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Nr. 31

 

Pakt der Galaxien

 

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

Die Auseinandersetzung zwischen der Milchstraße und Andromeda ist in ihre entscheidende Phase getreten. Um der Gefahr einer Invasion der Heimatgalaxis durch die Meister der Insel zu begegnen, entschließt sich Perry Rhodan zu einem Bündnis mit den Maahks. Atlan, der Arkonide, macht sich auf den Weg zu dieser schwierigen Mission. Rhodans Pläne gehen aber noch weiter. Um den MdI den Weg in die Galaxis zu versperren, muss der Sonnentransmitter Andromedas zerstört werden. Und selbst dann bleiben den gefährlichsten Gegnern der Menschheit noch die uralten Weltraumbahnhöfe der Maahks. Dieses Buch schildert die dramatischen Ereignisse des Jahres 2405 und die Schicksale, die damit verbunden sind. Es sind die Schicksale einzelner – und die Schicksale ganzer Völker ...

Einleitung

 

 

Es geht in den Endspurt des MdI-Zyklus; das vorliegende Buch gibt einen guten Vorgeschmack auf das, was die Leser an Dramatik im nächsten Band der PERRY RHODAN-BIBLIOTHEK erwartet. Schon jetzt ist die Spannung kaum noch zu überbieten, aber wer die Heftserie verfolgt hat, der weiß: Die Autoren werden noch einmal »einen draufsetzen«. Wer die Meister der Insel sind, das weiß man jetzt. Dieses lange gehütete Geheimnis ist schon gelöst. Aber wer ist ihr Faktor I? Welche Machtfülle muss dieses Wesen vereinen, und wie kann es den Terranern und ihren Verbündeten gelingen, diese Macht zu brechen? Ich muss es wieder einmal sagen: Allen Respekt vor dieser Leistung der Autoren, die Spannung bis zum letzten Roman des Zyklus zu halten – und sich dabei schon die Grundzüge des nächsten Zyklus zu überlegen, der in der Buchausgabe mit Band 33 furios beginnt. Aber soweit sind wir noch nicht. Was das vorliegende Buch betrifft, darf ich guten Gewissens behaupten, noch keine spannenderen Romane für ein Hardcover bearbeitet zu haben. Und diese Originalromane sind: Die Halle der Unbesiegbaren von H. G. Ewers, Das Sonneninferno von K. H. Scheer, Das System der blauen Riesen und Koordinaten ins Jenseits von Clark Darlton, Der Bahnhof im Weltraum und Unternehmen Central-Station von William Voltz.

 

Bedanken darf ich mich wie stets bei Franz Dolenc (dem lebenden Rhodan-Computer) und den Lesern, die nicht mit Kritik und wertvollen Anregungen gespart haben.

 

Rastatt, im Herbst 1987

Horst Hoffmann

Zeittafel

 

 

1971 – Perry Rhodan erreicht mit der STARDUST den Mond und trifft auf die Arkoniden Thora und Crest.

1972 – Mit Hilfe arkonidischer Technik Aufbau der Dritten Macht und Einigung der Menschheit.

1976 – Das Geisteswesen ES gewährt Perry Rhodan die relative Unsterblichkeit.

1984 – Galaktische Großmächte versuchen, die Menschheit zu unterwerfen.

2040 – Das Solare Imperium ist entstanden. Der unsterbliche Arkonide Atlan taucht auf.

2102 – Entdeckung der Akonen im Blauen System.

2103 – Perry Rhodan erhält von ES seinen Zellaktivator.

2114 – Bündnis mit den Posbi-Robotern nach Kampf um die Hundertsonnenwelt.

2326 – ES verstreut 25 Zellaktivatoren in der Galaxis.

2327 – Terraner entdecken das Zweite Imperium der Blues.

2328 – Sieg über die Blues und Friedensvertrag zwischen den galaktischen Imperien.

2400 – Entdeckung der Transmitterstraße nach Andromeda und Kampf gegen die Maahks. Perry Rhodan hört erstmals von den geheimnisvollen Herren Andromedas, den Meistern der Insel (MdI).

2401 – Die Invasion der Milchstraße durch die Maahks aus Andro-Alpha wird vereitelt.

2402 – Terranischer Vorstoß in den Andromeda vorgelagerten Betanebel. Anlegung des Stützpunktes Gleam.

2404 – Mit dem neuen Flaggschiff CREST III fliegen Terraner und Verbündete unter Perry Rhodan die Andromedagalaxis an und entdecken die völlig menschenähnlichen Tefroder, das wichtigste Hilfsvolk der MdI. Die CREST wird um rund 50.000 Jahre in die Vergangenheit verschlagen. Zusammentreffen mit den Lemurern (»Erste Menschheit«), den gemeinsamen Vorfahren von Tefrodern, Terranern und der meisten hominiden galaktischen Völker. Rückkehr in die Realzeit.

2405 – Nach erfolgreich abgewehrten Versuchen der MdI, das Solare Imperium von innen heraus zu erschüttern, erster Kontakt mit den Sonneningenieuren aus Andromeda, die die Transmitterstrecke erbauten.

Prolog

 

 

