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Über das Buch

Der Sturm tobt über Midgard und die Wölfe schleichen heulend um das einsame Haus. Staunend und ungläubig hört der Knabe Lif zu, als die alte Skalla die Legende vom Fimbulwinter erzählt, der das Ende der Menschheit einleiten soll. Nicht die Götter, weder Asen noch Wanen, sind ausersehen, das Menschengeschlecht zu retten. Dem Knaben Lif ist es bestimmt, zu entscheiden, ob dem Fimbulwinter ein neuer Frühling folgen wird oder die ewige Nacht …

INHALT

Das schwarze Schiff

Der Sturm

Der Aufbruch

Eugel

Der Wolfsreiter

Am Schwanensee

Die Midgardschlange

Muspelheim

Die Flucht

Durch das Reich der Hel

Nidhögger

Die Jungfrau Modgruder

Die Falle

Fenris’ Fesselung

Nach Asgard

Odin

Der Eisriese

Der Verrat

Lifs Flucht

Yggdrasil

Ragnarök

DAS SCHWARZE SCHIFF

Es war der erste Tag des Fimbulwinters, der langen, letzten Dämmerung der Zeiten, der kein Frühling und kein Sommer mehr folgen würde. Aber das wusste niemand, und hätte man es jemandem gesagt, so hätte er es nicht geglaubt. Denn es war ein ganz besonders schöner Morgen: Winter zwar, der, wie immer hier oben im Norden Midgards, sehr früh gekommen war und erst spät wieder gehen würde, aber doch ein Morgen voll goldenem Licht und mit einer Luft, die von jener seltenen Klarheit war, wie man sie selbst hier nur an ganz wenigen Tagen im Jahr fand.

Lif war früh aufgestanden, noch vor den Hühnern, die ihn sonst allmorgendlich mit ihrem misstönenden Gackern aus dem viel zu kurzen Schlaf rissen, und hier herunter an die Küste gegangen, um das Erwachen der Sonne zu erleben. Er liebte Tage wie diese. Ihre Stille und der Frieden, die mit der Dämmerung gekommen waren und verschwinden würden, sobald sich oben auf dem Hof das erste Leben regte, entschädigten ihn für vieles. Lifs Leben war hart, aber das war nichts Besonderes; nichts, was ihn von irgendeinem anderen Knaben seines Alters unterschieden hätte, der auf einem der Höfe lebte, die entlang der Küste des Kalten Ozeans verstreut lagen. Aber sein Leben war auch einsam und das war etwas, was es sehr wohl von anderen unterschied, denn so rau und kalt dieses Land war, so freundlich und warmherzig waren seine Menschen. Und es lag auch nicht an ihnen, dass er einsam war, so wenig wie es an ihm selbst lag. Lif war eben … anders. Niemand hatte es ihm je gesagt und alle, die ihn kannten, gaben sich Mühe, es ihn nicht spüren zu lassen, aber es war so, und er hatte es stets gewusst, schon als ganz kleines Kind. Oft, wenn die anderen Kinder seines Alters im Schnee tollten oder sich in den kurzen Sommermonaten auf den jäh aufblühenden Wiesen balgten, saß er allein an der Küste, hoch über der zahllose Klafter tief abfallenden Steilwand, blickte auf das Meer hinaus und träumte. Von etwas freilich, das er nicht hätte beschreiben können, hätte man ihn danach gefragt, denn es waren Dinge, die er nie gesehen, Worte, die er nie gelernt, und Länder, von denen er nie gehört hatte, in denen seine Fantasie wandelte, während er dasaß und auf das Meer schaute. Er wusste, dass keines der anderen Kinder dies tat, und er wusste auch, dass sie über ihn redeten und ihn deshalb mit – freilich gutmütigem – Spott betrachteten. Aber das war ihm gleich. Lif hatte es längst aufgegeben, darüber nachzudenken, warum er so war, wie er war. Daran war eben nichts zu ändern.

Aber an all das dachte er nicht, als er an diesem Morgen dem Sonnenaufgang zusah, eng in seinen wärmenden Fellumhang gehüllt und mit angezogenen Knien in den Schutz der umgestürzten Esche gekuschelt, die wie ein gefällter Riese auf der Klippe lag und den eisigen Biss des Windes brach. Er war es einfach zufrieden, dazusitzen, dem goldenen Licht und den gleichmäßig heranrollenden Wellen des Kalten Ozeans zuzusehen und er verschwendete nicht einen Gedanken an die Vergangenheit oder gar an die Zukunft; ja nicht einmal an den anbrechenden Tag, der in wenigen Augenblicken mit dem Krähen des Hahnes beginnen und viele Stunden voll harter Arbeit bringen würde. Vielleicht war es das, was ihn am allermeisten von den anderen unterschied: Oft hatte er das Gefühl, dass etwas Großes, Gewaltiges auf ihn wartete, und manchmal, wenn er hier saß und auf das Meer hinabsah, wurde dieses Gefühl zur unerschütterlichen Gewissheit. Aber genauso sicher wusste er auch, dass – was immer es war – es nichts mit seinem Leben hier auf dem Hof zu tun haben, sondern etwas bisher Unbekanntes und Überwältigendes sein würde. Es lohnte nicht, auch nur einen Gedanken an das Hüten der Herden oder überhaupt an die Arbeit auf dem Hof zu verschwenden. Lif war nicht etwa faul – im Gegenteil. Osrun, sein Ziehvater, lobte ihn oft wegen seines Fleißes und seiner Umsicht, und er erledigte alle Arbeiten, die ihm aufgetragen wurden, ohne zu widersprechen. Aber der Gedanke, dass sein Leben nur darin bestehen sollte, jeden Morgen das halbe Dutzend Rinder auf die Weiden zu treiben, im nahen Wald Holz zu schlagen, die Ställe auszumisten, Netze zu flicken und was der Arbeiten auf einem Fischerhof sonst noch waren, dieser Gedanke erschien ihm einfach lächerlich. Das Leben konnte nicht nur darin bestehen, da war er ganz sicher.

Nun war Lif mit seinen vierzehn Sommern natürlich gerade in dem Alter, in dem wohl alle Knaben von Abenteuern und fernen Ländern träumen, aber zumindest in diesem Punkt hatte er – jedenfalls glaubte er das – das Recht, ein bisschen mehr vom Leben zu erwarten als die anderen, denn ihn umgab ein Geheimnis.

»Lif« bedeutete in der Sprache Midgards etwa so viel wie Leben, und es war kein Zufall, dass man ihm diesen Namen gegeben hatte. Er war nicht auf dem Fischerhof geboren und Osrun und Fjella waren nicht seine Eltern, obwohl sie ihn behandelten wie ein leibliches Kind. Osrun hatte ihn eines Morgens – es war zu Beginn des Winters gewesen, aber sehr viel kälter – in einem kleinen, kunstvoll aus Holz und ziseliertem Goldblech gefertigten Nachen gefunden, den das Meer an die Küste gespült hatte, nur in ein dünnes leinenes Tuch gewickelt und mit einem Goldkettchen um den Hals, an dem eine fremdartige Münze hing. Eigentlich hätte er tot sein müssen, denn der Kalte Ozean gab selten etwas wieder heraus, dessen er einmal habhaft geworden war, und er hatte seinen Namen nicht von ungefähr. Selbst während der Sommermonate war sein Wasser so kalt, dass niemand je auf die Idee kam, darin zu baden. Zudem hatte während der ganzen vorangegangenen Woche der schlimmste Sturm gewütet, an den sich die Menschen hier an der Küste erinnern konnten. Aber das Kind lebte, und es hatte nicht einmal einen Schnupfen gehabt, als Osrun es auf den Hof brachte, und so hatten sie ihm den Namen Lif gegeben. Auch später war Lif niemals krank geworden und die kleinen Wunden und Verletzungen, die man sich bei der Arbeit auf einem Hof unweigerlich zuzieht, schienen bei ihm immer viel rascher zu verheilen als bei anderen.

