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Inhalt

Märchenmonds Erben

Über das Buch

Kapitel

Vita

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Wolfgang und Heike Hohlbein

Geboren 1953 in Weimar. Gemeinsam mit seiner Frau Heike verfasste der damalige Nachwuchsautor 1982 den Fantasy-Roman "Märchenmond", der den Fantasy-Wettbewerb des Verlags Carl Ueberreuter gewann. Das Buch verkaufte sich bislang weltweit vier Millionen Mal und beflügelte seinen Aufstieg zum erfolgreichsten deutschsprachigen Fantasy-Autor. Im Ueberreuter Verlag beträgt seine Gesamtauflage inzwischen acht Millionen Exemplare, seine Werke wurden in 37 Sprachen übersetzt. Wolfgang Hohlbein lebt heute mit seiner Familie in der Nähe von Düsseldorf.

Kim beobachtete eine Gruppe junger Punker, die auf der anderen Straßenseite entlangschlenderte und offensichtlich auf Streit aus war.

Die Burschen fielen ihm schon seit einer geraumen Weile auf, schon seit sie die Imbissbude an der Ecke verlassen hatten und immer heftiger herumstänkerten.

Angefangen hatte es ganz harmlos – soweit man es als harmlos bezeichnen konnte, wenn ein halbes Dutzend Halbwüchsiger, von denen einige schon fast so groß wie Erwachsene waren, mit grün oder orange gefärbtem Haar, nietenbesetzten Lederjacken, auf deren Rücken Totenköpfe aufgenäht waren, sich zusammenrottete und anfing, ihre Umwelt zu terrorisieren.

Zuerst hatte einer von ihnen seine leere Cola-Dose auf den Bürgersteig geworfen; ganz gezielt neben den Papierkorb, der nun wirklich unübersehbar neben dem Eingang der Imbissbude angebracht war. Natürlich waren alle anderen seinem Beispiel sofort begeistert gefolgt.

Dann hatten sie sich eine Weile damit amüsiert, die leeren Getränkedosen über den Gehsteig zu kicken, sodass die Passanten, die das Pech hatten, ausgerechnet in diesem Moment dort entlanggehen zu wollen, ihnen mit hastigen Schritten ausweichen mussten und ein paar Mal sogar an Knöchel oder Waden getroffen wurden.

Bald war auch dieses Spiel den Punkern langweilig geworden. Vielleicht zwei oder drei Minuten hatten sie einfach tatenlos herumgelungert, ohne dass irgendetwas geschehen wäre – abgesehen davon vielleicht, dass sich der Gehweg auf dieser Straßenseite zusehends leerte. Offensichtlich wagten es immer weniger sich den gefährlich aussehenden Burschen auch nur zu nähern. Einige ältere Männer und Frauen hatten sogar die Straßenseite gewechselt, als sie den bunten Haufen erblickten. Mittlerweile hatten die Burschen entdeckt, wie viel Spaß es machte, leere Cola- und Bierdosen in flachem Winkel auf die Straße hinauszutreten; nicht hoch genug um einen Wagen zu beschädigen, aber schnell genug um mehr als einem Fahrer einen gehörigen Schrecken einzujagen. Die meisten fuhren zwar einfach über die bunt bedruckten Blechdosen hinweg, aber es gab auch genug, die erschrocken auf die Bremse traten oder hastig auswichen, was jedes Mal ein wütendes Hupen zur Folge hatte.

»Wenn sie so weitermachen, dann wird es noch einen Unfall geben.« Sein Vater zog die Wagentür hinter sich zu, steckte den Zündschlüssel ins Schloss und drehte ihn halb herum, ohne den Motor jedoch zu starten. Stattdessen blickte er weiter stirnrunzelnd zu den Punkern hin.

Kim hatte nicht einmal bemerkt, dass er in den Wagen gestiegen war, und war ein wenig erschrocken, als er die Stimme seines Vaters so unversehens neben sich hörte.

»Ich frage mich nur, warum niemand etwas tut«, sagte er. Was die Burschen da drüben trieben, war in ihren Augen vielleicht nicht mehr als ein etwas großer Scherz, der aber sehr schnell ernste Folgen nach sich ziehen konnte.

»Weil die Leute Angst vor ihnen haben.« Sein Vater schüttelte den Kopf und startete den Motor nun doch. Er fuhr aber immer noch nicht los. Der Verkehr war zu dicht, und obwohl er den Blinker eingeschaltet hatte, machte keiner der vorbeifahrenden Wagen auch nur den Versuch, anzuhalten und ihn aus der Parklücke ausscheren zu lassen. Kim, der nun abwechselnd die Punker und das Gesicht seines Vaters betrachtete, hatte den sicheren Eindruck, dass dieser sich fast mehr darüber ärgerte als über das Benehmen der Jungen.

Trotzdem erkannte er, dass sein Vater durchaus Recht hatte. Der Besitzer der Imbissbude, in der die Punker gegessen hatten, war hinter der Scheibe seines Geschäfts erschienen und blickte zu ihnen hin. In einiger Entfernung waren zwei alte Frauen und ein junger Mann stehen geblieben und debattierten heftig. Die Gesten, die ihre Worte begleiteten, ließen keinen Zweifel daran aufkommen, worüber sie sprachen. Allerdings tat niemand auch nur das Geringste, dem Treiben der Punker-Clique Einhalt zu gebieten.

»Und warum unternehmen wir nichts?«, fragte Kim.

Sein Vater nahm den Gang wieder heraus und sah ihn auf eine Weise an, die Kim ganz nervös machte. »Warum fängst du nicht schon einmal damit an?«, fragte er.

Kim war nun vollends verwirrt. »Ich?«

»Es war dein Vorschlag, oder?«, erwiderte sein Vater. »Es ist immer leicht, anderen zu sagen, was sie tun sollen.«

Es verging ein Moment, bis er wirklich begriff, was sein Vater mit diesen Worten sagen wollte. Kim war verblüfft. Er war aus dem Alter heraus, in dem die Kinder noch glaubten, dass ihre Väter einfach alles können und vor nichts auf der Welt Angst hatten – aber er wusste auch, dass sein Vater alles andere als ein Feigling war. Wenn er sich entschied, sich mit dem Haufen dort drüben nicht anzulegen, dann wahrscheinlich nicht, weil er Angst vor den Burschen hatte.

»Warum rufst du dann nicht wenigstens die Polizei?«, fragte Kim mit einer Kopfbewegung auf das Telefon am Armaturenbrett des Wagens.

»Weil ich nicht glaube, dass es nötig ist«, sagte sein Vater.

»Siehst du? Ich glaube, sie verlieren bereits das Interesse an ihrem Spiel.«

Tatsächlich hörten die Burschen auf, leere Getränkedosen und anderen Abfall auf die Straße hinauszuschießen, obwohl ihnen die Munition noch lange nicht ausgegangen war. Einige Augenblicke lang sahen sie sich nur noch unschlüssig um, ganz offensichtlich auf der Suche nach jemand anderem, den sie provozieren konnten. Als sie niemanden fanden, drehten sie sich einer nach dem anderen herum und trollten sich.

»Woher hast du das gewusst?«, fragte Kim verblüfft.