Seit der Entdeckung des galaktischen Sonnensechsecks und der uralten Transmitterstraße nach Andromeda im Jahr 2400, sieht sich die Milchstraße von Invasionsversuchen aus Andromeda bedroht. Während Perry Rhodans Odyssee im intergalaktischen Fallensystem Horror kann ein Großangriff der Maahks aus Andro-Alpha nur im letzten Moment zurückgeschlagen werden. Die Wasserstoffatmer, vor 10.000 Jahren aus der Galaxis vertrieben, stellen zu diesem Zeitpunkt das wichtigste bis dahin bekannte Hilfsvolk der »Meister der Insel« (MdI), wie die Beherrscher Andromedas genannt werden. Über die Identität der MdI wissen allerdings selbst höchste Offiziere ihrer Hilfstruppen nichts auszusagen. Um die Sicherheit der galaktischen Völker zu gewährleisten und mehr über die Pläne des Gegners zu erfahren, unternimmt Perry Rhodan im Jahr 2402 einen Vorstoß in die zweite Andromeda-Satellitengalaxis, den Andro-Beta-Nebel. Die ganze Skrupellosigkeit der MdI wird deutlich, als durch einen Hyperbefehl alle Welten der Twonoser vernichtet werden, die in Andro-Beta als Wächtervolk der MdI fungierten und dabei versagten, die Eindringlinge unschädlich zu machen. Der Planet Gleam wird zum terranischen Stützpunkt. Mit der Vernichtung des Andro-Beta-Sonnentransmitters durch die MdI ist diesen der direkte Zugriff auf die Zwerggalaxis abgeschnitten. Im Jahr 2404 erfolgt mit dem neuen Flaggschiff CREST III der erste direkte terranische Vorstoß nach Andromeda, wo inzwischen heftige Kämpfe zwischen den rebellierenden Maahks und Truppen der MdI toben. Ein Schock erwartet die Terraner, als sie den »Sektorenwächtern« begegnen: Die Tefroder als wichtigstes Hilfsvolk der MdI sind auch in ihrer Kultur so absolut menschenähnlich, dass Rhodan nicht an einen Zufall glauben kann. Der zweite Schock ist die Erkenntnis, das viele tefrodische Raumschiffsbesatzungen aus Duplos bestehen, nach Atomschablonen ihrer Originale erschaffenen Kopien, die bei Versagen durch Hypersignale getötet werden können. Die MdI reagieren kompromisslos auf das Eindringen der Terraner in ihren Herrschaftsbereich. In die Zeitfalle Vario gelockt, wird die CREST um (zeitlich) über 50.000 Jahre in die Vergangenheit und (räumlich) in die Heimatgalaxis zurückversetzt, wo zu dieser Zeit ein galaktischer Krieg zwischen Lemurern und Halutern tobt. Die Niederlage der Lemurer ist bereits besiegelt. Um den Vernichtungskommandos der Haluter zu entkommen, fliehen die Überlebenden durch den Sonnentransmitter in die Andromedagalaxis. Zum zweiten Mal wird Perry Rhodans Weltbild erschüttert, als er erkennen muss, dass die Lemurer ihr Sternenreich von der Erde aus beherrschen, die in dieser Zeit Lemur heißt. Sie sind die Vorfahren aller humanoiden Völker der Galaxis und auch der Tefroder, die aus den nach Andromeda Geflüchteten hervorgingen. Der Kampf um die Rückkehr in die Realzeit wird zu einer weiteren Odyssee. Die Macht der MdI erscheint auch hier grenzenlos, zumal es sich bei den beiden bisherigen Aufeinandertreffen mit einem Meister der Insel gezeigt hat, dass diese über Zellaktivatoren verfügen und dadurch relativ unsterblich sind. Die CREST schafft das Unmögliche und kehrt in ihre eigene Zeit zurück. Während in Andromeda die Auseinandersetzungen zwischen Tefrodern und Maahks immer heftiger werden, verlagert sich der Kampf der MdI gegen die Terraner im Jahr 2405 auf eine andere Ebene. Durch Wirtschaftssabotage soll das Solare Imperium in den Grundfesten erschüttert werden. Kolonien werden gegen Perry Rhodan aufgewiegelt, und im letzten Moment gelingt es, ein Attentat auf die wichtigsten Frauen und Männer des Imperiums zu vereiteln. Für Aufregung sorgt dann eine Teleporterkugel, die sich als Raumschiff der »Sonneningenieure« von Andromeda herausstellt – jener Energiewesen, die einstmals die Sonnentransmitter erbauten. Die Sonnentransmitter – genau gesagt, das Andromeda-Sonnensechseck – stehen auch im Mittelpunkt von Rhodans Planungen, als es darum geht, die erwartete Großinvasion aus Andromeda zu verhindern. Die zweite Maßnahme besteht in der Kontaktaufnahme mit den Maahks, um ein historisches Bündnis herbeizuführen ...

1.

 

 

Die Stille in dem kuppelförmigen Raum wurde nur von dem schwachen Summen der energetischen Feldleiter gestört.

Dafür waren die visuellen Eindrücke desto vielseitiger. Die Wände glichen einem gigantischen Blinkfeuer, und die lautlosen Signale warfen ihren gespenstischen Fackelschein über die beiden Männer, die reglos in bizarren Schalensesseln hockten.

Der Schaltraum des Bordgehirns der CREST III hatte sich gegen die Außenwelt hermetisch abgeschlossen. Er war praktisch zu einer Welt für sich geworden, zu einem Miniaturuniversum, in dem die Gesetze des Universums aufgehoben zu sein schienen.

Die beiden Männer regten sich noch immer nicht. Nichts deutete darauf hin, dass sie lebten und dachten.

Der eine: groß, schlank, hager, dunkelblond, grauäugig, mit schmalem Gesicht und hoher Stirn ...

Der andere: klein, zierlich, schwarzhaarig, mit geschlitzten schwarzen Augen, breitgesichtig, mit hervorstehenden Wangenknochen und einer vorgewölbten Stirn ...

Ihr Äußeres wirkte so gegensätzlich, wie die Erscheinung zweier Menschen nur wirken konnte.

Dennoch dachten und fühlten sie fast gleich; ihre Gehirne arbeiteten gleichermaßen präzise und in logischen Bahnen – ihr Denken war durch keine übernommenen Schemata eingeengt, sondern verblüffte ihre Zeitgenossen oft durch seine Kühnheit und Weitsicht.

Ihre Namen waren Perry Rhodan und Dr. Hong Kao.

Die lautlos über die Wände huschenden Signallichter kamen zur Ruhe. Nunmehr erfüllte nur noch grüner Schein die Schaltzentrale.

»Ich bin bereit ...!«

Die Stimme hallte dumpf durch den kuppelförmigen Raum; es war keine menschliche Stimme und auch nicht die Stimme eines anderen lebenden Wesens. Ein bio-positronisches Gehirn hatte seine Gedanken mittels mechanisch-elektronischer Hilfsorgane in modulierte Laute der menschlichen Sprache übertragen.

Perry Rhodan beugte sich etwas vor, als er antwortete: »Du hast sämtliche Fakten verarbeitet und gespeichert. Nunmehr verlange ich eine Antwort auf die Frage, ob es im Interesse der Menschheit unbedingt erforderlich ist, den Sechsecktransmitter im Andromedanebel zu vernichten!«

Erneut begannen die Lichter ihre Farbe zu verändern und mit ihrem rasend schnellen Wechselspiel eine nicht vorhandene Bewegung vorzutäuschen.

»Der Sechsecktransmitter von Andromeda ist genauso einmalig wie der Sonnentransmitter in unserer Galaxis. Diese großartige Konstruktion zu vernichten, wäre einem Verzicht auf die direkte Verbindung zwischen der Milchstraße und Andromeda gleichzusetzen.

Dennoch empfehle ich seine vollständige Vernichtung, weil die Gefahr, die ein funktionierender Sechsecktransmitter in Andromeda bedeutet, alle Vorteile überwiegt.

Nach den letzten Ereignissen, besonders nach dem Auftauchen der Sonneningenieure von Andromeda, müssen wir eine Großoffensive von Duplo-Flotten erwarten. Gegen die unerschöpflichen Duplo-Reserven aber gibt es keine wirksame Gegenwehr. Unsere Galaxis würde überrannt werden.«

Dr. Hong, der Chefmathematiker der CREST III, hob die Hand.

»Ich erbitte eine Analyse über die Gedankenverbindung: Vernichtung des Andro-Sechsecks – Maahks!«

Diese Ausdrucksweise entsprach den streng logisch verlaufenden Gedankenbahnen eines Mannes, dessen Gesprächspartner seit vielen Jahren größtenteils intelligente Maschinen gewesen waren. Er sagte kein Wort zu viel, aber doch genug, um der Bordpositronik eine unbeeinflusste Analyse zu ermöglichen.

Die Antwort kam ohne merkbare Verzögerung.

»Wie bekannt, sind die Maahks zur Großoffensive gegen Andromeda angetreten. Sie überschwemmen mit ihren gigantischen Flotten diese Galaxis und befinden sich praktisch überall zugleich.

Ganz abgesehen davon, dass den Maahks ein Sieg versagt bleiben muss, solange die Gegenseite unerschöpfliche Menschen- und Materialreserven aus ihren Multiduplikatoren gewinnen kann, stellen die Maahks einen Machtfaktor allerersten Ranges dar.

Zerstören wir das Andro-Sechseck, ohne zuvor die Erlaubnis oder die stillschweigende Zustimmung der Maahks gewonnen zu haben, ist ein kriegerischer Zusammenstoß zwischen ihnen und uns unvermeidlich.«

»Warum?«, warf Perry Rhodan ein.

