin- und herswitchen.

Ein wunderbarer Beleg für die Koexistenz der beiden beschriebenen Techniken innerhalb des »Designer« ist die Palette Ebenen. Wie bereits erwähnt, ist dieses Panel in beiden Persona präsent – im Draw Persona und im Pixel Persona. Darüber hinaus verdeutlicht sie eine weitere wesentliche Eigenschaft von Vektor- beziehungsweise Grafikprogrammen. Als Regel auf den Punkt gebracht lautet diese: Jedes einzelne Element einer Grafik – egal ob Form, Linie, ein importiertes Bild oder Text – liegt als eigenes Objekt vor. Übereinandergeschichtet sind diese unterschiedlichen Objekte in der Ebenen-Palette. Bei opulenten Grafiken kann da schon einiges zusammen kommen – wie das abgebildete Beispiel zeigt. Damit Sie vor lauter Objekten nicht den Überblick verlieren, stellt ihnen Affinity Designer unterschiedliche Staffelungstechniken zur Verfügung. Eine davon, vorab bereits erwähnt: das Einsortieren zusammengehöriger Objekte in entsprechende Ebenengruppen. Mit aufzuführen bei der Gelegenheit ist, dass Ihnen Affinity Designer auch den Grundtypus der einzelnen Objekte säuberlich mit auflistet – Pixel für Pixelobjekte, Kurve für Vektorformen.

»Willkommen«

Das »Willkommen«-Panel mit einigen nützlichen Arbeitsbeispielen zum Download wird beim Erststart des Programms obligatorisch eingeblendet. Haben Sie es deaktiviert, können Sie es über »Hilfe | Willkommen« jederzeit wieder aufrufen.

In der Summe mag das alles nicht sehr spektakulär daherkommen. Allerdings: Öffnen Sie ausgestaltete Grafik-Artworks in Ihrem »Designer« (wie beispielsweise die über das Willkommen-Panel downloadbaren Beispiel-Dateien), erhalten Sie bereits einen ersten Eindruck davon, welche beeindruckenden Arbeiten mit einem Grafikprogramm wie Affinity Designer möglich sind. Der Download der Dateien ist übrigens ganz unkompliziert. Da für seinen Start allerdings eine funktionierende Programmversion auf Ihrem Rechner vonnöten ist, schauen wir uns zum Abschluss dieses Kapitels noch die nötige Installationsprozedur an.

Kaufen, installieren, rein ins Vergnügen

Die Wege, Affinity Designer auf den eigenen Rechner zu kriegen, sind überschaubar. Im Grunde sind es zwei (wobei der erste eine Art Schnuppertest ist für den regulären, zweiten). Eine gute Anlaufstelle für das Einholen erster Infos ist meist die Webseite des Herstellers. Über die URL

https://affinity.serif.com/de/designer/

gelangen Sie gleich auf die Startseite des Programms. Englischkenntnisse sind, wie dort zu sehen, nicht vonnöten. Klicken Sie auf der Seite den Menü-Link an, erscheint eine sortierte Liste mit Seitenbereichen, wo Sie weitere Informationen finden. Aufschlussreich ist vor allem der Bereich Tutorials zu Affinity Designer. Hier stehen ein paar Dutzend Video-Tutorials zur Verfügung. Die Clips – meist kompakt zur Sache kommend und lediglich einige Minuten lang – sind zwar in englischer Sprache. Was die Vorstellung bestimmter Funktionen anbelangt, sind sie jedoch recht informativ.

Homepage

Eine gute Möglichkeit, sich schon mal einen Eindruck zu verschaffen, ist die Webseite des Herstellers. Grafiken und dargestellte Techniken sind zwar sichtlich darauf angelegt zu beeindrucken. Mit dort verlinkt ist jedoch ein Bereich mit Tutorial-Videos. Letztere sind zwar in English, verschaffen allerdings erste Einblicke in Funktionsweise und Techniken des Programms. Ebenfalls möglich: das Downloaden einer Trial-Version, die Sie zehn Tage lang auf Ihrem Rechner testen können.

Video-Tutorials zu Affinity Designer auf der Webseite des Herstellers.