Später, als der Winter vorüber war und die Wege wieder begangen werden konnten, hatte Osrun damit begonnen, nach der Herkunft des Jungen zu forschen, zuerst entlang der Küste, später ließ er auch in den weiter entfernt liegenden Ansiedlungen durch Reisende und Kaufleute, die des Weges kamen, Erkundigungen einziehen. Aber niemand hatte sich gemeldet und so war Lif wie selbstverständlich in Osruns Familie aufgenommen worden. Der kleine Nachen, in dem er angespült worden war, stand heute wohl verborgen unter Decken und Fellen auf dem Dachboden von Osruns Hof, denn sein Gold mochte Diebesgesindel anlocken. Die durchbohrte Münze trug Lif noch immer um den Hals, wenngleich die Kette längst zerrissen und durch ein festes ledernes Band ersetzt worden war.

Manchmal fragte er sich, ob dies vielleicht der Grund war, aus dem er so gerne hier saß und auf das Meer hinausblickte. Niemand wusste, wo seine geheimnisvolle Reise begonnen hatte, aber er war sicher, dass sein Geburtsort nicht diese Küste war; vielleicht nicht einmal Midgard, sondern eines der geheimnisvollen Länder jenseits des Kalten Ozeans, die nie eines Menschen Auge gesehen hatte.

Das krächzende Kikeriki des Hahnes drang in seine Gedanken und Lif fuhr mit einer schuldbewussten Bewegung aus seinen Träumereien hoch und sah zum Hof zurück. Die drei kleinen, mit Torfsoden gedeckten Gebäude lagen noch still unter ihrer weißen Decke da, aber er wusste, dass schon in wenigen Augenblicken die Ruhe dem lautstarken Hantieren und Lärmen aus dem Hause weichen und das makellose Weiß des frisch gefallenen Schnees schon bald von den dunklen Spuren von Mensch und Tier durchzogen sein würde. Er musste zurück. Osrun hatte ihn noch nie gescholten, wenn er hier saß und dem Sonnenaufgang zusah, aber er mochte es auch nicht besonders.

Lif stand auf, klopfte sich den Schnee aus dem Umhang und rieb die Hände aneinander, denn sie waren vor Kälte steif geworden, ohne dass er es gemerkt hatte.

Als er sich umdrehte und zum Hof zurückgehen wollte, sah er das Schiff.

Es war nicht mehr als ein Schatten, der plötzlich am Horizont erschienen war und im rotgoldenen Licht der Morgensonne auf und ab zu hüpfen schien. Und es bewegte sich viel schneller, als Lif es jemals bei einem Schiff gesehen hatte.

Verwirrt drehte er sich wieder der Küste zu, stieg über den Stamm der Esche hinweg und trat so dicht an das Kliff heran, wie er konnte. Der Wind biss in sein Gesicht, als er aus dem Schutz des umgestürzten Baumes heraus war, aber das spürte er kaum, so sehr schlug ihn der Anblick des Schiffes in seinen Bann.

Es kam rasch näher, und schon nach wenigen Augenblicken erkannte Lif ein mächtiges, prall geblähtes Segel und eine gewaltige Bugwelle, die dem Schiff vorausrollte. Rumpf und Segel waren schwarz, ein Schwarz von einer Tiefe, wie es Lif noch nie zuvor gesehen hatte, und zugleich von einem sonderbar weichen, seidigen Glanz, als bestünden sie nicht aus Holz und Segeltuch, sondern aus finsterem Perlmutt.

Und diese Farbe war nicht das einzig Unheimliche an dem Segler. Lif hatte zahllose Schiffe gesehen, während er hier oben gesessen und das Meer beobachtet hatte, aber nie eines wie dieses. Es war nicht einmal so sehr die Größe, es wirkte auf schwer zu fassende Weise wuchtig und seine Bauart ließ sich mit nichts vergleichen, was er jemals gesehen hatte. Der Rumpf war übermäßig breit und den kühn hochgereckten Bug krönte ein schrecklicher Drachenschädel wie aus einem Albtraum. Ein gezackter Rammsporn, halb so lang wie das Schiff selbst, tauchte von Zeit zu Zeit aus den schäumenden Fluten auf und die Ruder, von denen auf jeder Seite des Schiffes mehr als ein Dutzend ins Wasser ragten, bewegten sich wie große, schwarz glänzende Insektenbeine. Das Schiff schien Lif wie mit einer Aura von Düsternis umgeben wie von einem unsichtbaren kalten Hauch, der alles Leben und alle Wärme aus seiner Nähe vertrieb und ihn schaudern ließ.

Der schwarze Segler kam immer näher. Mit einem Male wurde sich Lif bewusst, dass er hoch aufgerichtet auf der Klippe stand und von Bord des Schiffes aus gesehen werden konnte. Ohne dass er zu sagen wusste, warum, kroch plötzlich Angst in ihm hoch. Hastig wich er hinter die umgestürzte Esche zurück, duckte sich, bis nur noch sein Kopf über den weiß verkrusteten Stamm hinausragte, und versuchte das Gefühl der Furcht niederzukämpfen, das sich immer stärker in seinem Inneren breitmachte.

Das Schiff hatte die Küste fast erreicht und begann einen großen, weit geschwungenen Bogen einzuschlagen. Seine Ruder arbeiteten wild, und obwohl es einen Dreiviertelkreis beschrieb und dabei für kurze Zeit sogar gegen den Wind lief, erschlaffte sein Segel kein einziges Mal, als wollte es allen Naturgesetzen spotten. Schließlich wurde es langsamer und blieb, den Bug mit dem geschnitzten Drachenkopf gegen die Küste gerichtet, reglos liegen. Lifs Furcht wurde übermächtig. Das Schiff lag direkt unter ihm, gerade so weit von der Küste entfernt, dass er es von seinem erhöhten Versteck aus noch sehen konnte, und der schreckliche Drachenschädel an seinem Bug schien ihn geradewegs anzustarren.

Dann verschwand es.

Es ging unglaublich schnell. Die Düsternis, die das Drachenboot umgab, ballte sich zusammen, wurde finsterer und massiger – und plötzlich war das Schiff verschwunden und das Meer wieder glatt, als hätte das Schiff niemals existiert. Lif sprang auf, stolperte zum Rand der Steilklippe und ließ sich auf Hände und Knie fallen, um sich weiter vorbeugen zu können. Sein Blick glitt über den eisverkrusteten Strand am Fuße der senkrechten schwarzen Wand, tastete über das Meer und irrte immer schneller hierhin und dorthin. Aber er sah nichts außer den träge heranrollenden Wellen und kleinen weißen Schaumspritzern, wo sich die Wellen an den Riffen brachen, die dicht unter der Wasseroberfläche lauerten.