»Weil wir, wenn wir das Andro-Sechseck zerstören wollen, einen größeren Flottenverband nach Andromeda einschleusen müssen. Außerdem würde die Vernichtung des Sechsecktransmitters im Zentrum Andromedas eine gefährliche energetische Instabilität hervorrufen. Werden die Maahks nicht vorher gewarnt, könnten sie größere Schiffsverluste erleiden, was sie unweigerlich gegen die Schuldigen aufbringen würde.«

»Besteht berechtigte Hoffnung, zu einem Übereinkommen mit den Maahks zu gelangen?«, fragte Hong Kao.

»Zu einem Übereinkommen jederzeit. Aber es ist mehr notwendig, nämlich ein Bündnis. Nur dann würden die Maahks einer terranischen Aktion gegen das Andromeda-Sechseck zustimmen.«

»Und wie bringen wir die Maahks dahin, ein Bündnis mit uns einzugehen?«, warf Rhodan ein.

Das Summen des Gehirns wurde stärker. Die Lichter flackerten kurz auf und standen dann wieder still.

»Die Maahks sind Zwecklogiker«, sagte die mechanische Stimme. »Sie können nur mit klaren Argumenten überzeugt werden. Beispielsweise, indem man ihnen nachweist, dass sie ohne terranische Hilfe den Kampf gegen die Duploflotten niemals gewinnen würden!«

»Und woher bekomme ich diese Beweise?«, fragte Rhodan heftig.

»Wenden Sie sich an Atlan!«, erscholl es zurück.

Mehr verriet das Gehirn nicht.

Perry Rhodan war sehr nachdenklich, als er die Schaltzentrale der Bordpositronik verließ.

Nur Hong Kao lächelte still in sich hinein. Er wusste, warum das Gehirn keine endgültige Antworten erteilte – denn er selbst war es gewesen, der die Programmierung dahingehend geändert hatte, dass die Antworten des Gehirns dem Menschen das Denken niemals völlig abnahmen ...

 

Einige Stunden später.

In der Kommandozentrale des Kugelgiganten drückten sich zwei alte Freunde die Hände: Perry Rhodan und Reginald Bull.

Ihre Gesichter waren ernst. In Bulls Augen flackerte die schlecht verborgene Sorge um den Mann, mit dem zusammen er die Menschheit von nationalem Separatismus zum kosmischen Sternenreich geführt hatte.

»Ich wollte, ich dürfte dich begleiten, Perry!«, sagte er heftig. »Meine Ahnungen trügen mich selten, und diesmal habe ich die Ahnung unvorstellbaren Unheils.«

Rhodan legte ihm die Hand auf die Schultern.

»Vielleicht hast du recht, Bully. Aber selbst dann, wenn ich wüsste, dass es für mich ein Flug ohne Wiederkehr wird, nähme ich dich nicht mit. Einer von uns muss wenigstens übrigbleiben.« Er lächelte. »Allerdings glaube ich nicht an deine düsteren Prophezeiungen. Ich werde wiederkommen – und die CREST III auch.«

»Deinen Optimismus möchte ich haben!«, murrte Bully neidisch. »Du schickst dich an, in einen Hexenkessel einzubrechen und fühlst dich dabei auch noch absolut sicher.«

»Deshalb werde ich auch gesund wiederkommen, Bully. Unsicherheit wäre bereits die halbe Niederlage. Außerdem habe ich dich auch noch nicht unsicher in den Kampf ziehen sehen. Warum also die pessimistischen Betrachtungen, wenn ein anderer aufbricht?«

Reginald Bull seufzte.

»Gegen deine Argumente kommt man ja doch nicht an; ich gebe es auf. Also, Perry: Hals- und Beinbruch! Und wenn du vielleicht den Obermeister der Insel siehst, tritt ihn für mich kräftig in ...«

Er errötete, als zwischen Rhodan und ihm ein kleines Pelzwesen auftauchte.

»Was wolltest du gerade sagen, Dicker?«, fragte Gucky neugierig.

Perry lächelte schadenfroh.

Reginald Bull überwand seine Verlegenheit und blickte mit gespielter Lüsternheit auf die breite Schwanzkelle des Mausbibers.

»Ähem ..., Kleiner! Ich habe mir sagen lassen, die Meister der Insel äßen am liebsten geschmorte Mausbiberschwänze. Es ist wirklich zuvorkommend von dir, dass du ihnen entgegenfliegen willst ...!«

Guckys Nackenfell sträubte sich. Wenn zwischen ihm und Bully auch eine feste Freundschaft bestand und es fast schon zum guten Ton gehörte, dass sie sich gegenseitig aufzogen – sein Schwanz war so etwas wie ein Zeichen seiner Würde, und wer ihn schmähte ...

Bully befand sich bereits in fünf Metern Höhe über dem Boden, da rief Rhodan den Mausbiber zur Ordnung.

Nur widerstrebend verzichtete Gucky darauf, den Freund raketengleich durch die Kommandozentrale fliegen zu lassen. Er rächte sich aber wenigstens dadurch, dass er Bully nicht auf dem Boden absetzte, sondern auf der oberen Lehnenkante eines Kontursessels.

Bull strauchelte, fing sich aber so weit, dass er den Sturz mit Händen und Füßen mildern konnte. Er drohte dem Mausbiber mit dem Finger.

»Vielleicht sollte ich Gucky bei dir zurücklassen ...?«, fragte Perry gedehnt.

Bully wehrte mit erhobenen Händen ab.

»Um Gottes willen, Perry! Das darfst du mir nicht antun. Was soll ein normales Intelligenzwesen wie ich gegen ein telepathisch, telekinetisch und teleportativ begabtes Monstrum ausrichten! Hm, natürlich wäre es ganz nett, den Kleinen hier zu haben. Er käme dann wenigstens nicht in Gefahr.«

Der Mausbiber blickte den Freund verwundert an.

»Er hat das tatsächlich ehrlich gemeint ...!«

Der Großadministrator blickte ostentativ auf seinen Chronographen.

»Schluss mit dem Theater, ihr zwei!«, sagte er streng. »Die Zeit drängt. In einer Viertelstunde startet die CREST.«

Er wandte sich Bully zu.

»Also, es bleibt dabei. Du hast den Oberbefehl über alle Streitkräfte des Imperiums, die sich innerhalb der Galaxis befinden. Dein Hauptquartier ist auf Kahalo, und ich erwarte von dir, dass du alle eventuellen Angriffe der MdI zurückschlägst.«

»Worauf du dich verlassen kannst!«, erwiderte Reginald Bull aus tiefstem Herzen. »Wo ich stehe, kommt kein Schwanz durch!«

Gucky zuckte bei dem Wort »Schwanz« heftig zusammen. Aber dann musste er wohl telepathisch erespert haben, wie Bulls Bemerkung gemeint war, denn er begann wieder zu grinsen.

Perry Rhodan zeigte nicht, wie peinlich ihn die vulgäre Ausdrucksweise des alten Kampfgefährten berührte. Er nahm das Unvermeidliche in Kauf, weil er wusste, dass er sich auf keinen seiner Getreuen mehr verlassen konnte als auf Reginald Bull. Doch das wiederum ließ er sich ebenfalls nicht anmerken.

