Über Elisabetta Flumeri/Gabriella Giacometti

Elisabetta Flumeri & Gabriella Giacometti sind seit langem ein kreatives und kochbegeistertes Autorenteam, das sich schon an Radioformaten und Drehbüchern erprobt hat. »Die Zutaten der Liebe« ist ihr erster gemeinsamer Roman.

Verena von Koskull, geb. 1970, hat Italienisch und Englisch in Berlin und Bologna studiert. Sie übertrug u.a. Matthew Sharpe, Curtis Sittenfeld, Tom McNab, Carlo Levi, Simona Vinci und Claudio Paglieri ins Deutsche.

Informationen zum Buch

Wenn auf Capri die Zitronen blühen

Melania ist leidenschaftliche Köchin. Am liebsten entwickelt sie ihre eigenen süßen Naschereien. Dann wird sie auf die Insel Capri eingeladen, um für den renommierten Koch Fabrizio Greco seine Biografie zu schreiben. Schnell ist sie fasziniert von diesem Mann, dessen Koch-Kreationen eine fast magische Kraft auf Melania ausüben. Während ihrer langen Ausflüge und Gespräche genießt sie nicht nur die wild-romantische Schönheit der Insel, sondern auch die zarten Avancen von Fabrizio. Doch je länger sie mit ihm zusammen ist, desto mehr beschleicht sie das Gefühl, dass er ihr etwas verheimlicht. Eigentlich Grund genug, um auf Abstand zu gehen. Wird es ihr gelingen während der magischen Nächte eines Sommers auf Capri dem Charme dieses Mannes zu widerstehen?

Mit Rezepten für verführerischen Genuss.

Elisabetta Flumeri &
Gabriella Giacometti

Der Duft von Liebe und Limonen

Roman

Aus dem Italienischen
von Verena von Koskull

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Inhaltsübersicht

Über Elisabetta Flumeri/Gabriella Giacometti

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Prolog

Eins

Zwei

Drei

Vier

Fünf

Sechs

Sieben

Acht

Neun

Zehn

Elf

Zwölf

Dreizehn

Vierzehn

Fünfzehn

Sechzehn

Siebzehn

Achtzehn

Neunzehn

Zwanzig

Einundzwanzig

Danksagungen

Fabrizios Rezepte

Impressum

Für die Männer in unserem Leben,
unsere unerschöpfliche Inspirationsquelle …

Prolog

Unter den teigverklebten Kinderhänden nahmen Schneewittchens sieben Zwerge Formen an. Bunt, fröhlich, phantasievoll. Es war mucksmäuschenstill. Selbstvergessen werkelten die Kleinen vor sich hin. Nur ab und zu schleckte sich jemand verstohlen die Finger ab.

Warmes Nachmittagslicht fiel durch die großen Küchenfenster des alten Landhauses. Hier, vor den Toren Roms inmitten idyllischer Natur, war das Kinderheim untergebracht. Über dem imposanten, rußgeschwärzten Kamin, der fast die gesamte Wand des riesigen Raumes einnahm, prangte noch das Wappen der einstigen Besitzer.

Nach der üblichen Begrüßung hatte Mel die Kinder um den wuchtigen Kastanienholztisch versammelt.

»Habe ich euch schon von meiner Großmutter Adelina erzählt?«

»Nein«, schallte es im Chor.

»Sie war eine begnadete Köchin und hatte ein besonderes Händchen für – ratet mal! – süße Sachen! Ihre Spezialität«, fuhr Mel lächelnd fort, während ihr die Kleinen gebannt zuhörten, »waren Zuckerteigtorten. Wer isst denn gern Süßes?«

»Ich! Ich! Ich«, schallte es wider.

»Schön. Und habt ihr auch Lust, so eine Torte zu backen?«

»Jaaa!«

»Dann setzt euch mal alle um den Tisch … und los geht’s. Was braucht man, um einen Kuchen zu backen?«

»Die Zutaten!«, hatte ein dicker, sommersprossiger Junge gerufen und war aufgesprungen.

»Ganz genau, Fabio. Die Zutaten. Und hier habe ich das Originalrezept von Oma Adelina. Fangen wir mit dem Biskuit an … Als erstes brauchen wir Eier … was sind Eier?«

»Eier sind die Kinder von Hühnern!«, antwortete ein kurzhaariges, stupsnasiges Mädchen wie aus der Pistole geschossen.

»Und Mehl … wer weiß, woraus Mehl gemacht wird?«

Der Arm der blonden, aufgeweckten Federica schnellte als erster in die Höhe: »Aus Getreide!«

So war es weitergegangen, bis alle mit Feuereifer dabei waren und den Teig bearbeiteten.

Zufrieden kniff Mel die Lider zusammen und genoss den Augenblick: Die Kinder, die sich, in ihre Kreationen versunken, um den großen Holztisch scharten, die warme Sonne, das Vergnügen, den Teig zu formen und zu sehen, wie die Torte unter ihren Fingern Gestalt annahm. Ein perfekter Moment.