Sein Vater blickte kurz in den Rückspiegel und fuhr dann los. Diesmal hatte er offensichtlich keine Schwierigkeiten, eine Lücke im Verkehr zu finden.

»Weil ich auch einmal so war wie sie«, antwortete sein Vater lächelnd.

»Wie bitte?« Kim riss ungläubig die Augen auf.

»Natürlich nicht genauso«, fuhr sein Vater fort. »Ich meine, ich hatte nicht so eine verrückte Frisur und wir haben keine zwei Zentner schweren Lederjacken und Ketten getragen.«

»Und auch keine Bomberjacken und Springerstiefel«, vermutete Kim. Allmählich erwachte in ihm der Verdacht, dass sein Vater ihn auf den Arm nahm – auch wenn er sich beim besten Willen nicht erklären konnte, warum.

»Und auch keine Bomberjacken und Springerstiefel«, bestätigte sein Vater. »Und trotzdem war der Unterschied gar nicht so groß, wie du vielleicht glaubst. Ich meine: Wir haben damals natürlich keine Leute angepöbelt, oder uns einen Spaß daraus gemacht, uns an Schwächeren auszulassen. Ich glaube nur, dass es heutzutage härter geworden ist. Manchmal entschieden zu hart. Aber das Prinzip ist dasselbe. Auch wir haben uns unseren Spaß daraus gemacht, unsere Eltern zu provozieren.«

»Du?«, fragte Kim ungläubig. Seine Großeltern kamen nicht oft zu Besuch, weil sie in einer sehr weit entfernten Stadt lebten, aber er wusste, dass sein Vater ein ausgezeichnetes Verhältnis zu ihnen hatte. »Das kann ich mir nicht vorstellen!« Sein Vater lachte. »Du hättest mal meinen Vater hören sollen, als ich mich das erste Mal geweigert habe zum Frisör zu gehen und als ich mit Schlaghosen und einer dieser unmöglichen Fellwesten nach Hause kam. Mein Gott, war das ein Krach!«

»Wegen langer Haare?« Kim konnte sich das kaum vorstellen. Er selbst trug die Haare relativ kurz, aber nicht aus irgendeiner Überzeugung oder aus modischen Beweggründen heraus, sondern aus purer Bequemlichkeit. Da er viel Sport trieb, fand er es einfach praktischer, sich nicht ständig die Haare aus dem Gesicht wischen zu müssen oder damit irgendwo hängen zu bleiben. In seiner Klasse gab es alle mögliche Frisuren. Übrigens auch ein paar unmögliche, seiner Meinung nach.

»Das Prinzip war dasselbe«, bekannte sein Vater. »Wir waren erst einmal gegen alles, was unsere Eltern gut fanden, und haben danach darüber nachgedacht. Im Grunde tun diese Rocker –«

»Punker«, verbesserte ihn Kim.

»– tun diese Punker nichts anderes«, fuhr sein Vater fort.

»Nur auf ihre Weise. Damit wollte ich nicht gesagt haben, dass ich es gut finde. Das ganz bestimmt nicht. Aber weißt du, was? Ich wette, wenn diese sechs Kanarienvögel da hinten in zwanzig Jahren Fotos von sich sehen, dann ist ihnen das genauso peinlich wie mir heute, wenn ich mir alte Aufnahmen ansehe.« »An unserer Schule sind vor drei Monaten zwei Jungs verhaftet worden, weil sie einen Lehrer verprügelt und anschließend seinen Wagen in Brand gesetzt haben«, sagte Kim.

»Ich weiß«, antwortete sein Vater. Er lächelte jetzt nicht mehr. »Und ich wollte auch bestimmt nichts verharmlosen. Die Jugend wird immer gewalttätiger und das ist ein großes Problem. Ich frage mich nur, ob es eine Lösung ist, mit immer drakonischeren Strafen darauf zu reagieren.«

»Drakonische Strafen?« Kim zog eine Grimasse. »Die beiden Kerle waren nach einem Tag wieder auf freiem Fuß. Ihr Lehrer ist krankgeschrieben.«

»Das ist das nächste Problem«, bestätigte sein Vater. »Manche sind zu hart und manche zu weich.« Plötzlich lachte er. »He, meinst du nicht, dass wir die Diskussion eigentlich genau andersherum führen sollten? Ich meine: Ich bin hier der verknöcherte Alte und du das rebellische Kind.«

»Sag das noch mal und ich lasse mir die Haare grün färben und steche mir eine Büroklammer durch die Unterlippe!«, drohte Kim.

Sie lachten beide herzhaft über diesen Scherz, aber nicht sehr lange. Das Gespräch hatte einen schlechten Nachgeschmack zurückgelassen, den sich Kim nicht richtig erklären konnte. Vielleicht weil er seinen Vater selten so ernst erlebte. Er wollte es gar nicht, aber er musste noch einmal auf das Thema zurückkommen.

»Es ist anders«, bekannte er. »Ich habe gelesen, dass an manchen amerikanischen Schulen jetzt schon Metalldetektoren wie am Flughafen aufgestellt werden, damit man die Schüler nach Waffen durchsuchen kann.«

»Ich habe doch Recht«, sagte sein Vater. »Du bist erst einmal prinzipiell gegen alles, was ich sage.« Dann wurde er wieder ernst. »Weißt du, ein sehr weiser Mann hat einmal gesagt, dass die junge Generation zweifellos den Untergang der Kultur bedeutet.«

»Der Direktor meiner Schule?«, fragte Kim.

»Plato«, antwortete sein Vater. »Fünfhundert vor Christus ... glaube ich.«

»Sehr komisch.«

»Nein, überhaupt nicht«, widersprach sein Vater. »Was ich damit sagen will, ist, dass diese Diskussion schon so alt ist wie die Menschheit. Jetzt frag ich mich bloß, warum, aber offensichtlich ist es so, dass die Jugend immer gegen alles Alte rebelliert und sich das Alter immer gegen alle Neuerungen sperrt.« Er warf Kim einen raschen Seitenblick zu. »Stark vereinfacht ausgedrückt, versteht sich.«

»Sehr stark vereinfacht«, murmelte Kim. Aus einem Grund, den er sich nicht richtig erklären konnte, begann ihm das Gespräch immer unangenehmer zu werden.

»Vielleicht müssen wir einfach lernen mehr miteinander zu reden«, sagte sein Vater. Dann betätigte er den Blinker und lenkte den Wagen an den rechten Straßenrand. »Wo wir gerade schon einmal dabei sind: Tu mir doch einen Gefallen und ruf deine Mutter an. Ich muss noch einmal in die Buchhandlung und dort nachfragen, ob meine bestellten Bücher schon angekommen sind.«

»Moment mal!«, protestierte Kim. »Mutter wartet mit dem Essen auf uns! Sie reißt mir den Kopf ab, wenn ich ihr erkläre, dass wir zu spät kommen!«

»Deswegen sollst du ja auch anrufen«, erklärte sein Vater grinsend, während er schon seinen Sicherheitsgurt löste und mit der anderen Hand die Tür öffnete.