Er hatte gesehen, mit welch hoher Geschwindigkeit das schwarze Schiff durch das Meer gepflügt war. Aber selbst wenn es noch zehnmal schneller gewesen wäre, hätte es in den wenigen Augenblicken, die er gebraucht hatte, aufzuspringen und an den Klippenrand zu laufen, nicht verschwinden können. Nicht hier. Die Küste erstreckte sich nach Ost und West so gerade, als wäre sie mit der Schnur eines Maurers gezogen, und es gab meilenweit keine Bucht, keinen Felsvorsprung, der groß genug gewesen wäre, auch nur ein kleines Fischerboot zu verbergen.

Und doch war das gewaltige Schiff verschwunden, so spurlos wie Morgennebel, der unter den ersten Strahlen der Sonne dahinschmilzt.

Einen Moment lang überlegte Lif, ob es vielleicht wirklich nicht mehr gewesen war als ein Trugbild, das ihm der Nebel vorgaukelte, oder der Teil eines Traumes, der ihm in die Wirklichkeit gefolgt war. Aber er fühlte, dass es nicht so war. Das Schiff war da gewesen, so deutlich und echt wie der Felsen, auf dem er kniete.

Sein Herz begann schnell und schmerzhaft zu schlagen, als er an den schwarz glänzenden Drachenkopf über dem Bug dachte. Sein klarer Verstand sagte ihm, dass es unmöglich war, aber etwas in ihm fühlte, dass ihn die faustgroßen Augen darin mit finsterer Gier angestarrt hatten. Plötzlich merkte Lif, wie gefährlich nahe er dem Abgrund gekommen war. Vorsichtig kroch er ein Stück nach hinten, richtete sich auf und trat einen weiteren Schritt zurück. Der Wind zerrte an seinem Haar und die Kälte ließ seine Augen tränen. Sein Herz pochte noch immer wie rasend. Er beugte sich wieder vor und blickte in die Tiefe. Aber das Meer war leer. Die einzige Bewegung war das Schäumen und Brechen der Wellen. Das Schiff blieb verschwunden.

Einen Augenblick verharrte Lif reglos, dann drehte er sich um und ging mit raschen Schritten zum Haus zurück.

Osrun, Fjella und ihre beiden Söhne Mjölln und Sven waren bereits wach und saßen beim Frühstück, als Lif das Haus betrat. Mit ihm fauchte eine Woge eisiger Luft und feinen Schnees herein, was ihm einen strafenden Blick Osruns eintrug. Der Luftzug ließ das Feuer im Herd hell auflodern, als wollte es ihn begrüßen.

Lif schälte sich aus dem Umhang, trat an die Feuerstelle, streckte die Hände über die prasselnden Flammen und rieb die Finger aneinander, bis das Leben prickelnd in sie zurückkehrte. Er hörte, wie Sven und Mjölln zu tuscheln begannen, und obwohl er nicht hinsah, glaubte er ihre Blicke im Rücken zu fühlen.

Er war froh, als er das Geräusch der Tür hörte und die alte Skalla hereingeschlurft kam, langsam und undeutlich vor sich hin murmelnd wie immer. Skalla war schon uralt gewesen, solange sich Lif erinnern konnte. Sie war wohl auch nicht mehr ganz richtig im Kopf, denn vieles von dem, was sie sagte (und manchmal auch tat), ergab keinen Sinn mehr, aber sie sorgte pünktlich für warme Mahlzeiten. Lif mied ihre Nähe, wo er nur konnte, was nicht etwa daran lag, dass er sie nicht mochte, sondern wohl eher mit ihrem Alter zusammenhing, das ihm unheimlich war. Aber in diesem Moment gab sie ihm einen willkommenen Vorwand, sich vom Feuer abzuwenden und zu seinem Platz am Tisch zu gehen, denn Skalla begann regelmäßig zu keifen, wenn nicht alle pünktlich zum Essen erschienen. Osrun sah ihm stirnrunzelnd zu, und für einen Moment hatte Lif das bestimmte Gefühl, dass er irgendetwas sagen wollte. Aber dann setzte Skalla mit einem Knall den Tonkrug mit heißer Milch auf den Tisch und Osrun runzelte nur abermals die Stirn und schwieg.

Lif beeilte sich, zuzugreifen und die nächsten Minuten so zu tun, als wäre er voll und ganz damit beschäftigt, sein Brot zu brechen und in die heiße, mit Honig gesüßte Milch zu tunken, aber seine Hände zitterten und er spürte immer deutlicher, wie ihn die anderen anstarrten. Mjölln und Sven redeten fast ununterbrochen und trieben ihre rauen Scherze wie jeden Morgen und doch fühlte Lif, dass sie ihn ansahen, wenn sie glaubten, er merkte es nicht.

Schließlich hielt er es nicht mehr aus. »Ich war an der Küste«, sagte er.

Osrun sah von seiner Schale auf und blickte ihn mit einer Mischung aus Neugier und Missbilligung an. »So?« Lif nickte. »Ich … ich habe ein Schiff gesehen«, sagte er stockend. Hinter seiner Stirn wurde eine warnende Stimme laut, die ihm zuflüsterte, dass es wohl besser wäre, den Mund zu halten, aber er musste einfach über sein unheimliches Erlebnis reden.

»Was für ein Schiff?«, fragte Sven. »Seit Wochen wagt sich niemand mehr auf das Meer hinaus, Lif. Die Stürme waren schlimm. Und sie sind noch nicht vorbei.«

»Es war kein Schiff aus Midgard«, antwortete Lif. Osruns Stirnrunzeln vertiefte sich, aber er schwieg noch immer, wenn er auch sein Brot sinken ließ und aufhörte zu kauen.

»Kein Schiff aus Midgard?«, wiederholte Sven. »Woher denn sonst?«

»Das weiß ich nicht«, antwortete Lif. »Aber es war kein Schiff, wie ich es je gesehen habe. Es war … unheimlich.« »Aha«, sagte Mjölln. Er lachte leise. »Was war denn daran so unheimlich? War es vielleicht ein Schiff voller Riesen und Ungeheuer oder stand Odin selbst am Ruder?«

»Mjölln!« Osrun hob die Hand und brachte seinen älteren Sohn mit einer ärgerlichen Geste zum Verstummen. Dann wandte er sich wieder an Lif.

»Ein Schiff, das nicht aus Midgard stammt, sagst du?« »Jedenfalls … jedenfalls habe ich niemals ein solches Schiff gesehen«, antwortete Lif stockend. »Es war groß und schwarz und unglaublich schnell.«

Osrun blickte ihn an, schob plötzlich seine Schale zurück und stand auf. »Ich werde es mir ansehen«, sagte er. »Möglich, dass seine Besatzung Hilfe nötig hat.« »Das hat keinen Sinn«, sagte Lif hastig.