»Ich will es hoffen! – Hm! Noch etwas, Bully. Wenn es mit Mory soweit ist, ... ähem ...«

Bully zwinkerte. Er wusste, was Rhodan meinte. Seine Frau Mory war in guter Hoffnung und würde in etwas mehr als zwei Monaten ein Zwillingspärchen zur Welt bringen, einen Jungen und ein Mädchen.

»Vielen Dank für dein großes Vertrauen, Perry. Ich werde ein guter Freund des Hauses sein. Deine Kinder sind meine Kinder und ... und ...« Er merkte, dass er sich unklar ausgedrückt hatte und beeilte sich, den Fehler wiedergutzumachen. »Ich will für Mory und die Kinder sorgen, als wäre ich du. In der Beziehung brauchst du dir wahrhaftig keine grauen Haare wachsen zu lassen!«

Rhodan drückte seine Hand.

»Dann, leb wohl, Bully! Wir sehen uns hoffentlich bald wieder.«

Bull erwiderte den Händedruck. Er versuchte, seine Rührung zu überspielen, indem er tief aus der Kehle heraus lachte.

»Ganz sicher, Perry. Und dann sieht es garantiert anders aus. Ich wette, du bringst die Skalpe der Meister mit zurück.«

Gucky rümpfte die Nase, reichte dem Freund aber trotz dessen geschmackloser Bemerkung die Hand, nicht ohne die Gelegenheit zu nutzen und Bullys Hand telekinetisch zusammenzupressen.

Reginald Bull lief rot an, tat aber völlig unbeteiligt.

Bevor er durch das Panzerschott nach draußen ging, winkte er noch einmal zurück.

Perry Rhodan hob ebenfalls grüßend die Hand.

Er sah dem Freund nach, bis das Schott zuschlug. Dann wandte er sich dem Interkom des Kartentisches zu und drückte die Taste, die die Verbindung zum Schiffskommandanten aktivierte.

»Alles klar, Oberst Rudo?«

»Alles klar, Sir!«, schallte die dröhnende Stimme des Epsalers zurück.

»Also dann ... Start in zehn Minuten!«

2.

 

 

Die orangerote Kugelballung des Abstrahlfeldes füllte den Frontschirm aus.

Baar Lun und Omar Hawk saßen zwischen Atlan und Perry Rhodan in ihren Kontursesseln am Kartentisch.

Omar Hawk langte mit der Rechten nach unten und schlug dem Okrill liebkosend auf das breite Maul. Das Tier gab ein dumpfes Grollen von sich; es war erregt und schien zu spüren, was ihnen allen bevorstand.

»Hiih, Sherlock, hiih!«, murmelte Hawk beruhigend.

Er warf einen nachdenklichen Blick auf die gigantische Ballung übergeordneter Energie, die es vermochte, einen materiell stabilen Körper zu entmaterialisieren und ihn als übergeordneten Impuls abzustrahlen.

Die Minuten vor der Entstofflichung waren immer wieder eine Nervenprobe. Niemand vermochte sich gänzlich der kreatürlichen Angst vor der »Auflösung« zu entziehen.

Und niemand vermochte diesen Vorgang bei vollem Bewusstsein zu ertragen. Er wurde – bis auf wenige Ausnahmen – entweder verrückt oder er starb.

Aus diesem Grund waren vor etwa fünf Minuten die acht Medoroboter in der Kommandozentrale aufgetaucht. Ununterbrochen zischten die Hochdruckinjektionsdüsen, wenn sie ihren Inhalt in menschliche Blutbahnen drückten. Drei Viertel der Zentralebesatzung befanden sich bereits im Unterkühlungstiefschlaf.

Die schiffseigenen 5-D-Absorber würden für Schutz sorgen.

»Geh', Sherlock!«, befahl Omar in scharfem Ton, als sich ein Medorobot mit der auf des Okrills Körpermaße zugeschnittenen Konturtrage näherte.

Der Okrill fauchte noch einmal, dann sprang er mit einem gewaltigen Satz auf die Trage. Der Antigravgenerator heulte schrill auf, als er die übergroße Belastung auszugleichen versuchte. Er schaffte es dennoch nicht, das Gewicht Sherlocks zu halten. Krachend schlug er auf.

Hawk verbiss sich ein Grinsen.

Das Grinsen gefror ihm allerdings auf dem Gesicht, als die übrigen sieben Medorobots auf den Kartentisch zukamen.

Es war soweit!

Noch einen Blick warf der Oxtorner auf die Energieballung. Sie füllte inzwischen sämtliche Bildschirme der Panoramagalerie aus; die CREST III versank in der wabernden Hölle.

Er hatte das Zischen überhört.

Aber der Aufbau des leuchtenden Schirmfeldes war nicht zu übersehen.

Omar Hawk spürte noch, wie sich die Lehne seines Kontursessels nach hinten neigte, dann legte sich ein Schleier über sein Bewusstsein ...

 

Vor dem Elektronenteleskop auf Kahalo beobachtete der Staatsmarschall Reginald Bull, wie der winzige Punkt, der das Flaggschiff des Solaren Imperiums darstellte, von der orangeroten Kugelballung über den Pyramiden verschlungen wurde.

Im gleichen Augenblick brach die Funkverbindung mit dem Bordgehirn ab.

Reginald Bull trat vom Teleskop zurück und blickte durch die transparente Panzerplastkuppel des Observatoriums in das Gewimmel der Sterne.

Sie leuchteten nicht anders als vor fünfzigtausend oder hunderttausend Jahren; und wahrscheinlich hatten sie schon vor Millionen Jahren auf diesen Planeten herabgeschienen – lange, bevor ein intelligentes Wesen auf den Gedanken kam, ein Pyramidensechseck zu errichten, von dem aus ein gigantischer Sonnentransmitter gesteuert werden konnte.

Was würden sie in tausend Jahren beleuchten?

Würden dann hier unten noch Menschen stehen und sich Gedanken machen über ihre Bestimmung im Ablauf des Universums ...?

Der Staatsmarschall wandte sich brüsk ab, schob die Hände in die Hosentaschen und marschierte laut pfeifend auf den Ausgang zu.

Der Chefastronom wunderte sich erst, dass Bull ohne Gruß und Dank gegangen war.

Doch entsann er sich dann des Tages, als er zum ersten Mal hier stand und auf die Mauer aus Sonnen und leuchtenden Nebel blickte, eine Mauer, die im galaktischen Zentrum undurchdringlich erschien.

Ein wissendes Lächeln umspielte die schmalen Lippen des Astronomen ...

 

In dem gigantischen Gebilde befanden sich keine lebenden Wesen, sondern nur noch klinisch tote Körper.

Sechs blaue Sonnenriesen pulsierten. Sie bildeten die geometrisch exakte Form eines Sechsecks. Ihre Energien – umgeformt und durch einen nur für wenige verständlichen Vorgang gesteuert – trafen sich an dem Punkt, ab dem das Kugelraumschiff halbstabile Form annahm. Noch ehe der riesige Körper zur Gänze rematerialisierte, umhüllten die Energiegewalten den vom Pyramidentransmitter angekommenen halbmateriellen Schemen und verwandelten das Gebilde erneut in einen übergeordneten energetischen Impuls, den sie anschließend verdichteten und zu einem Empfänger abstrahlten, der nicht mehr zu dieser Galaxis gehörte ...

1.750.000 Lichtjahre entfernt kehrte die CREST III in den materiell stabilen Zustand zurück.

Omar Hawk erwachte aus seiner Starre.