Aufschlussreich ist auch die Hauptseite. Die Kreativkünstler im Auftrag von Hersteller Serif haben sichtlich ihr Bestes gegeben, Sie visuell von den Vorzügen ihrer Anwendung zu überzeugen. Wie weiter? Grundsätzlich stehen Ihnen nunmehr zwei Möglichkeiten zur Verfügung. Möglichkeit eins: Sie klicken auf den Button Kostenlose Testversion und laden sich die Testversion von Affinity Designer auf den Rechner. Die Installation birgt keine besonderen Herausforderungen. Nach dem Download installieren Sie das Programm mittels der in Ihrem Download-Ordner abgelegten Installationsdatei. Das wars. Ab nun haben Sie zehn Tage Zeit, das Programm ausführlich auf Herz und Nieren auszutesten.

Möglichkeit zwei: Sie machen (direkt) Nägel mit Köpfen und legen sich die Vollversion zu. Klicken Sie auf der Homepage zum Programm auf den Button Jetzt kaufen, leitet Sie die Seite direkt auf die Webseite des App Store von Apple weiter. Zusätzlich wird die Anwendung App Store geöffnet – auch hier praktischerweise mit der Seite, die anzusteuern ist: die, auf der Affinity Designer zum Verkauf angeboten wird. Voraussetzung für den Kauf ist – wie bei allen Käufen im App-Store – ein entsprechender Account bei Apple. Falls Sie bislang kein Kunde im Music- beziehungsweise App Store sind, heißt dies: einen solchen anlegen. Die Anmeldung dort ist relativ unkompliziert. Im Wesentlichen geben Sie Ihre e-Mail-Adresse an und legen ein persönliches Passwort fest.

App Store

Die Download-Prozedur über Apples App Store gestaltet sich recht simpel: Nach dem Kauf und der anschließenden Installation befindet sich das Programm – bereit zu Taten – bei Ihnen im »Programme«-Ordner.

Eine Möglichkeit, im App Store Zahlungen zu tätigen: das Einlösen von Gutscheinkarten, wie es sie in jedem Supermarkt gibt.

Zum Bezahlen stehen Ihnen zwei Möglichkeiten offen. Der klassische Weg ist der über eine Kreditkarte. Ebenso wie andere große Portale ermöglicht Apple allerdings auch eine niedrigschwelligere Form: das Einlösen von Guthabenkarten. Erhältlich sind diese in Supermärkten, Tankstellen, Zeitschriftenläden oder Media Stores. Im App Store geben Sie in dem Fall einfach den Code ein, der sich hinter der abgerubbelten Folie versteckt (oder scannen ihn über die Rechner-Kamera). Ist das Guthaben Ihrem Account gutgeschrieben, können Sie den Kaufvorgang starten. Unmittelbar darauf zeigt Ihnen der App Store den Download an. Falls Sie Lust verspüren, können Sie, während der Download läuft, unter Gekaufte Artikel oder Updates nach dem Rechten sehen. Gekaufte Artikel listet die von Ihnen gekauften Apps sowie den Installationsstatus auf; Updates informiert Sie über aktuell verfügbare Programmupdates. Die anschließende Programminstallation erfolgt im Hintergrund. Das wars; die erste, entscheidende Hürde ist genommen. Affinity Designer ist nunmehr bereit zu frischen Taten.

Statusanzeigen im App Store: »Gekaufte Artikel« informiert Sie über Ihre bisherigen Käufe, »Updates« über zur Verfügung stehende neuere Programmversionen.

Was muss ich sonst noch vor dem Loslegen wissen? Eigentlich wenig. Das Programm startet kompakt auf; laufen tut es auch unter etwas älteren OS X-Versionen. Die flüssige Arbeitsweise verführt Sie eventuell dazu, die Frage des vorhandenen RAM-Speichers zu ignorieren. Arbeiten Sie mit relativ überschaubaren Grafikdateien, kommen Sie mit den derzeit üblichen Standardausstattungen von 4 bis 8 GB gut über die Runden. Möchten Sie sich perspektivisch an Kunstwerke wagen wie die auf der Webseite des Herstellers, ist es allerdings nicht verkehrt, etwas Geld in zusätzliche RAM-Bausteine zu investieren – wobei diese heutzutage nicht mehr die Welt kosten und ein substanzieller Speicherausbau bereits für 100 bis 200 Euro zu haben ist.

Starten Sie das Programm das erste Mal auf, erscheint dieselbe Arbeitsoberfläche wie bei der Trial-Version. Auch bei der regulären Version begrüßt Sie als Erstes das bereits erwähnte Willkommen-Panel. Ausgestattet mit dem Grundwissen aus diesem Kapitel, wollen wir nunmehr darangehen und uns die Software mit ihrem Interface, den Werkzeugen, Befehlen und einzelnen Panels näher anschauen.

Artwork plus Paletten: manchmal herrscht da etwas Gedränge.