Osrun, der schon halb um den Tisch herumgegangen war, hielt mitten im Schritt inne. »Warum nicht?«

»Weil es … nicht mehr da ist«, gestand Lif widerstrebend. »Es ist verschwunden.«

»Weitergefahren, meinst du?«, vergewisserte sich Osrun. Lif schüttelte den Kopf und wich seinem Blick aus. Er schalt sich in Gedanken einen Narren, überhaupt von dem Schiff berichtet zu haben; schließlich hätte er sich denken können, dass niemand ihm glauben würde. Aber jetzt war es zu spät, und obwohl er am liebsten unter den Tisch gekrochen wäre, um unsichtbar zu sein, musste er Osrun Rede und Antwort stehen. »Es … es ist nicht weitergefahren«, sagte er. »Es ist einfach verschwunden. Von einem Augenblick auf den anderen. Gerade war es noch da und im nächsten Moment nicht mehr.«

Osrun atmete scharf ein, aber der erwartete Zornesausbruch blieb aus. Nur Mjölln stimmte ein leises Kichern an, verstummte aber sofort wieder, als ihn Osruns Blick traf. »Ich … ich sage die Wahrheit!«, stammelte Lif. »Ich habe es ganz deutlich gesehen, das schwöre ich. Es war riesig und so finster wie die Nacht, und sein Segel war gebläht, selbst als es gegen den Wind lief.«

»Und dann ist es verschwunden?«, fragte Sven hämisch. »Einfach so, wie?«

»Es wird wohl ein Geisterschiff gewesen sein«, fügte Mjölln spöttisch hinzu.

»Schluss, habe ich gesagt!«, fuhr Osrun scharf dazwischen. »Das gilt auch für euch. Ich will nichts mehr hören.« Er setzte sich wieder, brach ein Stück Brot ab und tunkte es in die Milch, ehe er Lif wieder ansah. »Und auch du wirst den Mund halten, Lif«, sagte er streng.

»Aber ich sage die Wahrheit!«, begehrte Lif auf.

»Es wird das Nagelfar sein, das der Junge gesehen hat«, brabbelte Skalla. »Ich sage ja schon lange, dass …« »Genug!«, unterbrach Osrun, und in seiner Stimme lag ein so drohender Unterton, dass selbst Skalla, die sonst durch nichts in der Welt zum Schweigen zu bringen war, jäh verstummte.

»Kein Wort mehr!«, fuhr Osrun ärgerlich fort. »Von niemandem. Ich will nichts mehr von schwarzen Schiffen und dummen Ammenmärchen hören. Esst weiter. Wir haben schon genug Zeit vertrödelt und die Arbeit erledigt sich nicht von selbst.«

Lif beugte sich noch tiefer über seine Schale und aß gehorsam weiter, obwohl er überhaupt keinen Hunger hatte und ihm vor Zorn – auf sich selbst – und Enttäuschung beinahe übel war. Er verstand nicht, warum er so dumm hatte sein können, mit einer Geschichte zu beginnen, die er im umgekehrten Fall auch nicht geglaubt hätte. Aber er verstand auch nicht, warum Osrun so ärgerlich geworden war. Der Rest des Frühstücks verlief in gedrücktem Schweigen, und nicht nur Lif war heilfroh, als Osrun endlich seine Schale zurückschob und damit für alle das Zeichen gab, aufzustehen und mit dem Tagewerk zu beginnen. Aber er hatte sich kaum erhoben, da gab ihm Osrun mit der Hand ein Zeichen, zu warten, bis die anderen gegangen waren. Mjölln und Sven tauschten schadenfrohe Blicke und Fjella seufzte hörbar, wagte es aber nicht, ihrem Mann zu widersprechen. Lif trat unruhig von einem Fuß auf den anderen und warf einen sehnsüchtigen Blick zur Tür, aber Osrun blieb weiter sitzen, und er schwieg auch beharrlich, bis seine beiden Söhne und auch Fjella ihre Umhänge übergeworfen hatten und hinausgegangen waren.

»Setz dich«, sagte er endlich.

Lif gehorchte, wich Osruns Blick aber aus. Seine Finger spielten nervös an der Brotschale, die vor ihm auf dem Tisch stand.

»Ich muss mit dir reden«, begann Osrun.

Lif nickte. »Ich habe das Schiff wirklich gesehen«, begann er, wurde aber sofort von Osrun unterbrochen.

»Es geht nicht um das Schiff. Möglich, dass du wirklich etwas gesehen hast. Darum geht es nicht, Lif. Ich wollte schon lange mit dir reden und habe es immer wieder hinausgeschoben, aber nun muss es wohl sein.«

Lif sah auf. In Osruns Stimme war ein sonderbarer, etwas trauriger Unterton, den er nicht verstand, der ihn aber beunruhigte; und als er in seine Augen blickte, erkannte er einen Ausdruck darin, der seine Beunruhigung noch vertiefte.

»Es geht so nicht weiter mit dir, Lif«, sagte Osrun schließlich. Lif spürte, wie schwer es ihm fiel, zu sprechen. Plötzlich schien es Osrun zu sein, der nicht mehr die Kraft hatte, seinem Blick standzuhalten, denn er sah weg und sprach dann sehr viel leiser weiter. »Du weißt, dass Fjella und ich niemals ein Wort darüber verloren haben, wenn du nicht wie die anderen gespielt oder dich für Dinge interessiert hast, für die sich Kinder nun mal interessieren. Wir haben immer gehofft, dass du dich eines Tages von selbst ändern würdest, aber du wirst älter und es wird immer schlimmer, Lif.«

»Ich verstehe nicht«, murmelte Lif hilflos.

Osrun nahm ein Stück Brot, aß aber nicht davon, sondern malte ein Muster in den kleinen Rest Milch, der noch auf dem Boden der hölzernen Schale war. »O doch, Lif, ich glaube, du verstehst sehr gut, was ich meine«, sagte er. »Du bist nicht dumm. Du sitzt draußen und starrst auf das Meer und deine Gedanken sind weit fort. Ich habe dich beobachtet, ohne dass du es bemerkt hast. Du träumst von fernen Ländern und Abenteuern, nicht wahr?«

Lif sagte nichts, aber das war auch nicht notwendig, denn Osrun beantwortete seine Frage selbst mit einem Nicken und fuhr fort: »Du sitzt draußen und träumst, während das Leben an dir vorüberfließt. So geht das nicht weiter, Lif. Es wird Zeit, dass du erwachsen wirst.«

»Was ist denn so schlimm daran, zu träumen?«, fragte Lif. »Nichts«, sagte Osrun. »Solange man seinen Träumen nicht erlaubt, zu mächtig zu werden. Du bist alt genug, das zu begreifen, Lif. Träume sind gut und wichtig, denn ohne sie hätten wir nicht die Kraft, die Wirklichkeit zu ertragen. Aber sie können auch schaden, wenn man mit ihnen nicht umzugehen weiß.«

»Du … du glaubst, dass ich mir das Schiff nur eingebildet habe«, sagte Lif stockend.