Längst waren die Zeiten vorbei, in denen die Medoroboter seinen Metabolismus noch unterschätzt und die Injektionen zu gering dosiert hatten. Damals vermochten sie ihn nur in einen Dämmerzustand zu versetzen, denn selbst hundert Grad minus ließen seinen Blutkreislauf nicht stocken. Derartige Temperaturen waren für einen Umweltangepassten der Extremwelt Oxtorne durchaus normal.

Immerhin überwand er die Tiefschlafstarre als erster – wenn man von den anderen Umweltangepassten absah und auch den Haluter Icho Tolot nicht rechnete, der auf die Injektion verzichten konnte.

Hawk schaltete das Sesselschirmfeld aus und richtete sich auf. Als er den Kopf zur Seite wandte, sah er die seltsam dunkel glühenden Augen des Okrill. Das Tier war ebenfalls erwacht, vermochte jedoch das Schirmfeld seiner Konturtrage nicht selbst abzuschalten. Das war nur von außen möglich.

Omar schwang sich aus dem Sessel und befreite seinen Okrill.

Danach schlenderte er zu Icho Tolot hinüber, der vor dem Hauptkontrollpult des Kommandanten stand und die Anzeigen beobachtete.

»Nun, alles in Ordnung?«, fragte er den Giganten.

Tolot drehte sich um.

»Wir sind planmäßig im Schrotschusstransmitter angekommen, Hawk.« Er lachte brüllend. »Ihr Terraner seid doch originelle Burschen. Kein Haluter wäre je auf den Gedanken gekommen, diese Ansammlung von Planetentrümmern mit den Kugeln von Schrotpatronen zu vergleichen.«

»Wahrscheinlich, weil kein Haluter außer Ihnen überhaupt weiß, was eine Schrotpatrone ist«, gab Hawk trocken zurück. »Ich weiß es übrigens auch nur aus umständlichen Erklärungen von Erdgeborenen.«

Er blickte auf die zwei blutrot glühenden Riesensonnen, die an Backbord und Steuerbord strahlten. Aus dieser Nähe glichen sie zwei wagenradgroßen Dämonenaugen.

Von den etwa dreißigtausend Bruchstücken des ehemaligen Planeten war mit bloßem Auge nichts zu erkennen. Aber auf dem Schirm der Ortungsübertragung gleißten und flimmerten sie als winzige grüne Pünktchen, ein gewaltiger Ring aus Planetoiden.

Neun der Bruchstücke, so wusste Hawk, reichten in ihrer Größe an den Mond der Erde heran.

Er entsann sich der Berichte der ersten Expedition, bei der er nicht dabeigewesen war.

Die damalige CREST II war mit geringer Fahrt in den Strom der Planetoiden eingedrungen, um nach der Justierungsstation zu suchen, die sich nach Aussage eines gefangenen Maahks auf einem der großen Trümmerstücke befinden sollte.

Plötzlich war das Flaggschiff von Tausenden kleiner schwarzer Raumschiffe angegriffen worden. Es handelte sich dabei, wie man später erfuhr, um die Schiffe der Nachkommen jener Maahks, die vor etwa tausend Jahren die Zerstörung ihres Planeten im Zuge eines Racheaktes der MdI überlebten. Sie glaubten, in dem plötzlich aufgetauchten Kugelraumschiff säßen Verbündete der Meister der Insel. Darum griffen sie mit Todesverachtung an. Obwohl ihre Raumschiffe nur hundert Meter lange, walzenförmige Konstruktionen waren, setzten sie der CREST II stark zu.

Erst als Reginald Bull mit 321 Raumschiffen eintraf und in den Kampf eingriff, konnten die Maahkraumer in die Flucht geschlagen werden. Es gelang, Kontakt mit einem dieser mutierten Nachkommen der einstigen Planetenbewohner aufzunehmen und den Irrtum aufzuklären.

Seitdem herrschte eine distanzierte Freundschaft zwischen Terranern und Maahk-Mutanten.

»Warum so nachdenklich?«, fragte eine sonore Stimme hinter dem Oxtorner.

Omar Hawk blickte sich um und blickte in das Gesicht Baar Luns.

Er zuckte mit den Schultern.

»Ich musste nur daran denken, wieviel Not und wieviel Leid die Meister der Insel im Verlauf ihrer Herrschaft über die verschiedensten Völker gebracht haben. Und im Grunde genommen war ihr Handeln doch sinnlos.«

Über Luns Gesicht flog ein Schatten.

Der Modul war der einzige Überlebende seines Volkes; alle anderen hatten die Meister der Insel ebenfalls auf dem Gewissen.

»Sie verfügen über eine ungeheure Machtfülle. Macht aber war seit jeher für humanoide Intelligenzen eines der erstrebenswertesten Ziele: Macht über Völker und Rassen. Macht über den Glauben. Macht über die Gefühle anderer – daran können sich sehr, sehr viele Menschen noch heute berauschen. Wen wundert es da, dass die Meister der Insel nach Macht streben – nur um der Macht willen ...?«

»Sie haben recht, Lun«, gab Omar zu. »Leider!«

Die beiden so verschiedenartigen Männer – die letzten Endes doch beide dieselben Ahnen besaßen – konnten ihre Unterhaltung nicht zu Ende führen.

Die Besatzung der CREST III erwachte fast schlagartig aus dem Unterkühlungstiefschlaf. Kommandos gellten, Interkommelder leuchteten in bunter Fülle auf.

Eine halbe Stunde später schwenkte das Ultraschlachtschiff in einen Orbit um den Justierungsplanetoiden »Kalif von Bagdad« ein.

 

General Fentor Razta, der nunmehrige Kommandeur des Schrotschusstransmitters, ließ sich beim Großadministrator melden. Er hätte, so sagte er am Hyperkom, neue Informationen über die Lage im Andromedanebel.

Perry Rhodan und Atlan empfingen den General in einem kleinen Konferenzraum.

Razta berichtete, die Maahks hätten einige neue Offensiven gestartet und die tefrodischen Flotten in einigen Gebieten zurückgeworfen. In anderen Abschnitten der unzusammenhängenden Front seien wiederum die Maahkflotten abgewiesen worden. Die Verluste auf beiden Seiten seien etwa gleich hoch.

Noch immer aber gingen sämtliche neuen Vorstöße der Maahks vom Andro-Alpha-Nebel aus. Obwohl sie in Andro-Beta eine strategisch weit günstigere Ausgangsbasis gehabt hätten, war diese Zwerggalaxis bisher von ihnen gemieden worden.

Das konnte seinen Grund nur in ihrer Absicht haben, kriegerische Verwicklungen mit dem Solaren Imperium zu vermeiden.

Allerdings gab es neuerdings verschiedene Anzeichen dafür, dass die Maahks alle Flottenbewegungen der Terraner vor und in Andromeda beobachteten, was sie bisher strikt vermieden hatten.

Fentor Razta meinte, für ihn stünde es fest, dass die Maahks genau über die Anwesenheit der Terraner nahe der zweiten Galaxis informiert seien, es nun aber für an der Zeit hielten, Klarheit über die Absichten des Solaren Imperiums zu erhalten.

Im großen und ganzen erfuhr Perry Rhodan damit nichts Neues. Seine Berechnungen hatten bereits auf diese Tatbestände hingedeutet; immerhin aber vergrößerte sich der Wahrscheinlichkeitsgrad durch den Bericht des Generals ganz wesentlich.

