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Titel

Impressum

Anton

 

 

 

Markus Kaufmann

 

Anton, das weiße Kaninchen

und andere Geschichten für große und kleine Kinder

 

 

 

DeBehr

Copyright by: Markus Kaufmann

Herausgeber: Verlag DeBehr, Radeberg

ISBN: 9783957530387

Erstauflage: 2011

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Der falsche König

Wie Ihr sicher wisst, liegt unter dem Regenbogen das Königreich der Marienkäfer. Was? Ihr habt das Königreich noch nie gesehen? Ich weiß, es ist schwierig, dieses Reich zu entdecken, da es versteckt auf einer Wiese zwischen Fliegenpilzen und Brombeersträuchern liegt. Im Königreich leben ungefähr einhundert Marienkäfer, die von einem bösen König und seiner Gemahlin regiert werden. Der König und seine Frau glauben, etwas Besonderes zu sein, weil sie auf ihren Flügeln sechs Punkte haben, während auf den Flügeln ihrer Untertanen nur vier Punkte sind.

Die Bewohner des Dorfes müssen viel und hart für ihren habgierigen König arbeiten, da er ein größeres Schloss mit zwanzig Sälen, vier Badezimmern und einem Billardsalon haben möchte. Natürlich benötigt die Königin eine Schatzkammer, um das viele Gold und die Edelsteine aufzubewahren, die die anderen Bewohner tief unter der Erde mühsam für sie ausgraben.

 

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Weil der König sehr geizig ist, bezahlt er nicht viel Lohn an seine Untertanen, so dass diese immer hungrig sind und vor lauter Arbeit krank werden. Doch das kümmert ihn nicht sehr, da es ihm wichtiger ist, sein ganzes Hab und Gut seinen adeligen Freunden zu präsentieren.

An einem sonnigen Tag geht er mit seiner Frau und mit einem anderen König aus dem Nachbarland im Schlosspark spazieren, um den wunderschönen Rosengarten zu besichtigen. Als sie später in aller Ruhe einen Tee trinken und feines englisches Gebäck dazu knabbern, ziehen plötzlich schwarze Gewitterwolken am Himmel auf, und es fängt an, sehr stark zu regnen. Der böse König wird auf einmal entsetzlich ängstlich und rennt, so schnell er kann, zum Schloss zurück, um nur ja nicht nass zu werden. Doch was ist das? Ich kann nicht glauben, was ich da sehe! Der starke Regen hat vier Punkte auf des Königs Flügeln abgewaschen, weil sie nur aufgemalt waren. Als seine Untertanen das sehen, werden sie furchtbar zornig und jagen den König und seine Frau aus dem Land. Die beiden Betrüger wurden nie mehr gesehen, und das Volk der Marienkäfer lebt heute noch glücklich und zufrieden, ohne den bösen König.

 

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Wettkampf der Pflanzen

Endlich ist es soweit, jeder freut sich auf diesen Tag.

Wie allgemein bekannt, findet jedes Jahr das Kräftemessen der Pflanzen statt.

Wo das ist, das weiß ich nicht, aber es ist immer am 1. Mai. Es könnte auch bei Euch in der Nähe stattfinden, falls dort ein Bauernhaus mit fehlenden Ziegeln und verrotteten Klappläden steht. Und genau dort gegenüber an der alten Scheune findet der Wettkampf statt. Mitmachen dürfen Bäume, Sträucher, Gräser, Blumen oder Kletterpflanzen. Jeder, der glaubt, der Stärkste zu sein, ist willkommen. Natürlich machen auch dieses Jahr wieder viele verschiedene Pflanzen mit, denn der Preis ist verlockend: Der Sieger wird ein ganzes Jahr lang mit Wasser versorgt.

Wie, das ist kein toller Preis?

Das würde ich nicht sagen, denn in einem Sommer, an dem es über lange Zeit nicht geregnet hat, ist es doch sehr schön, wenn man von den anderen mit Wasser verwöhnt wird.

 

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Wie jedes Jahr ist die große weise Eiche wieder die Schiedsrichterin, und sie entscheidet, wer der Gewinner ist.

Der Nussbaum ist ein furchtbarer Angeber und schreit lauthals: „Dass ich der Stärkste bin, das weiß ja wohl jeder. Seht her, meine Wurzeln sind so stark, dass sie den Erdboden aufreißen können, und meine Früchte sind so hart, dass die Menschen extra Nussknacker brauchen, um sie zu öffnen.“

Die anderen schauen sich an und murmeln, „Er ist schon stark, der alte Angeber.“

„Das ist doch gar nichts“, ruft die hochnäsige Rosenhecke in die Menge.

„Ich lebte viele Jahre an der königlichen Schlossmauer, und meine Blüten waren und sind die schönsten im ganzen Land, und außerdem sind meine Hecken so dicht, dass niemand durch mich hindurchkriechen kann, ohne sich an meinen Dornen zu pieken.“

Ein ehrfürchtiges Raunen erfüllt die Luft.

Plötzlich meldet sich der Efeu mit schwacher Stimme zu Wort:

„Obwohl ich schon sehr alt bin, habe ich so starke Beine, dass ich an den höchsten Gebäuden empor-klettern kann, ohne herunterzufallen, und das über viele Jahre hinweg.“

Die Teilnehmer applaudieren dem Efeu, jeder hat großen Respekt vor ihm. Das wird aber eine schwierige Entscheidung, denkt die Eiche, die schließlich die Schiedsrichterin ist.

Da flüstert das Gänseblümchen seiner besten Freundin, Frau Löwenzahn, zu: „Erzähl doch von deinem starken Sohn, vielleicht gewinnt er den Wettkampf.“