»Das glaube ich«, sagte Osrun leise. »Heute ist es ein Schiff, morgen vielleicht ein Drache, übermorgen …« Er seufzte, schüttelte den Kopf und sah Lif nun doch an. »Ich kann dich so gut verstehen, mein Junge«, sagte er sanft. »Unser Leben ist hart, und es ist leicht, in Träume zu fliehen. Aber es ist der falsche Weg. Glaube nicht, dass ich nicht wüsste, was du jetzt fühlst. Keinem von uns macht es Spaß, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang zu arbeiten, nur um im Sommer gerade genug und im Winter oft zu wenig zu essen zu haben. Aber so ist es nun einmal auf der Welt, und wenn du die Augen davor verschließt und wegzulaufen versuchst, machst du es nur schlimmer.«

Lif presste die Lippen aufeinander. »Du meinst, ich soll nicht mehr zur Küste hinuntergehen«, sagte er.

Osrun nickte. »Das meine ich«, sagte er. »Niemand will dir deine Träume nehmen, Lif, aber wenn du ihnen erlaubst, Gewalt über dich zu erlangen, dann werden sie dich verderben.«

Lif antwortete nicht. Es hätte vieles gegeben, was er hätte sagen können, aber er wusste auch, dass es sinnlos gewesen wäre. Osrun war dieses Gespräch nicht leichtgefallen, das fühlte er, und er wusste auch, dass Osrun schon lange mit ihm reden wollte. Lif hatte ihm mit seiner Geschichte nur einen Anlass gegeben, sein Vorhaben auszuführen.

Nach einer Weile stand Lif auf, versuchte mühsam seine Selbstbeherrschung zu bewahren und fragte: »Kann ich jetzt gehen? Die … die Kühe müssen auf die Weide.« Osrun blickte ihn ernst an, ehe er antwortete. »Du kannst gehen«, sagte er. »Denke über meine Worte nach. Du kannst jederzeit zu mir kommen, wenn du mit mir reden willst.«

Lif fuhr herum, griff nach seinem Umhang und stürmte aus dem Haus. Erst sehr viel später, als er bereits die Kühe aus dem Stall gescheucht hatte und sie den Hügel hinauf und auf die Weide trieb, merkte er, dass Tränen seine Wangen hinabliefen und im eisigen Wind gefroren.

DER STURM

Lif blieb bis lange nach der Mittagsstunde auf der Weide, obwohl es nicht notwendig gewesen wäre, denn das Vieh würde nicht fortlaufen und es gab so spät im Jahr auch keine Raubtiere mehr, die die Herde gefährdet hätten. Der erste Schnee des Jahres hatte die Wölfe zurück in den Süden getrieben und Bären und andere Räuber kamen niemals in diesen Teil des Landes. Die Winter waren zu lang und zu kalt, als dass sie ausreichend Nahrung gefunden hätten, und die Sommer zu kurz, um den Weg aus den fruchtbaren Wäldern des Südens zu lohnen. Das raue, unwirtliche Klima, unter dem die Bewohner der Küste nur zu oft litten, schützte sie auch zugleich. Nein – es gab keinen stichhaltigen Grund für Lif, Stunde um Stunde mit angezogenen Knien auf einem Baumstumpf zu hocken und den Kühen zuzusehen, die den Schnee auf der Suche nach einem übrig gebliebenen Grashalm zerwühlten. Zudem häufte sich auf dem Hof die Arbeit, wie in jedem Herbst. Bald würden die Winterstürme losbrechen und das kleine Gehöft für Wochen, wenn nicht Monate, von der Außenwelt abschneiden. Jede Hand wurde jetzt dringend gebraucht. Aber er konnte nicht zurückgehen; nicht jetzt, nicht nach dem, was geschehen war.

Osrun schien das zu wissen und zu respektieren, denn Lif sah ihn ein paar Mal unten vor dem Hof auftauchen und zu ihm heraufblicken, und obwohl er ihn sehr deutlich sehen musste, wie er in seinem rotbraunen Fellumhang vor dem weiß gefärbten Wald saß, kam er nicht herauf, um ihn zu schelten. Er winkte nicht einmal. Lif empfand ein kurzes, heftiges Gefühl der Dankbarkeit, als ihm klar wurde, dass es kein Zufall war, dass auch Mjölln und Sven kein einziges Mal in seine Nähe kamen, weil Osrun sie offenbar von ihm fernhielt.

Es waren nur wenige Sätze gewesen, die Osrun gesagt hatte, und doch hatten sie so viel zerstört. Lif wusste sehr wohl, dass seine Träume nichts mit der Wirklichkeit zu tun hatten. Er hatte schon früh begriffen, dass das Leben zum größten Teil aus harter Arbeit und Entbehrungen bestand. Die wirklichen Abenteuer waren das tägliche Heimtreiben der Herde, die jährlichen Ernten auf den Feldern und die sommerlichen Fahrten mit dem Fischerboot, die Gefahren bestanden aus einem überstandenen Schneesturm oder in der Flucht vor einem Wolf. Er war sogar einsichtig genug gewesen sich einzugestehen, dass die Kämpfe und Taten, von denen die Heldenlieder sangen, in Wahrheit wohl nur aus Blut und Schmerzen und Leid bestanden und nur so lange faszinierten, wie man sie eben nicht in Wahrheit bestehen musste.

Aber Osrun hatte mit seinen wenigen Worten sehr deutlich gemacht, was er von Lif erwartete: nämlich endlich erwachsen zu werden und sich dem Leben zu stellen. Sollte erwachsen werden wirklich bedeuten, dass Lif nicht mehr träumen durfte? Sollten nur die Kinder das Vorrecht haben, sich in Träume zu flüchten? Wenn das so war, dann wollte er niemals erwachsen werden.

Der Wind frischte auf, und zu allem Überfluss drehte er sich auch noch, sodass er nun direkt vom Meer heraufblies und einen eisigen Hauch von der Wasseroberfläche mitbrachte. Lif zog den Mantel enger zusammen und drehte das Gesicht aus dem Wind, aber die Kälte war in den Stunden, die er reglos dagesessen und gegrübelt hatte, durch seine Kleider gekrochen, und er merkte plötzlich, dass er ganz erbärmlich fror. Vielleicht, überlegte er, war es doch besser, die Herde sich selbst zu überlassen und zum Haus zurückzugehen. Die Nähe eines wärmenden Feuers würde ihm helfen, Mjöllns und Svens Spott zu ertragen. Und seine Finger und Zehen waren so durchgefroren, dass sie bereits wehtaten.

Er stand auf, zählte gewohnheitsmäßig die Tiere, wandte sich zum Haus, blieb plötzlich stehen und zählte noch einmal.

Eines der Tiere fehlte.

Lif vergaß seinen Kummer von einem Moment auf den anderen, alles, was er noch fühlte, war ein tiefes Erschrecken. Er hatte neun der großen zottigen Kühe hier heraufgetrieben, aber jetzt waren es nur noch acht, und es wurden auch nicht mehr, obgleich er sie noch viermal hintereinander zählte.

Lifs Entsetzen begann zur Panik anzuwachsen, während er zwischen den Tieren umherging und sie noch einmal durchzählte, wobei er jedem einzelnen die Hand auf den Hals klatschen ließ, als müsste er sich durch Anfassen davon überzeugen, dass sie auch wirklich da waren. Er wagte gar nicht, daran zu denken, was geschehen würde, wenn er zum Hof zurückkam und Osrun beichten musste, dass ihm eine Kuh fortgelaufen war, nur weil er mit offenen Augen geträumt hatte. Die Kühe stellten – neben dem Fischerboot und den drei großen Netzen – Osruns gesamten Reichtum dar. Der Verlust auch nur einer einzigen Kuh würde eine Katastrophe bedeuten.