Nachdem er Fentor Razta einige der neuesten Bücher und Musikspulen aus der Heimat geschenkt hatte, ordnete Rhodan den Start der CREST III in Richtung Andro-Beta an.

Der General verließ das Flaggschiff mit dem Boot, mit dem er gekommen war.

Eine halbe Stunde später setzte die CREST III sich in Bewegung. Sie stieg – relativ zur Planetoidenkreisbahn gesehen – senkrecht empor. Aus dieser Höhe verfügte man über eine ausgezeichnete Sicht auf die beiden Sonnen und den Trümmerring. Viele der Leute, die gerade Freiwache hatten, sahen sich das phantastische Bild vom Observatorium aus an.

Baar Lun und Omar Hawk waren ebenfalls dabei.

Da der Modul den Leiter des Observatoriums gut kannte, erhielten die beiden Männer Gelegenheit, den Schrotschusstransmitter durch ein separates Teleskop zu betrachten.

Sie sahen die Triebwerkfeuer der verzögernden Raumschiffe, die entweder von Kahalo oder von Andro-Beta kamen, und sie sahen die Glutbündel beschleunigter Fahrzeuge, die nach Hause flogen oder Nachschub zum Stützpunkt im Betanebel bringen sollten.

»Aus dieser Perspektive«, sagte Omar Hawk leise, »erkennt man erst, welcher ungeheure Aufwand getrieben werden muss, damit die Menschheit ihre Flottenstützpunkte im Schrotschusstransmitter und in Andro-Beta aufrechterhalten kann. Nun verstehe ich auch die Bemühungen Rhodans besser, diese kostenfressenden Stützpunkte aufzugeben.«

Baar Lun nickte.

»Nur nützt selbst Rhodans guter Wille nichts, solange der Menschheit noch Gefahr von den Meistern der Insel droht. Zuerst müssen jene beseitigt werden; vorher wird es keine Möglichkeit geben, den Haushalt des Imperiums zu entlasten.«

Für einen Moment schwieg er.

»Dennoch«, fuhr er dann fort, »sollte man Andromeda nicht gänzlich aufgeben. Ich hoffe jedenfalls, dass nach dem Sieg über die MdI Explorerschiffe in die Zweite Galaxis geschickt werden, um friedliche Forschungsarbeit zu leisten.«

»Ich bin sicher, dass das geschehen wird«, erwiderte der Oxtorner. »Die Menschheit kann es sich zudem nicht leisten, auf Informationen über die Vorgänge in der Nachbargalaxis zu verzichten. Dazu haben die vergangenen Ereignisse Andromeda viel zu nahe an unsere Galaxis herangebracht.«

Die beiden Männer unterhielten sich noch einige Minuten über dieses Problem. Dann drang die CREST III in den Linearraum ein, um die Strecke von 400.000 Lichtjahren bis zum Andro-Beta-System aus eigener Kraft zu überwinden. Die roten Sonnen des Schrotschusstransmitters verschwanden, und um das Schiff waren nur noch die verwaschenen Schleier und Farbeffekte eines rätselhaften Zwischenkontinuums.

Ohne Zwischenfälle erreichte die CREST III nach mehrtägigem Flug Andro-Beta und landete auf dem Raumhafen Gleams, wo sie von Solarmarschall Julian Tifflor, dem Kommandanten des terranischen Stützpunktes, empfangen wurde.

Die nachfolgenden Stunden waren gekennzeichnet von nicht enden wollenden Konferenzen, danach zogen sich Rhodan und Atlan an Bord der CREST zurück.

 

Perry Rhodan setzte sein Glas hart auf die Tischplatte zurück. Besorgt musterte er sein Gegenüber.

»Und du willst wirklich allein nach Andro-Alpha, nur mit den hundertfünfzig Mann der VANUTO, ohne Begleitschutz ...?«

Atlan führte lächelnd sein Glas zum Mund, nippte an dem Whisky und nickte dem Terraner freundlich zu.

»Mit Major Frank Stuyven als Kommandanten und Kasom, Hawk, Lun, Tschubai und Sengu als Begleiter benötige ich keinen besonderen Schutz mehr. Außerdem: Was würden wohl die Maahks denken, wenn ich mit einem Flottenverband aus Ultraschlachtschiffen in ihrem Nebel auftauchte?«

Perry lehnte sich zurück und stellte die Stereoanlage leiser.

»Natürlich hast du recht, Atlan. Die Maahks könnten unsere Absichten missdeuten. Das hätte für die Menschheit katastrophale Folgen. Aber wenn schon einer dabei sein Leben riskiert, indem er sich völlig in die Hand der Maahks begibt, dann solltest nicht du derjenige sein. Wir haben erfahrene Kosmopsychologen, die die Verhandlungen führen können.«

Der Arkonide schüttelte den Kopf.

Er hielt sein Glas dem Dienstroboter hin, und die Maschine goss dienstbeflissen nach.

»Ohne die Fähigkeiten deiner Kosmopsychologen unterschätzen zu wollen, Perry: Keiner von ihnen kennt die Mentalität der Maahks, ihre Denkweise, ihre Zwecklogik besser als ich. Ich habe schon mit ihnen zu tun gehabt, als die Menschheit noch in Höhlen lebte und bestenfalls den Faustkeil als Waffe kannte. Deshalb ist die Verhandlung mit den Maahks ausschließlich meine Sache!«

»Du könntest deine Erfahrungen einem Unterhändlerteam übermitteln«, beharrte Rhodan auf seinem Standpunkt.

Atlan trank sein Glas aus und starrte eine Weile unbewegten Gesichtes auf den wandfüllenden Bildschirm, der die Umgebung der CREST III zeigte. Er wusste, warum ihn der Freund zurückzuhalten versuchte. Rhodans Bemühungen entsprangen nur der Sorge um ihn. Aber er war gewillt, seinen Willen durchzusetzen. Und er brauchte Rhodans Zustimmung, denn nur dann konnte er mit den Maahks als Bevollmächtigter des Solaren Imperiums verhandeln.

»Also schön«, sagte er schroff, »ich will dich in meine Taktik einweihen, mit der ich die Maahks zu beeindrucken gedenke. Vielleicht erteilst du mir dann deinen Segen!«

»Bitte!«, erwiderte Rhodan kühl.

»Du weißt, dass die Maahks vor etwa zehntausendfünfhundert Jahren Erdzeit von der arkonidischen Flotte vernichtend geschlagen wurden. Die Überlebenden konnten aus der Galaxis fliehen. Sie fanden Zuflucht im Andro-Alpha-Nebel, wo sie von den MdI als Kern eines späteren Hilfsvolkes angesiedelt wurden.

Innerhalb dieser relativ kurzen Zeitspanne vollzog sich im Alphanebel eine Bevölkerungsexplosion gigantischen Ausmaßes. Daran war die ungeheure Fruchtbarkeit der Maahks schuld. Eierlegende Wesen vermehren sich eben grundsätzlich schneller als solche, die ihre Jungen im Mutterleib austragen.

Kurz und gut: Aus relativ wenigen Exemplaren wurden im Laufe von gut zehntausend Jahren zahlreiche Billionen.

Bei diesem Stand der Bevölkerungsziffer können die Maahks zu Recht auf einen unerschöpflichen Nachwuchs an Kämpfern rechnen. Und ich bin überzeugt davon, dass sie diesen Nachwuchs in ihren Invasionsplan gegen Andromeda miteinbezogen haben. Sie werden ihn als ihre stärkste Waffe im Kampf gegen die Tefroder betrachten.

