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Siegrid Graunke Gruel

Takko und Dankbart retten Wale


meinen Söhnen Garrit und Max gewidmet und allen Kindern und Kindmenschen der Zukunft


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Takko rettet Wale

 

 

 

 

 

Text und Illustrationen von Siegrid Graunke Gruel

 

 

 

 

 

 

Inhalt

 

Merkwürdiges neues...

Bloß keine Erkältung

Schwarze Sandtropfen

Wiegen und messen bei den Grünfrauen

Eine Sprechmuschelnachricht

Ein unzeitlicher Taucheinfall

Wermart erhält Anweisungen

Eine Spielplattform

Lagebesprechung

Heißer Tee und seltsame Sprechworte

Ein weiser verstimmter Meeresvater

Mirias' Sprechwortbuch

Seereles' Kiemenohren

Olios' Meeresomi

Besuch bei Brambartel

Ein guter Meeresvater

Mu ga beng!

Fällt das Gerüst um?

Ein Brief von Neptun

Geburtstagsparty!

Neptun

 

 

Merkwürdiges Neues...

 

"Takko, Takko wach auf! Wach auf! Auch, wenn ich dich nicht wecken darf!", ruft Dankbart aufgeregt in Takkos empfindliches großes Muschelohr, so dass Takko seine Hand schützend darauf legen muss. Eigentlich weckt man sich im Meerreich nämlich nicht gegenseitig auf, außer, es handelt sich um eine dringende Notwendigkeit.

"D... Dankbart?", sagt Takko verdutzt und setzt sich auf. "Wo kommst du her? Was ist los?!"

"Ich sah Unglaubliches, Takko - alter Schwede!", sagt Dankbart immer noch sehr aufgeregt. "Die Menschenleute haben etwas aufgebaut, mitten in unserem Meer! Es ist ein hohes Gerüst und sie machen dort starke Lärmgeräusche, bis nach ganz tief unten in unser Meerreich hinein!"

"Was sagst du da...? Bist du etwa wieder mit einem verdrehten Bein aufgestanden?", sagt Takko und starrt ihn irritiert an. "Du weißt doch wohl..."; - er streckt sich einmal doll nach oben aus," - es muss eine dringende Notwendigkeit sein, mich wecken zu dürfen... Wieso bist du hier gähn, ... früh vor der - ersten Mittagsstunde gähn? Alter Schwede."

Nein, wieder mit einem verdrehten Bein aufgewacht, das war Dankbart glücklicherweise nicht, aber um Takko noch einmal richtig wach zu bekommen, fällt er jetzt einfach vor seinem Muschelbett auf die Knie und sagt: "Bei Neptun, unserem Meeresgod, Takko; was ich durch mein großes Megarohr sah, ist wahr!"

"Ist - nicht zu fassen", sagt Takko jetzt. "Steh sofort auf, Dankbart, und dann berichte mir ausführlich!"

Die beiden Meerjungen lassen sich schnell, von den kleinen Meerjungfrauen, Erfrischungsnektargetränke bringen. Und dazu gibt es winzige Krabbenburger zum Frühstück vom Brunchbüffet, - denn Meeresbewohner naschen eher, als dass sie ordentlich essen. Auch brauchen sie nicht viel Nahrung, sondern, Hauptsache sie bekommen immer herrlich gute Erfrischungsgetränke aus fruchtigen Nektarsäften von Meerespflanzen.

"Es gibt nichts anderes zu berichten Takko, als das, was ich schon sagte", sagt Dankbart. "Die Menschenleute haben also ein Gerüst im Meer aufgebaut. Es müsste in der Nähe von Island sein. Die genaue Position konnte ich nicht bestimmen, da die Pfeilanzeige in meinem Megarohr kaputt ist. Ich bin darum überhaupt hergekommen, - um Poseidon für eine Reperatur zu bitten. Doch es erschien mir jetzt dringlicher zuerst zu dir zu tauchen."