»Mel!!«

Und schon war er wieder vorbei.

Sie öffnete die Augen und lächelte.

Ein kleines Mädchen mit Zöpfen, blauen Augen und zahnlosem Lächeln hielt ihr einen formlosen Teigklumpen hin.

»Pietro sagt, das sieht nicht aus wie der Apfel von Schneewittchen!« Herausfordernd reckte sie das Kinn.

»Das sieht aus wie Mist!«, sagte ein blonder, streichholzdürrer Junge mit Brille.

Das Mädchen blickte zu Mel hoch. »Das ist wohl ein Apfel, oder?«

Mel nickte. »Wichtig ist, was du darin siehst, Anna. Wenn es für dich der Schneewittchenapfel ist, dann ist es der Schneewittchenapfel.«

Ehe Pietro protestieren konnte, hatte Mel mit einer geheimnisvollen Geste eine Puppe mit rundem Gesicht und rabenschwarzem Haar hervorgezaubert.

»Achtung, Kinder, jetzt wird’s ernst, wir müssen Schneewittchen ihr Kleid anziehen.«

Sie steckte die Puppe bis zum Rumpf in die mit Vanille- und Schokoladencreme geschichteten Tortenböden, fixierte sie mit Zahnstochern und schnitt den Biskuit mit einem Messer in Form.

»Jetzt müssen wir noch alles mit Aprikosengelee einpinseln, um das Kleid festzukleben. Wer hilft mir?«

»Ich«, riefen alle begeistert.

Während sieben gebannte Augenpaare ihr zusahen, dachte Mel darüber nach, wie lebendig sie sich fühlte, wenn sie zusammen mit ihnen in der Küche stand. Mit ihnen fühlte sie eine Freude, die nicht einmal ihr Koch-Blog und die Kreation neuer, süßer Rezepte ihr geben konnten. Den Entschluss, ihrer Freundin Viola und deren Mann in ihrem Kinderheim zu helfen, hatte sie nicht bereut. Im Gegenteil, er hatte ihr gezeigt, wie viel Glück es bedeutete, Kinder fröhlich zu machen. Sie musste an ihre Großmutter Adelina denken. Eine großartige Frau, die ihr etwas Wichtiges hinterlassen hatte: Die Liebe zu Kindern. Sie war vollkommen anders gewesen als ihre verbitterte Mutter. Mel versuchte, sich die Großmutter ins Gedächtnis zu rufen, ihr Lächeln, ihre Wärme und Zärtlichkeit …

Abermals riss ein Schrei sie aus ihren Gedanken.

»Mel! Telefon!«

Ein Kind hielt ihr das Handy hin.

»Danke, Fabio.«

Mit verklebten Fingern griff sie nach dem Apparat.

»Hallo, hier ist Vincenzo Palmieri, spreche ich mit Mel Ricci?«

Es war einer der Verleger, denen sie ihr Buchprojekt über die »gläsernen Gärten« angeboten hatte, jene kunstvollen Tafelaufsätze, die sich die Dogen von Venedig in der Glanzzeit der Serenissima aus Muranoglas hatten fertigen lassen. Mel hatte die Idee gehabt, sie als »süße« Version nachzubilden. Schon seit geraumer Zeit hatte sie daran gearbeitet und ausführlich auf ihrem Blog über ihre Fortschritte berichtet.

Vielleicht war es jetzt soweit. Vielleicht stimmte es nicht, dass man ohne Beziehungen nichts erreichte.

Vielleicht setzten gute Ideen sich durch, wenn man an sie glaubte.

Sie blickte die Kinder an, legte eindringlich den Finger an die Lippen, atmete tief durch und antwortete: »Ja, das bin ich.«

Eins

15 Tage später

»Here it is, Capri!« »Look, it’s gorgeous!« »Absolutely fantastic!« »Incredible!«

Mit Handys, Fotoapparaten und Digitalkameras bewaffnet trabte ein Touristengrüppchen ans Deck der Fähre und stürzte wild drauflosknipsend an die Reling. Mel, die dieser Stampede vergeblich auszuweichen versuchte, wurde von einem massigen Kerl angerempelt, und ihr Tablet rutschte ihr aus der Hand. Fasziniert starrte der Mann auf den Bildschirm und vergaß darüber fast die wunderschöne Insel, die sich klar und stolz gegen den azurblauen Horizont abhob. Ein verführerischer nackter Frauenkörper, dekoriert mit Austern, Langusten und Meeresfrüchten, im Vollbildmodus.

Sein Blick wechselte vom Tablet zu Mel und wanderte an ihren langen, schlanken Beinen bis zu den vollen Lippen hinauf. Sein Gesicht sprach Bände.

