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Sweeping Compendium

Eine moderne Improvisationslehre und Lehrbuch für das Erlernen des Sweepings

von

Joe Enck

Impressum:

ISBN Taschenbuch: 978-3-7345-7729-1

Das Werk, einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2. Einführung

3. C-Dur

Die C-Dur Tonleiter

3.1 F-lydisch

3.2 G-mixolydisch

3.3 A-äolisch

3.4 H-lokrisch

3.5 C-ionisch

3.6 D-dorisch

3.7 E-phrygisch

4. Theorie der modalen Improvisation

4.1 Übungen

5. Modale Skalen

5.1 Modale Skalen innerhalb des Tonumfangs einer Oktave

5.2 Modale Skalen in der Anwendung über II-V-I Verbindungen

6. Die Pentatonik

6.1 Die fünf Positionen

6.2 Beispiele

7. Die Bluestonleiter

7.1 Die fünf Positionen

7.2 Übungen

8. Harmonisch Moll

8.1 Einführung

8.2 Übungen in harmonisch Moll

8.3 Beispiele für II-V-I in Moll

9. Melodisch Moll

9.1 Einführung

9.2 Die sieben Positionen

9.3 Übungen

10. Arpeggios

10.1 Arpeggios über drei Saiten

10.2 Arpeggios über fünf Saiten

10.3 Übungen

10.4 Viersaitige Arpeggien

11. Die Ganzton/Halbton-Skala

11.1 Positionen

11.2 Anwendungsbeispiele

12. Die Halbton-/Ganzton-Skala

12.1 Positionen

12.2 Anwendungsbeispiele

13. Chromatisches Spielen

13.1 Theoretisches Basiswissen

13.2 Targeting und Passingtones

13.3 Der Coltrane-Cycle

13.4 Beispiele

14. Die Weiterentwicklung des Coltrane-Cycles

14.1 Chromatic Playing

14.2 Inside/Outside

14.3 Theoretisches Basiswissen

14.4 Beispiele

15. Schlusswort

1.Vorwort

Es herrscht Konsens darüber, dass Musik eine Kraft darstellt, die uns befreit, gut tut, inspiriert etc.. In der heutigen Zeit wird Musik oft retrospektiv gelehrt. Zitiert werden die Klassiker des jeweiligen Genres, wie beispielsweise Bach und Mozart im Bereich der Klassik, Hendrix und Van Halen im Rock oder Parker und Coltrane im Jazz.

Dies hat zweifelsohne seine Berechtigung, denn ohne Blick in die Vergangenheit, ohne Verständnis der musikalischen Entwicklung eines bestimmten Stils, fehlt es den nachfolgenden Generationen oft an Substanz.

Dieses Buch hingegen verfolgt einen komplett konträren Ansatz. Es widmet sich den grundlegenden Systemen des Gitarrespielens und stellt althergebrachte Muster auf den Kopf. Dies deshalb, damit durch einen neuen Ansatz hinsichtlich der Spieltechnik, neue, bisher ungehörte Melodieverläufe auf der Gitarre logisch und organisch spielbar werden. Es geht darum, einen neuen Weg aufzuzeichnen, der es uns Gitarristen ermöglicht, große Intervalle in unsere Melodielinien und Improvisationen einfließen zu lassen,womit es erstmals möglich wird, sich melodisch an das Saxophon oder das Klavier anzunähern.

Viele Gitarristen haben versucht, durch das jeweilige Phrasing einen saxophonähnlichen Sound zu erreichen. Dieses Lehrbuch geht einen entscheidenden Schritt weiter, indem nicht die althergebrachten und ewig gleichen Gitarrenlinien durch das Phrasing „modernisiert“ werden sollen, sondern die nun verfügbare Tonauswahl komplett neue Linien entstehen lässt, die so noch nicht gespielt werden konnten, weil der sonst übliche Wechselschlag extreme Barrieren aufgebaut hat.

Das Buch richtet sich in erster Linie an Studenten der Jazz-Gitarre, die an den Universitäten unserer Welt versuchen, dem Geheimnis des Jazzgitarrenspiels auf die Spur zu kommen. Leider gibt es bis jetzt nur wenig bis gar keine Literatur zur Frage des „Wie“. Der Großteil der Jazzliteratur beschäftigt sich eher mit der Frage des „Was“. Was spielen xy über die und die Akkordfolge? Es geht oft nur um die Notenauswahl, das Tonmaterial und hinsichtlich des „Wie“ bleibt der Student oft alleine mit seinen Fragen oder die Problematik wird auf das Thema „Phrasing“ reduziert. Dieses Buch ist aber nicht ausschließlich für Jazzgitarrenstudenten entwickelt worden. Auch Anfänger der Gitarre, die erst ein oder zwei Jahre spielen und sich für Improvisation interessieren, werden mit diesem Buch ein reichhaltiges Nachschlagewerk erhalten.