Lifs Blick irrte über die weiten verschneiten Wiesen, aber die Tiere hatten die weiße Decke auf ihrer Suche nach Gras und Wurzeln überall zerwühlt; es war hoffnungslos, eine Spur finden und ihr folgen zu wollen. Er blickte zum Hof zurück, aber der Wind war noch stärker geworden und wirbelte den feinen Schnee auf, sodass er wie Nebel zwischen der Weide und dem Hof lag und die Gebäude zu verschwommenen Schatten machte.

Plötzlich fiel ihm auf, wie dunkel es geworden war. Über dem Meer hatten sich finstere Wolken zusammengeballt, die wie schwarze Dämonenpferde zur Küste gerast kamen. Der Wind wurde immer eisiger. Manchmal wetterleuchtete es im Inneren der Wolkenfront und jetzt, als er darauf achtete, hörte er, dass das dumpfe Grollen und Tosen vom Meer her längst nicht mehr nur das Geräusch der Brandung war.

Ein Sturm!, dachte er entsetzt. Er war so in Gedanken versunken gewesen, dass er nicht einmal gemerkt hatte, wie sich draußen über dem Meer einer der gefürchteten Winterstürme zusammenbraute.

Einen Moment lang war Lif hin- und hergerissen zwischen der Furcht vor dem herannahenden Sturm und der Furcht, ohne die verlorene Kuh zum Hof zurückkehren zu müssen. Aber er sah schnell ein, dass er auch noch die übrigen acht Tiere verlieren würde, wenn er die Herde nicht sofort zurücktrieb. Hastig hob er seinen Stock auf und begann die Tiere den Hang hinabzutreiben. Er musste sich nicht einmal sehr anstrengen dabei, denn die Kühe hatten das Nahen des Unwetters schon lange vor ihm gespürt. Sie waren nervös und ängstlich und liefen von selbst in die einzige Richtung, von der sie wussten, dass sie dort Schutz und Sicherheit finden würden – dem Hof und dem Stall zu.

Als er den Fuß des Hanges erreicht hatte, tauchten Mjölln und Sven aus den tanzenden Schneeflocken auf. Sven begann sofort die Herde schneller anzutreiben, wobei er wild mit den Armen gestikulierte und schrie, während Mjölln Lif grob bei der Schulter packte und schüttelte.

»Was ist in dich gefahren?«, brüllte er. Sein Gesicht war rot vor Zorn. »Bist du plötzlich blind und taub geworden, oder hast du wieder mit offenen Augen geträumt, dass du den Sturm nicht heraufziehen gesehen hast?«

Lif riss sich mit einer wütenden Bewegung los. Mjölln fuhr fort, ihn zu beschimpfen, aber das Heulen des Windes wurde lauter und riss ihm die Worte von den Lippen, ehe Lif sie verstehen konnte. Der Schnee wirbelte immer stärker und die Welt schien plötzlich nur noch aus kochenden weißen Schwaden und dem immer lauter und drohender werdenden Wimmern und Brüllen des Sturmes zu bestehen. Die Kühe und Mjölln und Sven wurden zu schwarzen Schemen und selbst der Hof war nur noch als halb aufgelöster Schatten zu erkennen. Lif fühlte plötzlich ein schwaches, dann kraftvoll werdendes Beben unter den Füßen, und er wusste, dass es die Wogen des Kalten Ozeans waren, die nun haushoch gegen die Küste rollten und sich mit Urgewalt am schwarzen Fels des Kliffs brachen.

Der Sturm raste heran, und obgleich es nur mehr wenige Schritte bis zum Hof waren, wurden sie zu einem verzweifelten Wettrennen mit dem Orkan, der sich entschlossen zu haben schien, die drei Menschen zu verschlingen.

Mjölln und Sven merkten nicht, dass Lif immer weiter zurückblieb, und als es ihnen auffiel, war es zu spät. Lif sah, wie Mjölln plötzlich anhielt und sich erschrocken umsah; dann rief er etwas und begann heftig mit den Armen zu rudern und auch Sven hielt mitten im Schritt inne und drehte sich um.

Aber es war zu spät. Lif wich hastig ein paar Schritte zurück, bis er sicher war, hinter den brodelnden Schneewolken unsichtbar geworden zu sein, dann drehte er sich um und rannte den Weg zurück, den sie gekommen waren. Er musste die Kuh finden. Er würde Osrun und den anderen beweisen, dass er nicht der dumme Träumer war, für den sie ihn hielten.

Der Sturm war heran, als er den Waldrand beinahe erreicht hatte. Eine unsichtbare Riesenfaust schien die Erde zu ergreifen und umzukippen. Lif taumelte und fiel der Länge nach in den Schnee. Sofort versuchte er aufzuspringen, aber der Sturm packte ihn und schleuderte ihn erneut und mit noch größerer Macht zu Boden. Diesmal stieß sein Gesicht gegen einen kantigen Stein, der unter dem Schnee verborgen gewesen war; er keuchte vor Schmerz, fühlte warmes Blut über seine Stirn laufen und kroch weiter, den linken Arm schützend vor das Gesicht haltend. Für einen Moment hielt der Sturm inne, als müsse er Atem schöpfen. Die weißen Schwaden vor Lif rissen auf und er erkannte nur wenige Schritte entfernt den Waldrand mit seinem Unterholz und Gestrüpp. Er wagte nicht aufzustehen, sondern kroch weiter, so schnell er konnte. Als er den rettenden Waldrand beinahe erreicht hatte, schlug der Sturm zum zweiten Mal zu.

Lif hatte gedacht, es könnte nicht schlimmer werden, aber er hatte sich getäuscht. Der Sturm fiel mit einem Brüllen, als ginge die Welt unter, über ihn her und presste ihn in den Schnee, dass er Angst hatte, zu ersticken. Die Welt war nur noch weiß, weiß und eisig und brüllend, der Schnee schien zu brodeln und der Wald hüpfte vor ihm auf und ab, als bebte die Erde. Mit verzweifelter Kraft stemmte sich Lif auf die Knie, fiel abermals nach vorne und schlug sich die Hände auf, raffte sich noch einmal zusammen und kam taumelnd auf die Füße.

Das Heulen des Sturmes steigerte sich zu einem irrsinnigen Kreischen. Lif fühlte sich gepackt und in die Höhe gehoben wie ein welkes Blatt. Schnee traf sein Gesicht und erstickte seinen Schrei und plötzlich schien der Waldrand wie eine gewaltige Faust nach ihm zu schlagen; er sah einen Baum auf sich zurasen, versuchte noch die Arme vor das Gesicht zu reißen und spürte, dass er zu langsam war.

Der Anprall ließ ihn benommen zu Boden sinken und sekundenlang mit dunkler Bewusstlosigkeit ringen. Der Sturm heulte mit ungeheurer Kraft weiter und überschüttete ihn mit Schnee und Kälte und kleinen spitzen Eiskristallen, die wie scharfe Messer in seine Haut schnitten, und er spürte, wie eine neue, tödliche Woge von Kälte in seinen Körper kroch. Sie ließ ein Gefühl von Betäubung und beinahe wohliger Schwere zurück.