»Aber du hast doch gerade selbst gesagt, dass wir mehr miteinander reden müssen!«

»Die junge Generation mit der alten und umgekehrt«, grinste sein Vater. Er stieg aus. »Nicht die Alten mit ihresgleichen.«

»Du bist ein Feigling«, grollte Kim.

»Ich habe nie etwas anderes behauptet«, erklärte sein Vater grinsend. »Nicht wenn es um deine Mutter geht. Bis gleich!« Kim blickte ihm kopfschüttelnd nach, aber dann griff er doch nach dem Telefon, wählte die eingespeicherte Nummer und erklärte seiner Mutter, dass es vielleicht ein bisschen später werden könnte. Er erzählte ihr vorsichtshalber nicht, dass sein Vater in eine Buchhandlung gegangen war. Das hätte dem Gespräch nur eine unnötige Schärfe verliehen.

Sein Vater war nämlich das, was geradehin ein Bücherwurm genannt wurde. Wenn er nur mal schnell in eine Buchhandlung ging – und sei es nur, um ein bestelltes Buch abzuholen wie jetzt –, dann war es so gut wie sicher, dass er nicht unter einer Viertelstunde wieder heraus kam; wahrscheinlich eher einer halben. Er fand immer etwas, in dem zu blättern oder auch ein paar Minuten zu lesen sich lohnte.

Es hatte eine Zeit gegeben – und sie war noch gar nicht so lange her –, da hatte Kim die Leidenschaft seines Vaters für Bücher hundertprozentig geteilt. Die riesige Bibliothek enthielt so ziemlich alles, was sich auf bedrucktes Papier bannen lies, von Reproduktionen ägyptischer Hieroglyphen über Lexika, prachtvolle Bildbände und Fachbücher bis hin zu Romanen und Abenteuergeschichten. Für die hatte sich Kim besonders interessiert. Er hatte damit angefangen, die Bücher von Karl May und Jules Verne zu lesen, später dann auch Bücher von Lovecraft, Poe und Dominik, bis hin zu den fantastischen Geschichten von Tolkien oder Marion Zimmer Bradley. Eine Weile war er sogar regelrecht davon besessen gewesen, in jene fantastische Welten voller Elfen und Kobolden einzutauchen, oder im Geiste auf der Brücke der Enterprise zu stehen und neue Galaxien und unbekannte Welten zu erforschen und zweimal war er sogar ...

Kim gestattete sich nicht, diesen Gedanken zu Ende zu denken. Es war vorbei. Was der Vergangenheit angehörte, das sollte man besser auch dort lassen – bevor es ihm am Ende noch so erging wie seinem Vater, dem die Erinnerung an seine eigene Jugend ja regelrecht peinlich zu sein schien.

Kim las heute noch gerne dann und wann einen fantastischen Roman oder sah sich zusammen mit seiner Schwester einen spannenden Fantasy- oder Sciencefiction-Film an, aber er war sich jetzt der Tatsache bewusst, dass all diese Geschichten sehr wenig mit dem wirklichen Leben zu tun hatten.

Wie zu Beispiel das halbe Dutzend Punker, das in diesem Moment im Rückspiegel sichtbar wurde.

Kim blinzelte und sah dann verblüfft auf die Uhr im Armaturenbrett. Mit noch größerer Verblüffung stellte er fest, dass er seit gut zehn Minuten hier saß und auf seinen Vater wartete. Er hatte gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit vergangen war.

Er sah wieder in den Spiegel. Es waren tatsächlich dieselben Punker wie die, die sich vorhin auf dem Gehweg vor der Imbissbude wichtig gemacht hatten. Vor allem einen besonders großen Burschen mit neongrünem Haar, weiten Pluderhosen und einer feuerroten Piratenbluse erkannte er sofort wieder; schon, weil der Bursche in seinem Aufzug durch und durch lächerlich aussah. Allerdings war er so groß und muskulös, dass es so schnell niemand wagte ihm das ins Gesicht zu sagen. Vor allem nicht jetzt, wo er sich in Begleitung von fünf weiteren, kaum weniger gefährlich erscheinenden Gestalten befand.

Die sechs Jungen – keiner von ihnen war auch nur einen Tag älter als Kim, die meisten wahrscheinlich ein oder zwei Jahre jünger – schlenderten gemächlich hinterher. Sie taten eigentlich nichts, außer sich dann und wann ein paar Worte zuzuwerfen oder laut zu lachen, aber der Bürgersteig gehörte ihnen trotzdem fast allein. Die Passanten wichen ihnen in weitem Bogen aus oder wechselten gar die Straßenseite und aus keinem einzigen der Geschäfte, an denen sie vorbeikamen, trat in diesem Moment ein Kunde heraus, was ganz bestimmt kein Zufall war. Ihr Aufzug und ihr Benehmen taten ihren Dienst. Aber während Kim die langsam näher kommende Gruppe weiter im Rückspiegel betrachtete, wurde ihm auch klar, dass sich sein Vater mindestens in einer Hinsicht geirrt hatte. Was die Jungen taten, war nicht bloß eine Provokation.

Sie verbreiteten Angst.

Als sie die halbe Strecke zurückgelegt hatten, fuhr ein Polizeiwagen vorbei. Während er die Gruppe passierte, wurde er deutlich langsamer. Der Beamte auf dem Beifahrersitz unterzog den wilden Haufen einer kritischen Musterung, gab seinem Kollegen aber dann einen Wink und der Wagen beschleunigte wieder. Einer der Burschen streckte ihm die Zunge heraus, der andere hob die Hand und zeigte dem Streifenwagen den ausgestreckten Mittelfinger. Alle brachen in grölendes Gelächter aus. Kim schüttelte seufzend den Kopf. Vielleicht wären ein bisschen mehr drakonische Strafen in dem einen oder anderen Fall doch nicht die schlechteste Lösung ...

Er verriegelte vorsichtshalber die Tür und sah nervös zu der Buchhandlung hin, in der sein Vater verschwunden war. Vielleicht wäre es gar keine schlechte Idee, ebenfalls dort hineinzugehen und in dem einen oder anderen Buch zu stöbern.

Dann schüttelte er leicht den Kopf. Diese Blöße würde er sich doch nicht geben.

Die Burschen erreichten den Wagen und schlenderten gemächlich daran vorbei ohne auch nur Notiz von ihm zu nehmen.

Kim ließ sich ein kleines Stückchen tiefer im Sitz nach unten rutschen, aber er beging den Fehler, den Punkern wie gebannt hinterherzustarren, als sie am Wagen vorbeigegangen waren. Menschen spüren es manchmal, wenn sie angestarrt werden. Jedenfalls spürte es der Junge mit dem grünen Haar und der Piratenbluse.

Er blieb urplötzlich stehen, drehte sich herum und sah zu Kim herein. Für eine halbe Sekunde, vielleicht weniger, begegneten sich ihre Blicke und in den Augen des Punkers war etwas, was Kim nicht nur abgrundtief erschreckte, sondern ihm auch klarmachte, dass er jetzt nur den Blick zu senken brauchte und die Sache wäre vorbei. Der Pirat hatte die Kraftprobe gewonnen und nichts würde geschehen.

Kims weiterer Fehler war, dass er es nicht tat, sondern dem Blick des Jungen trotzig standhielt.