Mel funkelte ihn drohend an, hob das Tablet auf, stopfte es in die Umhängetasche, drehte sich um und ging kopfschüttelnd davon. Männer: Vorhersehbar, monothematisch, banal.

Sogleich wies sie sich zurecht: Erstens konnte der Mann, den sie treffen sollte, unmöglich als banal bezeichnet werden, zweitens war ihr mangelnder Respekt vor Vertretern des männlichen Geschlechts keine gute Voraussetzung für den Job, zu dem sie sich verpflichtet hatte.

Während die Fähre sich der Insel näherte und die Touristen beim Anblick der Klippen vollends aus dem Häuschen gerieten, dachte Mel noch einmal an das Bewerbungsgespräch, das sie vor wenigen Tagen mit dem Verleger geführt hatte. Wie hatte sie dem Treffen entgegengefiebert: Ihr Blog Cake Garden hatte sich nicht nur bei Patisserieliebhabern zu einer festen Größe etabliert. Und nun hatte sie endlich auch das Interesse eines bedeutenden Verlegers geweckt und war sogar zu einem Gespräch eingeladen worden.

Umso enttäuschter war sie gewesen, als ihr Gegenüber nach einer kurzen Begrüßung sagte: »Ihre Idee gefällt uns, wir könnten darüber reden, aber …« Der Programmleiter hatte eine lange Pause gemacht, die Mel sofort aufhorchen ließ. Na bitte, es gab immer ein »aber«!

»Aber?«, hatte sie nervös gefragt.

»Bestimmt kennen Sie Fabrizio Greco.«

Mel schwieg einen Moment. Die Frage kam überraschend.

»Natürlich weiß ich, wer er ist.«

Schließlich war es kaum möglich, ihn nicht zu kennen, selbst wenn man kein Faible für Essen hatte. Der König des Erotischen Essens, made in Italy, der Erfinder skandalträchtiger Tischdekorationen, Betreiber eines Restaurants auf Capri, in dem man unendlich lange im Voraus reservieren musste, und, als wäre das nicht schon genug, war er auch noch unglaublich attraktiv.

Aber was hatte der mit ihr zu tun?

»Wissen Sie, Signora Ricci, schon seit geraumer Zeit sind wir mit ihm im Gespräch über die Exklusivrechte an seiner Autobiografie …«

»Und?«, hatte sie in die erneute Kunstpause hineingefragt.

»Er hat sich endlich dazu entschlossen, auf unsere Anfrage einzugehen. Aber er will einen Ghostwriter, der ihn während des gesamten Schreibprozesses begleitet.« Kunstpause. »Er hat Sie ausgewählt.«

Völlig entgeistert hatte sie ihn angestarrt.

»Er will… mich? Fabrizio Greco will mich?«

»Wir haben ihm verschiedene Kandidaten vorgeschlagen, aber anscheinend hat Ihr Blog besonderen Eindruck auf ihn gemacht. Und er hat uns keine Wahl gelassen: Entweder Sie schreiben das Buch, oder keiner.«

Offenbar war der Programmleiter von der Entscheidung des Meisterkochs nicht sonderlich überzeugt, und Mel musste sich verärgert eingestehen, dass sie daran nicht ganz unschuldig war. Ihre Reaktion war alles andere als professionell gewesen. Sie zwang sich, ihre Verwirrung nicht durchblicken zu lassen. Trotz der Enttäuschung über das mangelnde Interesse an ihrem Projekt war sie geschmeichelt: Nicht jeder bekam das Angebot, die Biografie einer Berühmtheit wie Fabrizio Greco zu schreiben.

Autobiografie, Mel. Autobiografie! Das war ein himmelweiter Unterschied. Schließlich sollte sie nur die Ghostwriterin sein: Ein Gespenst, ein Schatten. Sie würde hinter den Kulissen stehen, die Bühne gehörte ihm allein.

Mel zog erneut das Tablet aus der Tasche, blickte sich verstohlen um, betrachtete das Foto auf dem Bildschirm und klickte auf den Menüpunkt »Biografisches«: »In seinem Spitzenrestaurant Gola, sesso e … auf Capri interpretiert Fabrizio Greco die Erotik des Essens neu und verpasst ihm mit Phantasie und Kreativität eine neapolitanische Note …« Mel musterte das Profilfoto, das einen Mann mit klaren, markanten Zügen, dunklem Haar, lebendigen, stahlgrauen Augen, edler Nase und sinnlichen Lippen zeigte. Mel war sehr schnell klargeworden, dass die Sache kompliziert zu werden versprach. Kaum hatte sie sämtliches verfügbare Material über Fabrizio Greco zusammengetragen, waren die Probleme losgegangen. Im Gegensatz zu anderen Köchen, die ihren persönlichen Werdegang auswalzten und sich lang und breit darüber ausließen, woher ihre Kochleidenschaft rührte, war über Greco nichts zu finden. Kein Interview, kein Video, nichts.