Plötzlich wusste Lif, dass er sterben würde, wenn er hier liegen blieb.

Er hatte davon gehört, dass die Stürme einen Menschen in wenigen Augenblicken umbringen konnten, aber er hatte nicht geglaubt, dass es so schnell ging. Er war schon vorher bis ins Mark durchfroren gewesen und der furchtbare Schlag, den er erhalten hatte, tat ein Übriges. Wenn er jetzt der Verlockung der Müdigkeit nachgab, würde er erfrieren, lange bevor der Sturm zu Ende war.

Der Gedanke gab ihm noch einmal neue Kraft. Zitternd stemmte er sich auf Hände und Knie hoch, biss die Zähne zusammen, als dorniges Gestrüpp sein Gesicht zerkratzte, und kroch tiefer in den Wald hinein. Der Sturm erreichte ihn auch hier, denn der Wald war licht und das dünne Unterholz konnte seine Kraft nicht brechen, aber er wusste, dass es in der Nähe einen Erdbruch gab, nicht viel höher als ein Mann, aber mehr als eine Meile breit. Wenn er ihn erreichte, war er in Sicherheit.

Blind vor Angst und Schmerz kroch er weiter. Seine Hände waren schon nach wenigen Augenblicken blutig und aufgeschürft und auch über sein Gesicht lief wieder Blut und gefror auf halbem Wege, aber es war gerade dieser Schmerz, der ihm die Kraft gab, weiterzukriechen und den wütenden Hieben des Orkans zu trotzen. Bäume tauchten wie Riesen aus dem weißen Chaos auf und ihre tief hängenden Äste schienen wie braune Hände mit tausend Fingern nach ihm zu greifen, verkrallten sich in sein Haar und seinen Umhang und zerrten an seinen Armen und Beinen. Aber Lif kroch immer weiter, dachte an nichts anderes als daran, eine Hand vor die andere und ein Knie vor das andere zu setzen und weiterzukriechen, nur fort, fort vom Waldrand und dem fürchterlichen Sturm, der einzig zu dem Zweck heraufgezogen zu sein schien, ihn zu töten.

Plötzlich griff seine Hand ins Leere. Das brodelnde weiße Inferno vor ihm riss auf und er sah den Erdbruch, braun glitzernd vor Eis, die lotrechte Wand durchbrochen von gefrorenen Wurzeln, die wie eisige Schlangen aus der Erde ragten. Er beugte sich vor und versuchte mit den Händen Halt zu finden, aber seine Finger waren steif vor Kälte; er fiel, prallte auf dem steinigen Boden auf und verlor endgültig die Besinnung.

Er konnte nicht lange bewusstlos gewesen sein, denn als er wieder zu sich kam, heulte der Sturm mit ungebrochener Kraft weiter, das Schneegestöber war ebenso dicht wie vorhin.

Und er war nicht allein.

Das Gefühl kam ganz plötzlich und mit solcher Wucht, dass er nicht eine Sekunde daran zweifelte. Irgendetwas war in seiner Nähe.

Langsam richtete sich Lif auf und sah sich um. Er lag im Windschatten der Böschung; vor ihm ein vielleicht zehn Schritte breiter Streifen Wald, während alles, was jenseits lag, hinter einer geschlossenen, weiß glitzernden Wand verborgen war. Der Schnee, auf dem er erwacht war und der seinen Aufprall gedämpft hatte, trug keine Spuren. Und trotzdem wusste er, dass er nicht allein war.

Es war kein angenehmes Gefühl. Im ersten Moment weigerte sich Lif, es sich selbst einzugestehen, aber es war genau das gleiche Gefühl, das er am Morgen beim Anblick des schwarzen Drachenschiffes gehabt hatte: das Gefühl, von etwas Finsterem, ungemein Bösem belauert zu werden, etwas, das nicht lebte, aber auch ganz und gar nicht tot war, sondern … Einen Moment lang glaubte Lif, sich an etwas zu erinnern. Etwas, von dem er nicht wusste, was es war, und an das er sich gar nicht erinnern konnte, weil er es nie erlebt hatte. Der Gedanke verschwand, ehe er ihn richtig fassen konnte, aber er ließ eine dumpfe Bedrückung zurück.

Über ihm heulte der Sturm erneut auf, als brüllte er seine Wut darüber hinaus, dass ihm sein Opfer entkommen war; und plötzlich fiel Lif auf, wie fürchterlich dieser Sturm war. Er hatte schon zahllose Stürme erlebt, denn sie kamen in jedem Jahr mit dem Winter, und viele waren schlimm gewesen. Manche hatten Tage gedauert und mehr als einmal hatten sie alle zitternd um das Kaminfeuer gesessen und gebetet, dass das Haus standhalten und das Meer nicht bis zum Hof heraufschwappen würde, um alles hinwegzuspülen – denn auch das war, wenn auch vor Lifs Zeit, gelegentlich vorgekommen. Aber niemals hatte er einen Sturm wie diesen erlebt. Sein Heulen und Toben klang, als wären alle Dämonen losgelassen. Ein heller, unheimlicher Laut schwang im Kreischen der Sturmböen mit, ein Geräusch wie das Heulen eines Wolfes … Lif erstarrte. Es musste ein ungeheuer großes Tier sein, der Gewalt seiner Stimme nach.

Der Schreck ließ ihn Kälte und Schmerz vergessen. Er sprang auf und wich zurück, bis er mit dem Rücken an der Böschung stand. Seine Blicke bohrten sich in die kochende weiße Wand, die sein Versteck von allen Seiten umgab.

Das Heulen erscholl erneut, und Lif schauderte, als er den wütenden, gierigen Ton darin vernahm. Es war ein Wolf, er war jetzt ganz sicher – und er kam direkt auf ihn zu! Lif blickte sich verzweifelt nach etwas um, das er als Waffe benutzen konnte, bückte sich nach einem Ast, den der Sturm abgebrochen hatte, und wich wieder an die Böschung zurück. Zum dritten Mal erklang das Heulen des Wolfes und plötzlich gewahrte er einen Schatten, der durch das Schneegestöber auf ihn zutorkelte.

Aber es war kein Wolf, sondern ein Mensch. Ein Mann, der sehr groß war, aber vor Erschöpfung und Schwäche taumelte, und der sich immer wieder im Laufen umsah. Lif atmete erleichtert auf, trat dem Fremden einen Schritt entgegen – und erstarrte ein zweites Mal.

Der Mann hatte ihn bemerkt, er blieb stehen und sah ihn an.

Es war ein Mann, wie Lif ihn noch nie zuvor gesehen hatte.