"Was soll das denn wohl für ein Gerüst sein, Dankbart?", sagt Takko."Die Menschenleute sind wirklich verückt."

"Ja, klar sind sie das. Das ist nichts neues für uns Takko, aber sie bohren nun auch noch auf diesem Gerüst und zwar absolut laut und mit Hilfe von ihren Maschinen. Der Schallmesser zeigte mir über 100 Dezibel an!"

"Nein!" ruft Takko entsetzt aus. "Das halten unsere Wale doch gar nicht aus in ihren Ohren!"

Denn, dass in dieser Gegend viele Wale leben, das weiss er doch genau.

"Ja, so siehts aus Takko, und sie können ihre eigenen Signale nicht mehr wahrnehmen! Schlimmstenfalls verlieren sie ihre Orientierung und stranden irgendwo auf dem Strandland", sagt Dankbart noch dazu.

"Du hast ganz richtig entschieden, Dankbart, mit dieser Nachricht, zuerst hierher zu kommen!", sagt Takko jetzt laut und zieht sich sein Perlenhemd über, das wie ein Kettenhemd eines Rittermenschen ziemlich unverletzbar macht. "Wir müssen sofort hin und das ganze verrückte Tun stoppen."

"Klar, das sollten wir", sagt Dankbart und nimmt sich noch zwei von den Minikrabbenburgern. "Jedoch, - könnten wir nicht zuvor bei Poseidon eintauchen, damit ich ihn um eine Reparatur an meinem Megarohr bitten kann?"

"Das ist jetzt gar nicht wichtig", gibt Takko ihm aber zu verstehen. "Du kannst dich später darum kümmern! Hast du dein Harpunenschwert dabei?"

"Natürlich", sagt Dankbart, denn sein Harpunenschwert nimmt er überall mit hin.

"Gut, dann los. Wir tauchen zuerst bei Miria ein und ordern die Position von diesem - Gerüst!"

Man muss dazu wissen, dass Miria, die Cousine von Takko und Tochter von Poseidon, in einem kleinen Gelatinenpavillon wohnt, wo sie jeden Tag in viele Megarohre hineinsieht, zum Zwecke der Haiüberwachung. Aber das wissen ja alle schon, die unsere Meeresbewohner bereits schon besser kennen gelernt haben.

Die beiden Meerjungen setzen ihre Mikrobrillen auf, mit denen sie unsichtbar sind, für Menschen und mit denen sie Gefahren im Meer schneller erkennen können. Sie machen sich auf zum Tauchgang in die südliche Richtung, denn Neptuns' Wohnbereich liegt nördlicher als Poseidons' und zwar oben in der Nordsee, zwischen Schottland, England und Irland.

 

Als sie bei Miria ankommen und hintereinander durchs Eintauchfenster tauchen, ist gerade Poseidon bei ihr.

"Ich sage es nun nicht nocheinmal, Miria", verkündet er und sieht dabei etwas hilflos aus. Er beachtet die beiden Meerjungen zunächst nicht, dann aber wendet er sich Takko zu, mit einem flehenden Blick. "Gut, dass du hergekommen bist, Takko", sagt er jetzt. "Bitte überzeuge du deine Cousine, dass sie mitkommen muss, um gewogen zu werden. Sie scheint mir bei weitem zu wenig an Gewicht zu haben, was auch jeder sehen kann. Doch zeigt sie sich nicht einsichtig darüber. Ach, lebte ihre Mutter doch nur noch! Meine Sprechworte jedenfalls, sind nun erschöpft."

"Klar bist du etwas dünn", sagt Takko zu Miria, die auf ihrem Speckpolster sitzt und einem warmen Nektarsaft für die Schönheit schlürft. "Andere Meermädchen in deinem Alter, haben schon Rundungen an den - richtigen Stellen", sagt Takko und lacht einmal dazu.

"Na und", sagt Miria aber nur ,"dick sein, ist nur uncool..., und nicht angesagt, sorry."

Doch jetzt macht Takko ein ernsteres Gesicht, denn nun fällt es auch ihm auf, wie sehr Miria von ihrem Eigengewicht verloren hat.