Grafik: StockVectors / VectorStock.com

Wie in den meisten Grafikprogrammen Palette Nummer eins: die Werkzeugleiste

Einmal Rundumsicht bitte: Ihre digitale Wirkungsstätte

Wie sieht der Affinity Designer aus, wie fühlt er sich an, wie funktioniert er? Dieses Kapitel gibt Ihnen einen Überblick über Struktur und Funktionen des Programms. Thema: Werkzeuge, Features, Paletten und Arbeitstechniken – die Basics also für das alltägliche Arbeiten. Erste Bekanntschaft machen Sie darüber hinaus mit den beiden essentiellen Arbeitssektoren – dem Draw Persona und dem Pixel Persona.

Personas

Die Anklick-Buttons für die drei Arbeitsbereiche im Affinity Designer finden Sie in der Symbolleiste ganz links (Gesamtüberblick: siehe Screenshot übernächste Seite).

»Willkommen«-Galerie

Die Arbeiten, die Affinity Designer im »Willkomen«-Panel präsentiert, sollen Ihnen die vielfältigen Möglichkeiten des Programms präsentieren. Was Genre und Stil angeht, sind sie sehr vielfältig. 3D-hafte UI-Designs, wie sie beispielsweise bei Spielen gängig sind (siehe rechts), sind ebenso mit dabei wie klassische Grafik-Artworks (nächste Seite oben).

Wie jedes Programm wartet auch Grafiksoftware mit einer typischen, ganz speziellen Arbeitsoberfläche auf. Zumindest denjenigen unter Ihnen, die andere Grafikanwendungen bereits kennen (wie zum Beispiel Illustrator oder auch das unter Windows weit verbreitete Corel Draw), wird vieles im Affinity Designer bekannt vorkommen. Die wesentlichste Eigenheit schon mal vorab: Wie bereits erwähnt, stehen für das Arbeiten im Designer zwei »Abteilungen« zur Verfügung – der Draw Persona für klassische Vektorbearbeitung und der Pixel Persona für malähnliche Arbeitstechniken. (Für den Export fertiger Arbeiten kommt ergänzend der t hinzu; siehe dazu Kapitel 9.) Schauen wir uns das Ganze näher an.

Anschauungsmaterial und Hilfe(n)

span>Öffnen Sie Affinity Designer das erste Mal, erscheint nach dem Programmstart ein hübscher Willkommen-Bildschirm. Klicken Sie auf eines der kreisförmigen Icons, springt die Anzeige ins Künstlerarchiv über und zeigt Ihnen das Illustrationsoeuvre des angeklickten Künstlers. Navigieren können Sie mit den Pfeil-Tasten links und rechts unten. Navigieren Sie sich durch, werden Sie nicht nur feststellen, dass sich mit Affinity Designer beeindruckende Illustrationen aufgleisen lassen. Auch Stilistik und Genres der vorgestellten Kunstwerke decken ein breites Spektrum ab.

Durch Anklicken des kleinen Cloud-Buttons laden Sie das ausgewählte Beispiel direkt in Ihr Programm.

Limitierung: Speichern lassen sich die Arbeitsbeispiele nur im programmeigenen »afdesign«-Format.

Hilfefunktionen im Menü »Hilfe«

Der Clou allerdings ist, dass es sich bei den abgebildeten Artworks um Arbeitsbeispiele handelt – Arbeitsbeispiele, die Sie auf Ihren Rechner herunterladen und in Affinity Designer auf Herz und Nieren prüfen können. Um ein Arbeitsbeispiel herunterzuladen, klicken Sie einfach in die jeweilige Miniatur hinein. Der Download (angezeigt durch eine – in der Regel schnell fortschreitende – Rahmenanzeige) dauert meist nur kurz. Klicken Sie noch einmal auf das Miniatur-Symbol, wird die ausgewählte Artwork-Datei im Designer geöffnet. Im Beispiel ausgewählt ist die Arbeitsdatei »city.afdesign«.

Bevor wir uns näher mit dem Interface befassen, ein kurzer Hinweis auf den Status der erwähnten Arbeitsbeispiele. Das Abspeichern heruntergeladener Arbeitsbeispiele auf dem eigenen Rechner ist problemlos möglich. Ebenso das Vornehmen von Veränderungen sowie das Abspeichern unter einem anderen Namen. Allerdings hat Hersteller Serif eine kleine Limitierung in seine Beispiele mit eingebaut. Der Export der Grafiken in ein gängiges Grafik-Austauschformat wie etwa PDF oder EPS ist leider nicht möglich.