Auch die fünf anderen Jungen blieben stehen und drehten sich einer nach dem anderem zu ihm herum. Zwei von ihnen blieben zurück, aber die anderen kamen langsam wieder näher, zusammen mit dem Anführer.

»Jetzt seht euch bloß mal diese Angeber an«, sagte ein schmächtiger Bursche mit schwarzen Lederstiefeln und einem gewaltigen Irokesenschnitt, der seinen Kopf lächerlich klein erscheinen ließ.

»Ja, richtig geil«, stimmte ein anderer in zerrissenen Jeans, zwei verschiedenfarbenen und gepiercten Nasenflügeln zu und ein dritter – er trug fast normale Kleidung, hatte aber eine Art umgedrehten Irokesenschnitt, nämlich einen gut fünf Zentimeter breiten, kahl geschorenen Scheitel – grinste: »Und erst das Bürschchen, das darin sitzt.«

Der vierte Junge, er war groß, kräftig und über und über mit Ketten, Metallbändern, Handschellen und klimpernden Metallringen behangen, dass er wahrscheinlich auf der Stelle festrosten würde, wenn er in den Regen kam, trat an den Kotflügel heran und ließ die flache Hand auf die Kühlerhaube klatschen. »Er darf in Papis Auto sitzen«, grinste er. »Bestimmt ist er ganz stolz darauf.«

»Ist ja auch eine geile Karre«, stimmte ihm Nummer fünf zu. Sein Aussehen war so bizarr, dass Kim es gar nicht versuchte es mit irgendetwas zu vergleichen. »Aber ich finde, der Kiste fehlen noch ein paar Ralleystreifen.«

Er hob eine schmale Hand mit einem dafür umso wuchtigeren Siegelring in Form eines Totenkopfes. Mit einem Geräusch, das Kim beinahe Zahnschmerzen bereitete, zog er ihn durch den Lack der Beifahrertür.

»He!«, brüllte Kim – und beging seinen dritten und schwersten Fehler, indem er mit einem Ruck die Tür aufriss und aus dem Wagen sprang. »Bist du wahnsinnig geworden?«

Der Junge wich mit einem Ausdruck von Angst, der nicht echt war, einen Schritt vor Kim zurück. Die Wagentür fiel mit einem dumpfen Laut ins Schloss und Kim sah aus den Augenwinkeln, wie der Junge mit der gepiercten Nase an ihm vorbei und dann hinter ihn trat.

Die Punker hatten ihn umkreist. Mit Ausnahme des Anführers – Kim wusste einfach, dass der Pirat der Rädelsführer der Bande war – grinsten alle schadenfroh und Kims Herz begann schneller zu schlagen. Der Vergleich erschien ihm fast selbst lächerlich, aber er fühlte sich plötzlich, als wäre er einer Gruppe höhnisch grinsender Trolle aus einer der fantastischen Geschichten eingekreist.

»Was willst du, Arsch?«, fragte der Bursche, der die Wagentür zerkratzt hatte.

Kims Gedanken überschlugen sich. Wenn er überhaupt noch eine Chance haben wollte, mit einem blauen Auge aus der Geschichte herauszukommen, dann durfte er jetzt auf keinen Fall Angst zeigen. Auch wenn er innerlich vor Furcht zitterte.

»Seid ihr übergeschnappt?«, fragte er, zwar nicht in ganz so selbstsicherem Ton, wie er es gerne gehabt hätte, aber auch ohne dass seine Stimme vor Angst zitterte. »Der Wagen ist fast neu!«

»Deshalb habe ich ihn ja auch verziert«, antwortete der Bursche.

»Aber ich finde, der Kleine hat Recht«, sagte der Irokese. »Es sieht Scheiße aus, wenn eine Tür verkratzt ist.«

»Du meinst, ich sollte die andere Tür auch verzieren?«

»Mindestens! Am besten alle vier«, sagte der mit den Ketten. Kim unterdrückte nur noch mit letzter Kraft den Impuls, den Jungen neben sich einfach niederzustoßen und sich in den Buchladen zu retten. Er war nicht einmal sicher, ob ihm die Bande nicht gefolgt wäre.

Der Bursche mit dem Ring ging um den Wagen herum und zerkratzte gemütlich auch die Tür auf der Fahrerseite. Kim schluckte alles hinunter, was ihm auf der Zunge lag, und wandte sich mit erzwungener Ruhe an den Anführer. »Was soll denn der Quatsch?«, fragte er. »Ihr habt euren Spaß gehabt und jetzt hört auf. – Bitte«, fügte er nach hörbarem Zögern hinzu.

Der Pirat hatte bisher als Einziger kein Wort gesagt und er schwieg auch jetzt. Der Gepiercte lachte: »Jetzt fängt das Bübchen auch noch an zu betteln. Ist das nicht süß?«

»Wahrscheinlich hat er Angst, dass Papi ihm den Hintern versohlt, weil er nicht auf seine Proletenkarre aufgepasst hat«, fügte der Irokese hinzu. Dann versetzte er Kim einen Stoß in den Rücken, der ihn in die Arme des Metallbehangenen stolpern ließ. Der Bursche schnappte ihn, wirbelte ihn herum und stieß ihn gegen den mit dem breiten Scheitel. Kim blieb die Luft weg und er hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten, als er in die Richtung des Irokesen geschubst wurde.

Der nächste Fehler war, dass er sich diese Behandlung nicht gefallen ließ, sondern eine instinktive Bewegung machte, die man zumindest als Angriff auslegen konnte.

Darauf hatte der Irokese nur gewartet. Kim bekam einen harten Schlag in den Magen, taumelte heftig nach Luft japsend gegen den Wagen und sah eine Faust mit einem Siegelring in Form eines Totenkopfes auf sich zu fliegen. Sein Versuch, dem Hieb auszuweichen, kam zu spät.

Es tat so weh, dass er im ersten Augenblick Sterne sah und jeden Gedanken an weiteren Widerstand aufgab. Er duckte sich, hob die Hände vor das Gesicht und wartete auf weitere Schläge.

Stattdessen sagte eine scharfe Stimme: »Was geht hier vor?« Kim nahm die Hände herunter und sah, wie sein Vater aus der Buchhandlung trat. Er war nicht allein. Der Besitzer des Geschäftes folgte ihm, aber in etwas zu großem Abstand und seine Bewegungen wirkten sehr nervös.

Kims Vater hingegen trat dem Piraten ohne die leiseste Spur von Unsicherheit entgegen und fragte noch einmal: »Was ist hier los?« Wie Kim schien er den Burschen instinktiv als Anführer der Gruppe ausgemacht zu haben.

»Misch dich lieber nicht ein«, sagte der Punker. »Das hier geht dich nichts an.«

»Ich denke schon«, antwortete Kims Vater ruhig. »Zufällig ist das nämlich mein Auto. Und ebenso zufällig auch mein Sohn.«

»Dein Pech«, erwiderte der Pirat. Er blieb ganz ruhig, aber Kim sah voller Schreck, dass er nicht nur zwei Fingerbreit größer war als sein Vater, sondern auch um einiges muskulöser. Während er sprach, verloren die anderen Punker schlagartig das Interesse an Kim und begannen sich um seinen Vater zusammenzurotten. Der Buchhändler wich rasch wieder in sein Geschäft zurück, vielleicht um die Polizei zu rufen, aber dieser Entschluss kam natürlich zu spät.