Dem gegenüber steht jedoch die Tatsache, dass den MdI mit Hilfe ihrer Multiduplikatoren ebenfalls ein nahezu unbegrenztes Reservoir an Soldaten zur Verfügung steht. Und dieses Reservoir ist noch um einiges größer als jenes der Maahks. Ich gehe davon aus, dass den Maahks Multiduplikatoren unbekannt sind. Es ist richtig, dass der alte maahksche Geheimdienst im Besitz von Multiduplikatoren war, deren Qualität weit unter der jener Geräte lag, die die Tefroder besitzen.

Wie wir jedoch wissen, waren jene Maahks, die im Dienst der MdI standen, unter ihren Völkern verhasst. Als es zur Revolte der Maahkvölker und zum Feldzug gegen Andromeda kam, wurden alle jene, die mit den MdI paktierten, gnadenlos vernichtet. Und mit ihnen also der gesamte alte Geheimdienst und die obersten Regierungsinstanzen. Wenn man bedenkt, welches Sicherheitsbedürfnis die MdI besitzen, so liegt der Schluss nahe, dass die Existenz der Multiduplikatoren nur wenigen Maahks bekannt war – eben den führenden Mitgliedern des alten Geheimdienstes.

Ich habe verschiedene Berechnungen angestellt, und alle kamen zu dem Ergebnis, dass das Geheimnis der Multiduplikatoren der breiten Öffentlichkeit unzugänglich war. Mit anderen Worten: Nach der Liquidierung der Maahks im Dienst der MdI ging auch deren Wissen verloren. Die MdI waren sicherlich vorsichtig genug, um unmittelbar nach der Maahk-Revolte sämtliche noch in Andro-Alpha existierenden Duplikatoren mittels Fernzündung zu vernichten.

Und darauf baut mein Plan. Wenn die Maahks tatsächlich über die Existenz von Multiduplikatoren Bescheid wüssten, hätten sie den Angriff auf Andromeda nicht so schnell begonnen, sondern wären strategisch vorsichtiger zu Werk gegangen.

Wenn ich sie während meiner Verhandlungen davon überzeugen kann, dass die Multiduplikatoren ihre Niederlage von vornherein besiegeln, falls sie sich nicht mit uns gegen die MdI verbünden, habe ich bereits gewonnen.

Nun ...?«

Perry Rhodan richtete sich steif in seinem Sessel auf.

»Das ist es, was ich gesucht habe!«, rief er. »Manchmal hat man eben ein Brett vor dem Kopf, das einem das Nächstliegende verbirgt.«

Der Lordadmiral sah den Freund verwundert an.

»Wovon sprichst du, Perry?«

Rhodan winkte ab.

»Schon gut, ich bin noch normal. Ich musste nur an die Besprechung denken, die ich vor unserem Abflug von Kahalo mit der Bordpositronik hatte.«

»Wie? Eine Besprechung mit einer Maschine?«

»Du kannst auch Beratung sagen, Atlan. Ich weiß, dass du für so etwas nicht zu haben bist. Selbst die intelligenteste Maschine ist in deinen Augen eben nur eine Maschine.«

Er lächelte.

»Worin ich dir beipflichten muss. Dennoch sprichst selbst du mit führenden Posbis wie mit deinesgleichen – und auch Posbis sind nur Maschinen, intelligente Roboter aus Stahlplastik, Kraftwerken und ein wenig Nervenplasma. Aber vielleicht sollte ich dir sagen, welche Auskunft mir die Positronik gab.

Sie sagte auf meine Frage, woher ich die Beweise bekäme, mit denen ich den Maahks nachweisen könnte, dass sie ohne terranische Hilfe den Kampf gegen die Duploflotten niemals gewinnen könnten: Wendet euch an Atlan!«

»So, diesen Rat also gab dir die Maschine«, sagte Atlan nachdenklich. »Ich muss gestehen, dass ich beeindruckt bin, Perry. Die Bordpositronik hat recht. Ich glaube, dass ich den Maahks die notwendigen Beweise liefern kann!«

»Und die wären?«, fragte der Großadministrator gespannt.

Atlan schüttelte den Kopf.

»Du kennst mich. Folglich weißt du auch, wie peinlich genau ich darauf achte, meine Trümpfe erst im entscheidenden Moment auszuspielen. Frage mich also bitte nicht weiter. Nur entscheide dich: Gib mir die VANUTO und eine Vollmacht, die mich den Maahks gegenüber als Vertreter des Solaren Imperiums ausweist, der zu Verhandlungen mit den Maahks und zu Vertragsabschlüssen berechtigt ist.«

Perry Rhodan zögerte noch einige Sekunden, dann schlug er mit der flachen Hand auf den Tisch.

»Also gut. Alle meine besten Wünsche werden dich begleiten!«

»Ich werde sie gebrauchen können«, gab Atlan ernst zurück.

»Aber vergiss nicht, die Maahks nach den Weltraumbahnhöfen ihrer Vorfahren zu fragen«, fügte Rhodan hinzu.

»Ganz bestimmt nicht«, erwiderte Atlan lächelnd.

3.

 

 

Der einhundert Meter große Leichte Kreuzer VANUTO startete am 16. Juni 2405 Erdzeit vom Planeten Gleam im Tri-System und ging eine Stunde später in den Linearraum.

Ziel war der 62.000 Lichtjahre entfernte Andro-Alpha-Nebel, ein der Andromedagalaxis vorgelagerter Zwergnebel mit nur 6500 Lichtjahren Durchmesser, rund 5300 Lichtjahren weniger als der kleineren der beiden unserer Milchstraße vorgelagerten Zwergnebel: der Kleinen Magellanschen Wolke.

Immerhin enthielt Andro-Alpha genügend Welten mit einer Wasserstoff-Methan-Atmosphäre, auf denen sich die Maahks in relativ kurzer Zeit unheimlich hatten vermehren können.

Am Abend des 16. Juni, nach insgesamt elf Stunden Fahrt durch den Linearraum, beendete Lordadmiral Atlan die Besprechung, die er mit seinen Begleitern abgehalten hatte.

Er sah sie der Reihe nach an: Melbar Kasom, den riesenhaften Ertruser, Omar Hawk, den Umweltangepassten mit der Kompaktkonstitution, dessen Muskeln die Festigkeit von Stahlplastik besaßen, Baar Lun, den letzten der Moduls, der die Fähigkeit besaß, jede Form von Energie in jede beliebige Form von Materie umzuwandeln, Ras Tschubai, den großen, schwarzhäutigen und wollhaarigen Teleporter, und Wuriu Sengu, den wuchtig gebauten Spähermutanten mit den dunklen Schlitzaugen im breitflächigen Gesicht.

Unwillkürlich musste der ehemalige Arkonidenadmiral lächeln.

Zu der Zeit, als er noch eine arkonidische Flotte befehligte, hatte er niemals eine so bunt zusammengewürfelte Mannschaft wie diese besessen. Seine Leute von damals waren gewiss intelligent gewesen, aber doch mehr oder weniger in ein Verhaltens- und Denkschema gepresst – eine Frucht vieltausendjähriger, einheitlicher Erziehung.

Diese Terraner aber ließen sich in kein Schema pressen. So unterschiedlich wie ihre besonderen Fähigkeiten waren auch ihre Charaktere und ihre Verhaltensweisen.

