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Zur Identitätsproblematik in Robert Musils


Zur Identitätsproblematik in Robert Musils "Der Mann ohne Eigenschaften"

Charakter gleich Trägheit, sich zu wandeln?
1. Auflage

von: Lena Bachleitner

13,99 €

Verlag: Grin Verlag
Format: PDF
Veröffentl.: 24.09.2018
ISBN/EAN: 9783668804548
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 19

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Beschreibungen

Studienarbeit aus dem Jahr 2018 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Institut für Deutsche Philologie), Veranstaltung: Robert Musils "Der Mann ohne Eigenschaften", Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Seminararbeit behandelt eingehender die Identitätsproblematik in Robert Musils Roman "Der Mann ohne Eigenschaften". Im Mittelpunkt dieser Arbeit soll Ulrich, der Protagonist des Romans, sowie sein Prinzip der Eigenschaftslosigkeit stehen. Es wird der Frage nachgegangen, inwieweit Ulrichs Prinzip von Eigenschaftslosigkeit inhaltlich fundiert ist, ob nun Charakter als Persönlichkeitsmerkmal für jenes Identitätsgefühl, deskribiert als ein kohärentes Bild, das man von sich selbst hat, als Trägheit, sich zu wandeln, definiert werden kann.

Ulrich, der Protagonist des Romans, meint, dass das Bewusstsein von Identität auf einer Illusion von Konstanz, Einheitlichkeit und Reduktion beruhe, eine „Art perspektivische Verkürzung des Verstandes“ sei, „die diesen allabendlichen Frieden zustandebringt, der in seiner Erstreckung von einem zum andern Tag das dauernde Gefühl eines mit sich selbst einverstandenen Lebens ergibt.“ (MoE, S. 648f.) So entstehe ein „beherrschtes Bild“, wobei die „unsichtbaren Verhältnisse“ von „Verstand und Gefühl derart verschoben [werden - Anm. d. Verf.], daß unbewusst etwas entsteht, worin man sich Herr im Hause fühlt.“ (MoE, S. 649) Diese Leistung glaubt Ulrich nicht in wünschenswerter Weise vollbringen zu können. Jener Eindruck führt Ulrich schließlich zu dem Gedanken, „daß das Gesetz dieses Lebens […] kein anderes sei als das der erzählerischen Ordnung!“ (MoE, S. 650) Die überwältigende „Mannigfaltigkeit des Lebens“ würde dadurch auf einen eindimensionalen „Faden der Erzählung“ reduziert werden, auf die zeitliche Chronologie von Ereignissen, wodurch der Mensch „zu sich selbst Erzähler“ sei: „sie lieben das ordentliche Nacheinander von Tatsachen, weil es einer Notwendigkeit gleichsieht, und fühlen sich durch den Eindruck, daß ihr Leben einen ‚Lauf‘ habe, irgendwie im Chaos geborgen.“ (MoE, S. 650)

Ulrichs Konzept der Illusion von Identität charakterisiert sich also durch eine unbewusste Selbstbeeinflussung, um die menschliche Komplexität zu minimalisieren und sich somit auf beruhigend behagliche Weise als „Herr im Hause“ zu fühlen. Durch das Konzept der Eigenschaftslosigkeit will Ulrich einerseits jene Illusion überwinden, da er ohnehin nicht das Gefühl hat, „einen festen Boden unter den Füßen und eine feste Haut“ (MoE, S. 289) um sich zu haben, andererseits, um nicht der Gefahr der Unauthentizität durch die starre, allzu normierte Wirklichkeit anheimzufallen.