Noch während Kim verzweifelt überlegte, was er tun könnte, erklang am Ende der Straße das Heulen einer Sirene. Kim fuhr überrascht herum und sah den Streifenwagen mit zuckendem Blinklicht heranrasen. Offenbar hatten die Beamten dem Frieden doch nicht getraut und waren nur einmal um den Block gefahren.

Die Punker reagierten blitzschnell und rasten in verschiedene Richtungen davon; auf diese Weise konnte der Streifenwagen allerhöchstens einen von ihnen erwischen. Die Bande hatte offensichtlich Erfahrung in dieser Art des strategischen Rückzugs.

Der Streifenwagen raste mit heulender Sirene heran und bremste im letzten Moment ab. »Ist jemand verletzt?«, rief der Beamte auf der Beifahrerseite. »Was ist passiert?«

Kim wollte antworten, aber sein Vater kam ihm zuvor. »Es ist nichts«, sagte er. »Nur ein Missverständnis. Es gibt keinen Grund zur Aufregung.«

Der Polizeibeamte tauschte einen überraschten Blick mit seinem Kollegen, dann sah er den davonrennenden Punkern hinterher.

»Sind Sie sicher?«, fragte er schließlich.

»Ganz sicher«, antwortete sein Vater. Er lachte. »Sie wissen ja, wie diese Kinder sind.«

Die Sirene des Polizeiwagens verstummte. Aber er fuhr keineswegs ab, sondern rollte nur ein paar Meter weiter an die Bordsteinkante und hielt dann an. Kim sah, wie der Beamte hinter dem Steuer nach dem Funkgerät griff und hineinzusprechen begann. Der andere stieg aus und setzte seine Mütze auf, während er sich seinem Vater näherte.

»Vielleicht sollten Sie mir das doch genauer erklären«, sagte er. Sein Blick streifte den frischen Kratzer auf der Wagentür und er runzelte die Stirn. »Und wo wir schon einmal gerade dabei sind, zeigen Sie mir doch bitte auch gleich mal ihre Papiere.«

Es dauerte eine ganze Weile, bis sich der Polizeibeamte endlich zufrieden gab und sie abfahren konnten. Sein Vater hatte es so eilig, dass er sogar vergaß in den Laden zurückzugehen und seine Bücher zu holen. Kim hatte sich die ganze Zeit über nicht aus dem Wagen gerührt und er hütete sich auch in den ersten Minuten nur ein einziges Wort zu sagen oder auch nur mit seinem Vater in Blickkontakt zu treten, sondern wandte den Kopf in die entgegengesetzte Richtung, sah aus dem Fenster und massierte in Gedanken verloren sein Auge.

»Tut’s weh?«, fragte sein Vater.

»Ein bisschen«, gestand Kim. Jetzt, wo sein Vater von sich aus das Schweigen gebrochen hatte, fiel es auch Kim leichter zu reden. »Vielen Dank«, sagte er. »Das war sehr mutig von dir.« »Das war nicht mutig, das war äußerst dumm«, antwortete sein Vater. Er ließ offen, ob er damit sein eigenes Verhalten meinte oder das Kims. »Ich wage gar nicht mir vorzustellen, was hätte passieren können, wenn der Polizeiwagen nicht aufgetaucht wäre. Ich bin innerlich fast gestorben vor Angst.«

»Davon hat man nichts gemerkt.«

»Bin ich aber!«, sagte sein Vater heftig. »Du glaubst wohl nicht, dass ich auch nur die geringste Chance gegen diese Burschen gehabt hätte! Du hast sie doch gesehen, oder?«

»Warum hast du es dann trotzdem getan?«

»Na, du bist vielleicht gut!« Sein Vater blickte ihn giftig an. »Hätte ich vielleicht zusehen sollen, wie sie dich durch die Mangel drehen? Warum bist du überhaupt ausgestiegen?«

»Na, weil ... weil sie den Wagen verkratzt haben«, antwortete Kim verunsichert. Das war nicht ganz die richtige Reihenfolge, spielte aber jetzt auch keine Rolle.

»Wir haben also einen Kratzer in der Autotür«, sagte sein Vater. »Das ist ärgerlich. Und was haben wir jetzt? Jetzt haben wir zwei zerkratzte Türen, du hast ein blaues Auge, ich wäre um ein Haar verprügelt worden und hatte Stress mit der Polizei.« Er warf Kim einen raschen Seitenblick zu und in seinen Augen erschien ein Ausdruck unverhohlener Schadenfreude. »Das ist übrigens ein hübsches Veilchen, wenn ich das richtig sehe.«

»Ich werde es überleben«, sagte Kim. Er war ziemlich ärgerlich. Das klang ja fast so, als ob sein Vater ihn für den Zwischenfall verantwortlich machen würde!

»Aber es war nicht besonders klug«, sagte sein Vater noch einmal. »Ich kann dich ja gut verstehen. Mir kommt auch die Galle hoch, wenn ich sehe, wie sich die Kerle benehmen. Aber manchmal ist es einfach klüger, sich nicht provozieren zu lassen.«

»Wieso hast du den Polizisten nichts gesagt?«, fragte Kim. »Sie hätten sich schon um die Burschen gekümmert.«

»Ach ja?«, erwiderte sein Vater. Sein Ton wurde schärfer. »Sie hätten sie ein bisschen gejagt, vielleicht ein oder zwei von ihnen gefangen und möglicherweise für ein paar Stunden eingesperrt. Ich hätte zum Anwalt gehen müssen, endlose Formulare ausfüllen und Stunden um Stunden auf dem Gericht verbringen müssen. Die Burschen wären vielleicht wegen Sachbeschädigung verurteilt worden und je nachdem, was sie schon alles ausgefressen haben, möglicherweise sogar zu einer Jugendstrafe. Was ihre Chancen nicht unbedingt verbessert hätte, falls sie irgendwann doch noch einmal zur Vernunft kommen sollten. Und so ganz nebenbei: Den Lackschaden hätte ich mir sowieso selber bezahlen müssen, weil bei den Kerlen garantiert nichts zu holen ist.« Er schüttelte den Kopf. »Fragst du mich wirklich, warum ich die Polizisten weggeschickt habe?«

Natürlich hatte sein Vater mit allem, was er sagte, Recht. Aber das war nicht die ganze Wahrheit. Kim konnte das Gefühl nicht richtig in Worte fassen, aber da war noch mehr. Auch wenn es bestimmt nicht sehr klug gewesen war, sich mit den Burschen anzulegen – wenn er ehrlich zu sich selber war, dann musste er zugeben, dass er vermutlich nicht einmal mit einem von ihnen fertig geworden wäre, geschweige denn mit sechs –, hätte er es einfach nicht ertragen können tatenlos dazusitzen und sich feige vorzukommen.