Kaum etwas war über ihn bekannt. Man wusste lediglich, dass er in Amerika gewesen war, wo er ein Restaurant eröffnet und sich für Erotisches Essen begeistert hatte. Nachdem er sich in den USA einen Namen gemacht hatte, war er nach Italien zurückgekehrt, um auf Capri ein Lokal zu eröffnen. Ende.

Außerdem wusste man von seiner angeborenen Abneigung gegen alles, was mit Journalisten zu tun hatte, sowie von zwei unglücklichen Zwischenfällen mit Fotografen, die ebenfalls nicht gerade für ihn sprachen. Doch Frauen und Gourmets beteten ihn an. Was der Rest der Welt von ihm hielt, war ihm egal. Zumindest war Mel davon fest überzeugt. Deshalb hatte sie beschlossen, einen Tag vor dem verabredeten Treffen anzureisen. Sie wollte einen unvoreingenommenen ersten Eindruck gewinnen, vielleicht mit ein paar Leuten sprechen, die ihn kannten, und ihn aus der Ferne beobachten … oder sich ihm nähern, ohne dass er wusste, wer sie war. Ein Glück, dass sie sich nie dazu hatte breitschlagen lassen, ein Foto von sich auf dem Blog zu veröffentlichen!

Während die Fähre auf die Mole zutuckerte, wurde Mel ein wenig mulmig zumute. Anfangs hatte die Idee, Fabrizio Grecos Autobiografie zu schreiben, sie fasziniert: Sie bewunderte seine Kreativität, seinen Mut und seine Phantasie, und dass er ausgerechnet sie dazu auserkoren hatte, sich in ihn einzufühlen und über sein Leben zu schreiben, hatte etwas Aufregendes. Abgesehen davon konnte sie es sich gar nicht erlauben, das Angebot abzulehnen. Das einzige, womit sie derzeit ihren Lebensunterhalt bestritt, waren ein paar Artikel für verschiedene Kochzeitschriften. Der Blog erfüllte sie zwar mit Stolz und ließ ihr alle schöpferische Freiheit, die sie sich nur wünschen konnte, aber reich wurde man damit nicht.

Die Fähre stieß an den Anleger.

Es war das erste Mal, dass Mel die azurblaue Insel besuchte, und überwältigt von ihrer Schönheit blickte sie sich um: schroff ins Meer abfallende Klippen, glasklares Wasser, das in sämtlichen Schattierungen von Türkis bis Kobaltblau schimmerte, und wo man hinsah, eine Explosion aus leuchtendem Frühlingsgrün und bunter Blütenpracht.

Überwältigt von diesen Eindrücken und dem Duft nach Meer und Pinien ging Mel in Marina Grande an Land. Ihr war, als hätte sie gerade ein Glas Champagner auf nüchternen Magen getrunken. Die zauberhafte Schönheit ringsum machte sie sprachlos. So musste es jedem ergehen, der Capri zum ersten Mal sah.

Umringt von fröhlich lärmenden Touristen schlenderte sie den Kai entlang. Eine leichte Meeresbrise besänftigte die bereits heiße Junisonne. Mel folgte einem Besuchertrupp zur Seilbahn, stellte sich in die Schlange und saß kurz darauf in einer Gondel, die zwischen blühenden, von dichter, mediterraner Vegetation bewachsenen Abhängen emporschwebte. Es war, als blickte man auf unberührten Urwald hinab. Mel ließ ihrer Phantasie freien Lauf. Ihr Blick verlor sich zwischen den Wipfeln, die die Gondel streiften, und einen endlos scheinenden Moment kehrte sie in ihre Kindheit zurück: Großmutter Adelinas Wäscheleinen hatten sich in die Lianen der Sundarbans, der Bach hinter dem Haus in den tückischen Ganges verwandelt, und in den harmlosen Beerensträuchern hatten tödliche Gefahren gelauert. Mels Blick glitt über die Märchenlandschaft, die sich unter ihr erstreckte. Plötzlich ruckelte es und sie hielten abrupt an. Sie waren da.

Die berühmte, durch zahllose Filme unsterblich gemachte Piazzetta war nur noch wenige Schritte entfernt. Mel fühlte sich wie Mary Poppins, die mit den Geschwistern Jane und Michael in einem von Berts Bildern verschwindet. Als wäre es tatsächlich möglich, einen Ort zu betreten, der nur in der Phantasie existiert. Das war also das Gefühl, das Capri einem schenkte. Sie griff sich das Tablet und schrieb: »Mein Traum auf der Insel der Träume«. Das könnte ein guter Anfang sein.