Was machen mit dem schnieken Willkommensbildschirm? Da er beim laufenden Arbeiten eher stört, können Sie ihn durch Anklicken des Schließen-Buttons schließen. Sie können ihn auch komplett ausschalten – durch Deaktivieren der Einstellung Dieses Panel beim Start anzeigen. Was durchaus sinnvoll ist, denn: Über das Menü Hilfe | Willkommen können Sie das Panel jederzeit aufrufen. Werfen wir abschließend noch einen kurzen Blick auf den Rest der Hilfen im Menü. Im Wesentlichen sind es zwei: Tutorial startet Ihren Browser und leitet Sie direkt zur Tutorial-Sektion auf der Webseite von Serif weiter. Hilfe zu Affinity Designer (Tasten-Kurzbefehl: + ß) hingegen führt Sie zu der Apple-obligatorischen, selbstredend in deutscher Sprache verfügbaren Programm-Hilfe.

Modularer Modus

Als offizielle Bezeichnung findet sich in den Programmfunktionen allein der Modulare Modus. Aus zeichnet er sich dadurch, dass alle Paletten frei auf dem Monitor platziert sind.

Die Arbeitsoberfläche

Modularer und nichtmodularer Modus

Das werksvoreingestellte Interface gestaltet sich recht übersichtlich. Auf dem Monitor präsent sind drei Panel-Einheiten: die obligatorische Werkzeugleiste, ein aus Symbolleiste und Kontextleiste zusammengesetztes Doppel mit speziellen Werkzeugeinstellungen sowie sonstigen Arbeitshilfen unterhalb der Menüzeile und schließlich eine Palettengruppe mit Farbe-Panel, Ebenen-Panel und – angeordnet im Hintergrund – ein paar weiteren Paletten. Geöffnete Grafiken – im Beispiel die »city«-Grafik aus den Serif-Arbeitsbeispielen – erscheinen ebenfalls in einem separaten Fenster. Die freie Anordung auf dem Monitor ist vor allem dann recht praktisch, wenn Sie einzelne Panels und Fenster gern auf dem Bildschirm hin und her schieben und so, wie es gerade passt, positionieren.

Nichtmodularer Modus

Hier die Standard-Palettenanordnung mit dem Beispieldokument im nichtmodularen Kompaktmodus. Eine Großdarstellung mit Erläuterung der wichtigen Funktionsbereiche finden Sie auf der folgenden Doppelseite.

Grafik: Ben the Illustrator / Serif

Umschaltbefehl zwischen den beiden Fenster-Anordnungsweisen: der Befehl »Modularer Modus« im Menü »Fenster«.

Die Bezeichnung für diese Art Fenster- und Palettenanordnung nennt sich Modularer Modus. Neben diesem Modularen Modus offeriert Affinity Designer eine zweite, kompaktere Präsentationsform. Wählen Sie im Menü Fenster den Punkt Modularer Modus an (mit Häkchen davor – was heißt, dass dieser Modus aktiviert ist), switcht das Programm in den nichtmodularen Modus um. Kennzeichen: die eben aufgeführten Elemente – Dokumentfenster, Werkzeugleiste, Symbol-/Kontextleiste und Paletten – sind in einem Fenster zusammengefasst. Praktisch ist diese Präsentationsform vor allem dann, wenn Sie auf ein aufgeräumtes, klar strukturiertes Programm-Erscheinungsbild Wert legen.

Arbeitsoberfläche

Die wichtigen Funktionsbereiche hier im Überblick. Im Modularen Modus (hier: ausgeschaltet) können Sie die einzelnen Paletten und Fenster frei auf dem Bildschirm anordnen.

Paletten

Kommen wir zu den Paletten. Im nichtmodularen Modus sehen Sie im rechten Fensterbereich eine kompakte Palettengruppe. Mit das wichtigste Panel beim Arbeiten im Affinity Designer ist die Ebenen-Palette. Wie im Beispiel zu sehen, enthält sie eine Vielzahl unterschiedlicher Objekte und Objektgruppen (letzteres sind Container, in denen mehr oder weniger viele Einzelobjekte übersichtshalber zusammengefasst sind). Klappen Sie eine dieser Gruppen auf, sehen Sie die in der Gruppe enthaltenen Objekte und Untergruppen.

