Anmerkungen

1 George Washington zit. n. Herbert Schambeck (Hg.): Dokumente zur Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika. 2., erw. Auflage, Berlin, Duncker & Humblot 2007, S. 232 f.

2 Mit der Reach Higher-Initiative wollte Michelle Obama amerikanische Schüler dazu motivieren, nach dem Highschool-Abschluss eine weiterführende Ausbildung zu beginnen.

3 Bundesgesetz von 1944, das die Wiedereingliederung von US-Soldaten ins Berufsleben vereinfachte.

4 Staatliche Ausbildungsbeihilfe.

5 Gemeint ist das 1780 gegründete Netzwerk Underground Railroad.

6 Harper Lee: Wer die Nachtigall stört. Übers. v. Claire Malignom. Reinbek bei Hamburg, Rowohlt 1962, S. 43.

7 Reihe von US-Gesetzen, mit denen bis 1964 die Rassentrennung festgeschrieben wurde.

8 Abkürzung für »Lesbian«, »Gay«, »Bisexual« und »Transgender«.

9 George Washington, zit. n. Schambeck, S. 229.

Vorwort der Herausgeber

Abschiedsreden von Präsidenten haben in Amerika Tradition und gehen auf den ersten Präsidenten, George Washington, zurück. Der Text von Washingtons Abschiedsrede ist eines der herausragenden und grundlegendsten Dokumente der amerikanischen Geschichte und wurde jahrzehntelang anlässlich seines Geburtstages im Kongress verlesen. In der Abschiedsrede warnt Washington bekanntermaßen vor Partikularismus und Regionalismus, die die Einheit gefährden, sowie vor Polarisierung und Chauvinismus politischer Parteien – die »verderblichen Wirkungen des Parteigeistes« –, denn sie setzen »an die Stelle des übertragenen Willens der Nation den Willen einer Partei«.1 Außerdem hat er eine dritte Amtszeit für Präsidenten für unrechtmäßig erklärt und diese Auffassung im Grunde genommen eingeführt.

Barack Hussein Obama reihte sich also in eine lange Tradition ein, als er am 10. Januar 2017, kurz vor dem Ende seiner acht Jahre – zwei Perioden – dauernden Amtszeit als Präsident der Vereinigten Staaten und unmittelbar nach dem am schärfsten polarisierenden Präsidentschaftswahlkampf der amerikanischen Geschichte, in jene Stadt zurückkehrte, in der seine politische Karriere begann: seine Wahlheimatstadt Chicago, Illinois, um vor einer riesigen jubelnden Menge im größten Kongresszentrum Nordamerikas, dem McCormick Place, eine Abschiedsrede zu halten. Es war eine starke Rede, die an die Begeisterung anknüpfte, die seine historische und umwälzende Wahlkampagne von 2008 gekennzeichnet hatte, als er mit seiner Redegabe hingerissene Zuhörer dazu brachte, zurückzurufen und in Jubel auszubrechen, und seine gekonnten Ruf-Antwort-Kadenzen in die Sprechchöre »Yes, we can!« mündeten. Die Menge im überfüllten McCormick Place reagierte genauso lautstark wie die Menschenmengen damals, an einer Stelle brach sie sogar in den Sprechchor »Noch vier Jahre!« aus (was eine entschiedene, wenn auch scherzhafte Schelte des schlagfertigen Obama nach sich zog). Sie bekundete lautstark Lob, Unterstützung und Zustimmung, als der Präsident auf das zurückblickte, was er als die stolzesten Leistungen seiner Regierung betrachtete, als er emotional wurde, als er auf die Unterstützung durch seine Familie und ihre Rolle in seiner Präsidentschaft zu sprechen kam und als er die fortwährende Notwendigkeit betonte, weiter an der Verwirklichung der Ziele zu arbeiten, die Amerika noch nicht erreicht hat.

Der Leser wird merken, dass die Rede auch traurige Momente kannte. Die offenbare Beklommenheit und die Angst der Menschen, dass viele Errungenschaften Obamas – besonders seine historische Gesetzgebung zu Krankenversicherung, Steuer und Klimaschutz – von der ihm folgenden Regierung zurückgenommen würden, wurden thematisiert. In der Berichterstattung vieler Zeitungen hieß es am nächsten Tag, der Gedanke, dass auf den ersten schwarzen Präsidenten ein Rassist folge, sei das eigentlich Bedrückende gewesen, das unausgesprochen im Raum gestanden habe.

Gleichwohl hatte die ganze Rede den meditativen Charakter, der dem nachdenklichen und zum Nachdenken anregenden Redner eigen ist. Seine Betonung lag – wie bei seiner ersten Kampagne – auf der Überbrückung ideologischer Gräben und dem Eintreten für Demokratie, die nicht durch Angst geschwächt werden darf. Das war mitreißend genug, um den bekannten Sprechchor »Yes, we can!« in der Menge auszulösen, den der Präsident mit dem Hinweis unterbrach: »Yes, we did.«

Nur wenige Tage vorher, am 6. Januar 2017, hatte die First Lady Michelle Obama ihre Abschiedsrede unter ganz anderen Umständen und eher spontan gehalten. Anlass war eine Veranstaltung im Weißen Haus zu Ehren der School Counselor, der Beratungslehrer, die von der Ehrung des Beratungslehrers des Jahres gekrönt wurde – eine Feierlichkeit, die sie jedes Jahr ausrichtete. Da sie während ihrer Zeit als First Lady eine leidenschaftliche Verfechterin öffentlicher Bildungseinrichtungen war und den Ruf genoss, regelmäßig Schüler und Studenten zu kulturellen Veranstaltungen ins Weiße Haus einzuladen, befand sie sich hier in einem Kreis von Bewunderern. Als sie dann vor vielen Lehrern im überfüllten East Room stand, wurde sie während ihrer Rede mehrere Male von Gefühlen überwältigt. Und als sie ihren Unterstützern und denen ihres Mannes dankte und die Erfolge aufzählte, auf die sie stolz war und von denen sie hoffte, dass sie bleiben würden, wischten sich Mitarbeiter, Amtsinhaber und Lehrer, die sie umringten und sich um sie drängten, die Tränen aus den Augen.

Wie während der gesamten Präsidentschaft ihres Mannes und besonders während der letzten Monate, in denen sie für Hillary Clinton Wahlkampf gemacht hatte, stellte Michelle Obama sich der Situation und erwies sich wieder einmal als sprachgewaltige Rednerin