Sie ließ die Piazzetta mit den Boutiquen und überfüllten Lokalen hinter sich und bog in die verzweigten Gassen ein, die sich zwischen weißgetünchten, um die prächtigsten Pflanzen und Blumen wetteifernden Häusern, Feldsteinmauern und von blauen Kacheln gerahmten Torbögen dahinschlängelten. Fernab der Touristenpfade und lärmenden Reisegruppen überkam Mel ein nie gekanntes Wohlgefühl: Es war, als schlössen die weiche, würzige Luft, die berückenden Farben und das Licht, das alles auf eine neue und wunderbare Weise zum Strahlen brachte, sie sanft in die Arme.

Sie blieb stehen und atmete genussvoll ein und aus. Sie wollte diesen Augenblick auskosten, die Wärme der Sonne auf der Haut spüren und sich diesem berauschten, bezauberten Staunen hingeben, der Magie dieses Ortes, an dem alles möglich zu sein schien. Sie blickte sich um und sog jedes Detail in sich auf: Die Schattierungen des Grüns, das leuchtende Lila der Bougainvilleen, das durchdringende Blau des Meeres.

Während sie ziellos umherschlenderte, zog plötzlich etwas ihre Aufmerksamkeit auf sich. Auf weiß gefliestem Grund stand in dunkelblauer Schrift: BLU – IMMOBILIENAGENTUR.

Na bitte, dachte Mel, genug geträumt, es ist Zeit, sich um eine Bleibe zu kümmern. Eine Immobilienagentur kam da gerade richtig. Sie ging auf das kleine, rosa getünchte Gebäude zu und stieß die blau gerahmte Glastür auf. Ein helles Klingeln ertönte.

Die beiden Männer hinter den Schreibtischen drehten sich gleichzeitig zu ihr um. Der eine war ein wenig älter, hatte schütteres weißes Haar und die beleibte Figur eines Menschen, der gerne gut isst, der andere war ein großer, schlanker Kerl um die Dreißig mit blondem Haar und einnehmendem Lächeln.

»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte der Ältere und kam ihr entgegen, während der andere sie mit unverhohlener Begeisterung musterte.

»Ja, danke, ich suche eine kleine Mietwohnung für mindestens … einen Monat«, sie lächelte, »und bitte möglichst preiswert, wenn es geht.«

»Mal sehen, was wir für Sie tun können.«

Der Mann blätterte durch einen Karteikasten, durchforstete seine Computerdateien und wandte sich dann entschuldigend an Mel. »Es tut mir leid, aber alles, was ich habe, kostet mindestens zweitausend Euro. Die Hauptsaison fängt an und Capri ist nun einmal leider nicht billig.«

Mel seufzte. Das hätte sie sich denken können.

»Und wenn ich ehrlich sein darf«, fuhr der Mann fort, »ich bezweifle, dass Sie unter diesem Preis etwas finden werden.«

»Es sei denn …«, schaltete sich der Blonde ein, der sich bisher darauf beschränkt hatte, Mel anzustarren.

»Es sei denn?«, wiederholte sie hoffnungsvoll und sah ihn an.

»Was halten Sie von einem hübschen Apartment mit Kochnische, eigenem Eingang und … Poolbenutzung für – sagen wir – fünfhundert Euro?«

Mels Miene hellte sich auf. Der Ältere blickte den Jüngeren gespielt vorwurfsvoll an. »Du willst mir wohl das Geschäft vermiesen, Junge!«

Der Blonde grinste. »Komm schon, Gaetà, wir können doch ein so schönes Mädchen nicht enttäuschen!«

»Und wo ist dieses Einzimmerappartement?«, fragte Mel neugierig.

»Bei mir zu Hause!«

Mel starrte ihn so entgeistert an, dass er lachen musste.

»Ich meinte, bei meiner Familie. Wir haben ein Haus in Anacapri, in dem wir alle zusammen wohnen.« Er streckte ihr die Hand hin. »Antonio, Antonio d’Ascenzo.«

Mel kam sich dumm vor. Sie schlug ein.

»Mel Ricci.«

»Italoamerikanerin?«

Lachend schüttelte Mel den Kopf. »Nein, Italienerin bis auf die Knochen! Melania Ricci.«

Er lächelte.

»Schöner Name.«

Sie nickte schwach. In Wirklichkeit war sie alles andere als begeistert von ihrem Namen und fand ihn entsetzlich altmodisch.

»Nehmen Sie ihn nicht zu ernst«, schaltete sich der Ältere ein, »so redet er immer, vor allem, wenn er ein schönes Mädel vor sich hat. Aber für seine Familie kann ich garantieren.« Er lächelte. »Auch wenn mich das eine potentielle Kundin kostet.«

»Du brauchst doch gar keine Kunden mehr, Gaetà, du sagst doch immer, dass du die Nase voll vom Arbeiten hast.«

Amüsiert folgte Mel ihrem kleinen Schlagabtausch.

»Wollen Sie die Wohnung denn gar nicht sehen, Mel?«

Einen Moment später standen sie im strahlenden Sonnenlicht. Ehe Mel protestieren konnte, hatte Antonio sich ihren Rollkoffer gegriffen.