Keine Sorge – nicht alle Grafikarbeiten sind so komplex aufgebaut wie das geöffnete Beispiel-Artwork. Eine spezielle Eigenheit von Grafikprogrammen ist allerdings die, dass jedes einzelne Objekt »zählt«. Entsprechend voluminös fällt in der Regel die Auflistung im Ebenen-Panel aus. Neben dem Vorteil, dass jede einzelne Figur separat editierbar ist, bietet die Auflistung in der Ebenen-Palette einen weiteren Vorteil. Via Klick auf ein bestimmtes Objekt können Sie dies jederzeit markieren. Von Vorteil ist das Markieren über die Ebenen-Palette vor allem dann, wenn in Ihrer Arbeit größere Objekte über kleineren angeordnet sind und diese verdecken.

Die im Ebenen-Panel symbolisierte Unten-/Oben-Hierarchie ist selbstverständlich veränderbar. Zum einen dadurch, dass Sie die Anordnung eines Objekts in der Ebenen-Palette verändern – und beispielsweise das kleine Objekt A über dem großen Objekt B positionieren. Da Grafikelemente in Grafikprogrammen viel Ähnlichkeit haben mit Scherenschnitten, hat das Programm für das Darüber- oder Darunter-Anordnen ein paar weitere Techniken in petto (mehr dazu im Verlauf des Buches).

Was gibt es noch an Paletten? Ganz oben vorne befindet sich das Panel Farbe. Wie der Name bereits sagt, dient es dem Zusammenmischen von Farbtönen. Am unteren Ende der Palettengruppe finden Sie das Panel Transformieren – eine wertvolle Hilfe beim Positionieren, Skalieren, Drehen sowie Duplizieren von Objekten. Über diese drei Haupt-Panels hinaus gibt es in der Palettengruppe weitere Panels. Klicken Sie rechts neben Farbe beispielsweise auf Farbfelder, erscheint eine Palette für das Zusammenstellen und Verwalten von Farbtönen und Verläufen. Des Weiteren finden Sie in der oberen Reitergruppe ein Panel zum Einrichten von Konturen (Kontur) und eines, mit dem Sie Objektkonturen malstrichförmige Pinseleigenschaften zuweisen können (Pinsel).

Reiter

Die Tab-Reiter der einzelnen Palettengruppen ermöglichen das Verstauen mehrerer Panels innerhalb einer Gruppe. Mit einem Klick auf den Reiter holen Sie jeweils die Palette in den Vordergrund, die Sie aktuell benötigen.

Quickinfo-Anzeige mit Werkzeug und dazugehörigem Tastaturkürzel.

In der Mitte befindet sich unter anderem das Panel Effekte. Mit den dort präsenten Befehlen können Sie Objekten Schlagschatten, Weichzeichnungs-Outfits und andere Effekte zuweisen. Noch ein Stück raffinierter sind die Effekte in der Palette Stile. Hierbei handelt es sich um unterschiedliche Objekteigenschaften, die als Stil abgespeichert sind und sich Objekten im Bundle zuweisen lassen – beispielsweise »Metall« oder »Lachs«. Im unteren Bereich schließlich finden Sie neben der Transformieren-Palette eine Einheit mit den aufgezeichneten Protokollschritten (Protokoll) und ein Panel zum Navigieren (Navigator). Letzteres ist vor allem dann ganz praktisch, wenn Sie in einer hohen Zoomstufe arbeiten und schnell an eine andere Dokumentstelle möchten.

Welche Paletten es noch gibt und welche Möglichkeiten Ihnen zur Verfügung stehen, diese zu positionieren, erfahren Sie im weiteren Verlauf dieses Kapitels. Fürs Erste jedoch wollen wir uns der wichtigsten Palette überhaupt zuwenden, derjenigen, ohne die in einem ordentlichen Grafikprogramm überhaupt nichts geht: der Werkzeugleiste.

Werkzeuge

Welche Werkzeuge stehen en détail zur Verfügung? Mit 17 Stück hält sich das Ganze im überschaubaren Rahmen. Allerdings: Manche Werkzeuge präsentieren in der rechten unteren Ecke ein Dreieck zum Aufklappen. Klicken Sie dieses an, erscheint ein temporäres Aufklappfeld, welches Ihnen alle Werkzeuge in dieser Gruppe anzeigt. Die Bezeichnungen der einzelnen Werkzeuge zeigt Ihnen die interaktive Quickinfo-Hilfe an, wenn Sie mit dem Cursor darüberfahren. Zusätzlich zeigt Ihnen der Quickinfo-Kasten den Tasten-Kurzgriff an, mit dem Sie besagtes Werkzeug ansteuern können. Viel anbrennen kann bei so viel Durchstrukturiertheit eigentlich nicht.

Linien, Kurven, Striche