Jetzt, als er hoch aufgerichtet dastand, erkannte Lif erst, wie groß er war; noch um Haupteslänge größer als Ole, der Sohn des Nachbarn, der bereits als Riese galt. Der Mann hatte blonde, schulterlange Locken, die unter einem gehörnten Goldhelm hervorsahen, und sein Gesicht war von Erschöpfung und zahllosen kleinen Wunden gezeichnet: Es war ein kraftvolles Gesicht, aber ohne den brutalen Ausdruck, den Lif oft auf den Gesichtern besonders großer Männer gesehen hatte. Und auch die Kleidung des Mannes war mehr als seltsam: Helm, Harnisch und ein Rock, der mit goldenen Schlangen aus Metall verziert war, dazu trug er einen Schild, der fast so groß wie Lif sein musste, und in der Rechten ein Schwert, das ein normal gewachsener Mann wohl kaum hätte heben, geschweige denn als Waffe führen können.

Im Gesicht des Fremden ging eine sonderbare Veränderung vor, als er Lif sah. Im ersten Moment las Lif nichts als Erschöpfung im Blick seiner dunklen Augen, dann einen jähen Schreck – und dann ungläubiges Staunen, das Lif sich nicht erklären konnte.

Gleich darauf geschah etwas, womit Lif in diesem Moment am allerwenigsten gerechnet hätte. Der Fremde trat einen Schritt auf ihn zu, starrte ihn an, und langsam begann ein höllisches Feuer in seinen Augen aufzuglühen. Sein Gesicht verzerrte sich vor Hass.

»Du?«, keuchte er. »Du?«

Plötzlich sprang er vor, riss sein Schwert in die Höhe und schwang die Klinge zu einem gewaltigen Hieb, der Lif wohl glattweg in zwei Teile gehauen hätte. Doch im gleichen Augenblick erscholl das Wolfsheulen erneut und ein ungeheurer Schatten brach aus dem Wald hervor und prallte von hinten gegen ihn. Der Riese taumelte, fiel auf die Knie, kam aber mit einer schnellen Bewegung wieder auf die Füße. Seine Klinge blitzte auf, zeichnete eine flirrende Spur aus goldenem Licht in die Luft und zielte nach dem Ungeheuer, das ihn angesprungen hatte. Der Wolf heulte schrill, sprang mit einem Satz aus der Reichweite des tödlichen Stahles und schleuderte dabei Lif mit einem Hieb seiner Rute zu Boden.

Lif fiel, rollte durch den Schnee und richtete sich benommen wieder auf. Seine Augen wurden rund vor Staunen, als er den bizarren Kampf sah, der wenige Schritte neben ihm tobte.

Der Mann war wieder aufgesprungen und hatte Schild und Schwert erhoben, und Lif sah jetzt, dass er wirklich ein Riese war. Aber sein Angreifer war auch der größte Wolf, den Lif jemals gesehen hatte, und sein Gebiss, das in einem fürchterlichen Schädel bleckte, war sicher kräftig genug, einen Mann mit einem einzigen Biss zu töten. Seine Pfoten zerwühlten den Schnee wie die Tatzen eines Bären. Knurrend begann er den Riesen zu umkreisen, ohne dass der Blick seiner kleinen, boshaft funkelnden Augen auch nur eine Sekunde von der Gestalt seines Gegners wich. Geifer tropfte aus seinem Maul und sein Schwanz peitschte nervös hin und her. Lif sah, dass der Riese noch immer vor Erschöpfung keuchte und seine Hand, die das Schwert hielt, ein wenig zitterte. Aber er schien einzusehen, dass es keinen Sinn mehr hatte, vor dem Ungeheuer davonzulaufen, und er schien ebenso entschlossen, den Kampf jetzt und hier zu Ende zu bringen.

Lif sah die Bewegung im letzten Augenblick und schrie dem Fremden eine Warnung zu, aber sein Ruf kam zu spät. Der Wolf sprang mit einem schrillen Heulen los, prallte mit den Vorderpfoten gegen den gewaltigen Schild des Mannes und schnappte gleichzeitig nach seinem Gesicht. Der Fremde taumelte unter der Wucht der Bestie. Sein Schwert zuckte vor und grub eine lange, blutige Spur in die Schulter des Tieres, aber die fingerlangen Reißzähne des Ungeheuers hackten fast im selben Moment in seine Schulter.

Mensch und Bestie taumelten auseinander, beide vor Schmerz keuchend. Der Wolf sprang abermals vor, wich im letzten Moment zur Seite und versuchte hinter den Rücken seines Gegners zu gelangen, aber der Mann fuhr herum, trat ihm vor die Schnauze und führte das Schwert plötzlich wie einen Speer. Diesmal trug der Wolf eine tiefe, blutende Wunde an der Flanke davon. Aber er wich nicht zurück, sondern sprang mit neuerlichem Aufheulen vor, brachte seinen Gegner durch die ungestüme Wucht seines Angriffes zu Fall und grub den Fang in seine Seite. Lif hörte ein fürchterliches Knirschen, als die Zähne des Ungeheuers den Harnisch des Riesen durchbohrten.

Der Fremde schrie auf, warf sich herum und schlug dem Wolf die Kante seines Schildes zwischen die Ohren. Der Wolf wich zurück. Seine Hinterläufe zuckten und das Fell an seiner rechten Seite begann sich dunkel zu färben. Blut troff von seinen Lefzen und rötete den Schnee. Aber auch der Riese wankte. Sein linkes Bein knickte unter ihm weg, als hätte es plötzlich nicht mehr die Kraft, das Gewicht seines Körpers zu tragen, und unter seinem Harnisch lief Blut in breiten Strömen hervor.

Doch die beiden ungleichen Gegner gönnten einander keine Pause. Der Wolf begann wieder zu knurren; ein tiefer, unglaublich düsterer Laut, der den Wald zum Erzittern zu bringen schien. Er senkte die Schnauze und begann seinen Feind zu umkreisen. Der Riese machte die kreisenden Bewegungen des Wolfes mit. Die Spitze seines Schwertes folgte jedem Schritt des Ungeheuers, und den Schild hatte er so weit erhoben, dass nur noch seine Augen über dem Rand hervorsahen.

Dann griff der Wolf wieder an. Und diesmal versuchte er nicht, seinen Gegner zu unterlaufen oder eine Lücke in seiner Deckung zu finden, sondern verließ sich ganz auf seine gewaltige Körperkraft. Ein jäher Schmerzenslaut entrang sich seiner Kehle, als das Schwert tief in seinen Vorderlauf fuhr, aber der Anprall brachte auch den Riesen zu Fall. Er stürzte, verlor seinen Schild und überschlug sich drei-, vier-, fünfmal. Dann war der Wolf über ihm. Lifs Schreckensschrei vermischte sich mit dem Brüllen des Mannes, als sich das Maul des Ungeheuers um seine linke Hand schloss und Blut an seinem Arm herabfloss.

Der Anblick ließ Lif alle Furcht vergessen. Ohne auch nur an die Gefahr zu denken, in der er selbst war, sprang er auf die Füße, schwang seinen Knüppel und war mit einem einzigen gewaltigen Satz bei den beiden ineinander verbissenen Gegnern. Sein Knüppel sauste mit aller Macht herab und krachte auf den struppigen Schädel des Wolfes, genau zwischen seine Ohren. Der Ast zerbrach.

Der Wolf fuhr zusammen – wohl mehr vor Schreck als vor Schmerz –, wirbelte mit einem Heulen herum und fegte Lif mit einem wütenden Prankenhieb zu Boden.