»Kommt gar nicht in Frage, dass du den trägst … wir können uns doch duzen, oder?«

Wie sollte man seinem unverstellten Charme widerstehen? Mel gab sich geschlagen und folgte ihm durch das Gassengewirr, in dem er sich offenkundig bestens auskannte. Nach einer engen Kurve blieb Antonio vor einem leuchtend roten und – zumindest in Mels Augen – unmöglich geparkten Sportwagen stehen. Galant hielt er ihr die Beifahrertür auf, lud den Rollkoffer ein und ließ den Motor aufjaulen.

Der Wagen raste die kurvige Straße Richtung Anacapri hinauf. Während der ganzen Fahrt zum oberen Teil der Insel machte Antonio, der inzwischen ganz in seiner Fremdenführerrolle aufging, ausholende Gesten in alle Himmelsrichtungen, derweil Mel den schroff abfallenden Straßensaum nicht aus den Augen ließ.

Endlich hielt Antonio an.

»Wir sind da«, verkündete er.

Mel atmete erleichtert auf. Der Fahrstil ihres Begleiters hatte den Genuss des atemberaubend schönen Panoramas ein wenig beeinträchtigt.

Antonio drückte auf eine Fernbedienung und das riesige Eisentor vor ihnen öffnete sich. In der schmalen Allee, die sich vor ihnen auftat, parkte er den Wagen und Mel sah sich neugierig um. Ein ausladendes Gebäude mit tiefen Fenstertüren lag inmitten eines herrlichen, terrassenförmig angelegten Gartens, in dem sich ein von jahrhundertealten Pinien umstandener Pool wie ein funkelndes Juwel vom unverwechselbaren, durchdringenden Blau des Meeres abhob.

Mel war sprachlos. Antonio musterte sie belustigt.

»Jedem, der zum ersten Mal hierherkommt, bleibt der Mund offen stehen«, sagte er lächelnd. »Für uns ist das alles inzwischen normal, aber ich muss zugeben, beim allerersten Mal blieb auch mir die Spucke weg.«

»Es ist hinreißend!«, rief Mel.

»Mein Vater hat einen guten Riecher, und als er vor vielen Jahren die Baugenehmigung bekommen hat, hat er das Potential des Ortes sofort erkannt und genutzt.«

»Was macht er?«

»Er ist Bauunternehmer. Er hat alles gebaut, was man bauen kann, und den Rest hat er saniert. An ihm kommt keiner vorbei, und ich bin sicher, du wirst ihn mögen … Jeder mag ihn.«

Mel blieb stumm, hingerissen von der Schönheit ringsum. Keine Menschenseele war zu sehen.

»Komm«, sagte Antonio und ging auf einen Seitenflügel der Villa zu. Sie durchquerten den weitläufigen, stillen Garten und gelangten an eine überwucherte Mauer, in der sich, halb von den Pflanzen versteckt, eine Tür verbarg.

»Wir sind da, hier ist es.«

Beim Eintreten fühlte sich Mel auf unerklärliche und beglückende Art sofort zu Hause. Die Wohnung hatte zwei geräumige Zimmer mit Kochnische und ein großzügiges Bad. Das Licht ließ die schlichten, heimeligen, zwischen Ocker und Hellblau changierenden Farben warm erstrahlen.

»Und, wie gefällt’s dir?«

Mit einem breiten Lächeln drehte Mel sich zu Antonio um. »Ich liebe es.«

»Dann bleibst du?«

Sie nickte begeistert.

»Ich hätte gar nichts Besseres finden können! Es ist ideal zum Arbeiten.«

Antonio machte ein neugieriges Gesicht.

»Bist du nicht hier, um Ferien zu machen?«

Mel zögerte. Es war besser, nicht über das Buch zu sprechen, ehe sie Fabrizio Greco getroffen hatte.

»Ich muss ein paar Artikel für einen Blog schreiben. Diese Wohnung ist einfach hinreißend«, versuchte sie das Thema zu wechseln. »Vermietet ihr sie in der Ferienzeit immer?«

»Nein, eigentlich gehört sie meiner Schwester Giulia, aber die ist nie hier. Sie ist verheiratet und lebt in Sorrent. Aber wenn sie Heimweh kriegt, hat sie hier ihr eigenes kleines Reich«, erklärte Antonio. »Mein Vater hat die Villa in fünf Wohnungen unterteilt, so hat jeder seine eigenen vier Wände und wir kommen uns nicht in die Quere.«

»Und in welchem Teil des Hauses wohnst du?«

»Im zweiten Stock. Ich habe meine Wohnung zu einem Loft umgebaut. Ich mag große Räume, in denen ich mich frei bewegen kann.« Er hakte sie unter. »Komm, ich zeig’s dir.«

Mel sah ihn skeptisch an.