Er räusperte sich verlegen, als er Baar Luns musternden Blick bemerkte. Dem kahlköpfigen Modul entging nicht die leiseste Gefühlsregung, was nur zum Teil auf seine natürliche Begabung für die Psychoanalytikmethode zurückzuführen war. Lun »spürte« infolge seiner Hypersensibilität genau, wie der andere dachte.

»Wir sind uns also klar darüber«, führte Atlan aus, »dass die Verhandlungen mit den Maahks eine Art Psychofeldzug darstellen werden – von der Verfahrensweise her betrachtet.

Vor allem darf kein Wort über unsere geplante Aktion gegen das Andro-Sechseck fallen – nicht, bevor greifbare Verhandlungsergebnisse mit den Maahks erzielt worden sind. Noch besser wäre es, sie kämen selbst auf den Gedanken, uns die Vernichtung des Sonnentransmitters in Andromeda vorzuschlagen.«

Er lächelte hintergründig.

»Ich persönlich würde es begrüßen, wenn es den Meistern der Insel gelungen sein sollte, einige führende Maahks gegen entsprechende Duplos auszutauschen.«

»Vorausgesetzt, wir können das auch beweisen, Sir«, warf Wuriu Sengu ein.

»Dazu habe ich Sie und Lun mitgenommen«, erwiderte der Lordadmiral ernst. »Sie müssen sich natürlich vorsehen, damit niemand etwas von Ihren Recherchen bemerkt; es könnte sonst sehr unangenehm für uns werden.

Eventuelle Maahk-Duplos würden vor nichts zurückschrecken, um ihre Existenz geheim zu halten.«

Atlan winkte den bereitstehenden Dienstrobotern und ließ echten brasilianischen Kaffee servieren.

»Damit wir munter bleiben«, bemerkte er dazu.

Baar Lun ließ sich das Getränk schmecken. Er hatte sich an terranischen Kaffee gewöhnt und trank ihn leidenschaftlich gern, obwohl er in seinem früheren Leben niemals so etwas bekommen hatte.

Nur Wuriu Sengu lehnte dankend ab. Er ließ sich von den Robotern eine Kanne Tee bringen.

Hawk goss sich einen Viertelliter Whisky in seine Kaffeekanne. Dem vorwurfsvollen Blick des USO-Chefs begegnete er mit einem ironischen Lächeln.

»Alkohol macht mir nichts aus, Sir«, erklärte er. »Während meiner Spezialausbildung bei der Solaren Abwehr erlaubte ich mir einmal einen Scherz, unmittelbar vor der Untersuchung auf Raumflugtauglichkeit drei große Flaschen Whisky innerhalb einer Stunde zu leeren. Sie werden es kaum glauben, aber weder die Ärzte noch die Testmaschinen merkten etwas davon.«

»Schade um den schönen Whisky!«, seufzte Kasom.

Der Ertruser machte natürlich wieder einmal eine Ausnahme. Anstatt sich mit Kaffee zu begnügen, hatte er sich ein knusprig gebratenes Spanferkel kommen lassen. Andere Leute hätten das Tier wahrscheinlich als Läuferschwein eingestuft, doch die entsprechenden Sticheleien der anderen machten einem Mann wie Kasom nicht das geringste aus. Er aß mit großem Behagen.

Anschließend stieß er geräuschvoll auf.

»So!«, bemerkte er zufrieden. »Das war die Vorspeise. Es wird Zeit, dass ich etwas Festes in meinen Magen bekomme, Leute. Ich werde einmal sehen, was die Kantine zu bieten hat.«

Er erhob sich und stampfte aus der Tür.

Kopfschüttelnd blickte Sengu ihm nach.

»Hoffentlich geht uns nicht einmal der Proviant aus«, murmelte er ahnungsvoll. »Dieser Ertruser frisst uns sonst glatt auf.«

Atlan lachte schallend.

»Nun, ganz so schlimm ist er nun wieder nicht. Allerdings benötigt sein Körper für unsere Begriffe enorm viel Nahrung. Aber Melbar stellt sich absichtlich noch als ›Vielfraß‹ zur Schau, weil er es amüsant findet, wenn andere Leute vor Entsetzen Mund und Ohren aufsperren.«

Omar Hawk trank seinen Kaffee aus und erhob sich.

»Dieses Thema regt meinen Appetit an. Ich bin zwar kleiner als Kasom, aber immerhin benötigt mein Metabolismus noch etwas mehr an Nahrung als der des Ertrusers. Nur eben eine andere Art Nahrung.«

Er ging auf die Tür zu.

»Außerdem muss ich meine Tiere füttern.«

Der Oxtorner begab sich zu der Abteilung, in der sein Okrill und das Flatteräffchen von Pigell untergebracht waren.

Nachdenklich blieb er vor dem Sichtschirm stehen, der das Innere der Spezialkabine zeigte.

Der Flatteraffe hatte sich von irgendwoher ein Buch besorgt. Er saß auf Sherlocks Kopf und tat so, als würde er interessiert lesen.

 

Die VANUTO erreichte die Randbezirke des Alpha-Nebels am 17. Juni 2405 Erdzeit.

Atlan befahl dem Kommandanten, den Leichten Kreuzer in den Normalraum zurückzubringen.

Danach begab er sich persönlich in die Funkzentrale und ließ einen Funkspruch aus dem Hyperkom gehen, der in Kraahmak, der Verkehrssprache der Maahks, gehalten war und die Ankunft eines Unterhändlerschiffes meldete.

Minuten später ging die VANUTO erneut in den Zwischenraum. Sie kehrte aber nach fünf Lichtjahren Fahrt wieder in den Normalraum zurück. Erneut ging der Funkspruch hinaus.

Der Leichte Kreuzer verringerte seine Geschwindigkeit und blieb schließlich relativ bewegungslos im Raum stehen.

Eine Viertelstunde später meldete die Ortung das Auftauchen von zehn kleineren Maahk-Raumschiffen.

Atlan, Kasom, Hawk und Lun standen hinter dem Sitz des Kommandanten und beobachteten gespannt die Annäherung der Maahks. Immerhin hatte es früher einige heftige Zusammenstöße mit diesen fremdartigen Wesen gegeben. Niemand konnte genau vorhersagen, wie die Maahks auf den Einflug eines terranischen Schiffes in ihr Hoheitsgebiet reagieren würden.

»Geben Sie mir eine Direktverbindung über Hyperkom!«, befahl der Lordadmiral.

Innerhalb weniger Sekunden war der Kommunikator in Stuyvens Kontrollpult auf den Bordhyperkom geschaltet.

Atlan kannte die bei den Maahks am meisten verwendete Frequenz. Er schaltete entsprechend und arbeitete mit maximaler Leistungsabgabe.

In einwandfreiem Kraahmak sagte er:

»Hier Leichter Kreuzer VANUTO des Solaren Imperiums. Es spricht Lordadmiral Atlan. Ich komme im Auftrage des Großadministrators und ersuche um die Möglichkeit, Verhandlungen mit Ihren ›Neunvätern‹ zu führen!«

Er wiederholte die Botschaft.

Danach wartete er. Die Haut über seinen Wangenmuskeln spannte sich, und die Erregung trieb dem Arkoniden das Wasser in die Augen.

Plötzlich krachte es im Lautsprecher des Kommunikators.

Eine harte Stimme antwortete, ebenfalls in Kraahmak.