Dieses Buch zeigt auf, wie man an das Improvisieren herangehen sollte, welche Zusammenhänge zwischen den Akkorden und den Tonleitern bestehen, worauf man achten muss, wenn man logisch und effizient anschlagen will und vieles mehr.

Es will eine Spielanleitung geben, die sich vorrangig um die Frage dreht, wie organisiere ich mein Tonmaterial so auf der Gitarre, dass ich möglichst effizient und logisch anschlagen kann[FGASP].

Im besten Fall bekommen Studenten bzw. Interessierte dieses Werk möglichst frühzeitig in die Hände, damit der Einstieg leichter fällt und die ansonsten durch „trial and error“ benötigte Zeit erspart bleiben kann.

Deswegen ist dieses Buch so aufgebaut, dass ein Einsteiger sich von Anfang an mit dieser wundervollen Spieltechnik auseinandersetzen und diese erlernen kann. Um diese Technik zu verinnerlichen, sollten Läufe, Imrovisationen und Soli gebildet werden, weshalb dieses Buch darüber hinaus auch eine Improvisationsanleitung darstellt.

Falls jemand also schon immer einmal seine eigenen Linien spielen wollte und noch nicht sicher war, wie er damit beginnen sollte, so hat er nun die Möglichkeit die ersten wichtigen Schritte in dieser Richtung zu gehen. Die kreativen Möglichkeiten in der Bildung von Melodielinien sind unter Zuhilfenahme der Sweeping-Technik bzw. des Composite Pickings unbegrenzt.

Für alle anderen, die schon weit fortgeschrittener auf ihrem Instrument sind, wird dieses Buch einen komplett neuen Blick auf die Gitarre und ihre inneren mechanischen Zusammenhänge und Muster geben. Das Buch will dazu inspirieren, Neues auszuprobieren und bisher unbeschrittene Wege zu gehen.

Ich habe in den letzten dreißig Jahren Hunderte von Schülern an der Gitarre in Form von Einzelunterricht ausgebildet und ich danke jedem Einzelnen, den ich das Privileg hatte, unterrichten zu dürfen. Diese Schüler zwischen fünf und fünfundsiebzig kamen zu mir, um Lagerfeuergitarre, Rock, Heavy-Metal, Blues, Jazz oder Klassik zu lernen. Jeder einzelne hat mich als Lehrer vor ganz eigene und neue Aufgaben gestellt. Jeder einzelne hatte seine eigenen Problembereiche und ich musste einen Weg finden, diese Hindernisse zu überwinden. Hieraus resultiert zwangsläufig eine gewisse Expertise, wie man sinnvollerweise das Erlernen der Gitarre angeht.

Diese Expertise floss in den Aufbau des Buches und seine Strukturierung ein. Es wird daher dringend nahegelegt, die einzelnen Kapitel in der chronologischen Reihenfolge durchzuarbeiten und erst in das nächste Kapitel zu wechseln, wenn das vorher durchgearbeitete Kapitel auch wirklich verinnerlicht ist. Insoweit ist Disziplin gefragt. Anderenfalls kommt es zu Irritationen, die letztlich den Studenten behindern. Dies gilt es zu vermeiden.

Studenten, die schon professionell spielen, können sich gerne die Kapitel in der Reihenfolge vornehmen, wie es sie interessiert, sollten aber übersprungene Kapitel zumindest durchlesen, um hinsichtlich der angesprochenen Thematik auf dem Laufenden zu sein.

Nachdem ich aus Erfahrung weiß, was passiert, wenn man mehrere Übungen direkt hintereinander positioniert, habe ich diese Methode hier bewusst nicht verwendet.

Ich habe stattdessen die Möglichkeit genutzt, im Rahmen der Darstellung von sweepbaren Tonleitern oder sweeping-Übungen, soweit aus meiner Sicht notwendig, theoretisches Wissen miteinzuflechten.