Der Rest der Fahrt verlief in unangenehmem Schweigen. Vater rief von unterwegs aus noch einmal zu Hause an um ihre Verspätung zu erklären, sodass der erwartete Krach ausblieb. Aber natürlich war der Zwischenfall vor der Buchhandlung auch beim Mittagessen das einzige Gesprächsthema. Kims jüngere Schwester Rebekka konnte die Geschichte gar nicht oft genug hören – vor allem den Teil, in dem Kim eins aufs Auge bekommen hatte – und entwickelte sich zu einer regelrechten Nervensäge, bis es schließlich auch seinem Vater zu viel wurde und er mit scharfen Worten für Ruhe sorgte. Kaum hatten sie zu Ende gegessen, da bat Kim aufstehen zu dürfen und trollte sich in sein Zimmer.

Er musste sich beherrschen um nicht die Tür hinter sich zuzuknallen. Während sich sein Vater im Laufe des Essens wieder beruhigt und am Ende sogar seine Scherze über den Zwischenfall gemacht hatte, war Kim immer wütender geworden, wenn auch ohne es sich anmerken zu lassen. Er wusste gar nicht genau, warum.

Es war nicht das erste Mal, dass er mit einem blauen Auge oder einer anderen Blessur nach Hause kam. In seinem Alter gehörte eine kleine Prügelei dann und wann einfach dazu. Und obwohl er kein Schwächling war, gewann er längst nicht immer.

Aber er war noch nie so ... erniedrigt worden.

Er setzte sich an den Schreibtisch, schaltete den Computer ein und probierte zwei, drei Spiele aus, ohne die richtige Begeisterung zu entwickeln. Sein Gesicht spiegelte sich matt auf dem Bildschirm und er konnte sehen, dass sein Auge bereits jetzt blau anzulaufen begann. Der Augenblick ließ seine Laune noch weiter sinken. Er hämmerte mit solcher Kraft auf die Tastatur ein, dass der Computer ein protestierendes Piepsen von sich gab.

Die Tür ging auf und seine Schwester kam herein, wie üblich natürlich ohne anzuklopfen. Kim drehte sich mit seinem Bürosessel zur Tür herum und blickte ihr finster entgegen. »Was willst du?«

Seine Schwester grinste. »Gut siehst du aus. Soll ich dir vielleicht eine Augenklappe nähen?«

»Du würdest dich höchstens ins den Finger stechen und wie Dornröschen im Schlaf versinken«, knurrte Kim.

»Aber dann würdest du doch bestimmt kommen und mich retten.«

»Ganz bestimmt sogar nicht«, antwortete Kim. »Ich würde die Rosenhecke gießen, damit sie schön dicht wird, verlass dich drauf!«

Rebekka kicherte. »Du bist sauer. Unglaublich. Kim, der Held aus der Schlacht um Gorywynn, ist stinksauer, weil er eins aufs Auge bekommen hat!«

»Hör auf damit«, sagte Kim. »Du weißt, dass ich nichts mehr von diesem Unsinn hören will.«

»Unsinn?« Rebekka zog eine Grimasse. »Themistokles wäre da anderer Meinung. Und Gorg würdest du das nicht ins Gesicht sagen, da wette ich.«

»Du spinnst, Schwesterchen«, antwortete Kim kopfschüttelnd. »Du weißt, dass das alles nur in deiner Fantasie stattgefunden hat.«

»Und in deiner. Ist schon komisch, nicht, dass zwei Leute den gleichen Traum haben?«

»Stimmt«, bestätigte Kim. Er zuckte mit den Schultern. »Aber wahrscheinlich gibt es eine ganz logische Erklärung dafür.«

»Ja, ganz bestimmt«, bestätigte Rebekka spöttisch. Sie schüttelte den Kopf. »Was ist los mit dir? Hat es deine Ehre verletzt, dass du nicht ganz allein mit den Burschen fertig geworden bist? Ich, finde, eins zu sechs ist kein faires Verhältnis. Es hätte schlimmer kommen können.«

»Das ist kein Argument. Schlimmer kann es immer kommen.« »Was ist es dann?«, wollte Rebekka wissen.

Kim schwieg einen kurzen Moment. Der Computer neben ihm lief immer noch. Plötzlich störte ihn das Flimmern, das er aus den Augenwinkeln wahrnahm. Er schaltete ihn aus, bevor er antwortete.

»Weil ich mich ziemlich dumm benommen habe«, sagte er dann. »Irgendwie war das Ganze meine Schuld. Wenn ich die Burschen nicht provoziert hätte, wäre wahrscheinlich gar nichts passiert. Wenn du so willst, habe ich Vater in eine ganz schön gefährliche Situation gebracht.«

»Es ist ja nichts passiert, oder?«

»Aber es hätte –«, begann Kim, brach aber dann mitten im Satz ab, als es an der Tür klopfte und sein Vater hereinkam.

»Störe ich?«, fragte er.

»Nein«, antwortete Kim hastig. »Kein bisschen. Wir waren gerade dabei mit dem Computer zu spielen.«

»Aha«, sagte sein Vater. Er streifte den ausgeschalteten Monitor mit einem kurzen Blick und griff in die Jeansjacke, während er näher kam.

»Ich habe etwas für dich«, sagte er, an Rebekka gewandt. »In der Aufregung heute Mittag habe ich es ganz vergessen. Hier.« Er reichte Rebekka einen in Seidenpapier eingepackten, kinderhandgroßen Gegenstand.

Rebekka griff hastig danach und hüpfte vor Aufregung von einem Fuß auf den anderen. Sie liebte es, Geschenke zu bekommen.

»Was ist es?«, fragte sie aufgeregt, während sie mit fliegenden Fingern das Papier herunterfetzte – und die Stücke natürlich auf den Teppich fallen ließ. Kim sparte sich die Frage, wer sie später wieder aufheben durfte.

»Nur eine Kleinigkeit«, antwortete Vater.

Rebekka riss das Papier vollends ab und stieß einen kleinen, überraschten Laut aus, als sie sah, was darunter zum Vorschein kam.

Es war eine vielleicht sechs oder sieben Zentimeter große schimmernde Kugel aus Kunstglas, die von einer goldenen Schlange gehalten wurde, die sich auf den zweiten Blick als kunstvoll ausgeführter Drache herausstellte. Im Inneren der Kugel befand sich ein Gebilde aus pastellfarbigem Glas oder Kunststoff, das vielleicht einen Kristall darstellen mochte, ebenso gut aber auch eine Fantasiestadt mit unzähligen Türmchen und Ecken, Mauerzinnen und Dächern.

»Aber das ist ja fantastisch!«, murmelte Rebekka. Sie klang ein bisschen verwirrt. Ungefähr so, wie Kim sich fühlte.

»Es ist hübsch, nicht wahr?«, sagte Vater. »Ich weiß zwar nicht genau, was es sein soll, aber als ich es in der Buchhandlung sah, konnte ich einfach nicht widerstehen. Gefällt es dir?«

»Ob es mir gefällt?« Rebekka sah erst ihren Vater an, dann mit noch größerer Verwirrung wieder Kim. »Das ... das ist ... Rangarig!«

»Was?«, fragte Vater.