»Keine Sorge«, lachte er, »ich habe nicht vor, dir meine Briefmarkensammlung zu zeigen!«

Abermals wischte sein fröhlicher, jungenhafter Charme Mels Misstrauen fort, und ohne zu zögern folgte sie ihm.

Zwei

Mit flinken, beinahe hypnotischen Bewegungen zerkleinerte das von einer schlanken Hand geführte Messer die Tomaten.

»Essen ist unser Objekt der Begierde. Bei seiner Zubereitung können wir einander näherkommen, unsere Gefühle zeigen und einen Vorgeschmack dessen bekommen, was uns erwartet.«

Die fünf anwesenden Frauen konnten ihren Blick nicht von dem Mann abwenden, der in Jeans und grauem Hemd vor ihnen stand. Jede Geste, jede Bewegung strahlte Sinnlichkeit aus, und seine Stimme war derart sanft, dass der Spitzname, den ihm die Klatschblätter gegeben hatten, mehr als gerechtfertigt schien: Er war der Magier.

Die gedämpften Noten von Ravels Bolero begleiteten die Szene, und zum Crescendo der Musik scharten sich die Frauen immer dichter um ihn.

Fabrizio Greco schmunzelte in sich hinein.

Es war jedes Mal dasselbe. Schon die amerikanischen Touristinnen, die er mit knapp Zwanzig auf seinem Kahn um die Insel geschippert und mit seinen ersten Meeresfrüchtekreationen verwöhnt hatte, hatten ihn förmlich mit den Augen verschlungen.

So hatte alles angefangen.

Der Bolero schwoll an.

Unter Fabrizios Fingern entstanden rote, fleischige Blüten mit einem Herz aus zarten Basilikumblättchen.

»Essen muss verführerisch sein, aber niemals vulgär. Es regt unsere Phantasie an«, sagte er und drapierte eine Girlande auf einen ovalen Teller.

»Erotik entsteht vor allem im Kopf. Ein Bild verführt, stimuliert das Adrenalin. Unsere kulinarischen Kreationen verraten viel über uns und unsere Gefühle … doch wenn wir das, was wir für einen geliebten Menschen zubereitet haben, nicht gemeinsam mit ihm genießen können, ist es einfach nur Essen, so köstlich es auch sein mag.«

Er sah zu den fünf Frauen auf, die an seinen Lippen hingen, und fügte hinzu: »Was macht ein Essen aphrodisisch? Wer von Ihnen weiß es?«

Er blickte eine nach der anderen an. Es waren allesamt gut betuchte Frauen, die bereit waren, für einen Kochkurs bei Fabrizio Greco ein Vermögen hinzublättern. Denn wer weiß, vielleicht … ganz offensichtlich wollte keine von ihnen etwas Falsches sagen.

»Zum Beispiel«, fuhr er fort und griff nach einer Tonschüssel voller Miesmuscheln, Venusmuscheln und Austern, »sind sämtliche Weichtiere sowohl für ihre aphrodisische Wirkung …« – geschickt löste er das Innere der Meeresfrüchte aus den Schalen und ordnete es zu einer an einen weiblichen Körper erinnernden Form auf dem Teller an – »… als auch für ihren hohen, für die Fortpflanzung unerlässlichen, Zinkgehalt bekannt.«

Wieder musterte er seine Zuschauerinnen und genoss das Gefühl, sie in der Hand zu haben. Frauen, die über einen Fischerssohn aus Furore normalerweise nur die Nase rümpfen würden, lagen ihm zu Füßen.

»Vergessen Sie nicht«, fuhr er fort, »ein Rezept kann aphrodisisch sein, weil seine Form, Farbe, Konsistenz oder sein Aroma und Geschmack die Sinne anregt. Idealerweise erhebt man den Akt der Nahrungsaufnahme zur Kunst. Da, schauen Sie.«

Die Komposition war fertig und Fabrizio lächelte zufrieden.

»Sehen Sie sich satt, das ist der Anfang.«

Er hob den Teller und hielt ihn den Frauen hin: »Atmen Sie den Duft des Meeres ein, und dann …«

Vorsichtig nahm er das Fleisch einer Venusmuschel mit den Fingern und hielt es der Ersten hin, die sich vorbeugte.

»Kosten Sie. Man kostet zuerst mit den Fingern, dann mit dem Mund.«

Während er seine Zuhörerinnen eine nach der anderen probieren ließ, gab er jeder das Gefühl, seine besondere Aufmerksamkeit zu bekommen.

»Jetzt sind Sie dran.«

Allein mit Worten, Anspielungen und Gesten hatte er eine Atmosphäre geschaffen, die vor Erotik nur so knisterte; jetzt holte er die Frauen jäh wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Er wusste, wie gut er darin war, mit ihnen zu spielen. Mit den Jahren hatte er sein Naturtalent zur Vervollkommnung gebracht, und genau davon würde er in seiner Autobiografie erzählen: Von seinem Verhältnis zu Frauen, das untrennbar mit seiner Liebe zum Essen verwoben war. Diese Verbindung hatte sein Leben bestimmt, durch sie hatte er sein Glück gemacht.