"Du siehst - zum Fürchten aus", sagt er. "Und deshalb wirst du auch lieber tun, was dein Meeresvater dir sagt. Ich befehle es dir, als Sohn deines großen Meergottes Neptun."

Ja, dagegen kann Miria nun nichts mehr sagen, auch wenn sie schon beinah ihr vierzehntes Jahrzehnt erreicht hat, denn, - dem Sohn von Neptun, dürfen die Töchter von Poseidon nicht wirklich widersprechen.

"Meinetwegen", sagt sie und guckt Takko dabei etwas bissig an. Denn sie macht es nur, weil Poseidon anwesend ist. Es ist nicht wirklich so, dass ein Meeresmädchen wie Miria, von königlicher Herkunft, einem Meeresgodsohn nicht widersprechen darf, - nein natürlich nicht. Doch ist das eher als Schutz gemeint von Neptun, für die jüngeren Töchter des Poseidons, damit sie etwas vernünftig bleiben und nicht womöglich, von den Menschenleuten zu Unsinnigkeiten verführt werden. Denn Takko soll seine Stellvertretung manchmal sein, wie es die Rangordnung der Meeresgötter verlangt, meint Neptun.

Sie packt schweigend ein paar Cremes ein und einen leichten Schwimmanzug, den sie dafür benötigt, denn gewogen wird man im Meerreich in einem speziellen Becken.

"Warum ist nun Dankbart schon wieder hergekommen?", fragt Poseidon erstaunt, denn eigentlich hat Dankbart Aufgaben zu tun, als Sichelwart von Algenteppichen, in der Gegend um Dänemark.

"Er hat etwas Neues, - äm' merkwürdiges der Menschen in seinem Megarohr entdeckt", sagt Takko. "Und er braucht ganz dringend eine Reparatur an seinem Megarohr", sagt er schnell noch dazu, denn er weiß ja, wie schnell Poseidon in Aufregung verfallen kann und das wäre nicht gut. Und ja es klappte! Poseidon sagt nämlich nur dazu: "Dann komm du gleich mit, Dankbart. Ich bringe dich zu meinem besten Reparaturmann." Dann murmelt er noch nachdenklich mit kleinen Blubberblasen vor sich hin:"Zs s..., merkwürdiges neues der Menschen. Ich sollte vielleicht doch alle alten Megarohre erneuern lassen..."

"Oh, ja Poseidon", sagt Takko,"Megarohre erneuern ist immer richtig", denn er hat Poseidons' Gemurmel gerade noch hören können. Tja, Takkos Ohren sind schon etwas Besonderes, und Erfreuliches entgeht ihnen selten.

"Darüber ist noch nichts entschieden", sagt Poseidon doch nur dazu."Seid ihr nun soweit, Meereskinder, dass es los gehen kann?"

"Einen Moment noch",sagt Miria und kramt in ihrer Muschelkommode umher, so als müsste sie für eine Reise zusammenpacken. Bloß Dankbart steht schweigend herum und weiß nicht so recht, was er machen soll, denn am Liebsten würde er sofort in die Megarohre schauen, doch das geht ja jetzt nicht. Wie es aussieht, will Takko wohl eher, dass Poseidon erstmal nichts erfährt.

"Geht nur und tut, was ihr zu tun habt", sagt Takko und lässt sich auf Mirias Speckpolster nieder." Ich bleib hier, bis alles getan ist und überwache solang die Megarohre."

"Das ehrt dich,Takko", sagt Poseidon jetzt erleichtert."Großen Dank dafür im Namen meiner Tochter, die nun, hoffentlich, nicht noch drei Dämmerungsnächte und Tage braucht bis sie soweit ist."

Jetzt lachen alle einmal doll auf, und Miria begibt sich startklar, mit ihrer vollgepackten Langstreckentasche, zum Eintauch."Worauf wartet ihr denn bloß?", sagt sie schnippisch. "Ich wäre dann soweit!"