»Großartig«, verbesserte sich Rebekka. »Ich wollte sagen: Großartig.«

»Ich wusste, dass es dir gefällt«, sagte Vater. Er strahlte über das ganze Gesicht, dann wandte er sich an Kim. »Für dich habe ich leider nichts. Außer vielleicht ein rohes Steak.«

»Ein rohes Steak?«

» Das soll angeblich ganz hervorragend wirken, wenn man ein blaues Auge hat«, antwortete sein Vater. Er wandte sich wieder an Rebekka. »Es gefällt dir also?«

» Na und wie!«, versicherte Rebekka.

»Dann kommt jetzt die schlechte Nachricht«, fuhr Vater fort. »Du hast deine Hausaufgaben noch nicht gemacht.«

Rebekka zog einen Schmollmund, aber die Freude über das Geschenk überwog. Sie presste ihren Schatz an sich und verschwand damit. Kim war erleichtert. Es gab keinen logischen Grund dafür, aber der Anblick der Glaskugel hatte ihn ziemlich nervös gemacht.

»Und du?«, fragte sein Vater.

»Alles schon erledigt, Boss«, antwortete Kim. Sie hatten an diesem Tag gar keine Arbeiten aufbekommen, aber das lief ja wohl auf dasselbe hinaus.

»Dann ist ja alles in Ordnung «, sagte sein Vater. Er drehte sich zur Tür, blieb aber dann mit der Hand auf der Klinke stehen und sah zu ihm zurück. »Wegen vorhin ...« Er druckste einen Augenblick herum, dann lächelte er nervös. »Ich war wohl ein bisschen heftig«, fuhr er fort. » Es tut mir Leid. Ich war nervös, weißt du? Auch Väter haben Nerven. Alles okay?«

»Natürlich«, antwortete Kim. »Es war genauso mein Fehler. Wenn wir diese Kerle noch einmal treffen sollten, halte ich bestimmt mein vorlautes Mundwerk.«

»Das werden wir kaum«, erwiderte sein Vater. »Sie kommen so gut wie nie in diese Gegend. Und nach dem Schrecken, den ihnen der Polizeiwagen eingejagt hat, erst recht nicht mehr.«

»Du hast wahrscheinlich Recht«, sagte Kim.

Er konnte es nicht wissen, aber diese Bemerkung passte zu einigen anderen, die er im Laufe des Tages bereits gemacht hatte.

Sie war ein Fehler.

Ihre Eltern hatten Theaterkarten für diesen Abend und wie üblich, wenn sie beide nicht zu Hause waren, brachten sie Rebekka zu Tante Birgit. Im Grunde genommen hätte sie auch mit Kim dableiben können, Kim hielt sich für durchaus alt genug, um für einen Abend den Babysitter zu spielen, und Rebekka glaubte mit ihren neun Jahren auch alt genug zu sein, um ein paar Stunden allein mit ihrem großen Bruder im Haus zu verbringen.

Ihre Eltern sahen das allerdings etwas anders – und Kim war eigentlich ganz froh, nicht den ganzen Abend mit dieser Nervensäge verbringen und sich wenig originelle Bemerkungen über sein blaues Auge und die verlorene Schlacht vor der Buchhandlung (Rebekka nannte es tatsächlich so!) anzuhören.

Er begleitete seine Eltern bis zur Garageneinfahrt und winkte ihnen nach, als sie abfuhren. Als der Wagen verschwunden war, drehte er sich herum um zum Haus zurückzugehen. Dabei sah er gerade noch, wie jemand hinter einem Gebüsch nur ein paar Häuser weit entfernt verschwand. Jemand mit grünen Haaren und einem feuerroten Hemd.

Kim blieb wie angewurzelt stehen. Sein Herz begann zu hämmern und für die Dauer von ein paar Sekunden starrte er das Gebüsch so konzentriert an, dass seine Augen vor Anstrengung zu brennen begannen.

Dann nannte er sich in Gedanken einen Dummkopf, drehte sich mit einer schnellen Bewegung herum und ging zum Haus zurück. Er hatte sich getäuscht. Jemand trug eine rote Jacke und eine neongrüne Mütze. Die Punker hatten überhaupt keinen Grund, nach ihm zu suchen. Er war ganz sicher. Immerhin so sicher, dass er nicht nur die Tür hinter sich abschloss, sondern auch die Sicherheitskette vorlegte und gute zwei Minuten durch den Spion auf die Straße hinausspähte.

Nichts rührte sich. Die Straße blieb leer. Er hatte sich also doch nur eingebildet, den Piraten zu sehen.

Einigermaßen beruhigt ging er ins Wohnzimmer zurück, schaltete den Fernseher ein und nahm eine Videokassette aus dem Geheimfach hinter dem Flaschenregal, von dem sein Vater glaubte, er wisse nichts davon, und in dem er die richtig guten Filme aufbewahrte.

Es war jedoch seltsam. Bei Kim kam keine richtige Begeisterung auf, während er Arnold Schwarzenegger als Terminator dabei zusah, wie er Autos in die Luft jagte und feindliche Roboter zu Schrott schoss. Nach weniger als einer halben Stunde schaltete er ab, ging in die Küche und knabberte eine Weile lustlos an dem halben Hühnchen herum, das ihm seine Mutter in den Kühlschrank gestellt hatte.

Er war hungrig, hatte aber keinen Appetit und stellte den Teller nach ein paar Augenblicken wieder zurück. Was war nur mit ihm los?

Natürlich wusste er die Antwort im Grunde sehr genau.

Es hatte mit dem albernen Kinderspielzeug zu tun, das Vater Rebekka aus der Buchhandlung mitgebracht hatte.

Also tat er das einzig Vernünftige: Er ging in Rebekkas Zimmer hinüber um sich das verdammte Ding noch einmal in aller Ruhe anzuschauen.

Es hatte zu dämmern begonnen, sodass er das Licht einschalten musste. Rebekkas Zimmer war ein riesiges Chaos. Seine Schwester war nämlich darin, Unordnung zu machen, sehr viel talentierter als irgendein Mensch, den Kim kannte. Kim musste mit vorsichtigen Schritten durch das Zimmer staksen um nicht irgendwo draufzutreten oder zu stolpern und der Versuch, in dem Durcheinander in den Regalen ein Objekt von der Größe der Glaskugel zu finden, erschien ihm geradezu lächerlich.

Doch er musste nicht lange suchen. Die Glaskugel stand auf Rebekkas Nachttischchen.

Kim nahm sie vorsichtig in die Hand. Sie war überraschend schwer. Statt aus billigem Plastik wie erwartet, schien sie tatsächlich aus Metall und Glas zu bestehen.

Und das war noch längst nicht alles.

Die Glaskugel fühlte sich sonderbar warm in seiner Hand an. Sie war so kühl und glatt wie Glas, zugleich aber hatte er beinahe das Gefühl, etwas Lebendiges zu berühren. Und das pastellfarbene Etwas in ihrem Inneren sah wirklich wie eine auf fünf Zentimeter verkleinerte Burg aus.

Kim betrachtete den Drachen genauer, der den Schwanz um die Glaskugel geschlungen hatte. Was er vorhin schon einmal bemerkt zu haben glaubte, das bestätigte sich. Die Miniaturen waren perfekt. Jedes noch so winzige Detail stimmte und der Drache wirkte so lebensecht, dass Kim sich kaum noch gewundert hätte, hätte er im nächsten Moment die Flügel ausgebreitet und wäre davongeflogen.