Auf diese Art und Weise geht die Entwicklung von spieltechnischen Fertigkeiten und Verständnis/Wissen Hand in Hand. Es ist nach meiner Überzeugung nicht möglich, vernünftig Gitarre zu spielen ohne vertiefte Kenntnisse in Sachen Theorie und Harmonielehre zu haben. Für ernsthafte Gitarrenstudenten gilt dies im Besonderen.

Wer beispielsweise besonders gut Auto fahren möchte, sollte sich ebenso mit den Verkehrsregeln beschäftigt haben, wissen was die einzelnen Verkehrszeichen bedeuten, das Gebot der Rücksichtnahme kennen u.s.w., anderenfalls wird das möglicherweise tödlich enden. Es langt eben nicht, nur den Motor zu starten und Gas zu geben.

Ähnliches gilt für die Musik. Auch dort haben wir „Verkehr“ mit anderen. Wir müssen mit unseren Kollegen kommunizieren, verstehen was sie musikalisch ausdrücken wollen und darauf mit unserem Gitarrenspiel reagieren. Der oft geäußerte Satz „Ich spiele, was ich fühle“ ist zwar schön, bringt aber meistens nichts musikalisch Sinnvolles zu Tage. Wer sich weigert, sein Gehirn mit Wissen zu fördern und es entsprechend dem Gelernten anzuwenden, spielt eben ohne Hirn. Und das hört man dann auch!

Von daher wird in diesem Buch nicht nur die reine Lehre vom „sweeping“ betrieben, sondern auch absolut unverzichtbare Grundkenntnisse über Tonleitern, Intervalle, Akkordaufbau, Akkordfolgen und Begriffsklärungen vermittelt. Dieses Buch soll helfen, einen ganzheitlichen Musiker zu generieren und nicht nur den klassischen „Sweepingautomaten“.

Weiterhin wird mit diesem Buch der Grundstein gelegt, um irgendwann einmal bei der ultimativen Anschlagstechnik, dem „Composite Picking“ anzukommen. Ich habe dieses Anschlagskonzept entwickelt, um ein System anbieten zu können, welches für alle erdenklichen Tonfolgen und Intervalle funktioniert.

Diese state-of-the-art-picking-technique ist recht komplex und nicht einfach zu lernen. Nach dem Durcharbeiten dieses Werkes fällt diese Technik aber bereits viel, viel leichter, weil hier bereits die Vorbereitungen getroffen wurden, um in diese wegweisende Spieltechnik einsteigen zu können.

Ich hoffe sehr, dass dieses Buch den Blick auf die Gitarre verändern und den Studenten eine ernsthafte Inspirationsquelle sein wird. Ich wünsche allen, die sich nun mit dem vorliegenden Werk beschäftigen, viel Spaß!

Joe Enck

Buchbrunn, 15.01.2017

Ich möchte mich bei folgenden Leuten bedanken:

Attila Zoller, John Scofield, Frank Gambale, Joe Pass, Steve Vai, Charlie Parker, John Coltrane, David Liebman, für deren Musik und Inspiration, weiterhin alle Leute bei Gibson Guitars und AER amplification.

Herzlicher Dank geht an Frau Lisa Schramm für ihre geleistete Arbeit bei der Durchsicht und Überarbeitung dieses Buches.

Extra special thanks an das Musikhaus Thomann und alle dort Beschäftigten.

Unendlichen Dank empfinde ich für meine Oma Friederike Seyboth, ohne deren Unterstützung ich meine erste E-Gitarre nicht hätte kaufen können und die mir die Räumlichkeiten für meine Musik-Schule ohne Wenn und Aber zur Verfügung gestellt hat.

Herzlichen Dank auch an meine Mutter Margit Enck, die mir die Gestaltung meines Lebens so ermöglicht hat, wie ich es immer wollte und heute lebe.

Für meine Ehefrau Annette und meine Tochter Alina

Literaturverzeichnis

FGASP: Frank Gambale, Speed Picking for Guitar, 2006

JSC1: John Scofield, Jazz-Funk Guitar I, 1993

MSAJG: Michael Sagmeister, Michael Sagmeister's Jazz Gitarre, 1999

JSC2: John Scofield, Jazz-Funk Guitar II, 1993

DBE: David Berkman, The Jazz Musician's Guide to Creative Practicing, 2007

BSN: Bob Sneider, How to play guitar in a big band, 2007

JVO: Joachim Vogel, Jazz Guitar Secrets, 1996

JTH: John Thomas, Voice Leading for Guitar, 2002

JPAOG: Joe Pass, Joe Pass on Guitar, 1996