Mel trat an das große Fenster ihrer neuen Bleibe und blickte hinaus. Leuchtend gelb hob sich der Ginster vom Dunkelblau des Meeres ab. Der einzigartige, leicht buttrige Duft der Blüten erfüllte das Zimmer. Sie war froh, Antonio getroffen zu haben: Schon beim ersten Blick auf die Villa hatte sie gewusst, dass dies der richtige Ort zum Schreiben war. Mit einem Lächeln wandte sie sich wieder ihren Sachen zu und räumte sie in den Schrank. Vor dem Abendessen wollte sie noch nach Capri hinunter, um ein bisschen durch die Gassen zu streifen. Als sie das letzte Kleidungsstück aufhängte, ging die Tür auf und jemand polterte energisch ins Zimmer.

»Hallo? Darf ich reinkommen?«

Vor ihr stand eine hutzelige alte Frau mit feuerroten Locken und einem Tablett in der Hand, auf dem knusprige Sfogliatelle und eine dampfende Tasse Espresso standen.

»Herzlich willkommen! Ich hab dir Caffè und was Süßes gebracht, frisch aus dem Ofen.«

Mel lächelte verdattert.

»Danke, wie nett von Ihnen, das wäre doch nicht nötig gewesen.«

Die Alte musterte sie von Kopf bis Fuß. »Tonino hat gesagt, du seist ein hübsches Mädel, und er hat recht. Mein Enkel hat wirklich einen guten Geschmack.«

Mel schwieg verlegen, sie wusste nicht, was sie sagen sollte, doch ehe ihr etwas einfiel, krakeelte die Alte über die Schulter: »Marì, komm, ich stell dich vor!« Lächelnd wandte sie sich wieder an Mel. »Wie heißt du, Liebes?«

»Melania.«

»So ähnlich wie die aus Vom Winde verweht?«

Mel nickte. »Aber alle nennen mich Mel«, schob sie hastig nach.

»Na, hoffentlich bist du nicht so ’ne graue Maus wie die aus dem Film!«

»Rosa, bist du wohl still! Immer diese frechen Sprüche!« Eine weitere etwas mollige Alte mit weißem Haar tauchte im Türrahmen auf. »Hör nicht auf diese vorlaute Topfguckerin, Liebes. Ich bin Zia Maria und das ist meine Schwester Rosa. Ich freue mich, dass du bei uns bist, wie lange bleibst du? Bist du schon mal auf Capri gewesen? Hast du den Rest der Familie kennengelernt? Antonio meinte, du bist Schriftstellerin, ich kann dir einen Haufen Liebesgeschichten erzählen …«

»Und ich soll diejenige sein, die den Mund nicht halten kann«, bemerkte Rosa bissig. »Aber du hast deine Sfogliatelle ja noch gar nicht probiert«, sagte sie an Mel gewandt. »Du bist ja nur Haut und Knochen, du musst essen, Herzchen, wie willst du denn sonst einen Mann finden?«

»Vielleicht hat sie ja schon einen, was weißt du denn schon?« Und schon keiften die beiden Alten lautstark aufeinander ein.

»Zurzeit gibt’s keinen Mann«, ging Mel beschwichtigend dazwischen. »Ich bin zum Arbeiten hier und werde die Gelegenheit nutzen, um eure schöne Insel kennenzulernen. Und nein, ich habe noch nicht den Rest der Familie kennengelernt.«

Zia Maria lächelte.

»Du wirst sehen, Capri wickelt dich um den Finger, man kann ihrem Zauber nicht widerstehen.«

Die Schwester rollte mit den Augen und schüttelte den Kopf. »Lass dich bloß nicht auf sie ein, die macht dich sonst ganz verrückt mit ihren Kitschgeschichten. Ich habe dich gewarnt!« Dann hakte sie Zia Maria unter und zerrte sie Richtung Tür. »Und jetzt raus mit uns, wir haben ihre Zeit schon genug in Anspruch genommen. Aber wenn irgendetwas sein sollte, Liebes, wir wohnen gleich nebenan.«

Mel bedankte sich leicht verwirrt und wandte sich wieder ihrem Kleiderschrank zu, als sich die Tür abermals öffnete.

»Störe ich?«

Eine junge Frau, nur wenige Jahre älter als Mel, steckte den Kopf ins Zimmer. Sie hatte aparte Züge, große dunkle Augen, welliges braunes Haar und ein ansteckendes Lächeln.

»Ciao, ich bin Deborah. Antonio hat mir erzählt, dass du die Wohnung genommen hast, und ich wollte nur sagen, dass du dich immer an mich wenden kannst, wenn irgendwas ist. Hoffentlich haben dich die beiden alten Besen noch verschont!«