Aber was ihn eigentlich erschreckte, war etwas anderes.

Er kannte diesen Drachen.

Es war genau so, wie Rebekka es gesagt hatte, als sie die kleine Metallskulptur das erste Mal erblickte: Es war Rangarig, der goldene Drache aus dem Lande Märchenmond. Er war diesem Wesen begegnet, hatte zwischen seinen gewaltigen Flügeln gesessen und war auf seinem Rücken weit in das Land geflogen.

Kim stellte die Kugel mit einer fast erschrockenen Bewegung wieder an ihren Platz zurück und lächelte nervös. Heute war nicht sein Tag.

Offenbar hatte er nicht einmal seine Fantasie im Zaum. Natürlich war nichts von alledem wirklich passiert. Er hatte einen Traum gehabt, aber mehr auch nicht.

Unten im Haus polterte etwas und Kim schrak aus seinen Überlegungen hoch. Er verließ das Zimmer, ging zum Treppengeländer und lauschte einen Moment angestrengt. Er hörte nichts mehr, aber sein Herz klopfte ein wenig schneller. Auf Zehenspitzen schlich er die Treppe hinab, warf einen Blick ins Wohnzimmer und dann in die gegenüberligende Küche. Irgendetwas war umgefallen und der Lautstärke nach musste es etwas Großes oder doch zumindest sehr Schweres gewesen sein. Aber er sah nichts.

Kim wollte sich gerade an die Erklärung gewöhnen, dass es wohl doch nur Einbildung gewesen war, als sich das Geräusch wiederholte. Diesmal konnte er die Richtung identifizieren, aus der es kam.

Aus dem Keller.

Kim trat auf die Tür unter der Treppe zu und streckte die Hand nach der Klinke aus, aber dann zögerte er, sie hinunterzudrücken. Vielleicht war es nicht besonders vernünftig in den Keller zu gehen und nachzusehen, was das Geräusch verursacht hatte. Nicht nach allem, was heute geschehen war. Vielleicht wäre es vernünftiger, die Polizei anzurufen oder wenigstens einen Nachbarn um Hilfe zu bitten.

Und was, wenn sie zusammen in den Keller gingen und feststellten, dass nur eine streunende Katze durch ein Fenster hereingekommen war? Dann würde er ganz schön dumm dastehen.

Außerdem wollte er sich nicht noch einmal wie ein Feigling vorkommen müssen.

Er drückte die Klinke herunter, öffnete die Tür und schaltete das Licht ein. Der Keller bestand aus einem einzigen, großen Raum, dessen Decke von einer Anzahl starker Betonpfeiler getragen wurde. Die linke Hälfte war mit Kisten und Kästen, ausrangierten Möbeln und jeder Menge Gerümpel voll gestopft, die rechte Hälfte war penibel aufgeräumt und enthielt zwei Werkzeugschränke und eine ziemlich große Werkbank.

Das Kellerfenster unmittelbar über der Werkbank stand offen.

Und auf der Werkbank selbst prangte ein großer, schmutziger Fußabdruck.

Kim stieg mit klopfendem Herzen die steile Kellertreppe hinunter und trat an die Werkbank heran. Es gab nur diesen einen Fußabdruck, und Kim konnte nicht sagen, ob er frisch oder vielleicht schon Wochen alt war. Jedenfalls wies die Spitze des Abdruckes nach innen. Als wäre jemand durch das Fenster hereingeklettert und auf den Tisch gestiegen um den Kellerboden zu erreichen.

Kim ließ sich in die Hocke sinken und suchte den Betonboden nach weiteren Schmutzspuren ab. Es gab keine. Dafür sah er plötzlich einen weißen und roten Turnschuh, die unmittelbar vor ihm standen. Darüber erhoben sich zerschlissene Hosenbeine, ein abgewetztes T-Shirt und ein Gesicht mit einem hämischen Grinsen, gekrönt von einem Irokesenhaarschnitt.

»Hallo, Kleiner«, grinste der Punker. »Suchst du etwa mich?« Diesmal reagierte Kim sofort – und ausnahmsweise sogar richtig. Er riss die Hände vor das Gesicht und ließ sich auf die Knie fallen. Seine überkreuzten Handgelenke blockierten den gemeinen Fußtritt, den der Irokese nach seinem Gesicht abschoss. Statt Kims Nase einzubeulen, hüpfte der Punker plötzlich auf komische Art auf einem Bein herum und ruderte mit beiden Armen um sein Gleichgewicht zu behalten. Das musste er auch, denn Kim hatte blitzschnell seinen Fuß gepackt und verdrehte ihn so heftig, dass er den grotesken Tanz nur eine oder zwei Sekunden durchhielt, ehe er nach hinten kippte und ziemlich unsanft auf dem Betonfußboden knallte.

Kim ließ seinen Fuß endlich los, sprang in die Höhe und fuhr herum. Der Irokese begann sich bereits wieder aufzurichten, wirkte aber ziemlich benommen. Kim hatte keine Zeit, sich um ihn zu kümmern. Wo dieser eine war, da waren die anderen fünf garantiert auch nicht weit!

Er raste zur Treppe und sprang mit Riesensätzen die knarrenden Holzstufen hinauf. Unter ihm begann der Irokese Zeter und Mordio zu schreien, aber er hatte es fast geschafft. Noch zwei, drei Stufen – und zwei derbe Hände, von denen eine von einem gewaltigen Siegelring geschmückt wurde, packten ihn an der Brust und zerrten ihn mit einem so festen Ruck nach oben, dass die Nähte seines Hemdes krachten.

Kim ächzte vor Überraschung, versuchte aber trotzdem sofort sich freizumachen. Er riss die Arme nach oben, um den Griff des Punkers auf diese Weise zu sprengen, erreichte damit aber nur, dass der Bursche zurücktaumelte und ihn dabei mit sich riss. Dann versetzte er Kim überraschend einen Stoß, der ihn hilflos nach hinten und in die Arme eines dritten Jungen stolpern ließ, der urplötzlich hinter ihm aufgetaucht war. Das gewaltige Klirren und Scheppern, das dabei erklang, sagte Kim, um wen es sich dabei handelte.

Zwei kräftige Arme voller Eisenringe und Ketten schlossen sich um seinen Oberkörper, hielten seine Arme fest und drückten so fest zu, dass ihm die Luft wegblieb. Kim wand sich wie eine Schlange und versuchte gleichzeitig, nach den Beinen des Burschen hinter sich zu treten, erreichte aber dadurch nichts weiter, als dass dieser seinen Griff noch mehr verstärkte, sodass er nunmehr gar keine Luft mehr bekam und seine Rippen hörbar knackten.

Harte Schritte polterten die Kellertreppe herauf. Der Irokese stürmte aus der Tür, sah sich wild um und hob dann die Faust um Kim zu schlagen – und eine andere, sehr viel kräftigere Hand, die in einem knallroten Ärmel steckte, griff nach seinem Handgelenk und hielt ihn fest.

»Lass das«, sagte der Pirat.